Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Ach ja, ich glaube, ich habe mir mal eine Folge mit einer Ex von mir angesehen. Die war/ist Anglistin und stand auf britische Serien, vor allem Blackadder. Ihre Lieblingssendung war aber eine andere, bei ich mich auch leider nicht mehr an den Namen erinnere. Das war eine Art Anwaltsserie, die im 18. Jahrhundert spielte. Eine Art Rumpole of Old Bailey (die habe ich auch sehr gerne gesehen) oder Petrocelli, die im London des 18. Jahrhunderts spielte. Ich habe davon nur ein, zwei Folgen gesehen, fand sie aber sehr überzeugend und historisch authentisch, auch wenn ich als Kulturhistoriker in dieser Hinsicht zu schwach auf der Brust bin, um wirklich ein professionelles, fundiertes Urteil abgeben zu können. Ich erinnere mich aber, dass du mal eine Serie rezensiert hast, bei der ich mir ziemlich sicher bin, dass es diese war.
Du meinst wahrscheinlich "Garrow's Law". Garrow's Law - Wikipedia Die lief von 2009-2011. Die Handlung hat wohl einige Schnitzer und vermengt historisch nahe beieinander und fern voneinander liegendes. Wenn man Kulturhistoriker ist, werden einen bisweilen die gestelzten und unstimmigen Charaktere wie Lady Sarah Hill stören. Saint-Simone, selber Britin und bis vor ein paar Jahren hier im Forum, sah die Serie ähnlich kritisch wie ich. Die Idee war wohl gut, aber der rote Faden der Handlung überstrapaziert. Eine Aneinanderreihung realistischerer Delikte, die zeittypischer gewesen wären, hätte der Serie besser getan. Tragender und bisweilen rettender Charakter der Serie war der väterliche Mentor des Protagonisten, der davon profitierte, dass er von dem versierten Schauspieler Alun Armstrong gespielt wurde.
 
Ich (wir) habe(n) nur den Pilotfilm zur Serie gesehen, bei der Garrow seinen ersten Prozess verliert und dann ein Dienstmädchen wegen Kindsmord verteidigt und eine Folge der zweiten oder dritten Staffel. Darin ging es um die Besatzung eines Sklavenschiffs, die nach einem Navigationsfehler in den Gewässern um Jamaika nicht mehr über genügend Trinkwasser verfügte und daraufhin ihre "Fracht" absaufen lief, um anschließend die Versicherungsprämie zu kassieren. Die Folge fand ich recht überzeugend, damals wusste ich auch noch nicht, dass es sich um einen historischen Fall, das sogenannte "Zong-Massacre" handelte. Als Zeuge im ersten Prozess sagte übrigens damals Olaudah Equiano aus, der in "Amazing Grace" Wilberforce für die Sache des Abolitionismus gewinnt.

Da ist mir umso mehr unverständlich, weshalb die Macher von "Amazing Grace" da nicht mehr daraus gemacht haben oder besser gesagt, weshalb sie überhaupt gar nicht darauf eingegangen sind. Das wäre doch für den historischen Wilberforce wirklich eine Steilvorlage gewesen, die er sich kaum hätte entgehen lassen. Da wirkt die Rede an Bord der "Madagascar" doch umso lahmer, wenn man über diese Hintergrundinformationen verfügt.

Laday Sarah das ist die Dame mit dieser furchtbar nervigen piepsigen Stimme? Die meisten von dass Garrows Fällen waren wohl Sensationsprozesse. Davon waren die meisten auch historisch, aber welcher Anwalt übernimmt nur solche Mandate? Was "Rumpole of Old Bailey" so unterhaltsam machte, war dass er irgendwie menschlich wirkte und die meisten seiner Prozesse waren Allerweltsfälle, wo er auch schon mal jemand wegen Marihuanabesitz verteidigte. Aber da war er unter TV-Anwälten wirklich ein Außenseiter, bei Petrocelli (oder Matlock) ging es fast immer um Mord.
 
Laday Sarah das ist die Dame mit dieser furchtbar nervigen piepsigen Stimme? Die meisten von dass Garrows Fällen waren wohl Sensationsprozesse. Davon waren die meisten auch historisch, aber welcher Anwalt übernimmt nur solche Mandate? Was "Rumpole of Old Bailey" so unterhaltsam machte, war dass er irgendwie menschlich wirkte und die meisten seiner Prozesse waren Allerweltsfälle, wo er auch schon mal jemand wegen Marihuanabesitz verteidigte. Aber da war er unter TV-Anwälten wirklich ein Außenseiter, bei Petrocelli (oder Matlock) ging es fast immer um Mord.
Ja, das war die Lady Sarah.

Sie strengt eine Scheidung von ihrem Mann an, der sowieso ein Kontrahent von Garrow ist. Dass Garrow versucht sie juristisch auch zu vertreten und dabei gleichzeitig offensichtlich mit ihr in einer Liason verstrickt war, machte die Sache nicht besser. Damals war ja das Wesentliche die Glaubhaftigkeit der Zeugen oder Angeklagten, die von der Jury eingeschätzt werden musste. Gerade eine moralische Verfehlung konnte die Position des Angeklagten generell untergraben, selbst wenn diese de jure nichts mit der Anklage zu tun hatte. Um die Einseitigkeit zu steigern ist Sarahs Gemahl ein kleingeistiger Schwachkopf, der in keiner Weise Garrow gewachsen ist und dies mit Intrigen auszugleichen sucht.
 
L'échange des princesses - eine französisch-belgische Romanverfilmung über die Zeit als Ludwig XV. noch ein Kind war (1721) und mit einer vier Jahre alten Prinzessin verkuppelt werden sollte:
Beloeil: on tourne «L?échange des princesses» au château (+vidéo) - nordeclair.be
Un vendeur international pour ?L?échange des princesses? - Le film français
SCOPE Pictures - Overview of the different projects under production at Scope Pictures.
Weiß jemand mehr darüber? Ich dachte, der ist in Frankreich schon angelaufen. Hab es noch nicht in deutschen Kinos gefunden. Gibt es einen offiziellen Kinostart in Dtl.?
 
April Morning (1988) Regie: Delbert Mann

Der Film ist eine Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Howard Fast von 1961.

Der Film beginnt mit der Durchsuchung des Karrens von Solomon Chandler (Rip Torn) durch die Rotröcke, die darin Waffen und Munition entdecken, die eigentlich für die örtliche Miliz bestimmt sind. Der Karren wird konfisziert und der erboste Chandler kommt in Lexington an. Dort kommt er mit Moses Cooper (Tommy Lee Jones) und anderen Einwohnern ins Gespräch, die nicht alle seiner Meinung sind. Auf einer eilends einberufenen Versammlung der Gemeinde wird beschlossen, dass man den anrückenden Briten die Stirn bieten wird, da Chandlers Angelegenheit alle betreffen würde. Eigentlich wollte man nicht kämpfen, sondern den Briten nur Präsenz zeigen. Auch Moses Sohn Adam (Chad Lowe) lässt sich einschreiben, obwohl er erst 15 ist. Doch erwartet Adam sehnsüchtig den nächsten Tag. Auch andere Jüngere sind begeistert von der Erwartung der Rotröcke, nicht so Joseph Simmons (Robert Urich), der weiß was gut gedrillte Regulars bedeuten. Der Reverend (Joel Miller) will mit den britischen Offizieren verhandeln. Noch in der Dunkelheit ruft die Trommel die weniger als 80 Bewaffneten auf "the Green", dem Sammelplatz inmitten der kleinen Siedlung. Nur mühsam lässt sich der Haufen zur Ordnung bringen und die meisten erzittern, als sie die Übermacht der Briten aufmarschieren sehen. Die britischen Offiziere fordern die Einwohner auf die Waffen niederzulegen. Als diese nicht einwilligen, lassen sie die Rotröcke mit gefälltem Gewehr auf die Milizionäre zumarschieren. Chandler schießt aus einem Versteck auf die Briten, die nun ohne Befehl anfangen ihrerseits zu feuern. Dann stürmen sie auf die angsterfüllten Milizionäre zu, die niedergeschossen oder niedergestoßen werden, wenn sie nicht das Heil in der Flucht suchen. Adam, der gesehen hatte, dass sein Vater wohl tödlich getroffen wurde, versteckt sich in einer Holzhütte. Als er sich beruhigt hat, will er die anderen suchen, doch da heften sich Briten an seine Fährte. Er wird gejagt bis er Chandler trifft, der Adam ermuntert sich den anderen Flüchtenden anzuschließen. Langsam kommen aus der ganzen Gegend Milizionäre zusammen. Ausgesandte einzelne Briten, vor allem von der Leichten Infanterie, werden in unübersichtlichem Gelände ausgeschaltet. Adam verwundet in Notwehr seinen ersten Gegner und ist geschockt. Er begreift, dass das nun der Krieg ist. Simmons kümmert sich um Adam. Die diszipliniert marschierenden Briten sollen weiter nach Concord und dort mit den Einwohnern ebenso wie in Lexington verfahren. Doch die Milizen angestachelt vom begeisterten Chandler verbergen sich hinter Mauern und empfangen die Briten auf dem Gelände ihrer Wahl, wo die Rotröcke kaum einen ihrer Gegner treffen, ihrerseits allerdings niedergemetzelt werden. Als einmal Adam auf einen britischen Offizier schießt, stürzt dieser vom Pferd und lässt ein paar einzelne seiner Männer den Heckenschützen einkreisen. Chandler kommt Adam zur Hilfe und wird erschossen. Die Briten ziehen sich zurück und Adam kann endlich wieder zurück nach Lexington, wo ihn Simmons Tochter (Meredith Salenger) froh ihn heil wieder zu sehen, erwartet.

Recht angenehm ist wie unheroisch die Geschichte erzählt wird. Weder Simmons noch die beiden Coopers sind ausgemachte Helden, die für eine Nation sterben wollen, die sie noch garnicht recht benennen können, auch wenn sie schon ungefähre Vorstellungen von der Zukunft haben. Chandler, der Aufwiegler, ist ein eher heimtückischer Charakter. Die Briten werden nicht irgendwie dämonisiert, man sieht sie primär als still kämpfende Feinde, die meistenteils auf die Befehle ihrer Offiziere gehorchen. Der Film ist gefühlt eine Aneinanderreihung von laufenden kleinen Gefechten, unterbrochen v.a. von der Reflexion Adams über seine Erwartungen und die tatsächlichen Eindrücke der Geschehnisse. Es ist angenehm, dass die Protagonisten nicht die welthistorische Bedeutung der Kämpfe allzusehr ahnen und betonen.

Die Kostüme sind leider nicht so besonders. V.a. die Hemden stechen ins Auge, die halt einfach wahrscheinlich 1980er Holzfällerhemden sind, was man an Knopflochleiste und Kragen erkennt. Auch die Frisuren der Figuren erinnern stark an die 1980er, was aber nur für die Kolonisten zutrifft. Ich hatte mich schon gefragt, ob die Briten von Reenactors gespielt wurden, da man v.a. beim Gefecht in Lexington gut erkennt, dass es sich um winzige Einheiten mit den Uniformen verschiedenster Regimenter handelt - halt eine typische Erscheinung bei Reenactors. Die Briten fand ich überwiegend deutlich besser ausgestattet. Was durchaus gefiel, war die harmonisch und authentisch wirkende Landschaft und die Bauten, v.a. im Fall von Lexington. Als positiv ist auch anzumerken, dass die Rebellen offensichtlich durchweg unterschiedliche Gewehre tragen: Kentucky Rifles, Büchsen und wohl auch Militärmusketen.

Die Schauspieler haben mir recht gut gefallen, v.a. Chad Lowe und Joel Miller als Adam Cooper und der Reverend von Lexington.

Bis auf die Ausstattungsmängel ein solider gemachter TV-Film. Die kleineren Scharmützel sind teilweise sogar sehr schön gefilmt. 6 von 10 geschmuggelten Kugeln.
 
"Que la fête commence…" (1975) Regie/Drehbuch: Bertrand Tavernier

In der Bretagne versucht der Marquis de Pontcallec (Jean-Pierre Marielle) sowohl Adlige als auch Bauern um sich zu scharen, um gegen die von ihm verhasste Regentschaft des Duc d'Orléans (Philippe Noiret) loszuschlagen. Stattdessen will der Marquis einen spanischen Prinzen auf den Thron bringen. Die Verschwörer einigen sich darauf, dass Pontcallec zu Verhandlungen mit dem Regenten nach Paris geht. Auf der Reise dorthin gerät der Unglücksvogel prompt in die Hände der Soldaten, die ihn nach Louisiana verschiffen wollen. Doch er kommt frei, trifft aber statt den Regenten nur dessen Minister, den Abbé Dubois (Jean Rochefort). Der Abbé lässt Pontcallec ergreifen und will ihn deportieren lassen; doch Pontcallec gelingt zusammen mit der ihm unter Zwang angetrauten Gattin die Bretagne. Hier beabsichtigt er nun den Aufstand. Doch der französische Beamte, den er kidnappen will, kommt garnicht und so zerstreuen sich die wenigen Bauern, die er aufbringen konnte, rasch wieder in alle Winde. Dubois seinerseits setzt alles daran vor dem Regenten Pontcallecs Verschwörung aufzubauschen, damit er selbst umso wichtiger wird und bald endlich den erwünschten Kardinalshut bekommt. Denn die Zeit läuft gegen Dubois, weil der Regent krank ist und ihm der Tod seiner Tochter schwer zusetzt. Der Regent sucht indes Zerstreuung in Orgien und anderen Lustbarkeiten. Sein Patenkind, das in der Bretagne in der Obhut eines Klosters aufwächst, soll zu ihm zurückkehren. Zuvor deckt diese einmal sogar Pontcallec, als dieser allerorts von den in die Bretagne geschickten Dragoner gesucht wird. Schließlich wird Pontcallec doch noch erwischt und sieht sich einem vorgefertigten Urteil gegenüber.

Der Film ist wohl einer der seltsamsten des Genres. Ohne es damals wohl zu wissen, spielten beispielsweise zahlreiche spätere französische Stars als Nebenrollen oder gar Statisten mit wie Christian Clavier oder Thierry Lhermitte. Tavernier wollte etwas ganz anderes als die damals seines Erachtens angestaubten Historienfilme machen. Die Dialoge sind entsprechend rüde und oftmals zotig. Der Duc d'Orléans beschimpft bspw. den Erzieher des Königs Villeroi als Idiot - gewiss zu recht. Das Drehbuch ist auch eine Art Mosaik aus Einfällen von verschiedenen Mitwirkenden wie Tavernier in einem Interview, das jüngst auf Arte ausgestrahlt wurde, erläuterte. Dabei mischten sich moderne Zitate der Entstehungszeit des Films mit zahlreichen Quellen, die Tavernier und seine Freunde offenbar studiert hatten.

Die Schauspieler sind überwiegend fantastisch. Rochefort und Noiret waren damals offensichtlich auf dem Zenit ihres Schaffens und es macht einfach Spaß beiden bei den Wortgefechten zuzusehen.

Die Kameraarbeit ist auch bisweilen regelrecht berauschend, v.a. wo die wilde Natur der Bretagne eingefangen wurde.

Einzig bei den Kostümen erkennt man das schmale Budget, das damals immerhin hinreichte hoch motivierte und exzellente Schauspieler aufzutreiben. Die meisten Adligen sehen aus, als trügen sie sowas wie alte Sofas aus denen irgendwie Kleidung gezimmert worden ist. Die Kurtisane trägt halt einfach ein Korsett aus dem späten 19.Jh.. Richtig nervtötend sind aber die omnipräsent ins Bild gestreckten Schnurbärte von Rochefort und Marielle. Dabei steht Rochefort die Perücke und Soutane so großartig!
Bei den Geliebten des Duc hätte man sich mehr Barock- statt franz. 1970er "Schönheiten" gewünscht.

Wer unterhaltsame, bisweilen bitterböse und höchst intelligente Filme schätzt wird "Que la fête commence..." mögen. Es ist unglaublich wieviel Gehirnschmalz ganz offensichtlich in diese Produktion gesteckt wurde, um alle Charaktere interessant und facettenreich abzubilden.

Ein Klassiker des Historienfilms und schon allein für seine Wagemutigkeit 9 von 10 Punkte (trotz Kostümbild etc.).
 
"Harlots" (2017-...) Regie: Coky Giedroyc + China Moo-Young ...
von ITV / Hulu

"Harlots" ist eine moderne Serie über zwei Bordelle im London des ausgehenden 18.Jh.. Es soll zwar 1763+ spielen, schaut aber vom Kostümdesign, wo nicht wieder grobe Schnitzer sind (die es massig gibt) eher nach 1770er/80er aus.
Im Zentrum steht Margaret Wells (wie immer exzellent: Samantha Morton), die ein billiges Bordell besitzt. Ihre Tochter Charlotte (Jessica Rose Brown Findlay) ist die Konkubine eines baldigen Parlamentsmitgliedes, Sir George Howard (Hugh Skinner). Ihre andere Tochter, Lucy (Eloise Smyth), bezieht ihren besonderen Wert für die Mutter in ihrer Jungfräulichkeit und Jugend wodurch Margaret sie möglichst teuer zu verhökern gedenkt. Ein Interessent ist der perverse Lord Repton (Tim McInnerny - den meisten wohl durch "Blackadder" bekannt). Die permanente Gegenspielerin des Bordells der Wells ist Lydia Quigley (Lesley Manville), welche zum einen den Richter Cunliffe (Richard McCabe - bekannt durch u.a. "Master and Commander") und Florence Scanwell (Dorothy Caroline Atkinson) auf sie zu hetzen sucht. Letztere ist eine moralisierende Fanatikerin, die allerdings von der Bordellbesitzerin Quigley abhängig ist, weil sie in einer ihrer Wohnungen lebt. Margaret sieht sich am Anfang mit einer Geldstrafe in Höhe von 100 Pfund konfrontiert, will sich aber nicht unterkriegen lassen und erreicht durch ihren ehemaligen Liebhaber Mr. Lennox (Con O'Neil), einem reichen Plantagenbesitzer, den Umzug in ein ansehnlicheres Haus auch gegen den Widerstand ihrer Konkurrentin.
Charlotte und Lucy haben ihre Schwierigkeiten damit sich in die Rollen einzufügen, die ihnen ihre Mutter vorbestimmt hat, die auch von Lucy zusehends erwartet, dass sie Geld einträgt statt nur zu kosten.

Bis jetzt habe ich 3 Folgen der Serie gesehen.
Sehr nervig ist der Soundtrack, der von der "Versailles" Serie inspiriert scheint. Vor allem in der 1. Folge scheint man dadurch irgendwie Action generieren zu wollen, die eigentlich garnicht vorhanden ist.
Die Handlung mit den 2 rivalisierenden Bordellen ist hanebüchen und daher auch etwas nervig. Dass nachher alle reichen Dauerkunden von Margaret Wells irgendwie perverse Snobs sind trägt auch nicht gerade zum Sehgenuss bei.
Das Thema der Serie, Prostituierte im England des 18.Jh., hingegen bietet viele Möglichkeiten und soviele Aspekte, dass wohl auch über 3 Staffeln nicht alles abgedeckt ist. Natürlich sind "Fanny Hill", "Moll Flanders" oder "Roxana" Romane dieser Zeit, die einem im Kopf rumspuken.

Leider ist das Kostümbild und die Frisuren teilweise echt mies - also nicht mies nach deutschen Maßstäben, aber für eine britische Produktion. So haben Charlotte und Lucy in zahlreichen Szenen einfach Frisuren, die an 20.Jh. erinnern, die eine 1920er, die andere 1950er. Charlottes bescheuerte Perücke in der 1. und 2. Folge macht das nicht gerade besser. Aber auch die Klamotten sind teilweise - sagen wir es so - kreativ.

Wer allerdings Spaß an guten Schauspielern hat, kommt hier auf seine Kosten. Vor allem die vielfach ausgezeichnete Samantha Morton (u.a. BAFTA) brilliert wie praktisch in allen Filmen mit ihr, die ich kenne und sowohl Richard McCabe wie Tim McInnerny sind die Rollen wie maßgeschneidert. Aber auch einige der Prostituierten wirken sehr glaubhaft und schauspielern gut. Am wenigsten kann ich mit den Wells-Töchtern anfangen, aber das liegt vielleicht eher am Design und den irgendwie unglaubhaften Rollen.

Bisher 5 bunte Dreispitze.
 
"Turn: Washington’s Spies" (2014-2017) Regie: diverse

"Turn" ist eine Serie, die als sie von AMC auf den Markt kam recht viel Beachtung fand. Der Hintergrund ist der Spionagering um Abraham Woodhull (Jamie Bell) während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.

Woodhull ist ein ebenso erfolgreicher wie verschuldeter Landwirt, der bei einem Gastwirt in der Gemeinde in der Kreide steht dessen Frau, Anna Strong (Heather Lind) obendrein mit ihm verbunden ist. Woodhull ist einfach ein Unglücksrabe. Als er sich bei einer Schlägerei einmischt, gerät er ins Räderwerk des britischen Militärs.
Auch wenn Richard Woodhull (Kevin McNally), der Richter der Gemeinde, die Hand schützend über ihn hält, kommt Abraham nicht mehr aus der Schlinge raus. Man schickt ihn ins von den Rebellen besetzte Gebiet. Dort endet seine Pechsträhne aber noch lange nicht, denn er wird sogleich ergriffen und nach einer Folter von einem alten Bekannten, Ben Tallmadge (Seth Numrich), der als Offizier bei den Continentals dient dazu gebracht seinerseits die Briten auszuspionieren. Major Hewlett (Burn Gorman), der scheinbar ranghöchste britische Offizier vor Ort, scheint Abraham Woodhull zu vertrauen, doch Lt. John Simcoe (Samuel Roukin) ist da ganz anderer Meinung und setzt Abraham weiter unter Druck, der nun beginnt für die Rebellen die Korrespondenz Hewletts auszuspähen. Und da ist auch noch Caleb Brewster (Daniel Henshall), ein alter Bekannter Abrahams, der offenbar in den Diensten der Continentals steht, aber auch reichlich undurchsichtig ist.

Schon in den ersten 2 Folgen offenbart sich, dass die Serie ein Actionkracher sein soll, der vor allem auf Thrill und Brutalität setzt. Laufend werden Leute blutig geschlagen und irgendwann hat all die Brutalität eine recht abnutzende Wirkung - zumindest auf mich.
Das Kostümbild mit reichlich Leder und Holzfäller-Romantik mit Rauschebärten bei Amis wie bei Brewster ist wohl "Pakt der Wölfe" entlehnt.
Major Hewlett wohnt in einer zum Pferdestall umfunktionierten Kirche (wohl der einzigen der Gemeinde) und so sind die Feindbilder recht einfach gehalten. Böse Briten haben weiße Perücken und hausen wie die Axt im Walde und zwar ebenso brutale Amis (Rebellen) sind Waldschrate, die wie Hipsters daher kommen. Offensichtlich nehmen die Briten auf die Gepflogenheiten der im Staat New York meistenteils scheinbar aus Loyalists bestehenden Bevölkerung keine Rücksicht und ziehen nicht in Betracht, ihre Anhängerschaft dadurch gegen sich aufzuhetzen.

Gleich nach der 1. Folge war mir klar, dass mir das Ganze keinen Spaß macht. Woodhull, der Prügelknabe, ist kein irgendwie sympathischer Charakter und die Briten sind extreme Stereotypen. Außerdem mangelt es an sanften Tönen, welche auch mal die Gewalt klarer herausstellen würden. Wenn aber alles nur aus Brutalität und Zuspitzung besteht, ist die Handlung flach.
Simcoe erinnert an Tavington und Hewlett an Cornwallis im "Patriot". Spaß macht es nicht, auch wenn das Thema interessant ist.
Die schönen Gebäude und immerhin bisher realistisch wirkenden Waffen retten es auch nicht. (Später wird's wohl noch fantasylastiger hinsichtlich Brewster v.a.).

Nicht mein Fall, mal schauen ob ich mir noch ein paar der 40 Folgen antue.

4 von 10 Folterszenen.
 
"Turn ..."

Hab die erste Folge nochmal geschaut. Da kommt es eher so raus, als habe Abraham schmuggeln wollen.
Ich schaue die Serien meistens nur so nebenher und im O-Ton.
Nachdem Simcoe durch einen Hinterhalt in die Hände der Continentals geraten und ihr Gefangener geworden ist, wird Abraham's Los im Grunde genommen nicht besser. Er wird nach wievor des Mordes an dem britischen Captain bezichtigt, der ihn im Wirtshaus der Strongs zusammengeschlagen hat. Vor allem Robert Rogers, der Anführer einiger besonders gefährlicher Rangers, ist Abraham Woodhull auf der Spur.

Sehr amüsant immer die Beschädigung von Staatseigentum. ;):D
Immer wenn von Anna Strong die Wäsche gewaschen wird, werden auch Uniformröcke gewaschen. Wahrscheinlich geht's einfach darum, dass man sieht, dass Redcoats bei ihr einquartiert sind. Aber das ist natürlich Quatsch. Männerröcke werden nicht gewaschen und erstrecht keine Uniformröcke, die besonders pfleglich zu behandeln waren. Gewaschen wurde Wäsche. Simcoe spricht ja auch mal von laundry. Wäsche, das sind Hemden, Halstücher, evtl. Unterhosen, Bettwäsche, Tischdecken, Handtücher...
 
Ich habe jetzt mal bei "Turn" weitergemacht. Irgendwie ist es ja doch amüsant, auch wenn mir die oftmals sinnlose Brutalität auf den Zeiger geht.

Abraham hat mittlerweile Robert Rogers überzeugt nicht der Mörder des Captains zu sein, weiß nun aber auch, dass Rogers den wirklichen Mörder als britischen Spion in Setauket installiert hat. Bei seinem Aufenthalt mit seinem Vater in New York hat Abraham erfahren, dass die Hessen nach Trenton marschieren und schafft es die Neuigkeit seinen Freund Tallmadge wissen zu lassen. Dieser hat nach wie vor das Problem, dass sein vorgesetzter General nichts von Spionage wissen will und stets Nachrichten, die auf diesem Wege ermittelt wurden, unterdrückt.
Major André (JJ Feild) ist es unterdessen gelungen General Lee zu kidnappen und versucht ihn für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Dass Lee ohnehin Washington stürzen möchte, kommt André sehr gelegen.

Recht absurd ist die Episode (E4), worin es primär darum geht, dass Major Hewlett die Grabsteine von Setauket zur Fortifizierung seiner Kirche nutzen will, wogegen sich Unmut unter selbst den Loyalisten von Setauket breit macht.

Die Geschichte mit Trenton ist natürlich lächerlich. Dass die Hessen 1A Englisch sprechen und obendrein den Slang von Woodhull verstehen, ist natürlich noch alberner. Klaro einfache Soldaten wissen ein kriegswichtiges Geheimnis! Wenn es kein Geheimnis wäre, hätte man Woodhull nicht gebraucht es herauszubekommen.

Naja, irgendwie soll halt Abe Woodhull mit jedem wichtigen Ereignis des Unabhängigkeitskrieges verwoben werden, wie es scheint. Die historischen Woodhulls verschwinden hier hinter einem fiktiven Modell, dass alle von ihnen Loyalisten sind. Abrahams Hauptmotivation nach dem Verrat von Simcoes Aktion an die Continentals ist schleierhaft - nur um Anna Strong zu imponieren?
 
Der Aufwand ist im Verhältnis auch zu "Versailles" sogar noch beträchtlich, v.a. in den Massenszenen, z.B. von marschierenden Briten. Die Menge an schönen Locations ist regelrecht bestechend.

Woodhulls Hinweis mit Trenton hat den Continentals genutzt. Tallmadge trifft unterdessen Washington (Ian Kahn), der anders als General Scott (Michael Gaston) Tallmadges Plan vertraut.
Allerdings wird Captain Simcoe im Zuge eines Gefangenenaustausches auf freien Fuß gesetzt. Major André befragt alle ausgetauschten britischen Offiziere um an Informationen zu gelangen. Einer von ihnen erweist sich als amerikanischer Spion, da er keine ausreichenden Kenntnisse über sein Regiment hat. Dummerweise für André ermordet Simcoe den Spion, ehe der Major etwas aus ihm herausbringen kann.
Anna Strongs Sklaven werden auf Order von Richard Woodhull befreit, da Annas Gemahl ja ein Rebell war und dies die Strafe für Rebellen ist. Eine ihrer Sklavinnen, Abigail (Idara Victor), hat von nun an Anna in ihrer Hand, da Abigail das Geheimnis von Anna mit dem aufgehängten Rock an der Wäscheleine durchschaut hat.
Rogers ist weiterhin Tallmadge auf der Spur. General Lee, immernoch "Gefangener" der Briten, verrät ihm Tallmadges Name.

Was mir hier in den Folgen 4-6 v.a. in Folge 6 ganz gut gefiel war wie die Truppen gefilmt wurden, damit der Eindruck entstand, man sähe eine ganze Armee vorbei marschieren. Auch die Camps der Continentals werden meistens so geschickt aufgenommen, dass man die Illusion haben könnte, sie würden sich endlos weiter im Wald erstrecken.

Etwas nervig scheinen mir solche Einfälle wie der Psychopath im Wald, der Abe Woodhull mal foltern will und dessen Hintergrund, ob britischer Agent oder Amerikaner eine Weile schleierhaft bleibt. Wohl irgendwie ein Lückenfüller, damit Woodhull in der Folge was zu tun hat.
Beim Design finde ich dieses alberne geflochtene Zöpfchen von Major André, der ansonsten als Connaisseur charakterisiert wird und der geistig einem Simcoe und wohl auch General Cornwallis überlegen ist, etwas arg dämlich. Ähnlich wie die komische Lederjacke von Woodhull, die im Rücken irgendwie geschnürt ist und doch keine Weste sein soll, aber ihm meistens als Oberbekleidung dient.
 
Von der bekannten, mehrfach ausgezeichneten Miniserie Roots von 1977 ist 2016 ein Remake erschienen. Le Var Burton, der damals den jungen Kunta Kinte spielte, war einer der führenden Produzenten und hat im Remake einen kurzen Cameo-Auftritt. Das Remake kann sich insgesamt sehen lassen. Positiv fällt auf, dass sich die Neuverfilmung von 2016 weitaus enger an die literarische Vorlage von Alex Haley hält. Größeren Raum als in der Erstverfilmung bekommen die Ereignisse und Lebensverhältnisse des Kinte Clans zwischen 1750 und 1767, und es wurden ethnologische Details eingebracht, die Haley zur Zeit der Abfassung noch nicht hatte.

Um 1750 wird in Juffure/ Gambia Kunta geboren als Sohn von Omoru und Binta Kinte. Als Kunta 15 Jahre alt geworden ist, muss er einen Initiationsritus absolvieren, nachdem er als Krieger anerkannt wird. Kunta verehrt Jinna, die Tochter eines rivalisierenden Clans. Etwa 17jährig werden Kunta und sein Onkel Silla gefangen genommen und auf der Lord ´Ligonier in die amerikanischen Kolonien verschleppt. Ein Aufstandsversuch an Bord scheitert, und Kunta Kinte wird 1768 in Annapolis an den Farmer John Waller nach Virginia verkauft. In der ersten Fassung spielte Lorne Greene Kuntas ersten Master der den Namen John Reynolds trägt. Kunta erfährt durch den Sklaven Fiddler alles, was ein "Nigger" wissen muss. Er kann aber seine afrikanische Herkunft nicht verleugnen. Weil er einen Fluchtversuch unternimmt und es ablehnt, den Sklavennamen Toby anzunehmen wird er von dem brutalen Aufseher Conolly misshandelt. Jahre später unternimmt er einen zweiten Fluchtversuch, nachdem durchziehende britische Soldaten entlaufenen Sklaven die Freiheit versprochen haben. Kunta wird allerdings erneut von Sklavenjägern gestellt, die ihm den Fuß abhacken. Da sein Herr in finanzielle Verlegenheit gekommen ist, übergibt er Kunta und Fiddler an seinen Bruder, den Arzt William Waller, der über Kuntas Schicksal empört ist. Kunta Kinte findet sich schließlich mit seinem Schicksal ab und heiratet Belle, die Köchin mit der er eine einzige Tochter, Kizzy hat. Als Kizzy, die von der Tochter ihres Herrn lesen gelernt hat, einen Pass für einen Sklaven schreibt, wird sie an den Neureichen Tom Lea verkauft, der Kampfhähne züchtet und Kizzy vergewaltigt. Kizzy weckt in ihrem Sohn Chicken George den Freiheitsgeist ihres Vaters. Chicken George wird von seinem Vater Tom Lea schon als Halbwüchsiger zum Trainer für Kampfhähne gemacht, und George erwirbt wegen seiner Sachkenntnis Ansehen. Als ein reicher Engländer Tom Lea herausfordert, lässt dieser Chicken George frei. Tom Lea nimmt eine sehr hohe Wette an gegen den Engländer und gewinnt den ersten Hahnenkampf, verliert aber einen zweiten mit erhöhten Einsätzen. Obwohl inzwischen ein freier Mann muss Chicken George als Trainer mehrere Jahre die Kampfhähne des Engländers trainieren, da Tom Lea nicht genug Geld für die 2., verlorene Wette aufbringen kann. Als Chicken George in die Staaten zurückkehrt, erfährt er, dass seine Familie inzwischen nach North Carolina verkauft wurde und Kizzy gestorben ist. Neues Familienoberhaupt ist nun Georges Sohn Tom, ein guter Schmied. Toms Herr gestattet Chicken George auf seiner Plantage zu bleiben. Doch es gibt Ärger zwischen Vater und Sohn, und Tom wirft seinem Vatzer vor, die Familie vernachlässigt zu haben. Inzwischen ist der Bürgerkrieg ausgebrochen, und Chicken George meldet sich zu den Waffen und erlebt, wie farbige Soldaten, die sich den Konföderierten ergeben, niedergemacht werden. Im Großen und Ganzen sind die Handlungsdstränge des Originals und des Remake die gleichen, neu ist im Remake dagegen die Handlung während des Krieges.

Insgesamt ist das Remake gelungen, und Malachi Kirby (Kunta Kinte), Forrest Whitaker (Fiddler), Regé Jean Page (Chicken George) Jonathan Rhys Meyers (Tom Lea) halten den Vergleich mit Le Var Burton, Ben Vereen, Louis Gosset Jr. und Chuck Connors aus, die 1977 die gleichen Rollen übernommen haben. Das Remake von 2016 hält sich, wie schon gesagt enger an die literarische Fassung und ist ethologisch und historisch in vielen Details sogar authentischer, als die Roots Verfilmung von 1977. Nicht ganz so dicht wie das Original von 1977 aber fast! Insgesamt eine gelungene TV-Produktion.
 
"The scandalous Lady W" (BBC, 2015) Regie: Sheree Folkson

Der Film behandelt ein paar Jahre des skandalumwitterten Lebens der Lady Wosley von ihrer Vermählung mit Sir Richard Worsley bis zu ihrer dauerhaften Trennung. Das Meiste wird in Rückblenden widergegeben, während Lady Worsley auf der Flucht vor ihrem Mann war oder sich in dem Prozess zwischen ihrem Gemahl und Captain Bisset.

Seymour Dorothy Fleming (Natalie Dormer) ist eine gesuchte Partie, denn sie ist als eine Erbin ihres Vaters, zigtausende Pfund wert. 1775 vermählt sie sich mit Sir Richard Worsley (Shaun Evans) , der ihr von Anfang an vorredet eine Karriere im Parlament anzustreben. Doch der mächtige Aristokrat hat auch eine Schattenseite, nämlich seine sexuellen Fantasien. So drängt er seine Gattin zum Geschlechtsverkehr mit zahlreichen Herren seines Freundeskreises, während Sir Richard nur zuschaut. Die Lage eskaliert, als sie sich in einen dieser Herren, Captain George Bisset (Aneurin Barnard), der im Regiment von Sir Richard einen Posten erhält, tatsächlich verliebt. Beide beschließen ihre Flucht.
Sir Richard eilt ihnen nach und verhindert, dass Lady Worsley ihre Tochter widersieht. Entgegen dem Rat seiner Freunde entscheidet sich Sir Richard zu einem Prozess gegen Captain Bisset von dem er für die Entziehung seiner Gemahlin die für den Captain unbezahlbare Summe von 20.000 Pfund fordert. Doch Sir Richard hat seine Gemahlin unterschätzt, die sich letztlich durch seine Schritte dazu gezwungen sieht, wenn sie nicht Bisset ruinieren will, die ganze Wahrheit über ihr Eheleben offenzulegen. 26 Herren meistenteils aus bedeutenden Familien legen vor dem Gericht einen Schwur ab mit ihr sexuellen Umgang gehabt zu haben, während Dr. Osborn (Michael Bott) glaubhaft machen kann, dass Sir Richard keinen ehelichen Umgang mit seiner Gemahlin hatte und folglich nichtmal der Vater der Tochter, Jane, sein kann. Somit beschließt die Jury, dass Bisset nur 1 Shilling an Sir Richard zahlen braucht, dessen Ruf Sir Richard durch seine Schlammschlacht vor aller Öffentlichkeit selbst zerstört hat. Schließlich sucht Sir Richard bei Lord North (Richard McCabe) um die Niederlegung aller seiner zahlreichen Ämter im Staat an.

Dieser TV-Film steht an optischen Effekten in nichts dem Kinofilm "The Duchess" nach. Ich würde sogar sagen, dass er deutlich gelungener ist. In 87 Minuten wird die romantische wie auch vom juristischen Standpunkt spannende Handlung schön straff erzählt.
Dem Casting gelang es durchweg exzellente Schauspieler zu versammeln. Natalie Dormer ist offensichtlich auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und eine der führenden britischen Schauspielerinnen der Gegenwart. Brillant schafft sie es eine sexuell anziehende und gleichzeitig intelligente Frau zu porträtieren (man denkt dabei ein wenig an ihre Leistungen in "Game of Thrones"). Aber auch alle anderen Rollen sind großartig besetzt. Shaun Evans gelingt es ausgezeichnet die Gemütsbewegungen des auch irgendwie sensiblen Machtmenschen Sir Richard widerzuspiegeln. Captain Bisset erscheint durch Aneurin Barnard als ein schwacher Charakter, der sich meistenteils von Lady Worsley bestimmen lässt, was insgesamt ein stimmiges Bild ergibt. Selbst die Nebenrollen sind mit Richard McCabe als Lord North und David Calder als Richter prominent und effizient besetzt. Aber auch die Dienstboten bieten eine fesselnde Darbietung.

Die Szenen werden meistens entsprechend der Handlung in Schlafzimmern oder im Gerichtssaal gedreht und alle Räumlichkeiten wirken überaus beeindruckend und versinnbildlichen das unerhörte Vermögen der Worsleys. Lady Worsley brachte 52.000 Pfund mit in die Ehe und war somit eine wirklich herausragende Partie für einen Baronet. Der wirtschaftliche Hintergrund der Verbindung wird nie außen vor gelassen. So fällt ihr irgendwann als Waffe gegen Sir Richard ein, dass sie ja einfach, wenn er sich nicht von ihr scheiden lassen will, mit seinem Geld um sich werfen kann, wovon ein großer Anteil ja eigentlich eh von ihr herstammt.

Bei den Kostümen hat uns nicht alles gefallen, aber die Ausstattung wäre anderswo als in UK wohl als grandios zu bezeichnen.

Sehenswertes Sittengemälde mit reichlich Sexappeal. 8 von 10 Liebschaften.
 
Turn E7+8

"Turn" wird da schwach, wo sich die Serie in Fahrwasser begibt, wo sie sich offenbar nicht auskennen. Das betrifft die gesellschaftlichen Konventionen beispielsweise.
In Folge 7 duellieren sich Abraham Woodhull und Captain Simcoe und das obwohl Woodhull wohl nicht ebenbürtig wäre. Simcoe ist immerhin Sohn eines Kapitäns eines Kriegsschiffes und als Offizier der britischen Linientruppen auf jeden Fall ein Gentleman. Woodhull ist hier in der Serie lediglich Sohn eines Friedensrichters (dass sein Bruder Captain der lokalen Miliz war, dürfte wohl nicht zu Buche schlagen). Obendrein fehlen beiden offensichtlich Sekundanten. Es sind zwar bei dem Duell 3 Soldaten zu sehen, von denen einer scheinbar das Vertrauen Woodhulls genießt, aber eigentlich sind die Sekundanten Standesgenossen der Duellanten und sollten, falls diese nicht dazu in der Lage sind, ihrerseits das Duell ausfechten. Außerdem unterhalten sich die Kontrahenten einfach so, statt die Kommunikation über die Sekundanten laufen zu lassen - nur einmal am Ende wird den Duellanten von den Sekundanten gut zugeredet.

Dann gibt es eine Abendgesellschaft bei Major André in New York in Episode 8. Davon abgesehen, dass Anna Strongs Kleid keinerlei historische Vorbilder zu haben scheint, während die anderen Damen (oder Prostituierten?) Roben à la Francaise tragen, tragen sie allesamt auch keine Hemden unter den Schnürleibern. Vielleicht soll dadurch die Kleidung, als der Abend der heißen Phase zutreibt, eher sexy wirken, aber damals hätte man das sicher nicht so gesehen, sondern eher ekelig gefunden (die Schnürleiber wurden ja nicht gewaschen, die Hemden schon, wenn die das immer so trugen, hätten die "Damen" doch arg gestunken). Der Tanz während der Soirée kam auch etwas arg müde daher, auch wenn er eine historische Vorlage gehabt hätte, die ich nicht erkennen konnte. Vielleicht hat man den Schauspielern nicht genug Fertigkeiten zum Tanzen zugetraut und daher keine Englischen Ketten oder eine höhere Geschwindigkeit zugetraut?
Amüsant dass Colonel Jonathan Cooke (Jonny Coyne) hier in der Serie offenbar seinen Ringkragen nur als eine Art modisches Attribut zu tragen scheint. Denn auch beim Saufgelage behält er den Ringkragen um den Hals, obwohl er ja eigentlich ein Ausdruck dafür ist, dass er gerade im Dienst ist.
In allen anderen Situationen erscheint ja André als stilbewusster Offizier. Auf seiner eigenen Gesellschaft hingegen darf offenbar jeder hereinspazieren und gehen, wann er will, auch ohne sich vom Gastgeber zu verabschieden...

Es gibt dann auch 2 Fehler in der Continuity.
Beim Saufgelage von Major André bekommt Anna Strong von der Magd des Majors eine Flasche Rotwein auf das Kleid geschüttet. Aber man sieht danach keine Rotweinflecken als sie das Haus verlässt und auch nicht als sie Minuten später mit Woodhull zusammentrifft.

Dann ist es in den ersten Folgen immer ein Privileg und sehr riskant Passierscheine von Richard Woodhull zu ergattern. Plötzlich wird das aber scheinbar komplett vergessen und Anna Strong und Abraham Woodhull - gut bei dem vielleicht etwas plausibler, da er Geschäfte für seinen Vater vorschieben kann - reisen ungezwungen zwischen ihrem Heimatkaff und New York hin und her.
 
"Nicolas le Floch" (France 2, 2008)
E1 "L’Homme au ventre de plomb"

Die Folgen der Krimiserie "Nicolas le Floch" haben eher Spielfilmcharakter, dauern auch jeweils (entgegen dem dt. Wikipedia) 90 Minuten etwa. Die Serie beruht auf einer Romanreihe von Jean-François Parot.

Nicolas Le Floch (Jérôme Robart) ist ein Commissaire, der dem Polizeichef von Paris, Monsieur Sartine (François Caron) untersteht. Dummerweise sind Sartine und Le Floch selber von keinem so hohen Rang, dass die adligen Kreise, in denen Le Floch in der ersten Folge ermittelt, ihn sogleich akzeptieren. Auch mit der Autorität des Königs zu argumentieren hilft nicht immer - das erinnert ein bisschen an die Probleme, die auch Sherlock Holmes manchmal hat.

Die erste Folge spielt 1761. Le Floch wird sofort zu einem wichtigen Fall gerufen. Der Sohn und Erbe eines Generals (Jean-Yves Gautier) wird ermordet. Der General, überzeugt von seiner Überlegenheit, versucht durch seine guten Beziehungen die Ermittlungen so gut er kann zu unterbinden. Denn Le Floch kommt einer Staatsaffäre auf die Schliche. Der General hatte gegen die Madame de Pompadour (Carole Franck) intrigiert. Aber Inspecteur Bourdeau (Mathias Mlekuz) führt Le Floch auch noch auf eine andere Fährte. Denn der General de Ruissec war im letzten Krieg ein Kriegsgewinnler gewesen und hatte nebenbei das Leben des Ehepaares von Duc und Duchesse de Langremont auf dem Gewissen. Le Floch kommt nun gleich 3 Verschwörungen auf die Schliche. Le Floch gerät immer stärker in Bedrängnis, als ihm sowohl Madame de Pompadour als auch ihre Feinde unter Druck setzen. Als er aber an geheime Pläne von Versailles gelangt, wendet sich das Blatt und ihm werden zwei Blanko Lettres de Cachet ausgestellt, die ihn befähigen jeden Widersacher in Angst und Schrecken zu versetzen. Schließlich löst er einen Fall von Schmuggelei, Diebstahl und Mord und gewinnt dadurch die Gunst des Königs (Pierre Remund).

Nicolas Le Floch ist eine interessante Art von Ermittler. Anders als Cadfael und andere hat er die Staatsmacht hinter sich. Sein familiärer Hintergrund ist adlig. Als Marquis de Ranreuil kann er auch bei Hofe verkehren - anders wäre sein hoher Rang als rechte Hand von Sartine wohl auch nicht plausibel. Er arbeitet zwar mit uns vertrauten Methoden (erstmal überprüfen, ob ein Selbstmord möglich wäre, Autopsie etc.), ist aber auch mit Problemen seiner Zeit vertraut wie dem, dass er einen Tatort nicht wirklich absichern kann. Seine Zuträger entstammen wie bei Sherlock Holmes der Unterwelt: Straßenkinder, Prostituierte, Kleinkriminelle und Bettler. Das ist aber alles noch auf einer logischen Ebene.

Auch wenn der Diener des Vicomte de Ruissec schon sogleich verdächtig war, wird der Fall dadurch spannend gehalten, dass Le Floch allerlei Steine in den Weg geworfen werden. Der Gesandte des Kurfürsten von Bayern ist nur dummerweise eine Witzfigur, die Deutsch mit französischem Akzent vor der Polizei spricht, statt andersrum. :confused: Während die Kostüme überwiegend von OK bis aaargh! - v.a. die viel zu großen Uniformen in den Szenen die im Krieg spielen oder das Kleid der Madame de Pompadour - sind die Settings einfach phänomenal. Da konnte man offensichtlich in die Vollen greifen. Es wird in und um Versailles und in zahlreichen Hôtels der Stadt gedreht. Auch der Fuhrpark ist beachtlich, der zu sehen ist.
Die Schauspieler sind gut bis sehr gut (Le Floch, Ruissec ...).

Insgesamt schonmal eine erste Folge die Spaß auf mehr macht. Spannende Unterhaltung, mit einer Prise französischem Humor und Savoir-vivre. :)
 
Hat schonmal jemand "Cantando dietro i paraventi" von Olmi gesehen? Müsste Ende 18.Jh. spielen.

Ich wüsste nicht, dass es hier mal in den Kinos gelaufen wäre, obwohl Bud Spencer mitspielt. Aber eben keine Komödie, sondern ein Abenteuerfilm, der in Italien scheinbar einige Preise abräumte.
 
"Nicolas le Floch" (France 2, 2008)
E2 "L’Énigme des Blancs-Manteaux"

Die zweite Episode (in Frankreich besteht jede Episode aus 2 Folgen und somit z.B. Staffel 1 aus 4 Folgen und nicht nur 2 Episoden) beginnt mit einem Maskenball. Die Zeit ist offenbar auch in den 1760ern. Lardin (Vincent Nemeth) ist verschwunden. Er ist der Officier des Jeux des Königs, also für die Überwachung der Glücksspiele v.a. in Paris zuständig. Lardins Frau (Lysiane Meis) ist eine ehemalige Geliebte von Le Floch, hat aber auch noch mehr Verehrer wie Dr. Descare (Patrick Robine), der mit Lardin auf dem Maskenball aneinander geraten ist. Was keiner der illustren Gesellschaft weiß, ist dass Madame Lardin in Mauval (Robert Plagnol) eine gefährliche rechte Hand hat, die nicht nur ein ausgezeichneter Fechter ist, sondern auch über Leichen geht. Der Verdacht der Polizei fällt auf Le Flochs Vertrauten und Freund Dr. Semacgus (Vincent Winterhalter), der ebenfalls zu den Gegenspielern Lardins zu zählen scheint und daher der peinlichen Befragung durch Le Floch unterzogen werden soll. So wünscht es zumindest Sartine, der mittlerweile auch vom König unter Druck gesetzt wird. Denn wertvolle Briefe von der Hand des Königs, die über Krieg und Frieden entscheiden können, scheinen in die Hand Lardins gelangt zu sein. Wie sich herausstellt, hat Commissaire Lardin seine Feinde falsch eingeschätzt. Ein Mordopfer taucht auf, welches anfänglich fälschlicherweise für Lardin selbst gehalten wird, dann aber nur ein armer Kutscher ist. Doch wo ist Lardin?

Diese Folge war wieder ähnlich spannend wie die Letzte. Le Floch ist kein besonders souveräner Ermittler und seine vielen Beziehungen nützen ihm beinahe soviel wie sie ihm schaden. Er kann sich auch nicht einfach so in ein Auto flüchten wie ein moderner Kommissar und wird daher angelegentlich zusammen geschlagen. Interessant ist wie er mit dem Wort "Question" (peinliche Befragung) auch einen Notar leicht mal aus der Fassung bringt und dazu zwingt Geheimnisse zu offenbar, die helfen den Fall aufzulösen. Tatsächlich muss sich ein Ermittler im 18.Jh. was einfallen lassen, wenn er einer Tat auf die Spur kommen will.
Wie er die Tatsachen am Ende in Sartines Büro darlegt erinnert ein bisschen an eine typische Auflösung wie bei Hercule Poirot.
Schön solche Szenen wie die mit dem Mann mit dem Pisspott, der ein Informant von Nicolas Le Floch ist. Das Thema Glücksspiele hätte durchaus auch vertieft werden dürfen. Aber vielleicht kommt das noch in einer kommenden Folge.

Dass die Kostüme nicht so besonders sind und Le Floch auch im Privaten immer mit denselben Klamotten rumrennt - wohl um ihn leichter unter den zahlreichen Herren mit Dreispitz und trotz seines recht gewöhnlichen Äußeren erkennbar zu machen - ist zwar etwas schade, aber dafür sind die Drehorte beachtlich. Das Flair der 1. Episode setzt sich fort. Wobei die Folgen eher eigenständig sind und die Kenntnis von vorigen Geschehnissen zum Verständnis der neuen Folgen unerheblich ist, also die Episoden eher wie Spielfilme wirken.
 
"Nicolas le Floch" (France 2, 2009)
E3 ": Le Fantôme de la Rue Royale"

Diesmal, 1770, ist Le Floch zugegen, als ein großes Feuerwerk zu Ehren der Mündigkeit des Dauphin gegeben wird. Es kommt zu einer Katastrophe indem einige in der Menge gelandete Feuerwerkskörper eine Hysterie auslösen. Viele Passanten werden tot getrampelt. Die Offiziere der Gardes de Ville, die für Ordnung sorgen sollen, vergnügen sich derweil im Freudenhause von Le Flochs alter Bekannter La Paulet (Claire Nebout). Die Toten in den Straßen werden von Dr. Semacgus untersucht. Zufälligerweise entdecken er und Le Floch unter ihnen eine junge Frau, die offensichtlich nicht dem Tumult zum Opfer fiel, sondern ermordet wurde. Die Spur führt in den Kaufladen von Mr. Galaine (Jean-François Garreaud). Seltsamerweise wird dort auch die wohl einzige Zeugin des Verbrechens, ein kleines Mädchen, gehütet. In einem Gefängnis trifft Le Floch den Indianer Naganda (Joakim Latzko), der offenbar etwas mit der Toten zu tun hatte, denn in ihrer Hand befand sich eine Kralle, die ihm zugeschrieben werden kann.
Aber das sind nicht die einzigen Sorgen von Commissaire Le Floch. Denn Major Langlume (Albert Goldberg), ein höherer Offizier der Gardes de Ville will auch Le Floch einschüchtern und schlägt mit seinen Kumpanen den Inspecteur Bourdeau (Mathias Mlekuz) vor seiner Haustür zusammen.
Le Floch lässt sich von eigenartigen Träumen verwirren und es gelingt ihm erst Galaine zu überführen, als das Mädchen bereits gestorben ist.

Anders als in den vorigen beiden Folgen kommt hier auch eine Prise Mystery zum Einsatz. Le Floch träumt von übernatürlichen Kräften und tappt lange im Dunkeln obwohl die Zahl der Verdächtigen klein ist.

Leider fallen hier die eher mäßig gemachten Kostüme um so mehr auf, wenn z.B. der Schnürleib des Opfers untersucht wird, worin sogar mit der Lupe nochmals vergrößert moderne metallene Schnürösen erkennbar sind.
Besonders befremdlich aber, dass Louis XV und Sartine ständig geschminkt sind. Dabei gibt es darauf keinen Hinweis, dass Louis XV dem Schminken gegenüber besonders offen gestanden hätte.
Da in der Folge vieles im Tageslicht spielt, erkennt man um so besser, dass die Wehrgehänge hier im Film durchweg über statt unter den Westen getragen werden. Ein typischer Fehler immer wieder in Filmen, die Trageweise von Degen.

Die teilweise wieder skurrilen bis schlecht gemachten Kostüme stehen wie gewohnt den tollen Innenräumen, diesmal offenbar als Herzstück der Episode der Kaufladen der Galaines gegenüber.

Wie gehabt, kann ich manches missverstanden haben, da ich es im O-Ton gesehen habe.
 
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