Leyhe
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Ulrich, lies doch bitte alle Beiträge noch mal aufmerksam und denk noch mal drüber nach.
Sorry, hatte einige Texte überlesen. Sache ist ja von Dir gut recherchiert worden.
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Ulrich, lies doch bitte alle Beiträge noch mal aufmerksam und denk noch mal drüber nach.
Richtig, wir haben eine ganze Reihe von Erwähnungen der Varusschlacht. Schilderungen der Varusschlacht hingegen haben wir nur von Florus (die üblicherweise als unbrauchbar verworfen wird) und Cassius Dio. Dass bei bloßen Erwähnungen, ohne Schilderung, nicht auf das Wetter eingegangen wird, ist doch nicht so verwunderlich - wieso sollte man ausgerechnet das Wetter erwähnen, wenn der Schlachtverlauf nicht geschildert wird? Cassius Dios Schilderung entstand zwar 200 Jahre nach der Schlacht, sie ist aber (wenn man Florus beiseite lässt) auch die erste (erhaltene!) Schilderung.Bezgl. des „bekanntermaßen schlechten Wetters“:
Wir haben eine ganze Reihe von Erwähnungen der Varusschlacht und Schilderungen. Von den frühen, zeitgenöss. Erwähnungen (Manilius, Strabon, Velleius Paterculus) erwähnt niemand schlechtes Wetter. Seneca (bzw. Cestius, den Seneca hier missbilligend wiedergibt) erwähnt nicht das Wetter. Auch die Vertreter der silbernen Latinität (Tacitus, Sueton, Florus) 100 Jahre nach der Schlacht halten das Wetter nicht für erwähnenswert. 200 Jahre nach der Schlacht lesen wir erstmals bei Cassius Dio etwas über das Wetter.
Aber doch nicht Tausende Soldaten, obendrein in Feindesland. Wie soll denn das praktisch funktionieren? Die Soldaten verteilen sich über zig km2, um sie abzugrasen, und die Germanen lassen sie gewähren?Aber man kann durchaus ein paar Tage ohne zu essen funktionieren und nebenbei sich aus der Natur ernähren, wenn man tatsächlich seiner Nahrungsmittel verlustig geht: Bucheckern, Brombeeren, Wildgemüse etc.
Das war ein Nebenargument. Das Hauptargument war, dass Soldaten Routinen hatten, die warfen im Kampffall nicht einfach ihr Marschgepäck weg, um es liegen zu lassen und im Zweifelsfall nicht mehr bergen zu können. Wenn die Soldaten aufgrund von Kampfhandlungen ihrer Nahrungsmittel verlustig gingen, dann gab es Möglichkeiten.Aber doch nicht Tausende Soldaten, obendrein in Feindesland. Wie soll denn das praktisch funktionieren? Die Soldaten verteilen sich über zig km2, um sie abzugrasen, und die Germanen lassen sie gewähren?
Ich hab3 nie gesagt, dass es nicht geregnet hätte. Es ist nur so, dass mich wundert, dass der Regen stets als Grund für die Niederlage akzeptiert wird, als ob es in Italien oder Gallien nie geregnet hätte, als wäre Regen eine Spezialität Germaniens. Und es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass Cassius Dio die einzige Quelle ist, die den Regen für erwähnenswert hält.Richtig, wir haben eine ganze Reihe von Erwähnungen der Varusschlacht. Schilderungen der Varusschlacht hingegen haben wir nur von Florus (die üblicherweise als unbrauchbar verworfen wird) und Cassius Dio. Dass bei bloßen Erwähnungen, ohne Schilderung, nicht auf das Wetter eingegangen wird, ist doch nicht so verwunderlich - wieso sollte man ausgerechnet das Wetter erwähnen, wenn der Schlachtverlauf nicht geschildert wird? Cassius Dios Schilderung entstand zwar 200 Jahre nach der Schlacht, sie ist aber (wenn man Florus beiseite lässt) auch die erste (erhaltene!) Schilderung.
Ich hab3 nie gesagt, dass es nicht geregnet hätte. Es ist nur so, dass mich wundert, dass der Regen stets als Grund für die Niederlage akzeptiert wird, als ob es in Italien oder Gallien nie geregnet hätte, als wäre Regen eine Spezialität Germaniens. Und es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass Cassius Dio die einzige Quelle ist, die den Regen für erwähnenswert hält.
Tacitus beschreibt zwar nicht die Varusschlacht selbst, gibt aber ein paar Schlaglichter auf die Varusschlacht bei der Begehung des Schlachtfeldes und als er Arminius an den langen Brücken die Rede in den Mund legt und Caecina mit Varus vergleicht und als er Caecina träumen lässt, dass Varus ihn in den Aumpf hinabreiße.
Frontinus, der in seinen Strategemata Probleme thematisiert, erwähnt ebenfalls keinen Regen in Zusammenhang mit der Varusschlacht.
Was die Suche nach dem Schlachtort anbelangt, [...] Da haben wir bessere Fakten.
Was ich nicht verstehe: Das Sommerlager lag an der Weser
Was ich nicht verstehe: Das Sommerlager lag an der Weser, sagen wir mal in Minden. Zu Fuß zurück ins Winterlager nach Xanten sind es 203 km, also mit Tross auch in 10 Tagen bequem zu erreichen. Und man tut gut daran schiffbare oder treidelbare Flüsse zu nutzen. Man macht ja eine Art Umzug.
Jetzt gibt es eine Abweichung von der Route. Das heißt, man ist zunächst auf einer bekannten Strecke, auf der man wie gewohnt gut vorwärts kommt. Der "Abstecher", wegen des lokalen und begrenzten Konfliktes, muss als machbar erschienen sein, und kurz. Der ganze Trupp wird auch nicht aufgeteilt in ein Einsatzkommando und ein Hauptheer, sondern man marschiert auf immer ungünstigerem und engerem Weg, mit dem ganzen Tross, mit Kind und Kegel.
Minden - Kalkriese (83 km). Minden - Paderborn (75 km).
Das sind doch gar keine großen Entfernungen. Selbst wenn es unterwegs Probleme und Überfälle gab (leichte Untertreibung), musste doch der ganze Trupp nicht in einen solchen Schlamassel geraten.
Und der Proviant muss doch bis zum Zeitpunkt des vermutlich späten Abbiegens von der geplanten Route für den gesamten geplanten Rückweg, bis zum nächsten Versorgungslager, mehr als ausreichend, und vor allem noch gut transportierbar gewesen sein.
Wie konnte es zu dieser organisatorischen Katastrophe kommen? Man macht doch keinen Krieg mit dem Möbelwagen im Tross, die Teilnehmer des Sommercamps sollten doch nur wieder heil nach Xanten zurück gelangen.
Zu dieser Irritation wurde schon sehr viel publiziert. Sinn macht es nur wenn Du den ersten Satz so formuliert hättest:
Das Sommerlager lag an der Weser, sagen wir mal in Corvey.
Ein an der Weser nachgewiesenes augusteisches oder tiberisches Römerlager liegt in Minden. Im gut erforschten Corvey gibt es hingegen keine römischen Funde.Sagt wer?
Da stimme ich dir uneingeschränkt zu!Was die Suche nach dem Schlachtort anbelangt, so halte ich es nicht für zielführend sich über die Wetterbedingungen tiefere Gedanken zu machen.
Wie schön - aber welche "Fakten" zur Bestimmung sind das? Wo finden wir diese?Da haben wir bessere Fakten.
Blöderweise gibt es keine Rüstung/Ausrüstung, die für jede Situation (Wetterbedingungen, Gefechtsbedingungen, topographische Bedingungen) optimal geeignet ist. Da die römischen Soldaten nicht gut drei verschiedene Garnituren mit sich herumschleppen konnten, um im Bedarfsfall die passende anzulegen, konnte jegliche Zusammenstellung der Ausrüstung nur der Versuch sein, diejenige zu finden, die für den Verwendungszweck des Soldatentyps und die am ehesten zu erwartenden äußeren Bedingungen am geeignetsten ist. Bedenken muss man dazu auch, dass jeder Feldherr danach strebt, die Bedingungen eines Kampfes selbst diktieren zu können, also nach Möglichkeit Ort und Zeit der Schlacht festzulegen und nach einem Schlachtplan vorzugehen. Natürlich funktioniert das in der Praxis nicht immer, es wird aber zumindest angestrebt. Der römische Legionär der frühen Kaiserzeit war als schwere Nahkampfinfanterie konzipiert, der in Formation gegen einen Gegner, der sich ebenfalls in Schlachtreihe aufgestellt hatte, vorgehen sollte, und entsprechend ausgerüstet. Meist klappte das ja auch.Naja, nur, wenn ich weiß, dass ich mich in einem Gebiet bewege, in dem häufiger mal Situationen eintreten, in denen eine solche Rüstung ein entscheidender Nachteil ist, überlege ich mir doch, ob ich bei dieser Rüstung bleibe oder mir etwas anderes ausdenke, was den Umweltgegebenheiten besser gerecht wird.
Verzicht auf bestimmte Rüstungsteile, anderes Material, übergang zu beweglicheren Truppen, stärkung der Rolle von Reiterei und vor allem Schützen, um es nicht mehr auf den Nahkampf in Formation ankommen zu lassen und auf Teile der Rüstungen verzichten zu können, etc.
Die seitenlange Diskussion, ob es „vacuas“ oder „vagas“ hieß, ist zwar an sich nicht uninteressant, zur Erklärung der Varusniederlage trägt sie aber wenig bei: Selbst wenn die römische Armee ausgedünnt gewesen sein sollte, ergibt das nicht zwingend eine germanische Übermacht. Die Zahl der germanischen Krieger kann trotzdem noch geringer gewesen sein als die der römischen Soldaten. Wir haben einfach keine Informationen zu den germanischen Stärkeverhältnissen.Der Angriff der germanischen Übermacht auf eine in Bewegung befindliche ausgedünnte römische Armee kannte viele Facetten.
Man kann wohl annehmen, dass ein römischer Legionär (viel Marschieren mit schwerer Ausrüstung und Gepäck, dazu Schanzarbeiten) den Kalorienverbrauch eines Schwerarbeiters hatte. (Ein zügiger Marsch mit Gepäck in Formation ist keinesfalls mit einer gemütlichen Wanderung zu vergleichen.) Mit Waldbeeren und Hungern wird er mit seiner Kampffähigkeit bald am Ende sein.Das war ein Nebenargument. Das Hauptargument war, dass Soldaten Routinen hatten, die warfen im Kampffall nicht einfach ihr Marschgepäck weg, um es liegen zu lassen und im Zweifelsfall nicht mehr bergen zu können. Wenn die Soldaten aufgrund von Kampfhandlungen ihrer Nahrungsmittel verlustig gingen, dann gab es Möglichkeiten.
- teilen
- aus der Natur ernähren
- fouragieren
- im schlimmsten Fall hungern
Erstens nennt auch Cassius Dio den Regen nicht als einzigen Grund für die Niederlage, sondern nur als verstärkendes Element zu den sonstigen ungünstigen Umständen.Ich hab3 nie gesagt, dass es nicht geregnet hätte. Es ist nur so, dass mich wundert, dass der Regen stets als Grund für die Niederlage akzeptiert wird, als ob es in Italien oder Gallien nie geregnet hätte, als wäre Regen eine Spezialität Germaniens.
Er ist auch (neben Florus) die einzige (erhaltene) Quelle, die den Schlachtverlauf für erwähnenswert hält.Und es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass Cassius Dio die einzige Quelle ist, die den Regen für erwähnenswert hält.
Die „Strategemata“ sind im Wesentlichen eine Sammlung von Militäranekdoten, keine systematische Kriegsgeschichte.Frontinus, der in seinen Strategemata Probleme thematisiert, erwähnt ebenfalls keinen Regen in Zusammenhang mit der Varusschlacht.
Steht alles außer Frage, trifft aber nicht den Kern. Ich versuche es noch mal:Man kann wohl annehmen, dass ein römischer Legionär (viel Marschieren mit schwerer Ausrüstung und Gepäck, dazu Schanzarbeiten) den Kalorienverbrauch eines Schwerarbeiters hatte. (Ein zügiger Marsch mit Gepäck in Formation ist keinesfalls mit einer gemütlichen Wanderung zu vergleichen.) Mit Waldbeeren und Hungern wird er mit seiner Kampffähigkeit bald am Ende sein.
Der schwere Infanterist, der sich auf dem Marsch seines Gepäcks entledigt, kann nur hofffen, den Kram (zu dem auch die Tagesverpflegung gehörte) wiederzufinden. Die Chancen sind gering, besonders wenn sich das Kampfgeschehen, bspw durch einen Rückzug, verlagert.
Hier sollte doch bereits deutlich gewesen sein, dass ich den Verlust der Nahrungsmittel nicht für den Normalfall halte.Zunächst einmal ist zu erwarten, das ein Manipel sein Gepäck zusammenschmeißt und dass man sich an Ort und Stelle verteidigt, natürlich kann man abgedrängt werden und natürlich ist Hunger ein Problem. Aber man kann durchaus ein paar Tage ohne zu essen funktionieren und nebenbei sich aus der Natur ernähren, wenn man tatsächlich seiner Nahrungsmittel verlustig geht: Bucheckern, Brombeeren, Wildgemüse etc. Auch hier greift, was ich in meinem vorherigen Beitrag schrieb: Wir reden über gut trainierte Berufssoldaten, die Routinen haben, die wissen sich zu verhalten, wenn sie angegriffen werden.
Das war ein Nebenargument. Das Hauptargument war, dass Soldaten Routinen hatten, die warfen im Kampffall nicht einfach ihr Marschgepäck weg, um es liegen zu lassen und im Zweifelsfall nicht mehr bergen zu können. Wenn die Soldaten aufgrund von Kampfhandlungen ihrer Nahrungsmittel verlustig gingen, dann gab es Möglichkeiten.
- teilen
- aus der Natur ernähren
- fouragieren
- im schlimmsten Fall hungern
Und beschreibt fast slapstickartig, wie die Römer gegeneinander und gegen Bäume prallen und beständig ausrutschen, wohingegen die Germanen leichtfüßig durch den Wald hüpfen und die Römer beschießen. Der Sturm reißt Baumkronen hernieder, welche den Römern auf die Köpfe fallen, den offenbar keinerlei physikalischen Gesetzen unterliegenden Germanen aber nicht.Erstens nennt auch Cassius Dio den Regen nicht als einzigen Grund für die Niederlage, sondern nur als verstärkendes Element zu den sonstigen ungünstigen Umständen.
Dennoch werfen auch Velleius und Tacitus Schlaglichter auf den Verlauf der Schlacht.Er ist auch (neben Florus) die einzige (erhaltene) Quelle, die den Schlachtverlauf für erwähnenswert hält.
Natürlich sind sie keine systematische Kriegsgeschichte. Eine Anekdotensammlung würde ich sie nicht nennen, eher eine Exempla-Sammlung.Die „Strategemata“ sind im Wesentlichen eine Sammlung von Militäranekdoten, keine systematische Kriegsgeschichte.
Das glaube ich sofort. Das gilt aber eben für alle, die sich auf einem Schlachtfeld befinden und nicht bloß für eine Seite.wenn du total durchgeregnet bis, dann geht das wirklich massiv an die Einsatzfähigkeit und Psyche.
Beeren sind aber nur ein paar Wochen im Jahr erntereif. Bucheckern fallen nur im Herbst vom Baum. Wir haben als Kinder mal Bucheckern gesammelt und dabei auf welche zugegriffen, die bereits auf der Erde lagen. Das war unwahrscheinlich mühselig. Wir haben mit 4 Kindern 5 Tage lang gesammelt und hatten 2-3 kg Bucheckern zusammen, die wir dann beim Forstamt abgegeben haben. Der Förster war baff, dass wir das überhaupt gemacht haben. Er hat uns erklärt, dass man normalerweise im Herbst Planen unter einer Buche aufspannt und dann durch schütteln oder warten (Wind), die Bucheckern in die Plane fallen. Er hat uns Kids dann noch ein paar Mark aus seinem eigenen Portemonnaie gegeben.Bucheckern, die Scheunen der einheimischn Bevölkerung (so diese nicht gut geschützt sind), Brombeeren und ähnliches.
Der römische Legionär der frühen Kaiserzeit war als schwere Nahkampfinfanterie konzipiert, der in Formation gegen einen Gegner, der sich ebenfalls in Schlachtreihe aufgestellt hatte, vorgehen sollte, und entsprechend ausgerüstet.
Bedenken muss man dazu auch, dass jeder Feldherr danach strebt, die Bedingungen eines Kampfes selbst diktieren zu können, also nach Möglichkeit Ort und Zeit der Schlacht festzulegen und nach einem Schlachtplan vorzugehen. Natürlich funktioniert das in der Praxis nicht immer, es wird aber zumindest angestrebt.
Wie gesagt, das ist alles nur hypothetisch, nach dem von Reinecke skizzierten Fall, dass Legionäre ihr Marschgepäck haben zurücklassenm müssen.Beeren sind aber nur ein paar Wochen im Jahr erntereif. Bucheckern fallen nur im Herbst vom Baum.
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