Besiedlung Amerikas: solutréische Hypothese, Beringia, oder Südpazifik?

Hier die Besiedlungsdynamik und das "Vorrücken" bzgl. längerer Strecken im Pazifik, speziell der Sonderfall Marianen.

Noch einmal zur Einschätzung der möglichen Pazifik-Querung der Verweis auf die maritimen Möglichkeiten beim "Inselspringen", anhand der Besiedlung des Sonderfalls Marianen (mit mehreren tausend km "Distanz")

aktueller Aufsatz zur Erstbesiedlung der Nördlichen Marianen (etwa 700 - 800 BP):
Settlement and Subsistence in the Remote Western Pacific: Archaeological and Radiocarbon Data from Alamagan, Northern Mariana Islands

Keine Pazifik-Besiedlung deutet derzeitig auf das transpazifische Erreichen des südamerikanischen Kontinents hin, im Gegenteil: alle sprechen dagegen.

Davon getrennt ist die Frage zu klären, wie populationsgenetische "Einträge" in Südamerika zu erklären sind. Das bleibt weiter abzuwarten.
 
Zwei der drei hypothetischen Nennungen in der Themenüberschrift dürften sich inzwischen durch den Forschungsstand erledigt haben.

Das Zusammenlegen des Themas mit dem Thema „Die ersten Amerikaner“ wirkt aber unübersichtlich. Besser wäre, dieses Thema für Nachläufer der beiden eher unwahrscheinlichen Hypothesen beizubehalten, und die Beringia-Hypothese im anderen Thema weiter zu bedienen.

Die ersten Amerikaner
 
Neue Studie aus der Nature, die sich zu der langen Diskussion über Kontakte zwischen Polynesiern und Südamerikanern äußert:

Native South Americans were early inhabitants of Polynesia

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Neue Studie aus der Nature, die sich zu der langen Diskussion über Kontakte zwischen Polynesiern und Südamerikanern äußert:

Native South Americans were early inhabitants of Polynesia
Ich bin sehr skeptisch bzgl. der weitreichenden Schlüsse, weil die untersuchten Populationen in historischer Zeit nicht getrennt waren.
In den 1860ern wurden im großen Stil Polynesier von den Osterinseln und den Marquesas nach Südamerika verschleppt (sogenanntes "Blackbirding"). Die Polynesier sollten nach dem Versiegen des transatlantischen Sklavenhandels den Platz der afrikanischen Sklaven einnehmen. Haupteinsatzgebiet war der Abbau von Guano in Peru.
Der Menschenhandel führte zu einer demografischen Katastrophe auf der Osterinsel. Zum Teil die Rückwanderung der Zwangsarbeiter ermöglicht. Die heutige Population stammt zu einem erheblichen Anteil von Rückkehrern ab.

Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung der Osterinsel und der Marquesas wurde in die Küstenregionen Perus verschleppt. Wenn die für jene südamerikanische Regionen typischen Markergene bei der heutigen Bevölkerung der Osterinsel auftauchen, gebe es dafür eigentlich eine ganz einfache Erklärung.
 
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Ergänzend und zur weiteren Verwirrung bzgl. genetischer Nachweise polynesisch-südamerikanischer Kontakte:
Die Bevölkerung Madagaskars stammt teilweise von Austronesiern aus Süd-Ost-Asien ab, ist daher eng verwandt mit den Polynesiern. Durch den transatlantischen Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert gelangten auch Madegasen als Sklaven nach Südamerika. Die typisch austronesische DNS der madegasischen Sklaven ist daher in der jetzigen südamerikanischen Population zu finden.
 
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Dieses Tutorial zu ADMIXTURE &Co. ist in Harvard und von den Nature-Peers sicher beachtet worden:

A tutorial on how not to over-interpret STRUCTURE and ADMIXTURE bar plots | Nature Communications

Da es sich platt um Rückrechnungsmodelle aus populationsgenetischen Differenzen handelt, kommt Statistik zur Anwendung: man redet hier über Wahrscheinlichkeiten, mit denen Hypothesen bestätigt werden.

Die Wahrscheinlichkeitsberechnungen müssen reproduzierbar sein.

Wenn da also jemand mit Expertise auf diesen Gebieten Einspruch erhebt, wird das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit :D publiziert werden.
 
zur jahrelangen Diskussion um die südostasiatischen ...
DNA-Analyse wirbelt amerikanische Besiedlungsgeschichte durcheinander - Spektrum der Wissenschaft
Immerhin in einer Hinsicht sind sich die Wissenschaftler einig: Der merkwürdige Befund geht mit Sicherheit nicht auf Ereignisse nach Ankunft der Europäer zurück, und seefahrende Polynesier können ebenfalls nicht dafür verantwortlich gemacht werden,
... und polynesisch - südamerikanischen Kontakte
Frühe Seefahrt: Südseeinsulaner siedelten in Südamerika - Spektrum der Wissenschaft
Mit aller Vorsicht schon in den Jahren zwischen 1310 und 1420, ganz sicher aber vor der Mitte des 18. Jahrhunderts mischten sich jedoch bereits deutliche südamerikanische Einflüsse in den Genpool der Osterinsulaner, zeigen die Gendaten.
...
Wichtiger jedoch sei, dass die beiden Toten deutlich früher gelebt hatten als bisher angenommen: Die (wegen verschiedener Umstände recht kniffelige) Radiokarbondatierung ihrer Zähne belegt, dass sie fast sicher schon vor 1760 gestorben waren – und womöglich eher sogar im 16. oder frühen 17. Jahrhundert gelebt haben. Mithin: lange bevor Europäer Sklaven geschweige denn Sklaven aus Polynesien nach Brasilien gebracht haben. Noch stehen weitere Untersuchungen aus, aber Willerslev ist recht sicher: Die Botocudos oder ihre Vorfahren scheinen selbst aus dem Pazifikraum eingewandert zu sein, haben den ganzen südamerikanischen Kontinent durchquert und sich schließlich an der Ostküste niedergelassen.
Osterinsel: Doch Kontakt zu Südamerika - DNA-Vergleiche belegen Anteile indianischer Gene im Erbgut der Rapanui - scinexx.de
gab es im letzten Jahr weitere Veröffentlichungen (in zeitlicher Reihenfolge):
Polynesien: Erste Siedler kamen aus Südamerika - science.ORF.at
Menschheitsgeschichte: Frühe Pazifiküberquerung - Spektrum der Wissenschaft
Polynesien & Amerika: Kontakt lange vor Ankunft der Europäer | National Geographic
Indianische Seefahrer kamen doch bis nach Polynesien - wissenschaft.de
Ureinwohner Südamerikas und Polynesiens hatten vor 800 Jahren Kontakt - Wissen - SZ.de (sueddeutsche.de)
sowie
Polynesien: Katamarane, Gene und Kartoffeln (neues-deutschland.de) (neues-deutschland.de)
 
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Das ist alles aber ein wenig spät für erste Besiedlungen .... oder noch kürzer: Thema komplett verfehlt!
 
Clovis first ist doch vom Tisch. Man muss nicht gegen etwas anargumentieren, was bereits überholt ist.
Totgesagte leben länger – Zitat aus Süddeutschen von heute:

Auch Primaten benutzen Werkzeuge, es besteht also Verwechslungsgefahr.
Und wie Forscher nun berichten, ist es offenbar in Brasilien zu genau einer solchen Verwechslung gekommen, und zwar im großen Stil.
(...)
Doch bereits 2016 fanden Forscherinnen und Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig im Nordosten Brasiliens Belege dafür, wie geschickt insbesondere Kapuzineraffen dabei waren und sind, mit Steinen zu hämmern.
In der Fachwelt stieß diese Entdeckung auf großes Interesse. Und so dauerte es nicht lange und andere Forscher stellten fest, dass die Werkzeuge der Affen denen zum Beispiel von Pedra Furada ziemlich ähnelten.
Seither debattieren Forscher über die Funde in Brasilien. Um die Debatte mit Fakten zu bereichern, haben der Archäologe Agustín Agnolín und der Evolutionsbiologe Federico Agnolín vom argentinischen Wissenschaftsrat Conicet die Funde unter anderem von Pedra Furada nun systematisch mit Steinen verglichen, die Kapuzineraffen hinterlassen. Sie untersuchten sowohl die Menge und die Verteilung der Werkzeuge als auch ihre Machart. Wie sie nun in der Zeitschrift The Holocene berichten, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Menschen dort ihre Hände im Spiel hatten.
 
Ist da nicht ein Fehler vorhanden?
C14 geht doch nur bei organischem Material.
Dann müßen die direkt umgebenen organischen Materialien untersucht haben!?
 
Wenn Du einmal in die verlinkte Studie von Science Advance schaust, wird dort darauf hingewiesen, dass es bei der Messung um organische Samples aus der Fundlage geht (Umgebung, Anhaftungen). Theoretisch könnten die Pfeilspitzen auch ein paar Jahre älter sein, also früher angefertigt, aber das liegt wohl alles innerhalb der Fehlertoleranzen für die Fundlage.
Dating of a large tool assemblage at the Cooper’s Ferry site (Idaho, USA) to ~15,785 cal yr B.P. extends the age of stemmed points in the Americas
 
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