Nationale Zusammensetzungen der Russisch Kaiserlichen Armee ?

P

Papakha

Gast
Wie sah die Nationale Zusammensetzung der Russisch Kaiserlichen Armee aus vorallem an der Front mit Österreich-Ungarn und Deutschland ? Waren auch nicht-slawen aus dem Kaukasus, Sibirien oder Zentralasien anzutreffen oder war das eher selten ? Und wenn ja gibt es dazu eventuell Zahlen ?
 
Wie sah die Nationale Zusammensetzung der Russisch Kaiserlichen Armee aus vorallem an der Front mit Österreich-Ungarn und Deutschland ? Waren auch nicht-slawen aus dem Kaukasus, Sibirien oder Zentralasien anzutreffen oder war das eher selten ? Und wenn ja gibt es dazu eventuell Zahlen ?

Das wird vom jeweiligen Zeitpunkt abhängen.

Natürlich waren da auch Nichtslawen dabei, man denke alleine an die baltischen Truppen des Zarenreichs und inwiefern man die Kosacken als "slawisch" charakterisieren kann, ist dann auch noch fraglich. Auch Finnen sind bekanntlich eher keine Slawen.
Die "Russen" hatten dabei auch kein Problem damit das Kommando ihrer Armeen Teilweise in die Hände von Nichtslawen zu legen, exemplarisch wären etwa Pawel von Rennenkampf oder Thadeus von Sievers zu nennen.

Die genaue Zusammensetzung wäre wie gesagt eine Frage des Zeitpunktes, da Einheiten ja auch neu aufgestellt, umgegliedert und zwischen den Frontabschnitten verschoben wurden. Gemessen an den Proportionen der jeweiligen Bevölkerungen dürfte der gesamtanteil der nichtslawischen Militärangehörigen insgesammt eher gering gewesen sein.






Paul von Rennenkampff – Wikipedia
Thadeus von Sievers – Wikipedia
 
Das wird vom jeweiligen Zeitpunkt abhängen.

(....)

Die "Russen" hatten dabei auch kein Problem damit das Kommando ihrer Armeen Teilweise in die Hände von Nichtslawen zu legen, exemplarisch wären etwa Pawel von Rennenkampf oder Thadeus von Sievers zu nennen.

Auf die napoleonische Epoche bezogen (die hier aber wohl nicht gemeint ist) würde ich das einschränken - hier gab es ein gewisses Misstrauen gegenüber den "deutschen" Offizieren.

Gruss, muheijo
 
Auf die napoleonische Epoche bezogen (die hier aber wohl nicht gemeint ist) würde ich das einschränken - hier gab es ein gewisses Misstrauen gegenüber den "deutschen" Offizieren.

Gruss, muheijo

Naja, trotzdem übertrug man Leuten wie Benningsen und Wittgenstein Kommandos über Teilverbände. Ethnische Russen waren das jetzt nicht unbedingt.
Misstrauen gegenüber "deutschen" Offizieren gab es auch in der petrinischen Epoche im Gefolge der schweren Niederlage in der Schlacht von Narva schonmal, hat aber nie nachhaltig dazu geführt, diesen Leuten keine Kommandos mehr zu übertragen.
 
Tut mir leid das habe ich total vergessen zu erwähnen. Ich rede allgemein vom 1. Weltkrieg und die Jahre davor
 
1. Bei Menning habe ich keine Differenzierung gefunden. Und ist auch kein Thema gewesen im Rahmen der Vielzahl, die die zaristische Armee gehabt hat.

Menning, Bruce W. (1992): Bayonets before bullets. The Imperial Russian Army; 1861 - 1914. Bloomington: Indiana Univ. Pr

2. Die geographische Zuordnung stößt in vielerlei Hinsicht auf Probleme. Entscheidend ist die Armeereform von 1910. Sie veränderte die Struktur der Mobilisierung (vgl. Schaubilder S. 224-225).

Vor 1910 rekrutierten sich die Armeekorps aus den grenznahen Bezirken. Nach der Reform verlagerte sich die Rekrutierung von 128 Btn in die inneren Militärbezirke bis zum Ural bzw. Richtung Kaukasus.

Der Vorteil war, dass die Armee als innenpolitisches Instrument "überall" zur Verfügung stand und es wurden Rekruten aus ganz Russland herangezogen. Der gravierende Nachteil allerdings war, dass durch die Dislozierung in der "Tiefe des Raumes" ein massives Transportproblem für die zaristische Armee wirksam wurde und sie die Truppen relativ langsam grenznah erst konzentrieren konnte.

3. Es war eine Tradition in der zaristischen Armee, dass Einheiten -traditionell Regimenter - einen Bezug im Namen zu einer Stadt oder einer Region hatten. Wie das nach 1910 fortgeführt bzw. ob es noch aussagekräftig war, kann ich nicht beurteilen.
 
Guten Tag! Ich habe heute auf diesen Beitrag getroffen und die gestellte Frage ist sehr interessant. Dabei wurde, meiner Meinung nach, keine genügende Antwort gegeben.

Wie sah die Nationale Zusammensetzung der Russisch Kaiserlichen Armee
Vor dem ersten Weltkrieg, genau wie nach der Kriegserklärung bzw. von 1914 bis 1917, basierte "Всеобщая русская повинность" oder wortwörtlich "allgemeine Wehrflicht" auf dem Manifest, der 1874 angenommen wurde und de jure in Kraft bis Januar 1918 war.

Laut dem Manifest konnten "Personen des männlichen Geschlechtes" in den folgenden Fällen nicht eingezogen werden (ab. 46-49):

1) russische Bevölkerung: aus der Turkestan, Kamtschatsk, Sachalin, Jenissei, Tomsk, Tobolsk, Jakutien.
Das waren die gerenznahen Gebiete, wo russische Bevölkerung eine Minderheit war oder wo sich die Kolonisierung erst entwickelte.
2) "Граждане Великаго Княжества Финляндскаго" oder die Bürger vom Großfürstentum Finnland (die Finnen). Sie haben am ertsten Weltkrieg nicht teilgenommen.
3) "Инородческое населенiе" / fremde Bevölkerung in Turkestan und Sibirien - Muslime und Stammbevölkerung von Gebieten, die ich schon in dem ersten Punkt beschrieben habe.
4) muslimische Bevölkerung vom Kaukausus (die Tschetschenen, Osseten etc) und "Самоеды" (die Nenzen).

https://www.prlib.ru/item/353453

Hier ist Schätzung vom russischen Generalstab, die 1915 durchgeführt wurde. Er schätzt die Zahl der Nichtdienstpflichtigen auf insgesamt 7 Millionen.

Mit freundlichen Grüßen, Ilja.
 
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