Thyl
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Das einzige, was christliche und heidnische Feiertage verbindet, ist die zeitliche Nähe.
Nein. Die Kirche hat bewußt heidnische Feiertage übernommen und umgewandelt:
Zitat Wiki:
Die zeitliche Nähe ist mitnichten bloßer Zufall, sondern weist auf sehr alte indo-europäische Mythen hin, dessen große Bedeutung die Kirche durchaus für ihre Zwecke zu nutzen wußte.Der Mönch Beda Venerabilis, selbst angelsächsischer Herkunft, berichtete von einem Brief, den Papst Gregor I. im Jahr 601 an den anglischen Abt Mellitus mit der Bitte um Weiterleitung an Bischof Augustinus von Canterbury verschickte. Indirekt wird darin über die religiös-kultischen Gebräuche der Angelsachsen berichtet:„..videlicet quia fana idolorum destrui in eadem gente minime debeant, sed ipsa quae in eis sunt idola destrunatur.. Et quia boves solent in sacrificio daemonum multos occidere, debet eis etiam hac de re aliqua sollemnitas immutari: ut die dedicationis.. tabernacula sibi circa easdem ecclesias, quae ex fanis commutatae sunt, de ramis arborum faciant, et religiosis conviviis sollemnitatem celebrant“
– Beda, Historia ecclesiastica gentis Anglorum I, 30
„..nämlich, dass man die Heiligtümer der Götzen in diesem Volk sehr wenig zerstören soll, sondern nur die Götzenbilder selber, die dort sind, zerstören. Und weil sie den Dämonen viele Ochsen zum Opfer zu schlachten pflegen, soll ihnen auch dafür irgendein Fest umgestaltet werden, so dass sie sich am Tage der Kirchenweihe.. um die Kirchen herum, die aus veränderten Heiligtümern entstanden sind, Hütten aus Baumzweigen machen und das Fest durch religiöse Schmäuse feiern.“
Für die bibelversierten Kirchenmänner waren [heidnische Traditionen] nichts als widersinniger Aberglaube und mußten bekämpft werden. Daher galt: je weniger darüber gesprochen wurde, desto besser. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesen über das Kollektivgedächtnis übermittelte Mythen keineswegs um Illusionen. Es gibt sie tatsächlich, auch wenn sie von der Kirche im Sinne der Ausgrenzung der heidnischen Sakralität, auf welche sich diese Mythen berufen, verdreht wurden. [1]
[1][2] Philippe Walter, Mythologie chrétienne. Fêtes, rites et mythes du Moyen Âge, Paris, Imago, 2003Hier wird allerdings erkennbar, was für Religionsforscher die wichtigste Herausforderung darstellt, nämlich die Verbindung zwischen einer mittelalterlichen und einer antiken Sitte herzustellen, obwohl beide Bräuche unabhängig voneinander entstanden sind; wohl aber gehen sie auf einen gemeinsamen indoeuropäischen Ursprung zurück. Aus dieser Perspektive ist es vollkommen falsch zu sagen, das mittelalterliche Narrenfest sei auf die antiken Saturnalien zurückzuführen. Gleichwohl kann man vernünftigerweise behaupten, daß beide Feste auf ein älteres mythologisches Muster zurückgehen. Das würde einige der gemeinsamen Komponenten erklären. [2]
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