Im 17. Jhdt. bildeten sich die Niederlande und die Schweiz als Staat, Spanien nahm auch seine spätere Form an. Frankreich hat auch seine damaligen Grenzen (Korsika kam allerdings erst später dazu) im großen und ganzen gehabt. Deutschland war wesentlich größer und ein politischer Flickenteppich, Italien ebenso.
Die Frage nach modernen Staaten wird durch eine komplexe Entwicklung definiert. Dabei kann man diese Entwicklung - folgt man Strayer - in ihren frühen Ausprägungen bereits im Hochmittelalter sehen [3].
Gekennzeichnet ist sie durch komplexere administrative Prozesse, durch eine komplexere Wirtschaft und mit den Handelsströmen wachsen entlang der Handelsstraßen die Städte, mit Paris und seinen 250.000 Einwohnern zu dem Zeitpunkt als größte Stadt.
Zwei wichtige Veränderungen fördern die Zentralisierung bzw. die Modernisierung der Staaten, wie es Mann, in Anlehnung an Webers These zur zentralen Rolle der "Bürokratie", in seinen Darstellungen beschreibt [2].
Und es ist zum anderen der Übergang zu immer größeren und teureren Heeren, die zusätzlich zunehmend aus nationalen Kontingenten rekrutiert werden und entsprechende stabile fiskalische Einnahmen des Staates voraussetzen, wie Glete ausführt [1]
Carolus nennt bereits wichtige Beispiele, die Glete durch Schweden noch ergänzt.
Alternative Sichten liegen von Wallerstein oder Trevor-Roper vor. Folgt man Wallerstein, dann findet in dieser Periode ein relevanter Prozess statt und der Kapitalismus als Wirtschaftssystem nimmt in seiner Bedeutung deutlich zu. Dieser Bedeutungszuwachs wirkt sich auch auf das staatliche Handeln aus und erfordert eine Zunahme des administrativen staatlichen Handelns [5]. Dieser Sicht hat teilweise Trevor -Roper widersprochen, der nicht die Entwicklung kapitalistischer Handelsstrukturen als zentral für die Entwicklung des 17. Jahrhunderts annimmt, sondern in den politischen Umbrüchen, beispielsweise in England, und der damit zusammenhängenden Krise der politischen Herrschaft den Ausgangspunkt für die folgenden revolutionären Veränderungen sieht.
In diesem Sinne ist der "moderne" Staat zunehmend durch eine nichtpersönliche Ausübung seiner hoheitlichen Tätigkeit gekennzeichnet und die damit zusammenhängende von Anweisungen für die Verwaltung des Staates. Ergänzt durch eine zunehmende Spezialisierung seiner Amtsträger und der zunehmenden Verschiebung von politischer Macht von der Peripherie von Staaten in die Zentren.
Im Ergebnis ist dann der französische absolutistische Staat unter Ludwig XIV das vorläufige Endstadium dieses Entwickungsprozesses, der seinen weiteren Schub durch die bürgerlichen Revolutionen erhält.
1. Glete, Jan (2002): War and the state in early modern Europe. Spain, the Dutch Republic, and Sweden as fiscal-military states, 1500-1660. London, New York: Routledge
2. Mann, Michael (1986): The Sources of Social Power, Volume 1. A History of Power from the Beginning to AD 1760. 2nd ed. Cambridge: Cambridge University Press.
3. Strayer, Joseph Reese (2005): On the medieval origins of the modern state. 1st Princeton classic ed. Princeton, N.J: Princeton University Press
4. Trevor-Roper, H. R. (2001], c1967): The crisis of the seventeenth century. Religion, the Reformation, and social change. Indianapolis: Liberty Fund.
5. Wallerstein, Immanuel Maurice (2011): The Modern World System III. The second era of great expansion of the capitalist world-economy, 1730-1840s. Berkeley: University of California Press