Karl der Große - Beiname?

"Größe" wird zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Ellen bemessen. Damals war es eben besonders wichtig ein großer Schlagetot zu sein.

Schlagetot alleine reichte wohl nicht aus. Hinzu musste auch ein bestimmtes Charisma kommen und eine Leistung, die den Menschen im Gedächtnis blieb. Das waren allerdings in der Antike und im Mittelalter weniger friedliebende Züge, als die Entfaltung von Macht und ktiegerischer Erfolg. So hätte Elizabeth I. von England das Attribut "die Gtoße" vermutlich viel eher verdient, als Friedrich der Große von Preußen - nach heutigen Maßstäben!
 
naja, die Einführung der lateinischen Schrift, das Sammeln und Aufschreiben alter Sagen, Lieder und Quellen, die endgültige Abwehr der Mauren , Dänen und Wenden , das zeugt schon von gewissem Weitblick und Charisma.
Und dazu die Erkenntnis, Vertrauen ist gut, Kontrolle besser, seine Sendboten zur Kontrolle der Geistlichkeit und der Grafen. Ausserdem hat er nicht nur Gesetze erlassen sondern auch durchgesetzt

Und nicht zu vergessen, "seine " Anstöße zum Gartenbau und zur Bienenzucht.
Seine wahrscheinlich dauerhafteste und größte Leistung für die Menschheit:
Die Zucht von Apfelbäumen!!!!
Für die Franken hat er seinen Job im allgemeinen gut gemacht.
 
Ausserdem hat er nicht nur Gesetze erlassen sondern auch durchgesetzt.

An diesem Satz störe ich mich ein wenig. Wenn man an Karls Kapitularien denkt (übrigens seine einzigen Gesetze, die ich kenne, außer den Stammesgesetzen), so ist auch ein Exemplar überliefert, in dem er nachfrägt, ob seine Kapitularien überhaupt umgesetzt werden - es gab ja keine ausgebildete Exekutivgewalt! Ansonsten lässt sich schwer bis gar nicht nachweisen, ob man seinen Kapitularien überhaupt gefolgt ist. Hinzu kommt, dass (bis auf die Admonitio generalis vielleicht) die Kapitularien nicht sehr weit verbreitet wurden, erst recht nicht im ganzen Reich vorhanden waren: Viele Reichsteile blieben damit von Karls Gesetzgebung schlichtweg unberührt. Als Verdienst kann man ihm lediglich anrechnen, sich um eine Verschriftlichung und Zentralisierung des Rechts bemüht zu haben, ohne dass es dauerhafte Folgen gehabt hätte (nach Ludwig dem Frommen nimmt die Zahl der Kapitularien sowieso merklich ab, im 10. Jahrhundert wurden im Ostfränkischen Reich nur selten welche erlassen).
 
Was die Beförderung der Kultur angeht, ziehe ich persönlich Hermann den Lahmen Karl dem Großen vor.

Davon abgesehen muss man solche Attribute nicht überbewerten. Wenn Karl so groß war, wie sein gleichamiger Nachfahre dick...

Auch ein "Großer" - bei dem man erkennen kann wer mit welchem Interesse dahinter steckt: Wilhelm I. (Deutsches Reich) ? Wikipedia

Aber ich will niemandem ein Idol ausreden, deshalb:still:
 
Nun, wie ihr schon gemerkt haben dürftet, bin ich Kirchturmchauvinist.
KDG gehört also nicht zwingend zu meinen Idolen.
Aber in seiner Zeit antike Schriften sammeln zu lassen, obwohl man es selbst nicht lesen kann, geschweige denn verstehen? Die Sagen der ehemaligen Feinde ( Sachsen) aufschreiben zu lassen, DAS zeugt für mich von geistiger Größe und dem Versuch, sich selbst zu bilden.
 
(Aber Karl hatte auch eine Hakennase und eine Fistelstimme...:cool:)

Das sind Verzerrungen dessen, was Einhard schreibt. Einhard schreibt, Karls Nase sei ein klein wenig bzw. ein winziges bisschen (paululum) über das Mittelmaß hinausgegangen: naso paululum mediocritatem excedenti.
Und über seine Stimme schreibt er, dass sie nicht so stark gewesen sei, wie man es bei der Körpergröße (bzw. -form) hätte erwarten können: voce clara quidem, sed quae minus corporis formae conveniret.
 
Ich habe ohnehin den Eindruck, dass eine große, markante Nase für Herrscher (und Männer überhaupt) optisch kein Makel, sondern ganz vorteilhaft gewesen sein dürfte, und die Erwähnung, dass jemand eine Adlernase hatte, klingt doch ganz toll. Wird dagegen die Bezeichnung Hakennase gewählt, nun, dann ... "Zwinkern"
 
Nur von Adlernase steht da eben nichts. Keine *naso aquilam sondern eben nur eine, die über das Ebenmaß ein klein wenig hinaus gegangen sein soll. Nun kann man natürlich annehmen, dass Einhard hier in schmeichelnder Weise aus einem veritablen Zinken eine nur wenig über das Normalmaß hinausgehende Nase machte. Aber mehr schreibt er über die silhouettierende Qualität ;) der Nase eben nicht. Und Karls "Schwiegersohn" Angilbert - also der Vater von Karls unehelichen Enkeln - schreibt nur, dass Karls Schultern die der Menschen seiner Umgebung deutlich überragt hätten. Somit dürfte Einhard die einzige zeitgenössische Quelle sein, die über Karls Aussehen schreibt. Allenfalls noch die Darstellung Karls in Ravenna und die dieser sehr ähnliche Reiterstatuette aus dem 9. Jhdt., die Karl darstellen soll, geben noch Auskunft über sein Aussehen.
 
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Es kann schon sein, dass die Bezeichnung Adlernase euphemisch ist, aber sie ist jedenfalls im Gegensatz zur Hakennase, die immerhin als typisches Merkmal von Schurken gilt, positiv besetzt, und beide Bezeichnungen scheinen oft ein und dieselbe Nase zu meinen.

Kommen wir zurück zu Karl dem Großen - hier ist weder von einer Haken- oder Adlernase die Rede, sondern nur von einer Nase, die halt etwas größer ist. Muss dieser Hinweis überhaupt abwertend gemeint sein? Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass eine Bemerkung wie: Karl der Große hatte eine ungewöhnlich kleine Nase, ein richtiges Näschen, wesentlich weniger positiv rüberkommt.
 
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Nur von Adlernase steht da eben nichts. Keine *naso aquilam sondern eben nur eine, die über das Ebenmaß ein klein wenig hinaus gegangen sein soll. Nun kann man natürlich annehmen, dass Einhard hier in schmeichelnder Weise aus einem veritablen Zinken eine nur wenig über das Normalmaß hinausgehende Nase machte.
Dann hätte er es auch gleich ganz verschweigen können. Schließlich zwang ihn niemand dazu, sich überhaupt über Karls Nase zu äußern, und in einer Zeit ohne Fotos in Zeitungen und Fernsehen dürften ohnehin nur wenige Untertanen den Kaiser jemals ganz aus der Nähe gesehen haben, und spätere Leser nach Karls Tod erst recht nicht, sodass auch insofern kein Grund bestand, irgendetwas zu erwähnen, nur um es dann schönreden zu können. Ich nehme daher an, dass seine Beschreibung durchaus wahrheitsgemäß war.
 
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