Die Ottonen (919-1024)

Konradin

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Die Ottonen bzw. Liudolfinger waren zur Zeit der Karolinger bereits Herzöge der Sachsen.
Nach dem Tod des letzten ostfränkischen Karolingers, Ludwigs IV. des Kindes (* 893; Kg. 900-911) im Jahre 911, entschloß man sich, keinen (westfränkischen) Karolinger als Nachfolger zu dulden, sondern wählte den Herzog von Franken, Konrad I. den Jüngeren (* ca. 881), zum König. Hier beginnt formal der Anfang des deutschen Reiches.
Doch vermochte sich Konrad I. nicht durchzusetzen gegen die mächtigen anderen Herzöge des Reiches, v.a. diejenigen von Bayern, Schwaben und Sachsen.
Auf seinem Totenbett (918) befahl er daher, daß Heinrich von Sachsen als mächtigster Herzog zum Wohle des Reiches König werden sollte, übersandte ihm die Insignien und verstarb.
Und fürwahr: Heinrich (* 876) wurde als Heinrich I. 919 von der Mehrheit zum deutschen König gewählt (Heinricus Dei gratia rex Francorum orientalium); eine Minderheit wählte Herzog Arnulph den Bösen von Bayern zum Gegenkönig, der aber schon 921 resignierte, unter der Zuversicherung, daß er in Bayern die Bischöfe selbst einsetzen dürfe.
Heinrich I. festigte das Reich im Inneren (starke Zentralisierung) und Außen (Sieg über die Ungarn 933). Seinen Beinamen "der Finkler" bzw. "der Vogler" verdankt er dem Umstand, daß er, als man ihm die Krone antrug, gerade bei der Finken-/Vogeljagd gewesen sein soll. Eine Salbung und Krönung lehnte er mit den Worten "Ich will mich nicht zu sehr über jene erheben, die mich erwählt haben" ab.
Er, der eigentliche Gründer "Deutschlands", starb im Jahre 936, kurz bevor er seinen Romzug verwirklichen konnte, etwa 60jährig nach 17jähriger, sehr erfolgreicher Herrschaft.

Ihm folgte sein Sohn Otto (* 912) als König Otto I. nach, der aus Konflikten mit den konkurrierenden Stammesherzögen siegreich hervorging und die Königsmacht weiter festigte. Er bediente sich hierfür vornehmlich der Reichskirche und begründete das ottonisch-salische Reichskirchensystem.
Außenpolitische Anerkennung gewann er im Westfrankenreich als Vermittler zwischen den rivalisierenden Karolingern und Robertinern bzw. Kapetingern, wobei er sogar Lehenshoheit über Burgund erlangte. Die Ostgrenze des Reiches sicherte er durch Stärkung der Ostmarken und Gründung neuer Bistümer zur Missionierung der Slawen. Insbesondere die Pfalzstadt Magdeburg baute er als Machtzentrum im Rahmen der Missionierungs- bzw. Eroberungspläne im Osten aus.
951 bis 952 unternahm er den 1. Italienzug. Er eroberte die Lombardei, heiratete Adelheid von Burgund, die Witwe des Königs der Langobarden, Lothar von Italien, und nahm selbst, in Anlehnung an Karl den Großen, dessen Königstitel an (seit 952: Otto Dei gratia rex Francorum et Langobardorum).
Am 10. August 955 besiegte seine Streitmacht das ungarische Reiterheer in der Schlacht auf dem Lechfeld vernichtend und beendete damit die mehr als 50 Jahre andauernden Ungarneinfälle. Er erfüllte sein Gelübde, nach siegreicher Schlacht ein Bistum in Merseburg zu errichten. Seit diesem Tage nannte man ihn schon imperator (Kaiser) und Otto magnus (Otto der Große).
Während des 2. Italienzuges 961 bis 965 wurde er am 2. Februar 962 in Rom zum römischen Kaiser gekrönt (seither: Otto magnus Dei gratia imperator augustus) und gilt seither als Gründer des Heiligen Römischen Reichs. Mit der Kaiserwürde begann - auch für seine deutschen Nachfolger - die Schwerpunktverlagerung der Reichspolitik nach Italien. Im 3. Italienzug 966 bis 972 eroberte Kaiser Otto I. die restlichen langobardischen Herzogtümer in Süditalien und gliederte sie in das Heilige Römische Reich ein.
Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt er 973 einen glänzenden Hoftag in Quedlinburg ab und verstarb am 7. Mai 973 in seiner Pfalz Memleben.

Als Nachfolger Ottos I. des Großen wurde sein Sohn Otto II. der Rote (* ca. 955) gekürt, der bereits 961 zum Mitkönig gewählt wurde und seit 967 Mitkaiser war.
Die Herrschaft Ottos II. des Roten wurde von seinem Vetter, Heinrich von Bayern, genannt der Zänker, regelmäßig angegriffen. Im Norden lag das Reich im Konflikt mit den Dänen unter König Harald Blauzahn.
Otto II. unterstützte Papst Benedikt VII. und half diesem, sein Papsttum zurückzugewinnen. In Folge unternahm Otto II einen Feldzug gegen die islamischen Sarazenen in Süditalien. Die Kampagne endete in einer verheerenden Niederlage; Otto ließ seinen Sohn Otto III. bereits im Alter von drei Jahren (983) zum König wählen. Otto der Rote starb am 7. Dezember 983 in Rom und ist als einziger mittelalterlicher Kaiser im Petersdom beigesetzt.
Insgesamt ist er nicht zu negativ zu beurteilen, da er das Reich seines Vaters trotz vieler Konflikte seinem Sohn bewahrte. Wichtig ist auch, daß er es war, der 982 den Titel provokativ in Romanorum imperator änderte, um den oströmischen Kaiser zu verärgern.

Dieser, Otto III. (* 980), ist eine der umstrittensten und schillerndsten Herrscherpersönlichkeiten des deutschen Mittelalter. Schon kurz nach seinem Tod nannte man ihn "Das Wunder der Welt". Seine Idee von einer "Wiederherstellung des Römischen Reiches" (Renovation) scheiterte am Widerstand sowohl in Deutschland als auch in Rom selbst. Allerdings ist in der jüngeren Forschung umstritten, wie weit Ottos Pläne zur Renovatio gingen.
Nicht zuletzt durch seinen frühen Tod mit 21 1/2 Jahren ist schwer zu entscheiden, wie die Entwicklung seiner Ideen fortgeschritten wäre. Die Kontroversen um sein politisches Handeln, die schon zu Lebzeiten des Kaisers begannen, hielten bis in die jüngste Vergangenheit an. Erst Gerd Althoff hat mit seiner Biographie (1) ein neues, an die Quellen angelehntes Bild geschaffen.
Bereits im Alter von drei Jahren wurde er im Juni 983 in Verona zum deutschen König gewählt. Am 25. Dezember fand die Krönung in Aachen statt. Sein Vater war einige Tage zuvor gestorben, diese Nachricht erreichte Deutschland jedoch erst wenige Tage nach der Krönung. Heinrich der Zänker, der ewige Widersacher seines Vaters, versuchte umgehend, die Macht im Reich an sich zu reißen. Er überspannte den Bogen jedoch, als er sich 984 selbst zum König krönen ließ. Er konnte sich nicht als Regent halten und musste die Macht an die Mutter Ottos III., Theophanu, abtreten, die für Otto bis zu ihrem Tod 991 regierte. Danach übernahm seine Großmutter, Adelheid, die Regierungsgeschäfte, bis Otto, fünfzehnjährig, 995 sein Erbe antrat.
Im September 994 wird Otto III. auf dem Reichstag in Solingen für volljährig erklärt.
Otto unternimmt 996 einen ersten erfolgreichen Feldzug nach Rom, sein Cousin Brun von Kärnten wird als Gregor V. auf den Papstthron gesetzt und krönt ihn am 21. Mai 996 im Petersdom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Im Juli des Jahres zieht Otto ab.
Nach dem Tod Gregors V. sichert Otto 999 die Wahl von Gerbert von Aurillac zum neuen Papst, der als Silvester II. dieses Amt antritt.
Zu Beginn des Jahres 1000 trat Otto III. eine Pilgerfahrt ins polnische Gnesen an, um als Büßer das Grab des von ihm hoch verehrten, kurz zuvor als Märtyrer gestorbenen Adalbert zu besuchen. Boleslaw Chrobry, polnischer Herzog, wurde bei dieser Gelegenheit im Rang erhöht und zum "socius et amicus" des Heiligen römischen Reiches.
Auf dem Weg nach Rom öffnete Otto III. in Aachen das Grab des von ihm hoch verehrten Karl dem Großen, ein Vorgang, der auch bei den Zeitgenossen schon für erhebliches Aufsehen sorgte.
Im August 1000 ist er wieder nach Rom, wo es einen Aufstand gibt. Ottos Bestrebungen, den Einfluss der römischen Machteliten zurückzudrängen, hatten ein Fass zum Überlaufen gebracht. Auch hatte Silvester es nicht geschafft, sich einen guten Stand in der Stadt zu verschaffen. - Otto flieht im Februar 1001 zusammen mit Silvester II..
Otto III. stirbt zwischen dem 21. und dem 24. Januar 1002 auf der Burg Paterno, gerade einmal 21 Jahre alt und ohne Erben, an Malaria . Seine Leiche wurde durch Erzbischof Heribert von Köln nach Aachen überführt und dort beigesetzt. Sein Cousin, Heinrich II., wurde zu seinem Nachfolger.
Ottos Idee eines von Rom aus gelenkten, erneuerten Römischen Reiches mußte zwangsläufig scheitern, zumal der Widerstand dort viel zu groß war; dennoch ist er unter die interessantesten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches einzureihen.
Auf ihn geht der bis 1806 verbliebene Kaisertitel zurück: Romanorum imperator semper augustus.

Als letzter Ottone wurde Ottos III. Vetter, Herzog Heinrich IV. von Bayern, als König Heinrich II. der Heilige (* 973) 1002 zu dessen Nachfolger gewählt.
Als Sohn Heinrich des Zänkers und dessen Frau Gisela war er der Urenkel Heinrich I. und stammte somit aus der bayerischen Nebenlinie der Ottonen; er ist der einzige bayerische Herrrscher, der jemals heiliggesprochen worden ist und neben Karl dem Großen auch der einzige heilige Kaiser.
Papst Benedikt VIII. krönte Heinrich am 14. Februar 1014 in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er war mit der gleichfalls heilig gesprochenen Kaiserin Kunigunde verheiratet.
Heinrich II. starb 1024 mit 51 Jahren.
Er wurde bereits 1146 vom Papst für seine Verdienste um die Christianisierung der Westslawen v.a. durch die Gründung des Bistums Bamberg - 1002 veranlasste er den Baubeginn am Dom - von Papst Eugen III. heilig gesprochen.

Mit St. Heinrich II. endete die über 100jährige Herrschaft der Ottonen, die nun wieder an die Franken überging, die mit Konrad I. dem Jüngeren (911-918) bereits einen König gestellt hatten.
Nur noch ein einziges Mal sollte ein Sachse auf dem römischen Kaiserthron sitzen: Lothar III. von Supplinburg (* 1075) wurde 1125 zum deutschen König gewählt und 1133 in Rom zum Kaiser (Lothar II.) gekrönt. Mit seinem Tod 1137 endet die Herrschaft der sächsischen Kaiser endgültig.

Quelle: teilweise Wikipedia
 
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Hier noch ein Stammbaum der Ottonen.
 

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Hallo,
Es ist gerade ein neues Buch über die Dynastie der Ottonen und ihre Wirken und Taten im Europa des 10. Jahrhunderts erschienen: Robert F. Barkowski, Die Ottonen und das Konzept eines vereinten Europa. Im Buch befindet sich eine interessante Grafik mit Stammtafel der Liudolfinger und Ottonen erweitert um ihre Verbindungen zu den anderen europäischen Dynastien. Beim Kapitel über Otto II. befindet sich eine detaillierte Karte mit der Darstellung der Schlacht bei Crotone am 15. Juli 982.
 
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Ich kenne das Buch nicht, aber eine Frage drängt sich mir bei solchen Titeln immer wieder auf:
Warum um alles in der Welt müssen immer wieder mittelalterliche Herrscher für das Konzept eines vereinten Europas herhalten? Karl d.G., Karl V., Otto d.G. - irgendwie werden die alle immer wieder bemüht.
Nach allem, was wir heute wissen, hatte keiner von denen auch nur im entferntesten Ideen im Kopf, die mit dem heutigen Konstrukt eines gleichberechtigten, vereinigten Europa zu tun hatten.
Nur weil diese Kaiser über einen Vielvölkerstaat herrschten heißt das nicht im Mindesten, dass sie paneuropäischen Ideen pflegten.
Demnächst bringt noch jemand Attilas Reich als Vorläufer der EG.
 
Das da oben mit den sächsischen Kaisern ist so nicht ganz richtig, denn Otto IV, Sohn Heinrichs des Löwen und in mütterlicher Linie Enkel Lothars war nun vom Selbstverständnis her kein Schwabe oder Bayer, sondern Sachse ...
Und immerhin 10 Jahre unumstritten und 20 Jahre insgesamt König und später Kaiser..
Auch wenn er sozusagen nur als Interrimskönig zwischen den Staufern gesehen wird
 
Ich kenne das Buch nicht, aber eine Frage drängt sich mir bei solchen Titeln immer wieder auf:
Warum um alles in der Welt müssen immer wieder mittelalterliche Herrscher für das Konzept eines vereinten Europas herhalten? Karl d.G., Karl V., Otto d.G. - irgendwie werden die alle immer wieder bemüht.

Es ist natürlich unsinnig zu vermuten, diese mittelalterlichen Herrscher hätten das Ziel verfolgt, ein "vereintes Europa" zu schaffen. Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass die ottonischen und salischen Kaiser ein erneuertes christliches Imperium Romanum begründen wollten, das immerhin weite Teile Europas umfasst hatte, und sich in der Nachfolge der römischen Kaiser sahen. Der Begriff Heiliges Römisches Reich - Sacrum Imperium Romanum -, den sie für ihr multinationales Staatengebilde wählten, drückt dieses Ziel prägnant aus. Dem entspricht der Kaisertitel Romanorum imperator augustus, der auf die Nachfolge der Kaiser des Imperium Romanum verweist.

Ein "vereintes Europa" haben die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs zwar nicht geschaffen, aber immerhin sahen sie sich als die Oberlehnsherren der europäischen Könige - auch wenn das lediglich symbolischen Charakter hatte.
 
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Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass die ottonischen und salischen Kaiser ein erneuertes christliches Imperium Romanum begründen wollten, das immerhin weite Teile Europas umfasst hatte, und sich in der Nachfolge der römischen Kaiser sahen.

Was aber auch gerade gar nichts mit dem heutigen europäischen Gedanken zu tun hat.

Dieter schrieb:
Ein "vereintes Europa" haben die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs zwar nicht geschaffen, aber immerhin sahen sie sich als die Oberlehnsherren der europäischen Könige - auch wenn das lediglich symbolischen Charakter hatte.

Ja natürlich, aber dies überhaupt nicht unter dem Gesichtspunkt der Völkerverständigung, Gleichberechtigung, Zusammenarbeit, die den heutigen europäischen Gedanken ausmachen.
Sonst kannst du - wie oben erwähnt - auch Attila anführen, der war und sah sich auch als Herrscher über eine lange Reihe europäischer Völker.

Die Imperatoren vergangener Epochen mit der heutigen europäischen Idee zusammenzubringen ist mehr als absurd. Egal, ob man da die mittelalterlichen Kaiser, Napoleon, Stalin oder Hitler anführt. All denen ging es dabei ausschließlich um Machterweiterung.
 
Ja natürlich, aber dies überhaupt nicht unter dem Gesichtspunkt der Völkerverständigung, Gleichberechtigung, Zusammenarbeit, die den heutigen europäischen Gedanken ausmachen.

Das sind ja alles moderne politisch-demokratische Begriffe, die natürlich nicht auf politische Konzepte hochmittelalterlicher Kaiser anwendbar sind. Aber das sagte ich bereits sinngemäß.

Dennoch verfolgten diese Kaiser das Ziel, in Europa ein übernationales Reich auf christlichen Fundamenten zu gründen, in dem zahlreiche Völker vereint waren. Insofern gibt es Parallelen zu einem "vereinten Europa". Dass allerdings staatliche Strukturen und die Ausübung von Herrschaft nicht vergleichbar sind, versteht sich von selbst.
 
Das Konzept eines vereinbares Europa hat – und das ist auch im Buch erklärt – die Kaiserin Theophanu zusammen mit engsten Berater mittentwickelt. Zu denen gehörten unter anderem ein exzellenter Denker, Wissenschaftler und Politiker dieser Epoche Gerbert von Aurillac, Adalbert von Prag oder Leo von Vercelli. Otto III. sollte das weiter umsetzen. Diese Idee wohl pragmatische pragmatische Beweggründe, hier Zitat:
“Das Ottonenreich umfasste rein flächenmäßig ein sehr großes Territorium, das keine feste Hauptstadt hatte und mangels effizienter Kommunikationsmethoden kaum von einem Ort aus regiert werden konnte. Um dem Abhilfe zu schaffen, waren schon zu Zeiten der Karolinger die Pfalzen entstanden, die dem im Land umherziehenden Herrscher als Stationen dienten. Außerdem bestand theoretisch die Möglichkeit, noch weitere Nachbarländer friedlich zu integrieren, was zu noch mehr Problemen mit der Administration und Machterhaltung geführt hätte. In dem Konzept von Theophanu und ihren Beratern, das Otto III. zu verwirklichen suchte, war an alles gedacht worden: Die Nachbarländer waren zu Verbündeten und Freuden geworden, wenn man deren Entwicklung friedlich und freundlich unterstützt und sie an der Reichspolitik beteiligt hätte. Weite Teile des Reichs wären von loyalen Vertrauten verwaltet worden, und der Kaiser hätte ruhig im religiös erneuerten Rom dem Ganzen vorgestanden. Kaiserwürde, Religion und Kultur sollten der gemeinsame Nenner Europas sein.”
Diese Idee baute an Formierung eines Staatenbund ohne nationale Dominanz und ökonomische Arroganz. Sie wurde von dem König und Kaiser Heinrich II. völlig aufgegeben, der umgekehrt, auf nationaler Dominanz aufbaute.
 
Nun, um ein "übernationales Reich" zu bauen/bauen zu wollen, muß es Nationen geben.

Grundzüge von Nationalbewußtsein gabs aber wohl nur bei den Sachsen und den meisten Sachsen war das Reich der Deutschen oder was auch immer wohl herzlich egal. Selbst ein politisch einiges Sachsen war nicht sooo gefragt ..

Ein einiges christliches Reich hingegen war wohl Ziel, aber das war nicht auf Europa begrenzt.
 
Das Konzept eines vereinbares Europa hat – und das ist auch im Buch erklärt – die Kaiserin Theophanu zusammen mit engsten Berater mittentwickelt. Zu denen gehörten unter anderem ein exzellenter Denker, Wissenschaftler und Politiker dieser Epoche Gerbert von Aurillac, Adalbert von Prag oder Leo von Vercelli. Otto III. sollte das weiter umsetzen. Diese Idee wohl pragmatische pragmatische Beweggründe, hier Zitat:

Es gibt kein ottonisches Konzept eines "vereinten Europas". Insbesondere der von dir zitierte Kaiser Otto III. träumte gemeinsam mit seinem gelehrten Freund Gerbert von Aurillac, im Jahr 999 Papst Sylvester II., von der Wiederherstellung der glanzvollen Zeiten des Römischen Reiches. Entsprechend hieß das Motto des Kaisersiegels "renovatio imperii romanorum" (Erneuerung des Römerreichs). Hauptstadt sollte Rom werden, wo sich Otto III. zwischen den Ruinen der antiken Kaiserpaläste einen neuen Palast bauen ließ und wie ein römischer Kaiser Hof zu halten begann.

In diesem Zusammenhang schrieb Gerbert von Aurillac an den Kaiser:

Unser, unser ist das Römische Reich. Es spenden Kräfte Italien, reich an Früchten, Gallien und Germanien, reich an Kriegern, und es fehlen uns auch nicht die starken Reiche Skythiens.

Unser bist du, Caesar, Kaiser und Augustus der Römer, der du, aus edelstem Blut der Griechen geboren, die Griechen an Macht überragst, den Römern durch erbliches Recht befiehlst und beide an Geist und Beredsamkeit übertriffst.

(Gerbert von Aurillac, Libellus, in: Das ottonische Kaisertum, Graz-Köln 1956, S. 97)

Daraus spricht eine emotional übersteigerte und wirklichkeitsfremde Sicht der politischen Realitäten um das Jahr 1000. Mit einem "vereinten Europa" aber hat das wenig zu tun, es sei denn, man wollte auch das Imperium Romanum als Vorstufe der Europäischen Union betrachten.
 
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