Turgot
Aktives Mitglied
Auf die Einlassungen zur Ukraine, zu Ungarn, Rumänien und Jugoslawien gehe ich hier nicht näher ein (inhaltlich müsste ich einigem widersprechen) weil sie mit dem Versailler Vertrag nichts zu tun haben.
Wenn das gwünscht ist, kann man sich gerne gesondert über die anderen Pariser Vorortveerträge unterhalten.
Es gehört in der Summe zu den Pariser Vorortverträgen, die keine Versöhnung, keinen wirklichen Frieden, keine tragbare Friedensordnung, sondern lediglich die Bedürfnisse der Sieger bedient wurden.
Und komm mir bitte nicht mit den Kolonien, du weißt so gut wie ich, dass die ein Zuschussgschäft waren und die deutsche Nachkriegsgesellschaft, die breits so vor genug wirtschaftlichen Probleemen stand, diese zusätzliche wirtschaftliche Balastung nun wirklich nicht mehr gebrauchen konnte.
Das hat man damals in Unkenntnis des nicht vorhandenen wirtschaftlichen Nutzens dieser Gebiete vielleicht anders gesehen, aber wir müssen uns doch nicht noch 100 Jahre danach den Erkenntnissen dazu verschließen?
Ist mir durchaus bekannt. Trotzdem gab es ganz offensichtlich ein lebhaftes Interesse der Alliierten an den deutschen Kolonien, denn ansonsten hätte man diese ja nicht einbehalten.
Das keine umfassende Friedensordnung begründet wurde, war keine Nachlässigkeit sondern entsprach dem technisch möglichen, ansonsten hätte man erstmal ganz Osteuropa besetzen müssen um die Konflikte zu beenden.
Es gab auch andere, als militärische, Machtmittel, um den Wünschen der Alliierten Nachdruck zu verleihen. Es ging primär um die Abrechung mit Deutschland.
So weit ich ich weiß sträubte man sich in den USA allerdings eher gegen die Garantien, die man für Frankreich übernehmen sollte, als gegen die Behandlung Deutschlands.
Kam das erst nicht später zu den Streitigkeiten bezüglich der Garantien für Frankreich? In Frankreich war man geradezu paranoid. Für mich ist das französische Verhalten nur schwer bis gar nicht zu verstehen. Aber mir fällt schon auf auf, das von dir so gar nichts zu den Demütigungen, den Schikanen, der Willkür etc. kommt.
Ich kann nicht die Stelle finden, wo ich die genannten Probleme zu der russischen Mobilmachung gelesen habe. Ich weiß aber genau, daß ich das gelesen habe.
Es gab für Russland keinen Grund zur Mobilmachung. Entscheidend für die Eskalation der Julikrise war der russische Entschluß Serbien beizustehen. Die Deutschen waren auch nach dem Ultimatum noch untätig geblieben; in der Hoffnung, der Konflikt ließe sich lokalisieren. Aber ab dem 26.07. ergriffen die Russen Maßnahmen zur Vorbereitung der Mobilmachung - ebe die sogenannte Vorbereitungsperiode entlang der Grenzen zu Deutschland und Österreich-Ungarn. Zu diesem Zeitpunkt hatte Österreich den Krieg an Serbien noch nicht erklärt gehabt.
Warum überließ Russland es nicht Serbien und Österreich einfach den Konflikt auszutragen? Noch 1908/09 und wieder 1912/13 hatten die Russen die Serben zur Zurückhaltung gedrängt. Aber 1914 meinte Sasonow, Russland werde dem Schicksal Serbiens nicht gleichgültig gegenüberstehen. Das wirtschaftliche Engagement Russlands in Serbien ist nicht der Rede Wert gewesen. Es dürfte wohl eher um das "Gleichgewicht auf dem Balkan", was 1914 für Russland günstig war, gewesen sein und könnte durch den militärischen Konflikt zwischen Serbien und Österreich-Ungarn aus russischer Sicht, Stichwort die Meerengen, zu Lasten Russlands verändert werden. Nur hatte Österreich deutlich gemacht, das man keine Annektion beabsichtige.
			
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