Wie ich bereits geschrieben habe, steht jede Untergrundgruppe - gleichgültig ob sie revolutionär, terroristisch oder nur kriminell ist - vor dem Problem, dass sie sich finanzieren muss. Und im Gegensatz zum Staat, den sie bekämpfen will, hat sie keinerlei legale Einnahmequellen.

Viele revolutionäre respektive terroristische Gruppen (IRA, ETA, PKK) finanzierten und finanzieren sich über "Revolutionssteuern". Dies kann ein Hinweis sein, dass diese Gruppen über gewisse oder sogar erhebliche Sympathien in der Bevölkerung verfügen, was wiederum die Bezeichnung "Revolutionäre" mE plausibler macht, auch wenn damit eindeutig terroristische Aktivitäten finanziert werden. Zu untersuchen bleibt natürlich, ob und in welchem Umfang diese tatsächlich freiwillig geleistet werden, und in welchem es sich schlicht um Schutzgelderpressung handelt.

Aber selbst wenn solche "Steuern" freiwillig geleistet werden, werden sie in aller Regel verboten sein, sind dem Gesetze nach also auch nicht legal.
 
Ein Interview mit der Witwe von Karl-Heinz Beckurts: Witwe des RAF-Opfers: "Die Rechte der Opfer werden vernachlässigt" | Nachrichten | BR.de
zeigt, dass das Thema Terror der RAF auch nach jahrzehnten noch nicht vom Tisch ist.

Das zeigt, dass die RAF-Phase für alle, die das hautnah miterlebten, eine tiefe Zäsur bedeutete.

Wer danals im einzelnen mordete, wird sich nicht mehr aufklären lassen. Der diesbezügliche Wunsch der Witwe Beckurt ist verständlich. Doch da die Täter und Mitwisser eisern schweigen, dürfte Aufklärung illusorisch sein.
 
Wer danals im einzelnen mordete, wird sich nicht mehr aufklären lassen. Der diesbezügliche Wunsch der Witwe Beckurt ist verständlich. Doch da die Täter und Mitwisser eisern schweigen, dürfte Aufklärung illusorisch sein.


Hier bin ich nicht sicher. Führungsmitglieder aus allen "Generationen" der RAF leben noch - z.B. Irmgard Möller, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Siegfried Haag, Peter-Jürgen Boock, Astrid Proll, Horst Mahler usw.

Soweit mir bekannt, waren viele geständig, was eigene Taten betrifft, während andere - wie vor allem Mohnhaupt und Klar - eisern schweigen. Generell gehörte es wohl zum "Ehrenkodex", nicht die anderen Mitglieder zu belasten, und daran halten sich viele Ex-RAFler bis heute. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Boock, der als Belastungszeuge fungierte, aber in seinen Aussagen durchweg als besonders unzuverlässig galt.
Dazu kommt, dass in den nächsten Jahren (auch nach wegweisenden Gerichtsurteilen zur Geheimdienstproblematik) auch die Akten der Geheimdienste und Ermittlungsbehörden nach und nach freigegeben werden.
Dieses Kapitel ist längst nicht ausgeforscht.
Persönlich gehe ich davon aus, dass zumindest einige der Ex-Mitglieder noch eine Form von Memoiren bzw. Lebensberichten vorlegen werden. Sie kommen alle ins Greisenalter und zumindest der eine oder andere wird einen gewissen Rechtfertigungsdruck verspüren.
Die Frage ist nur, wer den ersten Schritt macht...
 
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Soweit mir bekannt, waren viele geständig, was eigene Taten betrifft, während andere - wie vor allem Mohnhaupt und Klar - eisern schweigen. Generell gehörte es wohl zum "Ehrenkodex", nicht die anderen Mitglieder zu belasten, und daran halten sich viele Ex-RAFler bis heute. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Boock, der als Belastungszeuge fungierte, aber in seinen Aussagen durchweg als besonders unzuverlässig galt.
Dazu kommt, dass in den nächsten Jahren (auch nach wegweisenden Gerichtsurteilen zur Geheimdienstproblematik) auch die Akten der Geheimdienste und Ermittlungsbehörden nach und nach freigegeben werden.
Dieses Kapitel ist längst nicht ausgeforscht. ...

Das ist wohl ein allgemeines Problem, dass Zeugen, die selbst potentielle Angeklagte sind, nicht besonders zuverlaessig sind.

Was sagen den (bislang), die Geheimdienstakten soweit sie freigegeben worden sind.
 
Soweit mir bekannt, waren viele geständig, was eigene Taten betrifft, während andere - wie vor allem Mohnhaupt und Klar - eisern schweigen. Generell gehörte es wohl zum "Ehrenkodex", nicht die anderen Mitglieder zu belasten, und daran halten sich viele Ex-RAFler bis heute. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Boock, der als Belastungszeuge fungierte, aber in seinen Aussagen durchweg als besonders unzuverlässig galt.
Boock war von vornherein ein untypisches RAF-Mitglied. Er stammte nicht aus den akademischen Kreisen, in denen die RAF ihre Basis hatte, sondern war durch die (absolut honorige!) Heimkinderkampagne einiger "RAF-Gründer" in den Dunstkreis der Gruppe hineingerutscht. Boock hatte nur einen Realschulabschluss, hat die Lehre abgebrochen, ist aus dem Heim abgehauen - und landete dann im Kreis seiner völlig "durchgeistigten" und gewaltbereiten "Befreier". Keine guten Voraussetzungen für seine Mitgliedschaft. Folgerichtig hat er sich schon vor seiner Ergreifung von der Gruppe losgesagt. Wie zuverlässig seine Berichte über das Innenleben der RAF sind, mag ich nicht beurteilen. Schon deshalb nicht, weil ich mich frage, wie ernst seine "hochgebildeten" Mitkämpfer ihn genommen und was sie ihm erzählt oder verschwiegen haben mögen. Es würde mich nicht wundern, wenn die RAF-"Elite" den Boock als Fremdkörper empfunden und nur deshalb toleriert/akzeptiert hätte, weil er wie die "Personifizierung" des Ziels wirkte, mittels bewaffneter Aktionen einer "Elite" die "dummen Massen" zum Aufstand aufzustacheln.

Und was Du berechtigterweise in Anführungszeichen als "Ehrenkodex" bezeichnet hast, halte ich eher für den Beleg einer ideologischen Verblendung, von der sich diese "klugen Köpfe" bis heute nicht haben lösen können.

MfG
 
Hallihallo,
ich schreibe bald meine Abipräsentation über die Raf und wollte mir hier Informationen erhoffen über konkrete Argumente/Merkmale - ob die Rafler Revolutionäre oder Terroristen waren oder beides..:)
Über jede hilfreiche Antwort würde ich mich sehr freuen
Danke
 
Ist wie immer Ansichtssache würde ich mal sagen.

Meiner Meinung war die BRD kein Unrechtsstaat gegen welchen man rebellieren musste.
 
Bei der RAF wird in verschiedenen Generationen unterschieden. Guck Dir mal an, wo gerade die erste Generation herkommt, gerade politisch. Und dann wie sich die RAF entwickelt hat.
Wichtig auch der Begriff Deutscher Herbst.
 
...hätte die RAF tatsächlich irgendeine kleine positive gesellschaftliche Änderung bewirkt, hätte man sie posthum zu Revolutionären stilisieren können - die revolutionäre Wirkung blieb aber aus, sodass ihnen nur die Einordnung als Terroristen übrig bleibt.
 
Ist wie immer Ansichtssache würde ich mal sagen.

Meiner Meinung war die BRD kein Unrechtsstaat gegen welchen man rebellieren musste.

Die Bundesrepublik der 1970er Jahre war sicher nicht das faschistoide Gebilde, das die RAF darin sah, darin sehen wollte.

Vieles in der Gesellschaft der BRD der 1960er und 1970er Jahre war kritikwürdig, vieles war verbesserungsfähig, und es war höchste Zeit dass gesellschaftliche Missstände wie die Verseuchung ganzer Berufsbranchen durch Nazibonzen beim Namen genannt wurden, dass sich Widerstand formierte gegen Fehlentwicklungen, die mit dem Selbstverständnis der BRD als demokratischer Rechtsstaat kaum zu vereinbaren war. Es war nötig, auf solche Missstände hinzuweisen, und es war durchaus legitim, notfalls auch mit radikaleren Methoden dagegen zu rebellieren, wenn man sich ansonsten kein Gehör verschaffen konnte.

Allerdings war politischer Mord noch niemals ein Mittel, emanzipatorische Reformen anzukurbeln. Gewalt erzeugt nur neue Gewalt, und mit den Morden an Buback, Ponto und Schleyer hat sich die RAF Verständnis und Sympathie verscherzt und dazu auch alle anderen Bürgerrechtler und generell die Notwendigkeit, Veränderungen zu erzwingen diskreditiert.

Wenn er nicht von der RAF umgebracht worden wäre, könnte keine Mensch es wagen, eine Halle nach Hans-Martin Schleyer zu benennen, ohne berechtigte Proteststürme zu entfesseln. Schleyers NS-Vergangenheit war viel übler, als die des armen Kurt G. Kiesinger, der wegen seiner Parteimitgliedschaft von Beate Klarsfeld geohrfeigt wurde. Als dann aber Schleyer im Unterhemd als RAF-Geisel zu sehen war und bald darauf ermordet im Kofferraum eines PKW gefunden wurde, hatten die meisten Deutschen Mitleid mit ihm und auch die Mehrzahl der Leute, die zunehmend Ärger als "Sympathisanten" bekamen, gingen auf Distanz.

Die RAF hat letztlich der Bürgerrechtsbewegung in der Bundesrepublik einen Bärendienst erwiesen. Dass es mit der Aufbruchsstimmung der 1970er Jahre am Ende nicht mehr weit her war, als Willy Brandt "mehr Demokratie wagen" wollte, dass die paranoide Atmosphäre des Deutschen Herbst dazu beitrug, das politische Klima zu vergiften und auch berechtigte und notwendige Reformen unter politischen Generalverdacht gestellt wurden und die Geheimdienste eine immer größere Aktivität entfalteten, war zu großem Teil ein Resultat der Radikalisierung der RAF, die allen Ernstes politischen Mord als legitimes Mittel im politischen Kampf propagierte.
 
Vorgeschichte und Entstehung der RAF in groben Zügen:

Das Herz der Studentenbewegung war der SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), der 1947 gegründet und 1961 von der Mutterpartei SPD ausgeschlossen wurde wegen allzu großer Nähe zur politischen Gesinnung der DDR-Führung. Ab 1965 hatten Dutschke, Kunzelmann und Rabehl im Berliner SDS das Sagen. Von da an bestand eine gewisse Neigung zur (theoretischen) Radikalisierung (antiautoritäre, ´anarchistische´ Haltung). Bei der Bildung der APO war der SDS federführend.

Die Dinge eskalierten durch den Schah-Besuch 67 in Deutschland. Ein grausamer Diktator im Bunde mit dem deutschen Staat - für den SDS ein No-Go. Während der Proteste wurde Benno Ohnesorg von einem Cop erschossen und der Vorfall von der Polizei in korrupter Manier zunächst verschleiert und entstellt. Das war der Auslöser für eine Radikalisierung der Protestmaßnahmen. Aus der Bewegung wurde eine Revolte, die aber kaum über die Studentenszene hinausging.

Als im Mai 68 die Notstandsgesetze ausgerufen wurden, war das der Anfang vom Ende der APO, da diese ihr Ziel, die Gesetze zu verhindern, nicht erreicht hatte. Die Aktivisten zerstreuten sich in die SPD, die FDP und die KPD. Für einige wenige aber standen die Zeichen auf Sturm. Schon vorher (im April) hatten Baader, Ensslin u.a. ein Signal gesetzt mit ihrem Anschlag auf ein Frankfurter Kaufhaus. Die Beteiligten kamen im Zuge eines Revisionsverfahrens zunächst wieder auf freien Fuß. Als der Revisionsantrag scheiterte, gingen Baader u.a., zusammen mit ihrem Anwalt Mahler (später zum Neonazi mutiert), in den Untergrund und gründeten eine Guerilla-Bande.

Schon damals gab es obskure Praktiken des Verfassungsschutzes. Dessen Mitarbeiter, der V-Mann Urbach, der Baader 69 hochgehen ließ, war zuvor in den Waffenhandel mit den Radikalen verstrickt gewesen und hatte Mahler aus freien Stücken eine Pistole geliefert. Baader wurde nach neuerlicher Festnahme im April 70 im Mai spektakulär befreit und ging zusammen mit Ensslin, Meinhof und Mahler in ein Terroristenausbildungszentrum in Jordanien.
 
Zuletzt bearbeitet:
....
Als im Mai 68 die Notstandsgesetze ausgerufen wurden, ...
Das ist möglicherweise eine irreführende Formulierung.
Ich bin ja kein Jurist, aber so wie ich es verstehe, wurden nicht etwa Notstandsgesetze in Kraft gesetzt,
sondern durch die Notstandsnovelle die Verfassung so ergänzt, dass im Falle eines Notstandes (Äußerer Notstand, Innerer Notstand, Katastrophennotstand) die eigene Regierung handlungsfähig ist.
Und nicht mehr nur ausschließlich die Alliierten Mächte, die sich ein solches Recht ja vorbehalten hatten.
Ein Notstand wurde nicht ausgerufen (und Gesetze werden nicht "ausgerufen").
Das scheint mir eine sprachliche Verwirrung zu sein, die vielleicht typisch ist im Gedenken an diese Zeit und diese damit auch ein wenig spiegelt.
 
Ok also die erste Generation hatte politische Anliegen und wollte was verändern. Dies durch den bewaffneten Kamp. Doch ihre Wege was zu verändern waren äußerst terroristisch. Zum Beispiel der Anschlag im Springer Verlag wobei 17 Personen verletzt wurden. Bewirkt hatte die mai offensive nichts also haben sie nichts revolutionäres bewirkt.?
Dann die 2 Generation welche als Haupziel die Gefangenenbefreiung anstrebte. Diese wollten sie erreichen durch zum Beispiel die Entführung von schleyer. Und als Unterstützung sogar die Entführung der Landshut. Sie haben die Anschläge äußerst genau geplant wie auch die "terroristenunterkunft" von schleyer und der Überfall auf ihn und waren bereit normale Mallorca Urlauber zu entführen und als Geiseln zu nehmen und unter Umständen zu töten. Dies sind terroristische Merkmale....
 
... die erste Generation hatte politische Anliegen und wollte was verändern. Dies durch den bewaffneten Kampf. ...
Und da ist auch gleich das erste Problem. In einem demokratischen Staat (zugegeben, mit einigen Mängeln) ist ein bewaffneter Kampf nicht angebracht. Dazu hätte es genügend andere Wege gegeben. Aber die SDS/RAF wählte den Terror und schädigte viele Unschuldige.
 
Der SDS wählte nicht den Terror. SDS ≠ RAF!
Nach dem Willkürmord an Benno Ohnesorg durch den waffenwütigen Polizisten Kurras und den drei Kugeln auf Rudi Dutschke durch den durch die National- und Soldatenzeitung sowie Bild aufgehetzten Joseph Bachmann (der im Übrigen später im Briefwechsel mit Rudi Dutschke stand) - man muss bedenken 1967/68 waren in den Behörden, bei der Polizei und den Gerichten noch viele Männer in Amt und Würden, die ihre Karriere in der Nazizeit begonnen hatten und sich teilweise nicht wirklich von der Ideologie gelöst hatten - gab es in der studentischen Linken das Gefühl, dass sie Freiwild seien. Als die Linke dann in viele verschiedene, teils stark sektiererische Gruppen zerfiel, waren darunter eben auch einige, die den Weg der Gewalt wählten. Das ist aber nicht dem SDS anzulasten. Was es tatsächlich gab, war, dass ein kleiner Kreis um Rudi Dutschke (vor dem Attentat) Dynamit besorgte, um amerikanische Militärfrachtschiffe treffen, welche Waffenmaterial aus Deutschland nach Vietnam bringen sollten. Ausdrücklich in die Planung einbezogen war dabei, dass Menschenleben nicht gefährdet werden dürften. Das Dynamit wurde nie eingesetzt.

Der Hintergrund von Joseph Bachmann mit Figuren wie dem Braunschweiger NPD-Funktionär Paul Otte oder dem rechtsradikalen Waffennarren Wolfang Sachse (späte ebenfalls NPD) wurde im Übrigen nie wirklich gerichtlich aufgearbeitet. Seine niedersächsische Wehrsportgruppe konnte weiteragieren und Bachmann galt als verwirrter "Einzeltäter".
 
Zuletzt bearbeitet:
Manches im Zusammenhang mit der Ermordung von Benno Ohnesorg ist ja scheibchenweise und erst vor ein paar Jahren herausgekommen, als man erfuhr, dass der Todesschütze Karl Heinz Kurras IM der Stasi war und Benno Ohnesorg kaltblütig erschoss, um dadurch zur Eskalation beizutragen und die BRD zu destabilisieren. Zu keinem Zeitpunkt war Kurras in irgendeiner Weise bedroht oder von Demonstranten umringt. Er hat Ohnesorg aus nächster Nähe von hinten in den Kopf geschossen. Fotos des Leichnams beweisen, dass Ohnesorg vor seiner Ermordung krankenhausreif geschlagen wurde und zwar von Polizeibeamten! Aus Fotosequenzen geht eindeutig hervor, dass Ohnesorg von ihnen eingekreist und niedergeknüppelt wurde. Helmut Starke der Einsatzleiter und Vorgesetzte von Kurras stand nur wenige Meter entfernt, log aber später, dass er erst 10 min. später eintraf und nichts gesehen habe. In der Nacht brachen Ärzte des Moabiter Krankenhauses dem Toten Knochen und vernähten die Kopfhaut, um das Einschussloch zu verdecken. Der amtliche Totenschein log und bestätigte Tod durch Gewalteinwirkung eines stumpfen Gegenstands. In der Folge wurden Akten Gefälscht, Zeugen nicht befragt und Aussagen abgebrochen.

Der "Polizeistaatsbesuch" von Shah Reza Pahlevi im Jahre 1967 trug sehr stark zur Eskalation bei. Für den Potentaten wurde die Autobahn abgesperrt. Tagelang brachte die Boulevardpresse zuckrige Artikel über den Glanz des Pfauenthrons und hetzte gegen "Chaoten" und "Revoluzzer", die einen Gast der Bundesrepublik beleidigten. Als der Shah ausgepfiffen wurde, folgte die schlimmste Knüppelorgie seit der Machtergreifung der Nazis. Die Polizei machte gemeinsame Sache mit den als "Jubelpersern" verkleideten Beamten des iranischen Geheimdienst Sawak und machte regelrecht Jagd auf Demonstranten. Die Beamten des Sawak schlugen vor laufender Kamera unter Tausenden von Zeugen mit Knüppeln und Dachlatten auf (mutmaßliche) Demonstranten ein. Eine wirklich neutrale und objektive Auseinandersetzung und Aufarbeitung von all dem was da ganz offensichtlich furchtbar schief gelaufen war, fand damals kaum statt. Eine gewisse Radikalisierung wird man Menschen, die das miterlebt haben vielleicht noch zugestehen können. Jedenfalls muss man diese Hintergründe kennen, um die Radikalität der RAF zu verstehen.

Sicher ist aber auch, dass die Bundesrepublik von 1977 eine andere war, als die von 1967. Der Vietnamkrieg war vorbei, und weder an den Schulen und Hochschulen noch in den Betrieben war die Zeit der Bürgerrechtsbewegung völlig spurenlos vorbeigegangen. Der Umgangston war ein anderer geworden. An den Universitäten waren jüngere Dozenten nachgerückt, die teilweise Verständnis für Forderungen der Bürgerrechtsbewegung aufbrachten, und verstanden, dass es höchste Zeit war, die NS-Belastung vieler Fachbereiche aufzuarbeiten.
 
Ok also die erste Generation hatte politische Anliegen und wollte was verändern. Dies durch den bewaffneten Kamp. Doch ihre Wege was zu verändern waren äußerst terroristisch. Zum Beispiel der Anschlag im Springer Verlag wobei 17 Personen verletzt wurden. Bewirkt hatte die mai offensive nichts also haben sie nichts revolutionäres bewirkt.?
Dann die 2 Generation welche als Haupziel die Gefangenenbefreiung anstrebte. Diese wollten sie erreichen durch zum Beispiel die Entführung von schleyer. Und als Unterstützung sogar die Entführung der Landshut. Sie haben die Anschläge äußerst genau geplant wie auch die "terroristenunterkunft" von schleyer und der Überfall auf ihn und waren bereit normale Mallorca Urlauber zu entführen und als Geiseln zu nehmen und unter Umständen zu töten. Dies sind terroristische Merkmale....

Kathrin,

ich will es mal versuchen und dazu auf zwei interessante Bücher verweisen:

Götz Aly - Unser Kampf :

Das ist eingangs durchaus ungewöhnlich polemisch formuliert, wenn man es mit dem vergleicht was er sonst noch geschrieben hat („Hitlers Volksstaat“ , „Europa Gegen Die Juden“, „Warum Die Deutschen, Warum Die Juden?“, allesamt sehr lesenswert...).
Dieses Buch ist auch eine Selbstkritik Aly's in seiner eigenen Rückschau, denn er fand sich im zeitlichen Rahmen der 68er-Bewegung unter den Falken.
Sehr überzeugend zeigt er Traditionslinien zwischen den RAF-nahen Teil der 68er und der nationalsozialistischen Jugendbewegung der Elterngeneration der 68er auf ,
und er zieht auch Vergleiche zur unmittelbaren Vorgängergeneration, deren Eltern in ihrer Jugend die Weimarer Republik erlebten.

Und interessant fand ich auch;
Norbert Frei: 1968 - Jugendrevolte und globaler Protest -

Norbert Frei betrachtet einen höchst bemerkenswerten Umstand: diese Jugendbewegung breitet sich über den Globus aus (und zwar erstmals in der langen Geschichte des HS).
Und wenn man sich anschaut wo diese in die Gewalt ausartete, dann finden sich Deutschland, Italien und Japan.

Also jene Länder mit der Erfahrung einer besonders üblen Geschichte des eigenen gemeinsamen Wirkens.

Man könnte daher plausibel sagen: Die RAF-Leute waren Terroristen.
Sie waren sich dieser Tradition möglicherweise nicht bewusst, aber in dieser handelten sie.
Das würde ich meinen, ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei der Betrachtung.
(Ein Kernpunkt an dem sich auch der Werdegang eines Horst Mahler beispielhaft kristallisierten lässt)
 
Zuletzt bearbeitet:
Manches im Zusammenhang mit der Ermordung von Benno Ohnesorg ist ja scheibchenweise und erst vor ein paar Jahren herausgekommen, als man erfuhr, dass der Todesschütze Karl Heinz Kurras IM der Stasi war und Benno Ohnesorg kaltblütig erschoss, um dadurch zur Eskalation beizutragen und die BRD zu destabilisieren. Zu keinem Zeitpunkt war Kurras in irgendeiner Weise bedroht oder von Demonstranten umringt. Er hat Ohnesorg aus nächster Nähe von hinten in den Kopf geschossen. Fotos des Leichnams beweisen, dass Ohnesorg vor seiner Ermordung krankenhausreif geschlagen wurde und zwar von Polizeibeamten!

Ich bin mir jetzt überhaupt nicht mehr sicher ich meine aber, dass die Tat von Kurras keine geplante Aktion der DDR bzw. der Stasi war, wenn ich mich an die damals erschienen Artikel richtig erinnere. Oder war es tatsächlich so, wie du sagtest? Könntest du das in diesem Falle näher erläutern bzw. darlegen?
 
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