Olivia Colman kenne ich nicht, aber die beiden anderen versprechen ganz großes Kino. Der Grundtenor des Films ähnelt dem von "Barry Lyndon" und "Dangerous Liaisons", meint der Filmkritiker Owen Gleiberman von "Variety", siehe unten. Ob unsere jetzige Welt, "if anything", ein dunklerer Ort ist als in den 1970ern und 1980ern, wie er ebenfalls meint, bezweifle ich allerdings, soll hier aber kein Thema sein.
“The Favourite,” written with icy eloquence by Deborah Davis and Tony McNamara and directed by Lanthimos with a lavish cunning that shows off what a craftsman he can be, is good enough to qualify as a jaded gem. Our society, if anything, is in a darker place now than it was when “Barry Lyndon” or “Dangerous Liaisons” came out. “The Favourite” revels in its posh inhumanity, but that only makes it seem in tune with the times. It’s poised to be a specialty hit and an awards player.
Nach Trailern sollte man einen Film übrigens nicht im voraus beurteilen oder einschätzen, da sie durch hektische Schnitte, Auf-und Abblenden, dramatische Soundeffekte (epic drums) und eine spezielle Trailermusik (Epic Music), die im Film gar nicht zu hören ist, einen Eindruck erzeugen, der dem originalen Produkt nicht entspricht. In der Regel werden Trailers für Werbekampagnen im voraus produziert, bevor der Film geschnitten und die Filmmusik auf der Grundlage des final cut fertiggestellt ist. Daher hat sich Trailermusik als eigenständige Kunstform etabliert. Der bekannteste Komponist dieses Genres ist der Norweger Thomas Bergersen.
Meine bescheidene Meinung: Um 'The Favourite' sollte man als durchschnittlicher Film-Fan und/oder Geschichts-Enthusiast einen Bogen machen, und das schreibe ich als Verehrer der Kunst von Rachel Weisz.
Man muss dem Film natürlich zugutehalten, dass er sich auch als Gesellschaftsatire und schwarze Komödie versteht, und nicht den Anspruch hat, hundertprozentig wirklichkeitsgetreu zu sein, allein als Satire scheitert er ebenso spektakulär wie als Historienfilm. In meinen Augen scheitert er sogar als Film an sich.
Anne, eine höchst tragische Figur der Geschichte, wird von 'The Favourite' zu einer manisch depressiven Bridget Jones-Ausgabe des Barock degradiert. Auch das Spiel von Olivia Coleman kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie flach diese Figur ist. Man glaubt, nicht eine geistreiche Königin vor sich zu haben, die zwölf Kinder begraben musste, sondern eine 'Brigitte'-Leserin mit harmlosem Liebeskummer.
Die nicht minder faszinierende Sarah Churchill (Weisz) darf ihr politisches Genie daran verschwenden, mit Hofdame Abigail (Emma Stone) in platten Dialogen um das Recht zu wetteifern, der schmollenden Monarchin des Abends die Hand unters Nachthemd zu schieben. Das ist beinahe die ganze Handlung!
Jedes andere menschliche Wesen in diesem Film, aber wirklich jedes, wird als strunzdumm dargestellt, insbesondere natürlich die männlichen Protagonisten – samt und sonders erbärmliche, feige Gockel, die von den beiden Damen, die ihnen haushoch überlegen sind, unentwegt zurechtgestutzt werden müssen.
Die anachronistische Gossensprache und die eindeutigen gegenwartspolitischen Untertöne werden dem Film oft als Vehikel zugutegehalten, das den historischen Stoff leichter zugänglich mache. In der Theorie mag das ja vielleicht stimmen, das Resultat jedoch ist ein Film, der in jeder Hinsicht tonal unstimmig ist.
Sogar die visuelle Umsetzung und musikalische Untermalung stößt den Zuschauer vor den Kopf. Der Schnitt ist in der Tat hektisch, und die dissonante Filmmusik existiert in einem Paralleluniversum, in dem ein Soundtrack in dramatischen Szenen dahinzuplätschern und bei gähnender Langeweile aufzubrausen hat.
Vielleicht bin ich ja zu engstirnig für die von Filmfestivals und Feuilletons mit Lob überschüttete Vision des Regisseurs Jorgos Lanthimos. Engstirnigkeit kann aber nicht der einzige Grund dafür sein, dass die Zuschauer-Kritiken auf Rotten Tomatoes entweder Lobpreisungen oder Verrisse sind, niemals etwas dazwischen.
Ich wage zu behaupten, dass ein ähnlicher Film mit weniger progressiven Plot-Elementen für seine unübersehbaren Schwächen mehr Kritik erfahren hätte. Allein dieser Soundtrack! Absolut zum Abgewöhnen.