Du hast viel Verständnis für die Alliierten. Ich weniger. Warum nicht? Weil die Alliierten, die USA mal ausgenommen, ebenso Schuldige waren, wie die Deutschen. Sie waren nicht die unschuldigen Opfer.
		
		
	 
So, jetzt wird mir also wieder "Alliiertenversteherei" vorgehalten. ^^
Der Unterschied ist, dass mich Schuldfragen eigentlich nicht so sehr interessieren, mich interessieren eher die Fragen, welche Optionen auf dem Tisch lagen um die entstandenen Probleme zu bearbeiten und welche Spielräume die Handelnden sahen und möglicherweise hatten.
Dazu gehört für mich erstmal grundsätzlich anzuerkennen, dass jeder Akteur Hemmungen haben musste an dem Ast zu sägen, auf dem er selbst saß und damit den eigenen Einfluss auf den Gang der Dinge zu verlieren.
Das gestehe ich jedem Akteur erstmal grundsätzlich zu.
	
		
	
	
		
		
			Warum hat Belgien seine Verteidigung nur gegen das Deutsche Reich ausgerichtet und nicht auch gegen Frankreich?
		
		
	 
Das hast du wiederholt behauptet, aber nicht belegt. Aus den Investitionen in die Befestigungen scheint sich ein Schwerpunkt gegen Deutschland nicht belegen zu lassen.
Mal davon abgesehen, selbst wenn es so gewesen wäre, dass man in Belgien Deutschland als die größte Gefahr betrachtet und seine Verteidigung vor allem dahin ausgerichtet hätte, was genau änderte das an dem Umstand, dass Deutschland Belgien völlig unprovoziert den Krieg erklärte und in das Land einfiel?
	
		
	
	
		
		
			Ich habe hier schon erwähnt, wie London es mit der belgischen Neutralität sah.
		
		
	 
Und ich dir mitgeeteilt, dass ich diese Deutung ohne näheren Einblick in den Kontext so nicht unterschreiben würde, weil mir nach wie vor nicht klar ist, ob es in der Einlassung um politischen Willen oder technische Möglichkeiten ging.
	
		
	
	
		
		
			Im Zuge der 2.Marokkokrise sprachen Engländer und Franzosen schon über ggf. erforderliche militärische Maßnahmen, der Durchmarsch durch Belgien, mit oder ohne Zustimmung der Belgier, gehörte auch dazu.
		
		
	 
Sie sprachen darüber, unterließen es aber. Conrad und seinerzeit Waldersee fabulierten ja auch vom Präventivkrieg, ohne dass das  nennenswerte Folgen gehabt hätte, die man Österreich oder Deutschland irgendwie ankreiden musste.
	
		
	
	
		
		
			David Llyod George hatte im Vorfeld von Versailles angekündigt, "die deutsche Zitrone auszupressen, bis die Kerne quietschen."
		
		
	 
Sowohl Lloyd George, als auch vor allem Clemenceau (immerhin lief das vor allem vor den Augen der französischen Öffentlichkeit) mussten symbolisch eine harte Linie fahren um nicht die Unterstützung der eigenen auf Rache bedachten Bevölkerung zu verlieren.
	
		
	
	
		
		
			Übrigens sind die Deutschen in Brest mit den Russen soo nicht umgegangen. Vor allem haben sie mit den Russen gesprochen.
		
		
	 
Um dann ein Ultimatum zu stellen und zu marschieren, als Trotzki ohne es anzunehmen den Krieg einfach einseitig für beendet erklärte abreiste und dann anschließeend die Forderungen noch in die Höhe zu schrauben.
	
		
	
	
		
		
			Das keine Friedensordnung begründet wurde, das war eine grobe Nachlässigkeit. Die Franzosen, Engländer, Italiener haben sich umfassend an den Kolonien und Territorien der Verlierer bedient. Muss ich die Gebiete hier alle aufzählen?
		
		
	 
Das keine umfassende Friedensordnung begründet wurde, war keine Nachlässigkeit sondern entsprach dem technisch möglichen, ansonsten hätte man erstmal ganz Osteuropa besetzen müssen um die Konflikte zu beenden.
Und komm mir bitte nicht mit den Kolonien, du weißt so gut wie ich, dass die ein Zuschussgschäft waren und die deutsche Nachkriegsgesellschaft, die breits so vor genug wirtschaftlichen Probleemen stand, diese zusätzliche wirtschaftliche Balastung nun wirklich nicht mehr gebrauchen konnte.
Das hat man damals in Unkenntnis des nicht vorhandenen wirtschaftlichen Nutzens dieser Gebiete vielleicht anders gesehen, aber wir müssen uns doch nicht noch 100 Jahre danach den Erkenntnissen dazu verschließen?
	
		
	
	
		
		
			In dem wiederhergestellten Polen entstand mit der Region Posen und dem Korridor zwischen Pommern und Ostpreußen Enklaven, die von Millionen Deutschen bewohnt sind.
		
		
	 
Ach komm, Millionen. Wenn ich mich richtig erinneere hatte die gesamte Provinz Westpreußen (ohne Abzug der "Grenzmark", der Region um Elbing und des Kreises Marieenwerder gerade mal 1,8 bis 2 Millionen Einwohner.
Davon ab, sah die Eindeutschungspolitik im Osten (Kossert hat das in seinem Masuren-Buch noch einmal eindrucksvoll dargeleegt), mitunter auch so aus, dass im preußischen Zensus statistisch alles als "deutsch" deklariert wurde, dass die Sprache einigermaßen unfallfrei sprechen konnte, ungeachtet der Tatsache, ob die Person die Sprache im Alltag bevorzugt benutzte oder sich sonst wie als "deutsch" selbst definierte.
Eine dezidirte Deutsche Staatsbürgerschaft gab es dadurch, dass die Zugehörigkeit zum Reich über die Zugehörigkeeit zu einem der Einzelstaaten definieert wurde, nicht so dass sich auch darüber keine genauen Zahlen ableiten lassen.
Mit anderen Worten: Diese Zahlen sind dann doch etwas unsicher.
Sicherlich sind auch einige Landstriche mit überwiegend deutschsprachiger Bevölkerung Polen oder dem Freistaat Danzig zugefallen, aber das muss man sicherlich nicht dramatisieren, zumal Teile Oberschlesiens und Masuren, die bei Deutschland blieben eher polnischsprachig waren, wenn man sich am Zensus von 1910 orientiert.
Auf die Einlassungen zur Ukraine, zu Ungarn, Rumänien und Jugoslawien gehe ich hier nicht näher ein (inhaltlich müsste ich einigem widersprechen) weil sie mit dem Versailler Vertrag nichts zu tun haben.
Wenn das gwünscht ist, kann man sich gerne gesondert über die anderen Pariser Vorortveerträge unterhalten.
	
		
	
	
		
		
			Keynes versucht vergeblich klarzumachen, das die absurden finanziellen Forderungen der Franzosen aber auch Engländer nicht zu leisten seien. Keiner wollte auf diesen fähigen Ökonomen hören. Am ehesten die Amerikaner, die meinten, 22 Milliarden Dollar seien ausreichend. Paris wollte 220 Milliarden.
		
		
	 
Zum einen sind Keynes Einlassungen ja bis heute keinesfalls Konsens, sondern durchaus umstritten, zum anderen war Keynes Ökonom, der sich auf das Technische konzentrieren, aber nicht die Politik im Blick behalten musste.
Im Gegensatz zu Lloyd George und Clemenceau musste der nicht die eigene Bevölkerung ruhigstellen, damit die nicht auf die Barrikaden ging.
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen Keynes Empfehlungen zu folgen und vielleicht sahen das sogar Lloyd George und Clemenceau so, die Frage ist, sahen sie sich auch in der Lage das der eigenen aufgebrachten Bevölkerung zu verkaufen?
	
		
	
	
		
		
			Permanent? Hast du dafür eine Quelle?
		
		
	 
Müsste ich um ein paar Tage Zeit bitten, da müsste ich erst noch die Bibliotheek plündern.
	
		
	
	
		
		
			Der Dawes Plan und später Young Plan waren keine humanistischen Gefühlsduseleien,
		
		
	 
Das hat auch keiner behauptet. Der Daws-Plan hatte die Funktion die Reparation in geregelte Bahnen zu überführen und vor allem auch denjenigen die Ruhrbesatzung zu beenden und solchem künftig vorzubauen.