Etwas pointiert gefragt: Wogegen protestierte dann die zweite Welle des Feminismus?
Ich denke schon, dass
@El Quijote's Aussage auch auf die US-amerikanischen Frauen übertragbar ist – jedenfalls auf solche, die nicht zur tendenziell liberalen weißen Mittel- und Oberschicht gehörten. Eine starke dediziert antiemanzipatorische religiöse Rechte gab es z.B. in England, aber auch in Deutschland nach dem Krieg nicht mehr; in den USA jedoch existiert sie in geschwächter Form noch heute.
Den amerikanischen Frauen kam freilich zweierlei zugute.
Erstens, ein libertärer Gesellschaftsvertrag, der dazu führte, dass auch viele Ultrakonservative dem Staat nicht das Recht zusprechen wollten, in die Lebensgestaltung des Individuums einzugreifen, und sei es nur, um ihren eigenen regressiven Lebensentwurf zu schützen. Ein solches Nebeneinander der unterschiedlichsten Lebensentwürfe gab es in Europa meines Erachtens nicht, da war die Gesellschaft wesentlich uniformer.
Zweitens, eine bereits stark ausgeprägte Konsumgesellschaft, in der Frauen ein immenses wirtschaftliches Potential darstellten. Eine Volkswirtschaft kann dieses Potential nicht nutzen, wenn sie es Frauen verwehrt, eigenes Geld zu verdienen und in den Arbeitsmarkt vorzudringen.
Man denke nun daran, wie sich im Kontrast dazu die kanadische Gesellschaft entwickelte, vor allem in Québec.
Dein Beitrag ist gespickt mit Schubladenbegriffen, oder wie man in NA sagt:
'you pigeonhole people'.
'Pigeonholing' bedeutet, dass man schon ein Urteil gebildet hat, meistens ein ungenaues Vorurteil.
"Inwiefern trugen Frauen während des Zweiten Weltkriegs zur Kriegsanstrengung bei":: ohne deren Mitwirkung , nicht 'waeren' sondern sind Siegesaussichten mehr als fraglich.
"wie veränderte sich ihre gesellschaftliche Rolle in dieser Zeit?" Die Frage beantwortet sich schon selbst: die Rolle der Frau hatte sich veraendert; in NA anders als z.B. in DEU: In Nordamerika gab es eine veraenderte sexuelle Einstellung oder Realitaet ; es gab weniger tabus. Frauen wurde gewahr, 'was der Mann kann, kann ich auch', daher ein neu gewonnenes , staerkeres Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, somit mehr Selbstaendigkeit, weniger Abhaengigkeit. Sie hatten sich ungeniert mehr e-mann-zipiert. Das Norman Rockwell Ideal einer Familie , zu mindest in Staedten, gehoerte der Vergangenheit an.
http://4.bp.blogspot.com/_Ucmj2UupK...RDucok/s1600/Norman+Rockwell+Thanksgiving.jpg
Deutschland? Denken wir an das Buch von 'Anonymus' was das Leid der Frauen besonders in Berlin anhand der Russen beschreibt, man denke auch an Demmin und vieler Buecher, die die undenklichen Erlebnisse der Fluechtlinge aus Ostgebieten beschreiben oder die Erlebnisse der Ueberlebenden von Feuerstuermen in Hamburg usw.
Was sich in all den Buechern wie ein roter Faden in der Thematik durchzieht ist das enttaeuschte Denken der Frauen: "
ihr Maenner habt versagt uns Frauen zu beschuetzen". Gebranntes Kind scheut Feuer. Man kann diese Tatsache drehen und wenden wie man will, aber sie bleibt Wahrheit. Die 'Warums' und 'Wiesos ' sind uninteressant, dieser bittere Nachgeschmack des Krieges bieb auch bei resilienten Frauen lange haengen, Zynismus, Misstrauen etc. Die traditionelle Rolle des deutschen Mannes war Geschichte geworden. Daran konnten sich die Maenner nicht gewoehnen , sie wollten es nicht wahrhaben, was zu Konflikten
fuehrte , iacta alea es !
So, nach dem Kriege war die traditionelle Rolle der 'Kinder-Kueche-Kirche-Frau zerschmettert, sie musste umstaendehalber selbstsicher , eigenstaendiger sein, praktisch autonom sein, ihre Erwartung in einen sie schuetzenden Mann war fuer immer futsch. Der deutsche Mann konnte sich nur langsam daran gewoehnen dass er nicht mehr automatisch, uneingeschraenkter, autokratischer 'Herr' ueber seine Frau sein konnte. Ueberdies schleppte der ehemalige Soldat, KG usw, noch erheblichen seelischen Ballast mit sich rum: unverdaute , unbehandelte Kriegserlebnisse , ein psychologisches handycap, dass als '
post-traumatic stress disorder' (PTSD) erkannt und behandelt wird. "Vadder hatte nie darueber gesprochen" ... 'Darueber reden wir nicht'.
https://i.ibb.co/6rnw9KG/we-don-t-talk-about-that.jpg
Es war eine Riesenaufgabe fuer deutsche Frauen, die damals zusammen mit oder neben psychologisch kranken Maennern lebten, allzumal einer Krankheit, der sie sich garnicht bewusst noch gewachsen waren. Ein 'harmonisches Zusammenleben' unter solchen Umstaenden ist Utopia pur. Man kann eigentlich sagen, dass es meistens Frauen gewesen waren, die trotz aller Hindernisse unternahmen ihre angebleute Familie zusammen zu kitten,
Ein anderer seelischer Ballast von dem sich Deutsche frei machen mussten ,war die Erkenntnis dass sie als naive
'sheepl' von der damaligen Adm. unglaublich missbraucht , in die Irre gefuehrt worden waren. Grosse Enttaeuschung bei Vielen doch laengst nich Allen.
All das fuehrt uns zur Annahme, dass ein Grossteil der Nachkriegsbevoelkerung in DEU, Maenner als Frauen unter unerkannter, unbehandelter PTSD litten, das bedeutet von milder bis schwerer Funktionsunfaehigkeit im taeglichen Zusammenleben. Der Echoeffekt davon hatten sich auf Kinder abgewaelzt; ihnen wurde oft nicht die gebuehrige Aufmerksamkeit, Liebe und Liebkosung ihrer Mutter, aber auch Vater ,falls vorhanden, zuteil. Wobei bemerkt werden darf, dass Frauen ; vor allem junge; im allgemeinen seelisch wesentlich mehr resilient als Maenner sind.
Was sich auch dramatisch DEU veraendert hatte war das kriegsbedingte, ungleiche Zahlenverhaeltnis Frau zu Mann. Kriegsbedingt gab es viel mehr Frauen im 'besten Alter', als Maenner 'im besten Alter'. Logisch dass dieser Maennermangel gesellschaftlich zu Spannungen bei Frauen gefuehrt hatte.
Ich frage mich bis heute , warum Deutsche so gepraegt kinderfeindlich sind? Why why why?
Es macht im nachhinein seelisch viel aus, ob man einen 'gerechten Krieg' oder einen 'ungerechten Krieg' miterlebt hat.
Man denke nun daran, wie sich im Kontrast dazu die kanadische Gesellschaft entwickelte, vor allem in Québec.
Stimmt. Gut beobachtet.
Québécois fuehlten sich sowohl in 1914 als auch 1939 vom
'Call to the Colours' im allgemeinen nicht angesprochen. Es war nicht 'deren King'. Ganz anders in Upper Canada, besonders in Alberta und Britisch Columbia, dort stroemten junge Maenner freiwillig zu Bahnhoefen....
Das beruehmteste Bild in Canada: New Westminster, B.C. Abfahrt zum UK ...Good bye daddy...