Ich wurde kritisiert, weil ich die These von der Aufwertung durch Gegenstempel für finanzpolitischen Irrsinn hielt. Dem wurde entgegengehalten, dass es durchaus Gegenstempel gab, die Münzen aufwerteten.
Dann mach bitte einen Vorschlag: Wie soll man finanzpolitischen Irrsinn anders nennen? Gib dem Kind einen freundlicheren aber ebenso präzisen Namen.
Ich mahne doch lieber etwas Zurückhaltung an. Es gab nämlich durchaus Münzaufwertungen per Gegenstempel:
Nikaia in der römischen Kaiserzeit, 307. Sitzung am 17. Sept.1986:
"Ein sachgemäßigerer Weg war, das Kleingeld der Städte gegenüber dem angeblichen Silbergeld der Regierung aufzuwerten. Dies ist geschehen. Man hat dazu kleine Gegenstempel benutzt."
"Die rechts unten abgebildete Münze hatte nach der Gegenstempelung denselben Nennwert wie die Münze links oben, obwohl sie nur ein Viertel des Gewichtes hat"
Ich bestätige, dass das stimmt, die Zitate stammen von S. 29.
Unterschlagen wurden allerdings zwei winzige Details:
1.) Es wurden keine Abkürzungen für die Aufwertungen vorgenommen sondern griechische Buchstaben in ihrer Doppelfunktion als Zahlzeichen:
Die kleinen Gegenstempel tragen die Zahlzeichen Δ = 4 und Η = 8. (S. 29)
Also keine seltsamen Abkürzungen, sondern Zahlzeichen!
2.) Der Verfasser, Reinhold Merkelbach, macht mehr als deutlich - eigentlich ja nicht überraschend -, dass es sich um genau das handelte, was ich schrieb:
Finanzpolitischen Irrsinn. In seinen Worten:
Die negativen Folgen der Geldentwertung für das Imperium Romanum
Die Konsequenz der geschilderten Ereignisse war, dass die Staatswirtschaft nicht funktionierte; dies war auf lange Sicht ein wesentlicher Grund für den Zusammenbruch des römischen Reiches.
Das Reich wurde damals von Soldatenkaisern mit geringem wirtschaftlichen Sachverstand regiert. Wenn die Mittel der Staatskasse nicht reichten, während die Finanzen der Städte gesund waren, so lag die Ursache nach Meinung der Generale gewiß nicht in der Misswirtschaft der Kaiser, die Schuldigen waren die Städte. Man hat 260 n. Chr. die Prägung von Münzen durch Städte verboten. Damit war die Peinlichkeit aus der Welt, dass das Geld der Städte gegenüber dem kaiserlichen Geld aufgewertet werden musste, um den Markt funktionsfähig zu halten.
Die Peinlichkeit war beseitigt, aber das Funktionieren des Marktes war damit nicht wiederhergestellt. [...]
Die römischen Kaiser sind im vierten und fünften Jahrhundert den Weg der Geldentwertung immer weiter gegangen. Die Konsequenzen sind katastrophal gewesen. Man ist in weitem Maß aus der Geldwirtschaft in die Naturalwirtschaft zurückgefallen. [...] Als man die Versorgung der Truppe von der Geld- auf die Naturalwirtschaft umgestellt hatte, wurde es schwierig, größere Heere aufzustelllen und zu versorgen.
Das steht jetzt nicht etwa an einer ganz anderen Stelle des Buches, sondern man muss nur umblättern, auf S. 30.