Haben Uschebtis nicht vor der Brust verschränkte Arme? Hier wäre eher vor dem Bauch gefaltete Hände dargestellt, jedenfalls wenn man nach der erkennbaren Armhaltung geht.
Wenn es gefaltete Hände waren, müssten die beiden hellen Flecken die Bruchflächen der fehlenden Hände sein. Der etwas dunklere, aber vor dem Rest hellere Streifen dazwischen, der auf dem linken Bild noch ein klein wenig dreidimensional aussieht, könnte meiner Meinung nach durchaus die Kreuzstelle der Unterarme gewesen sein, damit wären die hellen Kreise dann keine Bruchflächen, sondern die anders gefärbten Hände selbst (schwer zu sagen ob das hier der Fall war, aber manchmal haben auch Uschebtis Krummstab und Wedel in den Händen, das würde eine deutliche Verdickung der Hände erklären).
Die Haare würden, soweit erkennbar, auch zu einer Uschebti passen. Die Füße würden dann fehlen, was unabhängig vom Zustand der Verwitterung durchaus schnell passieren kann, die Knöchel sind schließlich die dünnste Stelle einer Uschebti (der Ansatz ist aber in der Verbreiterung der Beine noch sichtbar).
Im ersten Augenblick hat mich die Figur an eine "Schabmadonna" erinnert.
Hat mir gar nichts gesagt, musste ich kurz recherchieren. Wieder was gelernt.
Jedenfalls, was dazu natürlich passen würde ist die Struktur am unteren Ende der Figur. Fußansatz wäre eben die eine Möglichkeit, genauso entsteht eine solche Verbreiterung aber auch, wenn man die Figur mit dem Kopf zu sich hält und mit einem Messer o.ä. von sich weg schabt - man rutscht am Ende immer weiter nach oben weg.
Ich habe aber schon den Eindruck, dass da auf der Unterseite was fehlt, das sieht schon sehr uneben aus, da tippe ich auf Bruchkante.
Dazu
@pietFFM, weißt du, was das für ein Material ist? Sieht für mich nach irgendeiner Art von festerem Stein aus.
Also, ich würde auf eine Uschebti tippen. Für weitere Erkenntnisse müsste man das Material kennen.
Eine Sache aber noch zum Kopf. Die Haare passen wie gesagt, aber es ist alles krumm und schief. Der tiefe Strich, der etwa an der Stelle des Mundes ist, passt überhaupt nicht dazu. Bei einer ordentlichen Uschebti wäre er sehr viel feiner, die Lippen würden leicht hervorstehen und letztlich wäre der Mund im Vergleich zum restlichen Gesicht gar keine wirkliche Vertiefung. Natürlich verwischt die Verwitterung das, aber das hier sieht seltsam aus.
Theorie: Ich vermute, dass diese Rille tatsächlich der Mund sein sollte und dass es sich hier - im Kontext mit einem älteren Geschichtsverein - um den misslungenen Versuch einer selbstgemachten Kopie handelt.
Der Stein sieht für mich zu hart aus, das kann kein original verwendetes Material sein. Aber bei so hartem Material, da braucht man als Laie nur mal zu fest zuzuhauen, weil man meint es ist nötig, und schon hat mein eine Schlucht anstelle eines Mundes. Ergo, misslungene Kopie. Andernfalls glaube ich auch nicht, dass sie auf dem Dachboden liegen würde.
Damit passt dann alles zusammen. Auch die Augen: Die Augenhöhlen, in die vermutlich hier Perlen hätten eingesetzt werden sollen, sind zwar krumm und schief, aber so fein, dass der Zustand der restlichen Figur eigentlich keine Verwitterung sein kann. Da wollte jemand, ein Laie in der Steinbearbeitung, eine Uschebti bauen, hat nach den groben Umrissen (die abgesehen von zu kurzen Beinen, falls die Verbreiterung tatsächlich schon in die Füße übergeht, gar nicht schlecht sind) das Gesicht versucht und verhauen und dann aufgegeben und irgendwo in die Ecke gelegt. Der Fußbereich ist dann wohl abgebrochen, bei einer misslungenen Figur hat wohl niemand besonders aufgepasst.
Um die Theorie zu überprüfen und (idealerweise) zu bestätigen müsste man nun erstens das Material genau bestimmen, zweitens eine Datierung im Labor vornehmen lassen und drittens sich genauer mit dem Verein, seinen Mitgliedern im fraglichen Zeitraum und der Geschichte des Hauses beschäftigen. Spannende Sache, auch wenn es sehr wahrscheinlich kein Original ist