Gang nach Canossa!

Gibts jemanden der mir evtl. eine Grundgliederung zusammenstellen könnte an der ich mich bei meiner Recherche orientieren muss.

lg Syd
Nagut, will ich mal nicht so sein.
  • Vorgeschichte
  • eigentliches Ereignis
  • Folgen
  • Bewertung
Mit Inhalten darfst du das gerne selbst befüllen, Timo hat dir dazu ja bereits hilfreiche Links gepostet.
 
Die Gliederung von Tekker ist lediglich eine allgemeingültige Gliederung die du auf jedes historische Thema anwenden kannst.

In deinem Fall deckt sie sogar gar die Vorgaben deines Geschichtslehrers sehr gut ab.

1. Was waren die Ursachen für den Gang nach Canossa (Vorgeschichte)?
2. Was geschah überhaupt in Canossa (Verlauf des eigentlichen Ereignisses)?
3. Was waren die Auswirkungen des Ereignisses (folgen)?

Dies ist quasi dein Skelett. Jetzt musst du noch das Fleisch um die Knochen anordnen. Hierzu fügst du Unterpunkte ein. Beim ersten Punkt wäre es z.B. wichtig, sich die wichtigsten Personen der Ereignisse herauszuschreiben.
Als nächstes klärst du, worüber sich diese Personen stritten.
Die Gliederung sieht nach diesem Schritt also so aus:

1. Was waren die Ursachen für den Gang nach Canossa (Vorgeschichte)?
1.1. Die Hauptpersonsn
1.2. Der Grund des Streites.

2. Was geschah überhaupt in Canossa (Verlauf des eigentlichen Ereignisses)?

3. Was waren die Auswirkungen des Ereignisses (folgen)?

Nun machst du so mit den nächsten beiden Hauptpunkten weiter. Lese dich in das Thema ein und überlege dir sinnvolle Unterpunkte. Wenn du willst kannst du deine Gliederung hier posten und wir geben dir weitere Tips.
 
Eine Neubewertung des Gangs nach Canossa findest Du auch in Gerd Althoff, Spielregeln der Politik im MA. Kommunikation in Frieden und Fehde. Darmstadt 1997, besonders im Beitrag Das Privileg der deditio. Formen gütlicher Konfliktbeendigung in der mittelalterlichen Adelsgesellschaft (S. 99 - 125), Emotionen, Tränen, Zerknirschung. Emotionen in der öffentlichen Kommunikation des Mittelalters (S. 258 - 281 [1995]) und Ungeschriebene Gesetze. Wie funktioniert Herrschaft ohne schriftlich fixierte Normen? (S. 282 - 306 [1994]).
Außerdem bei demselben: Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im MA. Darmstadt 2003, in den Kapiteln III.3 Formen königlicher Selbstdemütigung. Hier bildet der canossanische Gang eine Zäsur.
 
Der Bußgang Heinrichs hatte für den Papst einige Vorteile. Er gewann an Macht und war sozusagen der Oberrichter der Binde- und Lösegewalt, doch auf der anderen Seite wäre eine Wiederholung des Bannes wirkungslos. Heinrich profitierte davon, dass der Treueeid wieder hergestellt wurde und er als König wieder eingesetzt wurde, doch er musste sich dem Papst unterwerfen und sich als untergeben zeigen.
Ich frage mich nur wer hier als wahrer "Gewinner" hervorgeht ? Hat der König oder der Papst mehr Vorteile daraus gezogen vor allem auch längerfristig ? Hat der Gang nach Canossa den Investiturstreit beigelegt oder sollte dieser erst durch das Wormser Konkordat gelöst werden ?

Ich danke euch, für eure Hilfe ! :winke:
 
Ich frage mich nur wer hier als wahrer "Gewinner" hervorgeht ?

Dazu gibts ein schönes Zitat aus der Forschung, sinngemäß so: Gregor triumphierte aber Heinrich gewann in Canossa.
Hat der König oder der Papst mehr Vorteile daraus gezogen vor allem auch längerfristig ?

Erst einmal Heinrich, weil er seine politische Handlungsfähigkeit durch die Lösung vom Bann wiederbekam.
Hat der Gang nach Canossa den Investiturstreit beigelegt

Sicher nicht, wenn man sich die folgenden Jahrzehnte erbitterter Kämpfe anschaut. Denn der Bürgerkrieg bricht ja eigentlich erst nach Canossa richtig aus, weil die deutsche Fürstenopposition das Ergebnis nicht anerkennt und einen Gegenkönig wählt.
oder sollte dieser erst durch das Wormser Konkordat gelöst werden ?

Wenn man sich die Probleme der Staufer mit den Päpsten anschaut, wäre sogar zu fragen, ob das Wormser Konkordat wirklich die Probleme des Investiturstreites gelöst hat!
 
Doch wieso war es Heinrich der gewann ? Er hatte zwar wie du schon sagtest seinen Platz als König wieder zurück, doch änderte dies doch nicht wirklich etwas an seinem Machteinfluss, oder doch ?
 
Natürlich,dadurch konnte er die fürstliche Opposition in Gestalt der Herzöge Rudolph von Schwaben,Welf von Bayern und Berthold von Kärnten absetzen , das Herzogtum Schwaben an seinen Schwiegersohn Friedrich von Staufen geben und damit die eigene Hausmacht stärken .
Der Höhepunkt war sicherlich die Ernennung Wilberts von Brixen zum Gegenpapst 1080 und die Kaiserkrönung 4 Jahre später.
 
Dies wird sicherlich ein vorteil gewesen sein, da muss ich dir recht geben. Auf vielen Seiten habe ich gelesen, dass ebenfalls die Partikulargewalt an grossen Machtzuwachs gewonnen hat, wobei ich hier noch keinen Zusammenhang sehe ....
 
Danke für deine Mühe ! Jetzt bleibt nur noch eine Frage: War das Wormser Konkordat auch langfristig "erfolgreich" ?
 
Guten Tag,

War der Gang nach Canossa eine Unterwerfung oder ein Pakt und wie ist der aktuelle Forschungsstand?

Liebe Grüße
Sofia
 
War der Gang nach Canossa eine Unterwerfung oder ein Pakt und wie ist der aktuelle Forschungsstand?

Althoff jedenfalls argumentiert überzeugend, dass das Ereignis nicht ganz so dramatisch gewesen sein dürfte, wie in den Quellen beschrieben, aber eben ein Akt der symbolischen Kommunikation.

Da hat einer mit nackten Füßen und Büßerkleidung mehrere Tage vor dem Fenster des anderen im Schnee gestanden (also wahrscheinlich tatsächlich immer nur für ein paar Minuten, danach dürfte es ins beheizte Zelt gegangen sein), würdest du das als Pakt zwischen zwei Personen auf Augenhöhe bewerten?
 
Also als >Pakt< würde ich dies auch nicht verstehen.

Ich meine die Geschichtsschreibung – im Netz steht ja dazu einiges – hat eindeutig geklärt, es handelt sich um einen >Bitt – und Bußgang< von König Heinrich IV.

Entspricht m.E. auch den Charakter von Gregor VII. Manche nannten ihn wohl damals: „heiligen Satan“, Zuchtrute Gottes“ oder auch „Höllenbrand“. Er wurde auch mit Wildtieren wie z.B. Löwen, Tiger oder reißenden Wölfen verglichen.

Solche Charaktereigenschaften sprechen wohl nicht davon dass er mit der weltlichen Macht einen Pakt eingehen wollte.

Der Papst hätte ja auch auf den sogenannten „halben Weg entgegen kommen können“ um damit Kompromissbereitschaft zu signalisieren.
 
Apropos „halber Weg“...

Wenn vom >halben Weg< die Rede ist, fällt mir auch meistens die Geschichte mit Zar Alexander I. und Napoleon Bonaparte ein.

Diese ist historisch Verbrieft!

Man traf sich beim >großen Birnbaum< bei Utzberg...

Utzberg, ca. 18 km von Erfurt in östlicher Richtung.

Und das war so:

Napoleon war etwas früher zum Fürstenkongress 1808 in Erfurt angereist. Napoleon verfolgte ja das Ziel, mit dem russischen Zar ein Bündnis zustande zu bringen.

Zar Alexander war mit seiner Schwester Maria Pawlowna (seit 1804 durch Heirat gehörte sie dem Herzogshaus Sachsen-Weimar-Eisenach an) noch nicht da.

Man wollte sich nicht in Erfurt begrüßen, also kam man sich entgegen. Man entschied sich für das kleine Dörfchen Utzberg, wegen den „halben Weg“.

Hier ein paar recht interessante Links. Wer diese Geschichte noch nicht kennt, interessant zu lesen:

https://erfurt-web.de/Napoleonstein_bei_Utzberg

http://www.erfurt-web.de/Erfurter_Fürstenkongress_1808
 
Zuletzt bearbeitet:
Also als >Pakt< würde ich dies auch nicht verstehen.

Ich meine die Geschichtsschreibung – im Netz steht ja dazu einiges – hat eindeutig geklärt, es handelt sich um einen >Bitt – und Bußgang< von König Heinrich IV.

Entspricht m.E. auch den Charakter von Gregor VII. Manche nannten ihn wohl damals: „heiligen Satan“, Zuchtrute Gottes“ oder auch „Höllenbrand“. Er wurde auch mit Wildtieren wie z.B. Löwen, Tiger oder reißenden Wölfen verglichen.

Solche Charaktereigenschaften sprechen wohl nicht davon dass er mit der weltlichen Macht einen Pakt eingehen wollte.

Der Papst hätte ja auch auf den sogenannten „halben Weg entgegen kommen können“ um damit Kompromissbereitschaft zu signalisieren.

Wobei vieles von diesen Urteilen zwar auf die Quellen zurückgeht, man denke auch an das Dictatus Papae, aber im 19. Jhdt. durch die Geschichtsschreibung im Kulturkampf auch forciert wurde.
 
Althoff jedenfalls argumentiert überzeugend, dass das Ereignis nicht ganz so dramatisch gewesen sein dürfte, wie in den Quellen beschrieben, aber eben ein Akt der symbolischen Kommunikation.

Wo finde ich das?

Irgendwo - ich weiß aber nicht mehr wo - hab ich gelesen: Gregor habe in Canossa triumphiert (weil sich der König als Büßer präsentiert hat), Heinrich aber gesiegt (weil er Handlungsfreiheit zurückgewonnen hat).
 
Ich gehe davon aus, dass die Geschichte mit Heinrich im Büßergewand vor der Burgmauer, barfuß im Schnee, eher eine Erfindung der päpstlichen Kanzlei war, um das Königtum zu schwächen (Lampert von Hersfeld, auf den diese Geschichte zurück geht, war ein Anhänger der päpstlichen Seite).
Vgl. dazu Johannes Fried, Canossa - Entlarvung einer Legende (2012).
Heinrich erzielte kurz- und mittelfristig Erfolge: Lösung vom Bann, Durchsetzung seiner Herrschaft im Reich (gegen den Gegenkönig Rudolf) und - dadurch ermöglicht- schließlich, "Besetzung" Roms, Einsetzung eines Papstes und Kaiserkrönung.
Langfristig nahm der sakrale Charakter des Königtums Schaden (u.U. genau durch solche päpstliche "Propaganda" wie "barfuß im Schnee" (evtl. auch ganz objektiv, da der König ggf. einen Bußritus vollzog, der für einen reinen Laien vorgesehen war und damit dem von der Königsseite immer wieder - auf der Königssalbung basierend - sakralen Charakter des Königtums widersprach (rex non laicus)).
Einige Historiker gehen sogar davon aus, dass dieses "barfuß im Schnee" eher durch den Kulturkampf Bismarcks so groß in den Mittelpunkt gerückt wurde, um gegen die kath. Kirche Stimmung zu machen und zu zeigen, wie sie Könige demütigen würde, wenn sie wieder mehr Einfluss hätte.
 
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