Auch wenn für die Berechnung der Beiträge sich an einem Kapitaldeckungsverfahren orientiert, im Grunde war es ein Umlageverfahren mit einer komplizierteren Beitragsberechnung. Das wesentliche Merkmal - der Kapitalstock - fehlte.
Das klingt schon etwas anders als vorher:
Meiner Meinung nach handelt es sich um ein klassisches Umlageverfahren
Bei der Reform wurde ausdrücklich festgestellt, dass das Kapitaldeckungsverfahren
aufgegeben wird, es mithin zuvor
vorhanden war. Wie oben ausgeführt, war das Kapitaldeckungsverfahren nicht aus dem Stand zu schaffen, sondern die Kapitaldeckung wurde zunächst mit den in den definierten Beitragsperioden (zB 10 Jahre) anfallenden Rentenlasten zum Barwert angesetzt. Rentenlasten außerhalb des Zeitraums, soweit die Anwartschaften übersteigende Barwerte ergeben, wurden zunächst außer Acht gelassen, was aber an der grundsätzliche Kapitaldeckungsmethode nichts ändert.
Nichts anderes ergibt sich wortwörtlich aus dem verlinkten Kommentar.
Per 1.1.1900 verfügten danach die Versicherungsträger über rd. 459 Mio. Deckungsvermögen, was den 223 Mio. mutmaßliches Deckungskapital (Barwerte!) der laufenden Renten der Beitragsperiode (nicht Beitragsjahr!), und somit 236 Mio. Deckung von Anwartschaften ausserhalb der Beitragsperioden (bezogen auf pimalDaumen 11,5 Mio. Versicherte und 640.000 Renten).
Die "Schwankungsreserve" in diesem Kapitaldeckungsverfahren ergibt sich nicht nur wie im Umlageverfahren aus Beitragsrisiken (zB konjunktureller Art), sondern
zusätzlich - systemimmanent, aus Zinsschwankungsrisiken (Renditeschwankungen Deckungsvermögen) und aus den biometrischen versicherungstechnischen Risiken des Barwertes des gerechneten Deckungskapitals (zB Invaliditätsfälle, Bewertungsfehler in der Duration etc.).
Kapitaldeckungsverfahren, das tatsächlich einen Kapitalstock ansammelt, weist sinnigerweise einen gleichbleibenden Beitrag bis zum Leistungseintritt auf)
Nein. Kannst Du an jedem praktizierten Kapitaldeckungsverfahren ablesen, dass das nicht erforderlich ist. Anschauungsmaterial siehe unten, bei "Rückstellung".
Der versicherungsmathematische Zusammenhang in der Kapitaldeckung ist ein völlig anderer: grundsätzlich ist mit jedem abgeführten Beitrag eine finanzmathematisch berechenbare Anwartschaft
entstanden. Schwankungen der Beitragshöhe - reale Praxis - führen dann zu schwankenden Anwartschaften. Ein gleichbleibender Betrag ist nicht erforderlich, regelmäßig - Entgeltanstieg im Berufsleben unterstellt - ergeben sich sogar steigende Beitragsleistungen. Die Barwertberechnung im Kapitaldeckungsverfahren berücksichtigt diese jährlichen anpassungen der Anwartschaftsbeträge (Erdienungsfaktor).
Das wesentliche Merkmal - der Kapitalstock - fehlte.
Den angeblich fehlenden Kapitalstock - nun wird wieder auf die "Aktiv"seite gewechselt - kann man in den Jahresrechnungen der Versicherungsträger mit 459 Mio. per 1.1.1900 nachlesen (in dem verlinkten Kommentar). Nach anderen Quellen bereits 539 Mio. per 1897, bei 36,5 Mio. Renten und 104,7 Mio. Beitragseinnahmen nebst 15 Mio. Zinsen (die übrigens das Kapitaldeckungsverfahren belegen, Rendite rund 3% auf das Deckungsvermögen von 500 Mio durchschnittlich im Geschäftsjahr, und dem 3-fache an Beitragseinnahmen gegenüber Rentenausgaben - utopische Zahlen für ein "Umlage"verfahren). Völlig logisch zum Einnahmenüberschuß ergab sich ein Anstieg des Deckungsvermögens, die Zielsetzung einer Zuführung zum steigenden Barwert des Deckungskapitals noch übersteigend.
Btw: woher stammen die 90 Mio.?
Der Reservefonds war und ist alt- und neusprachlich-bilanziell eine RÜCKLAGE (d. h. Eigenkapital) und KEINE Rückstellung (d. h. Fremdkapital). .
Den Unterschied zwischen Rückstellung und Eigenkapital kannst Du hier an einem
Beispiel für das Kapitaldeckungsverfahren ablesen, der sich in diesem Fall wie in den rund 80 anderen aus den berufständischen Versorgungswerken ergibt, die das Kapitaldeckungsverfahren praktizieren:
http://www.vlt.nrw.de/vlt/www/Materialien/Jahresabschluss/Jahresabschluss_Uebersicht_Endfassung.pdf
Passivseite, B. I.
Und korrekt als Deckungs
rückstellung bezeichnet.