Wobei es natürlich außerhalb eines Landes in dem es separatistische Bewegungen gibt, leicht skurril erscheint, jemandem, der eine nationalistische Agenda nicht unterstützt dem Vorwurf zu machen in irgendeinem rechten Lager zu stehen.
Das sehe ich durchaus genauso und natürlich gibt es auch rechte Katalanen, welche die Segregation unterstützen.
Bei den Basken sind die Sentiments ähnlich, die Segregationsbewegung war lange „links“ dominiert. Aber auch die SNP in Schottland ist eine im Kern sozialdemokratische Partei, die nicht nationalistisch im Sinne von nationalchauvinistisch ist.
Dass der Zentrifugalnationalismus in Spanien sich als mehrheitlich „links“ versteht (und nicht rassistisch ist), liegt nun mal auch an seiner Geschichte im 20. Jhdt., er erlangte Bedeutung unter der protofaschistischen Regierung von Primo de Rivera und der faschistischen und postfaschistischen Franco-Regierung (wobei Regierung eigentlich falsch ist, da Franco meist Staatschef war und Regierungschefs einsetzte). Man hat sich als immer als im antifaschistischen Abwehrkampf stehend verstanden. Das war bis 1975/80 durchaus korrekt. Pujol bei allen Vorwürfen, die man ihm machen kann, war dann ja recht moderat, aber seit 2006/2010/2017 hat es da erhebliche Polarisierungen gegeben. Und das trägt zur politischen Gesamtsituation in Spanien bei.
Das ist der Fall. Für viele der Abstimmenden war nicht Katalanismus, sondern das politische System (konstitutionelle Monarchie oder Republik) Grund für ihr Abstimmungsverhalten. Das ist ja eben das: die Gründe, für die Segregation zu stimmen, waren vielfältig:Es würde mich im Übrigen nicht mal wundern, wenn es in Katalonien auch größere Gruppen von Personen gäbe, die sich keinesfalls als Katalanen, sondern dezidiert als Spanier verstehen und die Unabhängigkeitsbewegung aus taktischen Gründen unterstützen, um größere Autonomierechte, von denen sie als Bewohner der Provinz auch profitieren würden, als Kompromissvorschlag salonfähig zu machen.
- Korruption (Caso "Gürtel")
- Republikanismus
- rechter Katalanismus
- linker Katalanismus
- Wirtschaftliches Gefälle zwischen Katalonien und anderen Landesteilen.
Die Gründe dürften sich überschneiden, etwa Korruption, linker Katalanismus und Republikanismus sind keine widersprüchlichen, sondern sich natürlich ergänzende Gründe für die Segregation bzw. mit dem linken Katalanismus am ehesten vereinbar. Das wirtschaftliche Gefälle dürfte eher mit rechtem Katalanismus vereinbar.
In Spanien gibt es eine Reihe von Dialekten, die als Sprachen aufgefasst werden. Das ist von West nach Ost Galicisch, Leonesisch, Kastilisch (Spanisch), Aragonesisch, Aranesisch und Katalanisch, hinzu kommt noch Baskisch als ganz eigene Sprache. Und einige Dialekte mehr, wie etwa Bable (Asturiano) oder Kantabrisch und die sekundären Dialekte des Leonesischen, Kastilischen und Katalanischen. Die sekundären DIalekte des Katalanischen sind Valeciano und Balear, sowie das Katalanische auf Sardinien (nicht zu verwechslen mit Sardisch).Das Problem, was ich im Verlauf der Diskussion hier bisher in diese Richtung wahrgenommen habe (nicht bei dir), ist vor allem der Umstand, dass Katalonien hier sehr oft mehr oder weniger als kulturell einheitliche, sich in ethnischer/sprachlicher Hinsicht von Spanien unterscheidende Region wahrgenommen wird.
Im Baskenland und Navarra sprechen die meisten Spanisch, nur wenige verwenden Baskisch als Erstssprache, das ist beim Katalanischen regional durchaus anders. In Katalonien ist das Katalanische eine weit verbreitete Erstsprache, in Valencia und den Balearen prädominiert Spanisch. Hier sind auch die Abspaltungstendenzen weitaus weniger ausgeprägt.So weit mir bekannt, spricht aber ein durchaus beachtlicher Teil der Bewohner Kataloniens selbst überhaupt kein Català, eine andere Gruppe spricht es wohl, aber nicht als Muttersprache und inwiefern, diejenigen, die es überhaupt nicht sprechen oder es zwar sprechen, im Alltag aber bevorzugt spanische Mundarten verwenden sich en gros selbst als Katalanen idntifizieren, wäre wohl durchaus zu hinterfragen.
Ich schrieb: "Wenn ich mich recht erinnere..." - Es war als Erinnerung markiert.Das kann ich einfach nicht so stehen lassen.
2:1 ?? Woher hast du die Zahlen? Aus El Pais?
Und hör doch bitte mit der Diskreditierung nichtkatalanischer spanischer Historiker oder von El País auf. El País ist eine Zeitung mit einer ähnlichen politischen Ausrichtung, wie Die Zeit oder Die Süddeutsche, keineswegs das Sprachrohr der PP. Deine Haltung hier in dieser Diskussion ist biased! Alles was in Madrid oder Kastilien publiziert wird müsse Partei sein. Dem ist aber nicht so.
Und dort steht auch etwas, was ich sinngemäß vorige Tage schrieb, was du in Abrede gestellt hast:Die Zeit (nicht gerade linksradikal verdächtig) schrieb seinerzeit: Bloody Sunday
Es ist vor allem die Ja-Fraktion, die heute auf den Beinen ist. Die Gegner des Referendums sind zu Hause geblieben.
Du musst mir nicht beweisen, dass es von Seiten der Polizei Polizeigewalt gab. Das weiß ich und das kannst du bereits im zweiten Beitrag von mir lesen (de facto handelt es sich um den dritten, da ich den Beitrag wegen Überlänge splitten misste):
Was ist nun 2017 passiert? Das Referendum war gerichtlich untersagt worden. Die Zentralregierung der PP schickte Polizei nach Katalonien, um das Referendum zur verhindern und fütterte damit natürlich den im Grunde absurden Narrativ, dass eine spanische Zentralregierung notwendigerweise faschistisch sei. Zumal die Polizisten tw. ziemlich brutal vorgingen.
Dir wird vielleicht aufgefallen, sein, dass die zitierten Beiträge vom Guardian, BBC und Zeit vom 1. Oktober selbst sind, also während der Ereignisse selbst bereits veröffentlicht wurden. Zu diesem Zeitpunkt dürften nur hospitalisierte Fälle bekannt gewesen sein. Du wirst im Übrigen auch Video des Guardian (wenn auch in der Wirkung harmlose) Fälle von Gegengewalt sehe. Da werden z.B. Baustelleabsperrungen auf Polizeifahrzeuge geworfen. Ohne Frage, nachdem die Polizeifahrzeuge genutzt wurden, um die Leute von der Straße zu treiben. Das musst du mir nicht erzählen, im Moment unterhalten wir uns ja auch über deine Behauptung, es habe keine Gegengewalt gegeben. Die Feststellung, dass es Gegengewalt gab - offensichtlich muss man das explizit dazu sagen, auch das zeigt die Polarisierung - rechtfertigt keinen Milimeter die Polizeigewalt.
Um es zum wiederholten Male noch mal ganz deutlich zu machen: Ich bewerte den Katalanismus und die katalanistische Segregationsbewegung nicht (grundsätzlich), sondern es geht mir um Narrative. Und vor allem geht es mir um die Narrative, welche die Segregation mit einem beständigen Unabhängigkeitskampf der Katalanen beschreiben, der seit Jahrhunderten schwele. Und das stimmt eben nicht. Wie gesagt, 1808 - 1814 war Katalonien im Abwehrkampf gegen Frankreich und schickte Diputierte nach Cádiz.
Selbst der Historiker Pierre Vilar, der frz. Leninist, der lange in Katalonien lebte und von Pujol nicht ohne Grund geehrt wurde, stellt den Katalanismus des 19. Jhdts. - den ich als Veranstaltung Intellektueller beschrieb - als bourgeoises Projekt dar. Und selbst dieser bourgeoise Katalanismus wird erst nach 1898 (spanisches Schicksalsjahr, Verlust der letzten amerikanischen Kolonien im Spanisch-Amerikanischen Krieg) in Teilen segregationistisch.