Wurden diese Interessen denn auch miteinander offen kommuniziert?
Allenfalls wage. Innerhin setzte die Handlungslogik Sowohl Japans, als auch Deutschlands bei dieser Kooperation, um es plakativ auszudrücken, vorraus, die jeweils andere Seite als nützliche Idioten vor den eigenen Karren zu spannen.
Die Vereinbarungen mit Japan im Rahmen des Anti-Komintern-Paktes wurden 1936 geschlossen. Das war unter völlig anderen Prämissen, als die Realitäten des Jahres 1941 dann sein sollten.
- Den 1937 losgetretenen 2. Sino-Japanischen Krieg gab es noch nicht, dafür war Sowjetrusslands Einflussnahme im Chinesischen Bürgerkrieg gerade manifest und der Grenzkonflikt in der Mandschurei auf Grund starker Truppenpräsenz beider Seiten einigermaßen scharf.
- Die Landkarte Europas sah noch völlig anders aus, so dass an Eroberungskampagnen gegen die Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt von deutscher Seite her nicht zu denken war. Das war noch deutlich vor dem "Anschluss"Österreichs. Deutschland war gerade erst dabei seine Armee neu aufzubauen und seine Handlungslogik folgte zunächst mal der Revision der territorialen Konsequenzen des ersten Weltkriegs für Mitteleuropa und der Einhegung der Sowjetunion.
Heißt, als Japan diesen Pakt mit Deutschland schloss, konnte es davon ausgehen, dass Deutschland begrenzte territoriale Ziele in Europa hatte, zu größeren agressiven Aktionen, wegen der Präsenz Frenkreichs überhaupt nicht in der Lage sein würde und ansonsten einfach eine anti-kommunistische Macht darstellte, die auch auf grund ihrer geographischen Lage eine Machtausweitung der Sowjetunion nicht gutheißen konnte und deswegen für eine defensive Zusammenarbeit gegen die UdSSR einen attraktiven Partner darstellte.
Auf deutscher Seite konnte man zu dieser Zeit im Fall eines Konfliktes mit der UdSSR (der sich im Hinblick auf die Politik gegen die Tschechoslowakei durch deren auf 1935 datierendes Defensivbündnis mit der Sowjetunion, hätte ergeben können) noch auf veritable Hilfe Hoffen, weegen des mandschurischen Konfliktes.
Das sah aber bereits ein Jahr später schon völlig anders aus.
Die ganze Kooperation beruhte auf Bedingungen, die 1941 eigentlich nicht länger real waren.
Hat Hitler z.B. Japan über seine Kriegspläne gegen die Sowjetunion eingeweiht? Erhoffte oder erwartete er sogar eine ative japanische Unterstützung?
Zu einer detaillierten Absprache über die konkreten Kriegsplanungen ist es meinem Kenntnisstand nach nie gekommen. Wie hätte denn eine aktive japanische Unterstützung aussehen können, angesichts der Tatsache, dass japans Truppen weitgehend in China verzettelt standen und daher, selbst wenn Tokyo gewollt hätte, nur spärliche Ressourcen zur Verfügung standen um mitzuwirken?
Zudem weise ich noch einmal auf die Fehleinschätzung der sowjetischen Streitkräfte und des industriellen Potentials hin:
- Die sowjetischen Streitkräfte schätzte man nummerisch rund 1/3 schwächer ein, als sie tatsächlich waren, während Teilkräfte im fernen Osten standen. Heißt deutscherseits wurde man im Verlauf des Jahres 1941 in etwa mit doppelt so starken Kräften konfrontiert, als man eigentlich gedacht hatte.
Man war in seinen Planungen davon ausgegangen, dass man in einer schnellen, großangelegten Aktion die rote Armee direkt in den westlichen Grenzgebieten in weiten Teilen mehr oder minder vernichten und dann mehr oder minder einfach einmarschieren könnte, jedenfalls was den Westteil der Sowjetunion betrifft.
- Deutscherseits war man nur sehr unzureichend über die industriellen Kapazitäten informiert, die die Sowjets bereits zu diesem Zeitpunkt im Ural und den angrenzenden Regionen verfügte, und darüber, welche bedeutung die für die sowjetische Kriegswirtschaft hatten. Deswegen ging man weitgehend davon aus, dass die entscheidenden sowjetischen Kapazitäten sich, was das betrifft in der Ostukraine befinden würden und somit den Sowjets, besetzte man diese, die Weiterführung des Krieges in größerem Stil kaum noch möglich wäre.
Man hielt den Krieg gegen die Sowjetunion mehr oder minder für einen Spaziergang, weil man davon ausging, nach einer großen Schlacht im Grenzgebiet den Widerstand der Roten Armee weitgehend brechen und die wichtigsten industriellen Kapazitäten den Sowjets aus der Hand nehmen zu können, noch bevor diese im Stande gewesen wären rechtzeitig zu reagieren.
Das stellte die Basis für die Annahme da, man könne mit der Sowjetzunion in einem Blitzkrieg fertig werden, mit einer jahrelangen Auseinandersetzung rechnete man zunächst nicht.
Wenn man von diesen Prämissen ausgeht, wird klar, dass die Deutschen an einer aktiven japanischen Unterstützung kein so gesondertes Interesse hatten, weil sie sich einbildeten mit den Sowjets auch so ganz gut fertig zu werden. Wäre das so, wie man sich das vorstellte erfolgt, wären die im fernen Osten stehenden sowjetischen Truppen irellevant für den Krieg gewesen, weil sie niemals rechtzeitig nach Westen hätten verlegt werden können, um noch entscheidend einzugreifen.
Oder wusste Hitler vorher vom geplanten Angriff auf Pearl Harbor und hat Japan um eine deutsche Kriegserklärung an die USA gebeten?
1. Japan hat um nichts dergleichen gebeten. Dafür hätte es auch keine Basis gegeben, die deuteschen Verpflichtungen aus dem Anti-Komintern-Pakt deckten die Verpflichtung zur Waffenhilfe für eine japanische Agression gegen die USA nicht ab.
Antikominternpakt – Wikipedia
https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1954_2_6_weinberg.pdf
2. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, das Hitler en detail von den Plänen für Pearl Habour gewusst gehabt hätte. Das es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Japanischen Kaiserreich und den USA kommen würde, war nach der japanischen Besetzung Französisch-Indochinas und dem amerikanischen Öl-Embargo gegen Japan, so wie der Warnung vor weiterer Agression, aber absehbar.
Da Japan von amerikanischen Öl- und Metallschrottimporten im Hinblick auf seine Kriegswirtschaft abhängig war, stand es damit mehr oder minder vor der Wahl seine seit 1937 betriebene Expansionspolitik in China vollkommen abzublasen oder mit dem Griff nach Niederländisch-Ostindien seine Rohstoffbasis prekär abzusichern und dadurch einen militärischen Zusammenstoß mit den USA in Kauf zu nehmen.
Ich meine, dass Bündnispartner sich doch eigentlich möglich eng koordinieren und strategisch besprechen, damit letztlich beide daraus profitieren.
Wenn sie denn tatsächliche formelle Bündnispartner zu solchen Zwecken gewesen wären. Waren sie aber nicht.
Sie ware de facto Bündnispartner auf strategischer Ebene gegen die Sowjetunion, was sich aus dem Anti-Komintern-Pakt herleitet. Damit war es das aber auch schon, denn konkrete Bündnisverträge, über militärische Zusammenarbeit.
Vereinbart wurde (kannst du dem Wiki-Artikel entnehmen) lediglich die wohlwollende Neutralität einander gegenüber, im Falle einer sowjetischen Agression, was man auf Grund der beiderseits scharfen Konflikte mit der UdSSR dahin deuten kann, dass im Fall einer sowjetischen Agression Waffenhilfe gegen dieselbe nicht gänzlich unwahrscheinlich gewesen wäre.
Ein Bündnis für einen Angriffskrieg gegen die UdSSR war das nicht. Ein Bündnis für einen gemeinsamen Angriffskrieg gegen die Briten oder gar Amerikaner erst recht nicht.
Zudem hatte Deutschland durch den Hitler-Stalin-Pakt die Bestimmungen des Anti-Komintern-Paktes offen verletzt, weil es ein Abkommen (und was für eins!) mit der Sowjetunion schloss ohne Japan davon vorher in Kenntnis zu setzen, was dem Vertrag widersprach.
Demnach hatte man japanischerseits nicht nur seine Kräfte so verzettelt, dass man kaum effektiv mitwirken konnte, sondern musste sich demnach auch fragen, was die Vereinbarung mit Deutschland überhaupt wert war.
Der angesprochene Rücktritt der Regierung Himanura zeigt, dass so unbedingtes Vertrauen in die deutsche Verlässlichkeit auf japanischer Seite, nicht vorhanden war und begründet.