Judas Phatre
Andererseits haben Koester und Robinson Recht, wenn sie sagen, dass das EvTh bei den meisten Parallelen die ursprünglichere Version liefert.
Woran genau wird das festgemacht? Mit Behauptungen und Namedropping kann ich nichts anfangen, ich will Argumente! Ad fontes!
Die Liste ist lang. Ich schlage den Spruch 36 (pOxy 655) vor:
"[FONT="]Jesus spricht: Sorgt euch nicht vom Morgen bis zum Abend und von der Abendzeit bis zum Morgen, weder um eure Nahrung, nämlich was ihr essen sollt, noch um eure Kleidung[/FONT][FONT="], nämlich was ihr anziehen sollt. Ihr seid doch viel besser als die Lilien, die keine Wolle krempeln und auch nicht spinnen..."[/FONT]
Wenn Du in die Bibel schaust, dann findest Du Lk 12,27
"Beachtet wohl, wie die Lilien wachsen; sie mühen sich nicht ab, noch spinnen sie."
Robinson hat in "A written Greek Saying Cluster Older than Q", HTR 92, 1999, 61-77 dargestellt, dass die Texte des NT auf einem Lesefehler im Griechischen beruhen und, wie im EvLk sichtbar, versuchen zu verbessern (Einschub von "sie mühen sich nicht ab", um das "entweder oder" zu retten). Der Papyrus aus Oxyrhynchus trägt den Urtext ("weder krempeln noch spinnen"), der den Sinn perfekt wiedergibt. Robinson schließt daraus, dass pOxy655 nicht auf das NT, sondern auf eine ältere unabhängige Quelle zurückgeht. Ich würde sagen: "Eine ältere unabhängige Quelle
darstellt".
Für weitere Belege habe ich einen Abschnitt aus "Nordsieck, Das Thomasevangelium, 2006, 9f" gescannt:
"[FONT="]Besonders bemerkenswert ist schließlich, dass im EvThom auch noch eine Reihe von Parallelen zu
Doppelüberlieferungen vorliegen, die unabhängig voneinander in Mk und Q vorhanden sind und diesen vorausliegen. Nämlich die Sprüche vom Haus des Starken (EvThom 35 = Mk 3,27 = Lk [Q] ll,21f), von der Sünde wider den heiligen Geist (EvThom 44 = Mk 3,28f = Lk 12,10), vom Licht unter dem Scheffel (EvThom 33 S.2/3 = Mk 4,21 = Lk 11,33), von der Offenbarung des Verborgenen (EvThom 5/6 S.5 = Mk 4,22 = Lk 12,2), vom Haben und Empfangen (EvThom 41 = Mk 4,25 = Lk 19,26), vom Senfkorn (EvThom 20 = Mk 4,30fF= Lk 13,18f), von der Aussendung der Jünger zur Krankenheilung (EvThom 14 = Mk 6,12 = Lk 10,9), von der Kreuzesnachfolge (EvThom 55 = Mk 8,34 = Lk 14,26f), von den Ersten und Letzten (EvThom 4 = Mk 10,31 = Lk 13,30), vom bergeversetzenden Glauben (EvThom 48/106 = Mk 11,23 = Lk 17,6), von der Spaltung unter Verwandten (EvThom 16 = Mk 13,12 = Lk 12,53), vom Kommen des Reichs Gottes (EvThom 113 = Mk 13,21 = Lk 17,23) und vom Vergehen der Welt (EvThom 11,111 = Mk 13,31 = Lk 16,17). Auch diese Parallelen, die mehr als die Hälfte aller überhaupt vorhandenen Doppelüberlieferungen von Mk und Q betreffen, belegen nachhaltig den hohen traditionellen Wert der Überlieferungen des EvThom (zu den ersteren s. auch R. LAUFEN, Doppelüberlieferungen, 1980, 81 ff und H.T. FLEDDERMANN, Mark and Q, 1995, 21f)."[/FONT]
Du übersiehst dabei, dass der Verfasser des synoptischen Luksevangeliums auch der Verfasser der sehr pauluszentrierten Apostelgeschichte ist.
Nein, tue ich nicht, ich habe mich nicht spezifisch genug ausgedrückt: "... Paulus in den Evangelien nicht zitieren". Soweit ich weiß, zitiert Lukas Paulus aber auch nicht in der Apg, oder? Die Apg stellt aber auf hervorragende Weise dar, dass die Synoptiker sich in der Tradition dieses "Apostels" sahen und nicht in der eines der echten Schüler des Jesus von Nazareth.
NB: Ich halte das "Matthäusevangelium" für eine Pseudoepigraphie, wie viele andere auch.