Lager der Römer in Thüringen

Dann wird es wohl auch kein Osttor gegeben haben? Der östliche Teil des Grabens zeigt keine Unterbrechung.

Vielleicht befand es etwas nach Norden versetzt; dort wird die Linie sehr diffus.

Mir fällt besonders auf, wie das Bachbett zwischen HO-Ecke und gemutmaßtem Nordtor unnatürlich gerade verläuft. Auf felsigerem Grund würde man hier eine tektonische Störung erwarten können, hier sieht es tatsächlich so aus, als habe der Bach sich den vorgelockerten Graben als Bett gewählt. Besonders bemerkenswert scheint mir, dass das Bachbett genau dort abknickt, wo der Graben durch das Nordtor unterbrochen gewesen wäre.

bachbett.jpg
 
Der Bach kann doch vor ~2000 Jahren sonst wo entlang geflossen sein.
Auch die größeren Fließgewässer der Umgebung verliefen noch ganz anders als heute:

"Eine große Veränderung hat die Stromteilung vor rund tausend Jahren mit sich gebracht", weiß Christian Jung, Flussbereichsleiter im LHW. Nach seinen Erkenntnissen verlagerte die Elbe 1020 ihr Bett. Bis dahin floss sie weiter östlich. Der Flötzer-/Gödnitzer-/Prödler See sowie die Schleife unterhalb des Dornburger Schlosses markieren diese Linie noch heute. Im weiteren Verlauf sind Plötzky, die Haberlandbrücke und Pechau markante Punkte. Vor tausend Jahren war Schönebecks größtes Fließgewässer übrigens der Röthegraben, weil die Elbe ja einige Kilometer weiter östlich verlief.

"Es wird ein riesiges Hochwasser gegeben haben, das die Elbe nach Westen drängte", meint Christian Jung. Zum Hauptstrom sei der neue Lauf, den die Schönebecker plötzlich vor der Tür hatten, aber erst in den folgenden Jahrhunderten geworden.
Als die Saale noch bei Glinde mündete ...
 
Der Bach kann doch vor ~2000 Jahren sonst wo entlang geflossen sein. Das sieht man sehr schön ein paar Meter weiter östlich, wo die humosen alten Bachbetten sich durch kräftig grünes Wachstum hervorheben.

Anhang anzeigen 17651

Es sieht sogar so aus, als hätte der Bach irgendwann einen Teil des alten Grabens für sich als Bett erschlossen, was ja gemäß dem Prinzip des geringsten Widerstands nahe liegt.
Dann wäre aber die Einmündung des Grabens Richtung Süden zumindest etwas "ausgespült" worden. Deine interessante Google-Darstellung könnte auch eine alte Laufänderung der Elbe andeuten. Allerdings ist die Laufrichtung des Baches, die Schwarz von West nach Ost angibt, entgegengesetzt. Ich selbst habe auch kein Wasser mehr im Bachbett vorgefunden. Aber südlich der Straße wird in gigantischen Mengen Kies abgebaut. Möglicherweise ist der Wasserspiegel dadurch gesunken. Der Bach müsste ja auf dem höchsten Punkt mal eine Quelle gehabt haben.
 
Vielleicht befand es etwas nach Norden versetzt; dort wird die Linie sehr diffus.

Mir fällt besonders auf, wie das Bachbett zwischen HO-Ecke und gemutmaßtem Nordtor unnatürlich gerade verläuft. Auf felsigerem Grund würde man hier eine tektonische Störung erwarten können, hier sieht es tatsächlich so aus, als habe der Bach sich den vorgelockerten Graben als Bett gewählt. Besonders bemerkenswert scheint mir, dass das Bachbett genau dort abknickt, wo der Graben durch das Nordtor unterbrochen gewesen wäre.

Anhang anzeigen 17654
Er knickt aber erst nach der Einmündung des Grabens ab. Was mich aber wundert: das Lager liegt sehr weit vom heutigen Elbverlauf weg. Ungewöhnlich für römische Lager. Einziger Vorteil des Standorts wäre der hohe Punkt im Gelände.
 
Dann wäre aber die Einmündung des Grabens Richtung Süden zumindest etwas "ausgespült" worden.

Das wäre auch zu erwarten.

Deine interessante Google-Darstellung könnte auch eine alte Laufänderung der Elbe andeuten. Allerdings ist die Laufrichtung des Baches, die Schwarz von West nach Ost angibt, entgegengesetzt. Ich selbst habe auch kein Wasser mehr im Bachbett vorgefunden. Aber südlich der Straße wird in gigantischen Mengen Kies abgebaut. Möglicherweise ist der Wasserspiegel dadurch gesunken. Der Bach müsste ja auf dem höchsten Punkt mal eine Quelle gehabt haben.

Ohne die Situation vor Ort im Detail zu kennen, erscheint es mir als sehr wahrscheinlich, dass das Lager vor 2 Jahrtausenden an einem Arm einer weit verästelten Elbe gelegen hätte. Der Bach dürfte erst in jüngerer Zeit entstanden sein.
 
In dem Buch von Ralf Schwarz ist sie allerdings recht gut zu erkennen.

Aha. Also hat es entweder kein Osttor gegeben (weil dort die Elbe/Saale verlief?), oder das Lager war noch wesentlich größer.

Wenn es denn ein römisches Lager war. — Aber was könnte es sonst gewesen sein? Wäre es tatsächlich frühmittelalterlich, so wäre das doch die größte archäologische Sensation überhaupt, die sich wohl niemand von den Verantwortlichen hätte entgehen lassen: Das weltweit erste entdeckte karolingische Marschlager, und dazu noch perfekt vermessen nach römischem Vorbild!

Für mich riecht es förmlich nach meinem alten Freund Drusus.
 
Ohne die Situation vor Ort im Detail zu kennen, erscheint es mir als sehr wahrscheinlich, dass das Lager vor 2 Jahrtausenden an einem Arm einer weit verästelten Elbe gelegen hätte.

Aha. Also hat es entweder kein Osttor gegeben (weil dort die Elbe verlief?)

Wieso die Elbe?

Klick doch bitte mal hier rein:
Lager der Römer in Thüringen

Auch wenn heute "nur" noch der Landgraben vorbeifließt, ist Pömmelte immer noch hochwassergefährdet:

Damit die Pömmelter "Vorstadt" nicht in den Drängwasserfluten versinkt, bauten Feuer- und Wasserwehr einen rund 400 Meter langen Wall aus 14 000 Sandsäcken. Das Besondere: Sie wurden mit zwei Kähnen verteilt.

Sandsäcke werden mit dem Kahn verteilt
 
Dafür lag es näher an der Saale.
Richtig. Nach deiner alten Karte schlängelte sich dort so etwas im Osten vorbei. Der Bach ist auch schon zu sehen. Und er scheint tatsächlich von einer Quelle gespeist worden zu sein, denn von Pöömelte kommt er nicht. Aber das bedeutet, dass das Lager nicht so weit westlich reichen konnte. Der Südgraben bog also vermutlich links hinter dem einzelnen Haus nach Norden ab. Der Windmühlenberg blieb innerhalb, die Quelle außerhalb. Die Quelle war natürlich willkommener Anlass zur Trinkwasserversorgung hoher Qualität.
 
Richtig. Nach deiner alten Karte schlängelte sich dort so etwas im Osten vorbei. Der Bach ist auch schon zu sehen. Und er scheint tatsächlich von einer Quelle gespeist worden zu sein, denn von Pöömelte kommt er nicht. Aber das bedeutet, dass das Lager nicht so weit westlich reichen konnte. Der Südgraben bog also vermutlich links hinter dem einzelnen Haus nach Norden ab. Der Windmühlenberg blieb innerhalb, die Quelle außerhalb. Die Quelle war natürlich willkommener Anlass zur Trinkwasserversorgung hoher Qualität.

Ich finde es reichlich skurril, über den Verlauf kleinster Bächlein zur Römerzeit zu diskutieren - in einem Überschwemmungsgebiet, wo die größten Flüsse ihre Läufe in den letzten 1000 Jahren drastisch geändert haben.

upload_2018-11-20_22-18-7.png
 
Ich finde es reichlich skurril, über den Verlauf kleinster Bächlein zur Römerzeit zu diskutieren - in einem Überschwemmungsgebiet, wo die größten Flüsse ihre Läufe in den letzten 1000 Jahren drastisch geändert haben.

Der Verlauf des Bachs zur Römerzeit ist irrelevant, so es ihn da überhaupt schon gegeben hätte.

Mir ging es darum, dass das heute noch erkennbare Bachbett möglicherweise auf einem Teilabschnitt den alten anthropogenen Graben okkupiert hatte. Jedenfalls wirkt der hier ungewöhnlich gerade Verlauf des Baches etwas unnatürlich in Ermangelung tektonischer Störungen.
 
Aber die Anhöhe um den Windmühlenberg scheint hochwasserfrei geblieben zu sein. Und die Quelle konnte munter plätschern.

Kann es sein, dass die Windmühle der Entwässerung diente? Dann wäre der "Bach" ein verwilderter, und längst obsoleter Entwässerungskanal (der vielleicht zuvor in der frühen Neuzeit einmal ein Altarm der Saale war), und eine Quelle gab es nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn wir von Marschlagern sprechen, kann von Torbauten oder Torflügeln keine Rede sein.
In Holsterhausen waren die Durchlässe 9-13 m breit: Römerlager | Dorsten Lexikon

Da hat dann jemand die Erdbrücke über den Lagergraben mit dem Tor gleichgesetzt. Das Lager in Holsterhausen wird vermutlich zur selben Truppe gehören, die auch Oberaden bezogen hat. Dort sind die Erdbrücken ebenfalls bis ca. 19m breit. Die Tore der Holz-Erde-Mauer dahinter hatten je zwei Druchlässe von ca. 4-5m. In Holsterhausen wird man sich allerdings eher einfache Wälle und Holzbarrikaden als Tore vorstellen müssen.

Gruß
jchatt
 
@Divico

es gibt ein karolingisches Lager - es liegt im Burgenlandkreis bei Wengelsdorf an der Saale. Sowohl Keramikstücke, als auch den von mir aufgefundenen Pferdebeschlag weisen das Lager in diese Zeit. Allerdings ist dieses mit einem Doppelgraben versehen und besitzt keine exakt geraden Gräben (leicht bauchig). Aber eingezogene Torwangen gibt es auch dort. Das Luftbild findet man in den Pilotstudien (Bild 2222-37 vom 10.06.1997) von Ralf Schwarz.

@jchatt

nach der Form her passt Vetera I ((13/12 v. Chr. bis 70 n. Chr.) wie die berühmte Faust auf's Auge. Es gibt auch Münzen aus der frühen Kaiserzeit in der näheren Umgebung, allerdings dominieren eher die spätantoninisch/frühseverischen Prägungen. Aber die Torsituation ist schon verblüffend ...

Grüße
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben