War Odin Türke?

Yannik

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Moin Leute,
ein Bekannter hat mir vor einiger Zeit folgendes erzählt und ich habe gesucht und gesucht, aber bestenfalls Indizien gefunden, sonst nichts dazu. Vielleicht habe ich hier mehr Glück, ich bin gespannt was davon stimmt, was nicht, was teilweise, wie auch immer, es interessiert mich, besten Dank für Antworten.

Bekannter: "Der Name Wotan entwickelte sich wie folgt: Odin- Uodan- Wodan- Wotan.
Prof. Sven Lagerbring ein schwedischer Geschichtsprofessor sagte, dass Odin ein Türke war und aus Türkheim stammte. Er brachte den Germanen das Schreiben bei. Sein echter Name war Öden/Ödin und heißt absteigendes Feuer auf Alttürkisch.
Die germanische Runenschrift ist fast identisch mit der Orhon Runenschrift der Türken. Auch Thor war ein Türke und sein Name war Tur wie Turan und Turhan."
 
Wotan hängt etymologisch mit Wut zusammen, Thor mit dem Donner, das T-h steht auch micht etwa für ein aspiriertes -t- sondern für -þ- das entspricht in etwa dem englisches -th-. Die Idee also, dass die namen Odin und Thor aus dem türkischen kämen, ist eine T-h-orheit. Die modern-nordische Namensform ist die Kontraktion von þunar oder þonar (vgl. Donar und Donner).

Die Orchon-Runen und die Futhark-Runen gehen wahrscheinlich beide auf das punische Alphabet zurück. Das Futhark mit mediterranen Mittlern die Orchon eben mit anderen Mittlern. Was die behauptete Chronologie angeht, Türken hätten Germanen die Schrift beigebracht und seien dann als Götter in Erinnerung geblieben, hat zusätzlich das Problem, dass die ältesten positiven Nachweise germanischer Runen um Jahrhunderte älter sind, als die frühesten positiven Beleg für Orchon.

Sven Lagerbring war ein Aufklärer. Er lebte im 18. Jhdt. Es mag sein, dass er an das glaubte, was dein Bekannter behauptet, aber ich habe Zweifel daran, dass das so stimmt. Das ist allerdings für den Sachverhalt an sich auch irrelevant, weil die Historische Sprachwissenschaft, welche die Wortgeschichte systematisch erfoscht und eine Methodologie dafür entwickelt hat, ein gutes Jahrhundert nach Lagerbrings Lebenszeit überhaupt erst entwickelt worden ist. Sollte Lagerbring also so etwas behauptet haben, dann ist das heute höchstens noch forschungsgeschichtlich relevant.

Der Name Turan dürfte auch erst, als die Türken mit den Persern in Berührung kamen, also etwa zeitgleich mit ihrer Islamisierung, vielleicht wenige Jahrzehnte früher, ich bin mit der zentralasiatischenn Geschichte nicht so vertraut, ins Türkische übergegangen sein.
 
Laut Wikipedia leitet sich der Name Türkheim vermutlich von Thüringern ab:

https://de.wikipedia.org/wiki/Türkheim#Vorgeschichte


Zu den Ähnlichkeiten zwischen den türkischen und germanischen Runen hatten wir vor einiger Zeit eine Diskussion gehabt:

https://www.geschichtsforum.de/thema/franken-und-tuerken.56146/

Es gibt zwar eine Reihe von Zeichen in beiden Schriftsystemen, die Ähnlichkeiten miteinander haben. Aber das ist nur eine gewisse Schnittmenge der beiden Schriftsysteme. Zudem sind die Zeichen, die den gleichen oder verwandten Lauitwert haben, nur ganz wenige. Man kann, wie El Q. annimmt, einen gemeinsamen Ursprung im punischen Alphabet vermuten. Da aber weder Germanen noch Türken diese von den Puniern direkt übernommen haben werden, müßten man den "Stammbaum" dieser Schriftsysteme erforschen.

Da es sich bei beiden Systemen um Ritzinschriften handelt, sind die wenigen Übereinstimmungen imho zufällig.
 
Laut Wikipedia leitet sich der Name Türkheim vermutlich von Thüringern ab:
Das ist korrekt, laut Manfred Niemeyer, Deutsches Ortsnamenbuch (Berlin 2012), lauten die alten Formen 1090 (Kop. 13. Jh.) Dvrincheim, 1234 Durenkhein, 1431 Dürckhain; sie sind als 'Heim der Thüringer' zu deuten.

Siehe auch: Wolfgang Haubrichs, Ethnogene Siedlungsnamen auf -heim und andere im theodisken Sprachraum - Zeugnisse merowingischer Siedlung, in: Albrecht Greule und Stefan Hackl (Hg.), Der Südwesten im Spiegel der Namen, Stuttgart 2011.

Der gleiche Name liegt übrigens auch im heutigen Bad Dürkheim vor.
 
Im Moment geht es mir wie seinerzeit >Otto Reutter<, oder auch ...

Kann Euch nicht eben ganz verstehen.“
Und weiter unten: „mir wird von alle so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum“.

Und wenn der schwedische Professor das so sagt...

macht einen die Endung von >Wotan< (an) auch stutzig.
 
Nach Ansicht des Professors für Vergleichende Germanische Sprachwissenschaften Dr. Ludwig Rübekeil ist die Sicht- und Schreibweise als Wut-Gott eine klerikal gewollte Verklärung/Dämonisierung Wodans und damit die West-/Ur-Germanische Form *wōđina und *wōđinaz (die mit „Weissagung“ oder „Gott der Weissager“ zusammenhängen sollen) die ursprünglicheren Grundwörter des Götternamens – aus denen sich auch der englische Wednesday ableiten lässt. Demnach wäre der Wut-Gott eine kirchliche ggf. christlich-volksetymologische Erfindung.
Nach:
Rübekeil, Ludwig, Wodan aus dem Walde und andere forschungsgeschichtliche Leichen exhumiert. Antrittsvorlesung, gehalten am 5. November 2001 an der Universität Zürich.
 
Lagerbring hielt Odin in Anlehnung an den hochmittelalterlichen Gelehrten Snorri Sturlons euhemeristische Umdeutung der germanische Mythologie für eine historische Person.

Im Prolog der Snorra-Edda wird Odins Wanderung von Tyrkland bzw. Asien nach Schweden beschrieben. Odin sei demnach ein trojanischer Zauberer gewesen, der im Norden für einen Gott gehalten wurde. Snorri liefert zugleich eine lustige Pseudoetymologie für das Göttergeschlecht der Asen, die nach ihrer Heimat in Asien benannt seien. Besonders wichtig in dieser Gelehrtenlegende ist noch, dass Odin für die Verbreitung der asiatischen Sprache im Norden gesorg habe. Die nordische Sprache wäre demnach die Sprache Trojas und nicht nur irgendein peripherer Bauerndialekt.
Snorris Sturluson gelehrte Legende geht natürlich auf das im europäischen Mittelalter äußerst beliebte Topos das eigene Volk gehe auch einen Troja-Flüchtlinge zurück, das zuerst in der römische Aeneas-Legende auftaucht.

Lagerbring hielt diese Geschichte für eine historische Überlieferung der skandinavischen Frühgeschichte.

Wut-Gott eine klerikal gewollte Verklärung/Dämonisierung Wodans
Die Etymologie des Namen ist erstmals durch Bischof Adam von Bremen überliefert.
 
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