Ich finde das wirklich einen tollen Fund. Stück für Stück erschließen sich uns die Marschwege römischer Truppen in der Germania Magna.
Die Druckversion von "Archäologie in Deutschland"Ausgabe 3-2014 gibt mehr Details als die Online-Artikel:
Was wurde gefunden?
Eine römische Fibel aus der Mitte des 1. Jahrhunderts uZ. Diese ist also nach
- den Drusus-Feldzügen
- nach der Varus-Statthalterschaft
- nach den Tiberius-Aufenthalten
entstanden. Der genaue Fundort der Fibel ist in dem Artikel nicht angegeben.
Desweiteren vier Schuhnägel der jüngeren Form ohne Noppen oder Stege (es wäre schön, wenn unsere Spezialisten die Nägel für uns zeitlich einordnen könnten. Jüngere Form sagt ja jetzt wenig)
Die Grabenverfüllung lässt schon etwas über die Zeitstellung erahnen
Ein großer Holzrest aus der untersten Verfüllung des Spitzgrabens wurde nach 14C-Datierung auf 50 vuZ bis 125 uZ datiert. Das wiederum lässt alles offen, von Cäsar bis nach Hadrian ist damit alles möglich. Schließlich sagt der Zeitraum ja nur, wann der Baum seinen Weg in den Hades angetreten hat. Wann er in die untere Verfüllung des Grabens gelangt ist, kann daraus nicht sicher abgeleitet werden.
Aus der obersten Füllschicht des Spitzgrabens wiederum stammt eine römische Fibel aus dem 3. bis frühen 4. Jahrhundert
Aus der oberen Füllschicht des Grabens stammt noch ein Kalbsschädel, welcher nach 14C-Datierung von 420 bis 550 uZ stammt.
Fazit der Ausgräber in dem Artikel:
Es stehen zwei Datierungsansätze in der Diskussion. Das Marschlager stammt aus den
- Chattenkriegen (2. Hälfte 1. Jahrhundert uZ)
- Unternehmungen der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts
Die ältere Fibel unterstützt die Datierung in die Chattenkriege. Auch das gefundene Holzstück in der untersten Füllschicht des Spitzgrabens deutet eher auf Domitian.
Die jüngere Fibel könnte ein Hinweis auf Maximinus Thrax sein. Jedoch findet man diese Fibel in der obersten Füllschicht des Grabens. Wenn die Römer nun nicht den Graben selbst wieder verfüllt haben, lag der Bau des Marschlagers wohl schon länger zurück als die jüngere Fibel verloren ging.
Theoretisch könnte es ja auch sein, dass die Römer mehrmals diesen Ort aufgesucht haben. Jedoch ist der Zeitraum zwischen den beiden Ereignissen doch arg groß. Dann müsste man eher zwei Marschlager finden, welche sich sicherlich überschneiden müssten.
Mein Favorit ist hier Domitian. Wobei der Fundort an einen alten Ost-West-Korridor liegt, welche das Werra-/Wesertal über das Obereichsfeld mit dem Thüringer Becken verbindet. Dann wären die Römer unter Domitian wohl von der Werra aus gen Osten marschiert oder fanden sich von Osten kommend auf den Weg dorthin.
Es bleibt spannend hinsichtlich dieser neuen Fundstelle