Der Anhaltspunkt ist, daß es den Ackerbau schon seit dem Neolithikum gibt, die Jahreszeiten gar schon seit ein paar Jahrmillionen – das Christentum in seiner staatlichen Form aber erst seit Konstantin (zumindest was Europa betrifft).
Du hast also einen Beleg für Feuerräder vor dem Christentum? Sonst ergibt das chronologische Argument nämlich keinen Sinn.
Das Christentum (Katholizismus und Orthodoxie) hat sich in Europa nicht zuletzt durch Vereinnahmung alteingesessener heidnischer Glaubensvorstellungen und Riten durchgesetzt, genau wie das afrikanische bzw. südamerikanische Christentum zahlreiche animistische Elemente beinhaltet. Lediglich die rejudaisierte Form des christlichen Glaubens, der Protestantismus, ist mehr oder weniger frei von heidnischen Einflüssen. Die Protestantisierung des Katholizismus seit dem II. Vatikankonzil ist dann eine andere Frage...
Das ist gerade, was in Frage steht. Und den Schluß als Prämisse zu setzen, ergibt immer einen Zirkelschluss.
Zudem ist der Katholizismus nicht heidnisch durchsetzt. Informiere Dich mal zum Guten Hirten, Franz Xaver und Matteo Ricci. Das Christentum hat immer versucht seinen Glauben verständlich zu vermitteln. Dabei wurden auch Bräuche und Vorstellungen in angepasster Form benutzt, nicht der Glaube diesen angepasst. Auch sollte der Glaube in der Volkssprache vermittelt werden. Heliand und Altsächsische Genesis haben gezeigt, dass das nicht ging. Statt nun heidnische Vorstellungen zu akzeptieren, wurde Latein geboten.
Mit Luther wurde diese Stigmatisierung als Propaganda zur Verunglimpfung der Katholiken genutzt. Heute gelten zwar auch Menschen, die keine Christen sind, als richtige Menschen, aber verletzend wirkt diese Behauptung noch immer. Ich rede nicht von Political Correctness. Bis heute wird immer wieder behauptet, eine Religion sei nicht korrekt oder verwässert, um ihre Anhänger zu diskriminieren und zu verfolgen. Denken wir an Jesiden, Aleviten, Sikhs. Auch der Heiligen Inquisition wird solche Diskriminierung vorgeworfen.
Das ist in etwa so intelligent zu sagen, dass Luther die Bibel beim Übersetzen in seinem Sinn verfälscht hat. Dabei ist es ein altbekannter Effekt: Eine Übersetzung ist nie ganz korrekt, insbesondere zwischen Alten und Modernen Sprachen. Die Übersetzung von 'tekton' mit 'Zimmermann' könnte man z.B. als nicht korrekt bezeichnen. 'Steinmetz' wäre passender und ebenfalls jedem bekannt gewesen. Aber Luther sah eben den Stein als zu tot, zu sehr Materie. Ein Gedanke, der auch vielen Katholiken naheliegt und aus dem Neoplatonismus als Erklärungsmodell übernommen wurde. Auch wer übersetzt, kann eben nur innerhalb seiner Gedankenwelt übersetzen. Das Heranziehen dieser Übersetzung zur Interpretation des Jesuswortes vom Stein, auf dem er seine Kirche bauen wollte, ist dann von einer anderen Qualität, hat aber mit der Übersetzung wenig zu tun. Während es nun im Protestantismus wenig bis keine Mechanismen gegen solchen Blödsinn gibt, bewirken die starken Mechanismen der Katholischen Kirche eine quälend langsame Entwicklung, eben um eine Verwässerung des Glaubens auszuschließen.
Ich bin ja der erste, wenn es darum geht, ein wenig gegen die lutherischen Ketzer (
) zu frotzeln. Aber das ist nicht ernst gemeint, und in aller Regel mit einer gehörigen Portion katholischer Selbstironie versehen.