Grundsätzlich scheint überhaupt nicht klar zu sein, was Kultur eigentlich ist.
Es gibt weitgehnede Einigkeit darüber, was unter "Kultur" zu verstehen ist. Im weitesten Sinne zählen dazu alle vom Menschen geschaffenen materiellen und geistigen Dinge, wozu unter anderem die Bereiche bildende Kunst, Technik, Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Literatur, Architektur, Rechtsetzung, Musik u.a. zählen.
Die europäischen Staaten wurden nachhaltig von der antiken römischen Kultur geprägt. So z.B. durch die Romanisierung, die in Frankreich, Spanien, Portugal und Rumänien zur Übernahme der lateinischen Sprache führte, woraus sich später die romanischen Sprachen entwickelten. Im Bereich der Wissenschaft, Politik, Diplomatie, Kirche und Literatur blieb Latein das ganze Mittelalter über gebräuchlich, teilweise sogar bis heute.
Das römische Recht wurde seit dem hohen Mittelalter erneut entdeckt. Italienische Juristen der Universität Bologna griffen es als erste auf und es verbreitete sich anschließend rasch über alle bedeutenden Universitäten Europas. Römisches Recht wurde überall rezipiert und fand seinen Niederschlag in entsprechenden Rechtstexten, die den Bedürfnissen der Zeit angepasst waren.
Eindeutige Verwandtschaft mit der römischen Architektur zeigt die Baukunst der Romanik, worauf schon ihr Name hindeutet. Der Kunstprofessor Andreas Hartmann-Virnich sieht einen „anhaltenden Einfluss der spätantiken und frühmittelalterlichen Bautypen und Architekturformen" (vgl. dazu auch Wikipedia). Erneut aufgegriffen wurde die römische Architektur in den Bauten der Renaissance, die bewusst ein Wiederbeleben und Weiterentwickeln bestimmter Elemente der römischen Antike anstrebte.
Ein bedeutender Rückgriff auf das Imperium Romanum erfolgte durch die karolingischen Kaiser und die Kaiser des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reichs, die sich in der Tradition der Kaiser des antiken Römerreichs sahen. Viele ließen sich demzufolge in Rom vom Papst krönen. Das Zeremoniell der Krönung verband die Tradition des antiken römischen Kaisertums mit der Königserhebung germanisch-fränkischer Völker.
Am Rande sei bemerkt, dass über die Römer griechische Philosophie vermittelt wurde; dass der unter Caesar entwickelte Julianische Kalender bis heute gilt; dass das Geldwesen des Abendlandes zu großen Teilen auf die Römer zurückgeht (auch wenn sie es nicht erfunden haben); dass viele Brücken über Rhein, Donau, Loire, Tajo, Tiber oder Ebro auf die Römer zurückgehen, was auch auf die römische Trassenführung zutrifft, der viele Straßen Europas bis heute folgen - berühmt ist z.B. die Brücke von Alcantara, die den Tajo überspannt
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Bridge_Alcantara.JPG; dass der Kern zahlreicher europäischer Städte auf römische Gründungen zurückgeht usw. usw.