Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Ich stelle mir vor, ich komme mit meiner Truppe auf ein wenige Jahre altes Schlachtfeld. Überall, auf der Fläche, an den Bäumen, in den Gruben- bleichendes Gebein. Und da soll ich mit kalkausgelegten Einzelgruben anfangen, wo doch ein Tumulus überliefert ist? Die Masse an Knochen lässt sich tatsächlich viel zeitsparender auf einen Haufen werfen und mit Erde überdecken. Massengräber sind immer die Methode der Wahl, wenn es Seuchen- oder Kriegsopfer in größerer Zahl zu bestatten gilt.
Dann kommen die Germanen und zerstören den Tumulus. Die Knochen werden durcheinander geworfen, mit Erde vermischt und womöglich weitflächig verteilt.
Der nächste römische Besucher sieht nur noch wenige Gebeine aus der Erde ragen, die vom Regen freigewaschen wurden, aber die in keinem körperlichen Verband mehr stehen. Und hier bietet es sich geradezu an, diese wenigen Gebeine in Einzelgruben würdig zu bestatten. Germanicus oder später?
 
Zitat J.-S. Kühlborn S. 156/157:

"Im gegenwärtigen Chronologiegerüst gilt für das Hauptlager von Haltern das Enddatum 9 n. Chr⁷⁰⁵. Die jüngste Terra Sigillata des Hauptlagers Haltern steht zugleich für das jüngste keramische Material aus der Epoche der Germanenkriege. Ähnliches scheint auch für die Münzen zu gelten. Auf der anderen Seite existiert weder für den westfälischen noch für den niedersächsischen Raum ein breiter archäologischer Fundniederschlag,der eindeutig über das Ende von Haltern (9 n. Chr.) hinaus ginge⁷⁰⁷. Damit sind die militärischen Unternehmungen des Tiberius und des Germanicus (10 - 16 n. Chr.) zwar historiographisch gut überliefert; es fehlt zu ihnen jedoch die archäologische Komponente, sei es in Form von germanicuszeitlichen Lagern bzw. als Niederschlag entsprechender Funde. Das Problem ist seit langem bekannt. Das auffällige Fehlen des archäologischen Materials⁷⁰⁹ ist vor allem deswegen so schwer verständlich, da in den Jahren 15 und 16 n. Chr. eine riesige, aus 8 Legionen und weiteren Truppenverbänden bestehende Streitmacht dem Nordwesten Germaniens durchzog.Dieses auffällige Missverhältnis ist zumindest für die Lipperegion nicht erklärbar.Gerade für einen Platz wie Holsterhausen, der von Kriegsbeginn an und bis mindestens in die Zeit der Statthalterschaft des Varus als Durchmarschlager immer wieder frequentiert wurde, müsste man eigentlich damit rechnen, dass die vom Rhein kommenden Truppen die traditionsreiche Militärstation Holsterhausen weiterhin ebenso genutzt hätten wie ihre Vorgänger zuvor. Warum diese Durchgangsstation bedeutungslos geworden sein sollte, ist nicht nachvollziehbar..."

⁷⁰⁵ Im Conspectus 40 wird Haltern von K. Roth-Rubi unter den absolut datierten Fundplätzen aufgelistet: "Das Ende der Belegung 9 n. Chr. im Zusammenhang mit der Varus-Schlacht ist gesichert (das früher oft erörterte Enddatum von 16 n. Chr. ist nicht mehr in Erwähnung zu ziehen)."

⁷⁰⁷ ...Theoretisch käme man über den neuen numismatischen Befund weiter, falls neue, in der Zeit zwischen 9 und 16 n. Chr. geprägte Münzen mit den Truppen des Germanicus ins Land gelangt wären.

⁷⁰⁹ Zum Münzumlauf der Jahre 9 - 14 n. Chr. und zum fehlenden germanicuszeitlichen Münzspektrum östlich des Rheins zuletzt J. Heinrich, Vor dem oppidum Ubiorum. In: Lehmann/Wiegels 2007. 288 - 301 (mit weiterer Literatur)

Quelle: Bodenaltertümer Westfalens 47; 2009


Die Münzen und die Fundplätze gibt es, jedoch zwischen Rhein, Weser und Elbe.
 
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Und was sagt uns das!? Erstmal doch nur dieses, dass rechtsrheinisch (momentan) keine Münzen oder andere Funde gemacht wurden, die auf die Aktionen des Germanicus hinweisen. Und man kann sich dies (momentan) noch nicht erklären!

Wenn nirgends im Rechtsrheinischen Spuren zu entdecken sind warum sollen dann ausgerechnet die fehlenden Münzfunde bei Kalkriese verdächtig sein???
Hätten sonst überall die Züge des Germanicus Spuren hinterlassen,, dann würde mich der fehlende Germanicushorizont ja auch stutzig machen, aber so!
 
An Germanen glaube ich nicht. Es gibt natürlich noch eine zusätzliche Möglichkeit: Die Gruben enthalten Gebeine aus dem zerstörten Grabhügel, den man aus Angst vor erneuter Zerstörung nicht wieder errichten wollte. Natürlich war es eine römische Aktion, nur wesentlich später.

Daran glaube ich absolut nicht.
Wann ist denn wesentlich später? 16 n.Chr.? Das ganze wäre ja dann ein zweiter Besuch des Schlachtfeldes durch Germanicus gewesen. Das hätte der Tacitus doch sicher erwähnt. Er erwähnt allerdings nur die Zerstörung des tumulus - nicht aber eine erneute Bestattungsaktion, z.B. in Gruben.

Oder noch später als 16 n.Chr.? Durch wen auf Seiten der Römer? Man darf nicht vergessen, daß nach ca. 10 Jahren die Knochen ganz verschwunden wären - wissenschaftlich heißt es, daß die Knochen mindestens zwei aber höchstens zehn Jahre an der Oberfläche gelegen haben.

Nochmal:
In Kalkriese finden sich menschliche Knochen in Gruben bestattet, die nachweislich mindestens zwei und maximal zehn Jahre an der Erdoberfläche lagen. Dies bedeutet, das diese Knochen nachträglich bestattet wurden. Eine solche nachträgliche Bestattung ist literrarisch überliefert durch Tacitus. Und dieser erwähnt die Aktion im Zusammenhang mit der Varusschlacht. In Kalkriese ist nachweislich ein großes römisches Heer vernichtet worden. Anschliessend wurde das Schlachtfeld geplündert. Plünderungen erfolgen durch die Sieger. Diese wissenschaftlich nachgewiesenen Bestattungen hinsichtlich der Knochengruben in Kalkriese muss man in Zusammenhang mit den Kämpfen sehen. Und diese nachträgliche Bestattung dieser Knochen muß man natürlich mit Germanicus in Zusammenhang bringen - eben weil eine solche nachträgliche Bestattung durch Tacitus überliefert ist. Die Archäologie bestatigt schlichtweg den Tacitus.
 
Das belegen auch die Quellen. Die Cherusker bitten die Römer um einen König (Italicus) und damit auch um erneute Beziehungen zu Rom. Kaiser Claudius lehnt jedoch ab. Das politische Ende der Cherusker war damit besiegelt.
Was für eine Ablehnung? Im Gegenteil stattete Claudius den Italicus reichlich für die Reise aus. Die folgenden Machtkämpfe waren natürlich nicht gerade förderlich für die Cherusker. Aber zumindest unter Domitian waren die Beziehungen zwischen Rom und dem Cheruskerkönig Chariomer auch wieder gut, bis Chariomer von den Chatten vertrieben wurde und es zu erneuten Machtkämpfen kam, in denen (der bereits gescheiterte) Chariomer von Rom nur noch sehr halbherzig unterstützt wurde. Politisch am Ende waren sie wohl ab dieser Zeit, als die Chatten endgültig das Übergewicht über sie erlangt hatten.

An Germanen glaube ich nicht. Es gibt natürlich noch eine zusätzliche Möglichkeit: Die Gruben enthalten Gebeine aus dem zerstörten Grabhügel, den man aus Angst vor erneuter Zerstörung nicht wieder errichten wollte. Natürlich war es eine römische Aktion, nur wesentlich später.
Der nächste römische Besucher sieht nur noch wenige Gebeine aus der Erde ragen, die vom Regen freigewaschen wurden, aber die in keinem körperlichen Verband mehr stehen. Und hier bietet es sich geradezu an, diese wenigen Gebeine in Einzelgruben würdig zu bestatten. Germanicus oder später?
Wer soll das "später" gewesen sein?
 
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Ich wurde kritisiert, weil ich die These von der Aufwertung durch Gegenstempel für finanzpolitischen Irrsinn hielt. Dem wurde entgegengehalten, dass es durchaus Gegenstempel gab, die Münzen aufwerteten.

Dann mach bitte einen Vorschlag: Wie soll man finanzpolitischen Irrsinn anders nennen? Gib dem Kind einen freundlicheren aber ebenso präzisen Namen.
Ich mahne doch lieber etwas Zurückhaltung an. Es gab nämlich durchaus Münzaufwertungen per Gegenstempel:
Nikaia in der römischen Kaiserzeit, 307. Sitzung am 17. Sept.1986:
"Ein sachgemäßigerer Weg war, das Kleingeld der Städte gegenüber dem angeblichen Silbergeld der Regierung aufzuwerten. Dies ist geschehen. Man hat dazu kleine Gegenstempel benutzt."
"Die rechts unten abgebildete Münze hatte nach der Gegenstempelung denselben Nennwert wie die Münze links oben, obwohl sie nur ein Viertel des Gewichtes hat"
Ich bestätige, dass das stimmt, die Zitate stammen von S. 29.

Unterschlagen wurden allerdings zwei winzige Details:
1.) Es wurden keine Abkürzungen für die Aufwertungen vorgenommen sondern griechische Buchstaben in ihrer Doppelfunktion als Zahlzeichen:
Die kleinen Gegenstempel tragen die Zahlzeichen Δ = 4 und Η = 8. (S. 29)
Also keine seltsamen Abkürzungen, sondern Zahlzeichen!
2.) Der Verfasser, Reinhold Merkelbach, macht mehr als deutlich - eigentlich ja nicht überraschend -, dass es sich um genau das handelte, was ich schrieb: Finanzpolitischen Irrsinn. In seinen Worten:
Die negativen Folgen der Geldentwertung für das Imperium Romanum
Die Konsequenz der geschilderten Ereignisse war, dass die Staatswirtschaft nicht funktionierte; dies war auf lange Sicht ein wesentlicher Grund für den Zusammenbruch des römischen Reiches.
Das Reich wurde damals von Soldatenkaisern mit geringem wirtschaftlichen Sachverstand regiert. Wenn die Mittel der Staatskasse nicht reichten, während die Finanzen der Städte gesund waren, so lag die Ursache nach Meinung der Generale gewiß nicht in der Misswirtschaft der Kaiser, die Schuldigen waren die Städte. Man hat 260 n. Chr. die Prägung von Münzen durch Städte verboten. Damit war die Peinlichkeit aus der Welt, dass das Geld der Städte gegenüber dem kaiserlichen Geld aufgewertet werden musste, um den Markt funktionsfähig zu halten.
Die Peinlichkeit war beseitigt, aber das Funktionieren des Marktes war damit nicht wiederhergestellt. [...]
Die römischen Kaiser sind im vierten und fünften Jahrhundert den Weg der Geldentwertung immer weiter gegangen. Die Konsequenzen sind katastrophal gewesen. Man ist in weitem Maß aus der Geldwirtschaft in die Naturalwirtschaft zurückgefallen. [...] Als man die Versorgung der Truppe von der Geld- auf die Naturalwirtschaft umgestellt hatte, wurde es schwierig, größere Heere aufzustelllen und zu versorgen.
Das steht jetzt nicht etwa an einer ganz anderen Stelle des Buches, sondern man muss nur umblättern, auf S. 30.
 
Hallo Ravenik,

zwischen Tiberius und Vespasian klafft eine großes Loch (archäologisch gesehen), welche durch fehlende Münzen Unterstützung erfährt. Erst mit Vespasian, vermutlich durch den Bataveraufstand, ändert sich das Bild (konzentrierte Aureifunde zwischen Südharz und Nordhessen), um dann mit Domitian erneut zu enden. Das ist schon sehr auffällig.

Grüße
 
Daran glaube ich absolut nicht.
Wann ist denn wesentlich später? 16 n.Chr.? Das ganze wäre ja dann ein zweiter Besuch des Schlachtfeldes durch Germanicus gewesen. Das hätte der Tacitus doch sicher erwähnt. Er erwähnt allerdings nur die Zerstörung des tumulus - nicht aber eine erneute Bestattungsaktion, z.B. in Gruben.

Oder noch später als 16 n.Chr.? Durch wen auf Seiten der Römer? Man darf nicht vergessen, daß nach ca. 10 Jahren die Knochen ganz verschwunden wären - wissenschaftlich heißt es, daß die Knochen mindestens zwei aber höchstens zehn Jahre an der Oberfläche gelegen haben.

Nochmal:
In Kalkriese finden sich menschliche Knochen in Gruben bestattet, die nachweislich mindestens zwei und maximal zehn Jahre an der Erdoberfläche lagen. Dies bedeutet, das diese Knochen nachträglich bestattet wurden. Eine solche nachträgliche Bestattung ist literrarisch überliefert durch Tacitus. Und dieser erwähnt die Aktion im Zusammenhang mit der Varusschlacht. In Kalkriese ist nachweislich ein großes römisches Heer vernichtet worden. Anschliessend wurde das Schlachtfeld geplündert. Plünderungen erfolgen durch die Sieger. Diese wissenschaftlich nachgewiesenen Bestattungen hinsichtlich der Knochengruben in Kalkriese muss man in Zusammenhang mit den Kämpfen sehen. Und diese nachträgliche Bestattung dieser Knochen muß man natürlich mit Germanicus in Zusammenhang bringen - eben weil eine solche nachträgliche Bestattung durch Tacitus überliefert ist. Die Archäologie bestatigt schlichtweg den Tacitus.
Selbstverständlich gab es einen zweiten Besuch des Schlachtfeldes, wo eine Zerstörung des Tumulus und des alten Drusus-Altars festgestellt wurde. Und selbstverständlich wird das erwähnt. Während eine Wiedererrichtung des Tumulus nicht ratsam schien, baute man den Drusus-Altar wieder auf. Man hatte also Zeit. Und in dieser Zeit konnte man auch Erdgruben anlegen und die nun nur noch spärlich sichtbaren wenigen Gebeine hinein legen. Ganz im Gegensatz zum ersten Besuch, wo "überall bleichendes Gebein" auf eine Unmenge an Knochen hinweist, die man nie in Erdgruben untergebracht hätte. Über die Schoppe-Variante, dass Silius das getan haben könnte, haben wir ja schon diskutiert.
 
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Ich stelle mir vor, ich komme mit meiner Truppe auf ein wenige Jahre altes Schlachtfeld. Überall, auf der Fläche, an den Bäumen, in den Gruben- bleichendes Gebein. Und da soll ich mit kalkausgelegten Einzelgruben anfangen, wo doch ein Tumulus überliefert ist? Die Masse an Knochen lässt sich tatsächlich viel zeitsparender auf einen Haufen werfen und mit Erde überdecken. Massengräber sind immer die Methode der Wahl, wenn es Seuchen- oder Kriegsopfer in größerer Zahl zu bestatten gilt.
Das ist so, wenn der Verwesungsprozess noch nicht eingesetzt hat. Bei Knochenüberresten aus einer mehrtägigen Marschschlacht sieht das wohl schwieriger aus. Einen eingermaßen intakten Leichnam kannst du an den Schultern nehmen und hinter dir herschleifen, vielleicht bis zu einem Karren, auf dem dann ein Haufen Gefallener liegt. Bei verschleppten Leichenteilenüberresten hast du zwar das Gewicht nicht mehr, aber das Einsammeln ist auch ungleich schwierigerb

Dann kommen die Germanen und zerstören den Tumulus. Die Knochen werden durcheinander geworfen, mit Erde vermischt und womöglich weitflächig verteilt.
Der nächste römische Besucher sieht nur noch wenige Gebeine aus der Erde ragen, die vom Regen freigewaschen wurden, aber die in keinem körperlichen Verband mehr stehen. Und hier bietet es sich geradezu an, diese wenigen Gebeine in Einzelgruben würdig zu bestatten. Germanicus oder später?
Es ist fraglich, wie viele im körperlichen Verband stehende Gebeine Germanicus nach sechs Jahren noch angetroffen hat. Da muss nicht mal nur Verschleppung durch Tiere angenommen werden. Schon ein ergiebiger Regen kann kleinere Knochen mitunter wegspülen.

Zitat J.-S. Kühlborn S. 156/157:

"Im gegenwärtigen Chronologiegerüst gilt für das Hauptlager von Haltern das Enddatum 9 n. Chr⁷⁰⁵. Die jüngste Terra Sigillata des Hauptlagers Haltern steht zugleich für das jüngste keramische Material aus der Epoche der Germanenkriege. Ähnliches scheint auch für die Münzen zu gelten. Auf der anderen Seite existiert weder für den westfälischen noch für den niedersächsischen Raum ein breiter archäologischer Fundniederschlag,der eindeutig über das Ende von Haltern (9 n. Chr.) hinaus ginge⁷⁰⁷. Damit sind die militärischen Unternehmungen des Tiberius und des Germanicus (10 - 16 n. Chr.) zwar historiographisch gut überliefert; es fehlt zu ihnen jedoch die archäologische Komponente, sei es in Form von germanicuszeitlichen Lagern bzw. als Niederschlag entsprechender Funde. Das Problem ist seit langem bekannt. Das auffällige Fehlen des archäologischen Materials⁷⁰⁹ ist vor allem deswegen so schwer verständlich, da in den Jahren 15 und 16 n. Chr. eine riesige, aus 8 Legionen und weiteren Truppenverbänden bestehende Streitmacht dem Nordwesten Germaniens durchzog.Dieses auffällige Missverhältnis ist zumindest für die Lipperegion nicht erklärbar.Gerade für einen Platz wie Holsterhausen, der von Kriegsbeginn an und bis mindestens in die Zeit der Statthalterschaft des Varus als Durchmarschlager immer wieder frequentiert wurde, müsste man eigentlich damit rechnen, dass die vom Rhein kommenden Truppen die traditionsreiche Militärstation Holsterhausen weiterhin ebenso genutzt hätten wie ihre Vorgänger zuvor. Warum diese Durchgangsstation bedeutungslos geworden sein sollte, ist nicht nachvollziehbar..."

⁷⁰⁵ Im Conspectus 40 wird Haltern von K. Roth-Rubi unter den absolut datierten Fundplätzen aufgelistet: "Das Ende der Belegung 9 n. Chr. im Zusammenhang mit der Varus-Schlacht ist gesichert (das früher oft erörterte Enddatum von 16 n. Chr. ist nicht mehr in Erwähnung zu ziehen)."

⁷⁰⁷ ...Theoretisch käme man über den neuen numismatischen Befund weiter, falls neue, in der Zeit zwischen 9 und 16 n. Chr. geprägte Münzen mit den Truppen des Germanicus ins Land gelangt wären.

⁷⁰⁹ Zum Münzumlauf der Jahre 9 - 14 n. Chr. und zum fehlenden germanicuszeitlichen Münzspektrum östlich des Rheins zuletzt J. Heinrich, Vor dem oppidum Ubiorum. In: Lehmann/Wiegels 2007. 288 - 301 (mit weiterer Literatur)

Quelle: Bodenaltertümer Westfalens 47; 2009


Die Münzen und die Fundplätze gibt es, jedoch zwischen Rhein, Weser und Elbe.

Sueton überliefert, dass Tiberius nach der Varusschlacht befahl - und dies auch persönlich kontrollierte (wenn es tatsächlich so war, wie von Tacitus überliefert, dann kann das natürlich allenfalls stichprobenartig erfolgt sein) - dass kein überflüssiges Gepäck nach Germanien mitgeführt werden dürfe.
 
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Eine kleine Episode zur Haltbarkeit von Knochen auf einem Feld. Seit etwa 25 Jahren begehe ich u.a. ein bestimmtes Feld nach dem Pflügen in Erwartung neuer Funde. In unregelmäßigen Abständen fiel mir da ein menschliches Schädeldach auf. Alter unbestimmt, könnte von einer alten Bestattung, aus dem ersten oder letzten Krieg oder sogar aus einer Straftat stammen. Möglicherweise sogar mit Dünger (Mist) dort hin gelangt. Weitere Knochen gab es nicht. Bei jedem neuen "Erscheinen" hatte sich der Zustand nicht verändert, nur die Lage. Das Teil war weder kleiner, noch brüchiger geworden, und ich hatte schon mal den frevelhaften Gedanken, daraus einen Aschenbecher zu machen, aber den aus Pietätsgründen schnell wieder verworfen. Mittlerweile ist das gute Stück nicht wieder aufgetaucht, aber damit ist bewiesen, dass sich Knochen sehr lange im Übergangsbereich Luft-Boden halten können. Der Acker besteht an der Oberfläche aus landesüblichem Humus, ohne Kalkeinlagerungen.
 
:grübel: Ok, aber was beweist uns das im Zusammenhang mit Kalkriese?
Es beweist uns, dass es heute völlig unmöglich ist, die zeitliche Existenz von menschlichen Gebeinen im Gelände auf wenige Jahre exakt einzuschätzen und damit eine fundierte Aussage zu treffen, was nachfolgende Besucher des Schlachtfeldes noch hätten vorfinden können.

ElQ, seit ich vor Jahren einmal vergeblich versuchte, Knochen sammelden Kripo-Beamten klar zu machen, dass die große Menge an Gebein vom gerade ausgebaggerten uralten städtischen Friedhof stammte, und die sich dafür aus Angst vor der Blamage in der Zeitung verleugnen ließen, halte ich mich bei Einzelstücken unbekannten Alters sehr zurück.
 
Es beweist uns, dass es heute völlig unmöglich ist, die zeitliche Existenz von menschlichen Gebeinen im Gelände auf wenige Jahre exakt einzuschätzen und damit eine fundierte Aussage zu treffen, was nachfolgende Besucher des Schlachtfeldes noch hätten vorfinden können.
Das wirst du mit Frau Großkopf klären müssen. Kontaktdaten findest du bei der Uni Göttingen.

ElQ, seit ich vor Jahren einmal vergeblich versuchte, Knochen sammelden Kripo-Beamten klar zu machen, dass die große Menge an Gebein vom gerade ausgebaggerten uralten städtischen Friedhof stammte, und die sich dafür aus Angst vor der Blamage in der Zeitung verleugnen ließen, halte ich mich bei Einzelstücken unbekannten Alters sehr zurück.
Die Gesetzeslage ist die, dass Archäologen, wenn sie auf menschliche Gebeine stoßen, die Polizei benachrichtigen müssen, selbst dann, wenn keine rezenten Störungen treffen. Sprich, die Kripo hat nichts falsch gemacht, wenn sie die Knochenfunde dokumentierte. I.d.R. geht das in Zusammenarbeit mit den Archäologen relativ problemlos vonstatten.
 
Es beweist uns, dass es heute völlig unmöglich ist, die zeitliche Existenz von menschlichen Gebeinen im Gelände auf wenige Jahre exakt einzuschätzen und damit eine fundierte Aussage zu treffen, was nachfolgende Besucher des Schlachtfeldes noch hätten vorfinden können. ...

Nein, das beweist es nicht!!!
Dein einer Knochen ist eine viel zu schwache statistische Größe!

Meinst du nicht, dass die bei Kalkriese wirkenden Wissenschaftler die bisherigen Erkenntnisse bezüglich der Vergänglichkeit von Knochen und die lokalen Gegebenheiten abgeglichen haben!?

Zudem weisst du nichts über die Herkunft deines Knochenfragmentes! Vielleicht war der Schädel, bevor er auf den Acker landete, Teil einer wissenschaftlichen Sammlung oder stand privat auf dem Kaminsims und ist vorher imprägniert worden!? Wer weiß?
 
Nein, das beweist es nicht!!!
Dein einer Knochen ist eine viel zu schwache statistische Größe!
Meinst du nicht, dass die bei Kalkriese wirkenden Wissenschaftler die bisherigen Erkenntnisse bezüglich der Vergänglichkeit von Knochen und die lokalen Gegebenheiten abgeglichen haben!?

Zudem weisst du nichts über die Herkunft deines Knochenfragmentes! Vielleicht war der Schädel, bevor er auf den Acker landete, Teil einer wissenschaftlichen Sammlung oder stand privat auf dem Kaminsims und ist vorher imprägniert worden!? Wer weiß?
Es war kein kompletter Schädel, sondern nur eine flache Kalotte. Imprägniert war sie nicht, und als Aschenbecher wurde sie anscheinend auch nie benutzt, da ohne Füße. Natürlich ist ihre Vorgeschichte unbekannt. Übrigens findet man bei Begehungen der Areale ehemaliger mittelalterlicher Dörfer häufig Tierknochen, die ebenfalls unverändert mal wieder ausgepflügt werden. Die neuzeitliche Düngung stört natürlich das Bild, da Knochen beim Bauern in den letzten Jahrhunderten regelmäßig auf den Mist wanderten. Aber zumindest in den letzten Jahrzehnten geschieht das kaum noch. Und Felder ohne Düngung zeigen ähnliche Funde.
Die kalkrieser Wissenschaftler können so manches abgleichen, aber wenn sie keine vergleichbaren Oberflächenfunde aus der Region vorliegen hatten, sind alle jahrgenauen Jahresangaben, auch die über die angebliche Lagerungszeit vor der Beisetzung, reine Spekulation.
 
Es war kein kompletter Schädel, sondern nur eine flache Kalotte. Imprägniert war sie nicht, und als Aschenbecher wurde sie anscheinend auch nie benutzt, da ohne Füße. ...

Aber es war doch mal ein Schädel! So eine Kalotte ist alleine nicht lebensfähig! ;)

Impregnierungen sind nicht immer deutlich erkennbar! Man sollte da nicht von einer dicken Schicht Klarlack ausgehen.
 
Es war kein kompletter Schädel, sondern nur eine flache Kalotte. Imprägniert war sie nicht, und als Aschenbecher wurde sie anscheinend auch nie benutzt, da ohne Füße. Natürlich ist ihre Vorgeschichte unbekannt. Übrigens findet man bei Begehungen der Areale ehemaliger mittelalterlicher Dörfer häufig Tierknochen, die ebenfalls unverändert mal wieder ausgepflügt werden. Die neuzeitliche Düngung stört natürlich das Bild, da Knochen beim Bauern in den letzten Jahrhunderten regelmäßig auf den Mist wanderten. Aber zumindest in den letzten Jahrzehnten geschieht das kaum noch. Und Felder ohne Düngung zeigen ähnliche Funde.
Die kalkrieser Wissenschaftler können so manches abgleichen, aber wenn sie keine vergleichbaren Oberflächenfunde aus der Region vorliegen hatten, sind alle jahrgenauen Jahresangaben, auch die über die angebliche Lagerungszeit vor der Beisetzung, reine Spekulation.

Du stellst im Prinzip en passant und ohne konkrete Argumentation anhand einer Schädelkalotte unbekannten Alters in einem unbekannten Terrain, die du während eines unbekannten Zeitraums immer mal wieder gesehen hast, die wissenschaftliche Reputation der Anthropologin Großkopf von der Uni Göttingen und der Archäozoolgen Uerpmann von der Uni Tübingen in Frage. Sorry, da muss schon mehr kommen. Es sind eben nicht die Kalkrieser Archäologen gewesen, welche das Knochenmaterial ausgewertet haben sondern dieses ist aus den Händen gegeben worden.

Was Tierknochen aus mittelalterlichen Fundzusammenhängen angeht: Auch da ist natürlich immer die Bodenbeschaffenheit für die Erhaltung prägend. Gerade bei Küchenabfällen kommt dann aber noch hinzu, dass a) Siedlungen normalerweise nicht unbedingt dort angelegt sind, wo es besonders feucht (und damit der Boden übersäuert ist) und speziell für Knochen, dass sie, wenn sie mit Hitze in Kontakt kommen calcinieren. Sprich, sie ändern ihre molekulare Struktur. Calcinierte Knochen sind dauerhafter als nicht calcinierte (ungebrannte) Knochen.
 
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