Masse sagt nichts aus und Münzen waren lange im Umlauf. Es fehlen dort die entscheidenden Münzen.
Wie datiert man Münzschätze?
Vormoderne Münzschätze setzen sich oft aus Münzen mehrerer Jahrhunderte zusammen, wobei statistische Ausrutscher meist ein sehr hohes Alter haben. So findet man in Münzschätzen der Wikingerzeit hin und wieder mal römische Einzelstücke. Die Schlussmünze ist i.d.R. statistisch häufig in dem Münzschatz bzw. nicht wesentlich jünger als das Gros.
Es kann also passieren, dass das Gros eines Münzschatzes aus dem Jahr 950 stammt und nur eine einzelne Münze als Achlussmünze aus dem Jahr 952. bei einem Münzschatz wo das Gros aus dem Jahre 950 stammte und die Schlussmünze aus dem Jahr 1050 widerspräche aller Wahrscheinlichkeit und würde, so kein Datierungsfehler vorliegt, wohl unter Fakeverdacht fallen.
Je mehr Münzen man hat und je enger die jüngsten Münzen beieinander liegen, desto enger ist am am Verlust- oder Niederlegungszeitraum der Münzen.
Kehren wir zurück zu Kalkriese. Dort war man vor 5 Jahren bei über identifizierten 2.200 Münzen, die einen Prägezeitraum von etwa 200 Jahren abdecken. Schlussmünze sind die Gaius-Lucius-Denare und Aurei (2 n. Chr.) auffallend viele VAR-Gegenstempel (7 - 9 n Chr.) einige TIB-Gegenstempel sind strittig. Hier ist Wertz in seiner ansonsten soliden Arbeit ein möglicher Zirkelschluss anzulasten, da er die TIB-Gegenstempel unter der Prämisse datiert, dass Kalkriese Ort der Varusschlacht ist, was korrekt sein kann, aber eben nicht muss. Vereinzelt auch CVAL (Numonius Vala? Sein Vorname ist nicht überliefert, wird aber hypothetisch als Caius aufgelöst - hier sind wir nicht im Bereich der Theorie, aber gut begründeten Hypothese).
Es fehlen in Kalkriese hingegen die Lugdunum II-Altarserien, welche ab 10 n Chr. geprägt wurden. In dem Zwischraum von 2 bis 10 (manche datieren die Gaius-Lucius-Nominale auch bis 4, was ich aufgrund von Lucius‘ Tod 2 für Unsinn halte, dann wäre unsere Schlussmünze von 4 und der Zeitraum von 4 bis 10) sind uns keine großen Münzserien bekannt, die wir in Kalkriese vermissen müssten, wenn wir dort mit Varus rechnen. Germanicus/Caecina können wir ausschließen, da diese jüngere Münzen gehabt haben müssten. Im Kölner Brandhorizont vom Winter 14/15 ist ein Achtel der Münzen 56 Münzen (7/56) (oder war es ein Siebtel, 8/56?) bereits postvarianisch.
Zeitlich würde noch Tiberius für Kalkriese in Frage kommen, aber von dem ist überliefert, dass er
persönlich darauf achtete, dass kein unnötiges Gepäck auf den Feldzug genommen würde, das passt nicht zu den Kalkrieser Funden. Sowohl von den gesicherten Artefakten her nicht, als auch von den Knochengruben nicht.
Hallo El Quijote,
Das unterscheidet uns. Meine Strategie ist die, dass solange es keine keine Fakten gibt, man so viele Indizien wie möglich sammeln sollte. Irgendwo muss man anfangen. Wenn Du willst, dann sind alle Indizien Rosinen, damit muss ich leben. Ich habe jedenfalls eine Indizienkette geknüpft die man in der Varusforschung bislang vermisst hat. Wenn das wie mir scheint, keine hinreichende Basis für eine Diskussion ist, dann werde ich wieder in der Versenkung verschwinden.
Gruß Ulrich Leyhe
Du verdrehst meine Worte. Der Vorwurf der Rosinenpickerei bezog sich ausdrücklich darauf, dass du eine Angabe von Cassius Dio kritiklos übernimmst und bei der nächsten das Gegenteil von dem, was er schreibt, behauptest, obwohl doch bei ihm deinen Angaben zufolge „alles passt“. Das sind außerdem Widersprüche, in die du dich verstrickst. Vor allem aber ist keine Systematik erkennbar, keine Methode (außer völliger Willkür), nach welcher du eine Aussage für bare Münze nimmst und die andere verwirfst.
[mod: 2 Beiträge, 00:35, 00:39, zusammengeführt]