Gang nach Canossa!

Man wird bei solchen Fragen oft eine bestimmte Bandbreite in der Forschungsmeinung finden (von "Demütigung des Königs" bis hin zu "Diplomatie auf Augenhöhe"). Aber ja, ich denke, dass ein großer Teil der Forschung heute sagen würde, dass die Ereignisse dramatischer dargestellt wurden, als sie waren. Wie aber oben schon geschrieben: auf längere Sicht finde ich schon, dass Canossa deutliche Auswirkungen hatte (erster Kirchenbann gegen einen König, der sakrale Charakter des Königtums nimmt Schaden, die Kirche hat die bessere "Propagandaabteilung" und kann die Ereignisse für ihre Position darstellen).
 
Ganz so erstmalig war der Vorgang allerdings nicht. Ich verweise auf die Affäre um König Lothar II. von Lotharingien und Waldrada im 9. Jhdt., die zu einer veritablen politischen und kirchlichen Krise geriet.
 
die Kirche hat die bessere "Propagandaabteilung" und kann die Ereignisse für ihre Position darstellen).
Sehe ich nicht ganz so. Es ist ja nicht so, dass da König und Kirche gegeneinanderstanden, sondern vielmehr König und Papst, beide mit Teilen der Kirche, inbesondere Wilhelm von Utrecht, hinter sich. Erst nach Wilhelms Tod 1077 neigte sich das Blatt wirklich zu Gunsten des Papstes.
 
Ok, dann Korrektur (weil er Einwand völlig richtig ist, soweit ich mich erinnere standen die Reichsbischöfe vor allem auf der Seite Heinrichs - nicht ganz uneigennützig): die päpstliche Seite in dem Fall.
 
Wer sind die bedeutendsten Historiker die aktuell in den letzen Jahren zu dem Thema „Gang nach Canossa“ forschten?
 
Du solltest da nicht unbedingt nach bedeutendsten suchen. Ein bedeutender Historiker ist vielleicht einer, dessen Urteil in seiner peer group, also der Historikerzunft im Ganzen, aber in der speziellen Community, meinetwegen, die den Investiturstreit bearbeitet Gewicht hat. Das drückt sich darin aus, dass er viel zitiert wird (wobei ich hier nicht so sehr wörtliche Zitate meine, sondern auch Fußnotensetzungen) und dabei wenig Wider- und viel Zuspruch erhält.

Nun kann es aber sein, dass ein Doktorand, der noch wenig akademische Meriten hat, also außerhalb des eigenen Lehrstuhls völlig unbekannt ist, eine sehr gute Beobachtung zum historischen Sachverhalt macht, die noch keiner vor ihm gemacht hat. Für den Sachverhalt ist das wichtiger, als, dass das nur ein Doktorand war und nicht der hochgerühmte Professor (dem deswegen niemand seine Meriten aberkennt).

Wenn du also aktuelle Literatur suchst, dann benutze doch den OPAC der Regesta Imperii. Der erhebt den Anspruch sämtlich veröffentlichte wissenschaftliche Literatur zum Mittelalter zu verzeichnen.

Da dürfte dir am wenigsten entgehen: RI OPAC
 
Guten Tag,

welche Meinung vertrat der Historiker Gerd Althoff zu dem Canossagang? Was sind seine Forschungsergebnisse?

Liebe Grüße
 
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