Museumsberaubungen

Carolus

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Zwar keine neue archäologische Entdeckung, eher das Gegenteil, aber ich stelle es trotzdem mal hier ein:

 
Zwar keine neue archäologische Entdeckung, eher das Gegenteil, aber ich stelle es trotzdem mal hier ein:


Der Wiki-Artikel zu dem goldenen Helm, der u. a. gestohlen wurde:

Helmet of Coțofenești - Wikipedia (der englische Artikel ist ausführlicher und bebildeter als der deutsche: Helm von Poiana Coţofeneşti – Wikipedia )

Der goldene Helm dürfte auf dem Kunstmarkt unverkäuflich sein (wie auch die ebenfalls gestohlenen Armreifen aus Gold). Der Wert des Helms ist nicht einmal einzuschätzen. Ich befürchte, das die Diebe diese wahrscheinlich einschmelzen werden (so wie es auch zumindest mit einem Teil des Keltenschatzes geschehen ist, der in Manching gestohlen wurde - s. Gestohlener Keltenschatz von Manching: Diebesbande vor Gericht Der noch nicht wiedergefundene Teil ist sicherlich eingeschmolzen worden.)
 
Der goldene Helm dürfte auf dem Kunstmarkt unverkäuflich sein (wie auch die ebenfalls gestohlenen Armreifen aus Gold). Der Wert des Helms ist nicht einmal einzuschätzen. Ich befürchte, das die Diebe diese wahrscheinlich einschmelzen werden
Es sei denn sie handelten im Auftrag eines Sammlers. Dann bleibt der Helm erhalten, verschwindet aber irgendwo (vermutlich) auf Nimmerwiedersehen (oder zumindest für Jahrzehnte, bis er nach dem Tod des Sammlers vielleicht von ehrlichen Erben "wiedergefunden" wird).
 
Das Problem ist, dass, auch wenn der Wert des Kunstobjekt höher ist, als der Goldwert, dass sich das Gold einfach leichter verkaufen lässt, als das das Kunstwerk. Wer skrupellos genug ist, Kunstschätze zu stehlen, der ist auch skrupellos genug, sie einzuschmelzen.
Man muss sich natürlich allmählich fragen, was bei den Museen falsch läuft. Es hat doch nun schon mehrere - teilweise regelrecht peinliche - Fälle von Museumsberaubungen gegeben.
 
Ich frage mich auch, welche Folgen dieser spezielle Fall für künftige Sonderausstellungen hat. Immerhin wurde der Helm ebenso wie weitere Stücke während einer Leihe gestohlen. Und es ist bereits jetzt so, dass (wenn auch eher wegen befürchteter Sachschäden) viele Objekte grundsätzlich nicht verliehen werden und die Versicherungssummen in astronomische Höhen steigen.
 
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Der Helm wurde gestern gestohlen, heute ist der letzte Tag der Ausstellung (bzw. wäre der letzte Tag der Ausstellung gewesen).
 
Es sei denn sie handelten im Auftrag eines Sammlers. Dann bleibt der Helm erhalten, verschwindet aber irgendwo (vermutlich) auf Nimmerwiedersehen (oder zumindest für Jahrzehnte, bis er nach dem Tod des Sammlers vielleicht von ehrlichen Erben "wiedergefunden" wird).

Das Problem ist, dass, auch wenn der Wert des Kunstobjekt höher ist, als der Goldwert, dass sich das Gold einfach leichter verkaufen lässt, als das das Kunstwerk. Wer skrupellos genug ist, Kunstschätze zu stehlen, der ist auch skrupellos genug, sie einzuschmelzen.
Man muss sich natürlich allmählich fragen, was bei den Museen falsch läuft. Es hat doch nun schon mehrere - teilweise regelrecht peinliche - Fälle von Museumsberaubungen gegeben.

Was den Diebstahl in Assen im Drents Museum angeht, können wir derzeit nur spekulieren, ob das gewöhnliche Kriminelle waren, die ansonsten auch Geldautomaten und andere aus deren Sicht lohnenswerte Ziele ins Visier nehmen. Gerade von den Niederlanden aus sind in NRW viele "Geldautomaten-Sprenger" aktiv, die ohne Rücksicht auf Personen- und Sachschäden in Banken Geldautomaten in die Luft jagen und dann sich in die Niederlande zurückziehen. Mit unschöner Regelmäßigkeit ist davon in den Nachrichten zu lesen.

Bei dem Einbruch in dem Museum in Manching (s. Bericht im obigen Beitrag) oder auch auch bei dem Einbruch im Bode-Museum Berlin, in dem vor einigen Jahren eine 100 kg schwere Goldmünze gestohlen wurde, waren die Diebe auch nicht an Kunst oder Archäologie interessiert, sondern da ging es nur um den Materialwert.

Wenn das solche Kriminellen waren, dann befürchte ich, dass Helm und Armreife eingeschmolzen werden oder es bereits sind.

Falls die Einbrecher speziell für einen "Sammler" auf Diebestour gegangen sein sollten, dann würden wohl die Exponate erhalten bleiben.


Aber erst muß abwarten, ob und was die Ermittlungen der Polizei ergeben.


Ich frage mich auch, welche Folgen dieser spezielle Fall für künftige Sonderausstellungen hat. Immerhin wurde der Helm ebenso wie weitere Stücke während einer Leihe gestohlen. Und es ist bereits jetzt so, dass (wenn auch eher wegen befürchteter Sachschäden) viele Objekte grundsätzlich nicht verliehen werden und die Versicherungssummen in astronomische Höhen steigen.

Auch dies wäre traurig, wenngleich das Problem nicht nur bei Sonderausstellungen, sondern auch bei materiell wertvollen Exponaten im Heimatmuseum besteht.
 
Hier muss man wohl sagen, dass wahrscheinlich die (beworbene) Sonderausstellung auch Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
 
Hier noch einige weitere Informationen zum Diebstahl:



Zitat aus dem Telegraaf-Artikel (mit Google-Translate):

Quellen aus dem Umfeld der Ermittlungen und Kunstexperten gehen davon aus, dass es die Diebe gezielt auf die Meisterwerke abgesehen hatten und äußerst gut vorbereitet waren. „Das war ein gezielter Raubüberfall“, heißt es. „Sie waren in drei Minuten rein und raus.“ Experten gehen davon aus, dass die Stücke nicht wegen der Kilos Gold gestohlen wurden – allein der Helm wiegt fast ein Kilo –, sondern dass es sich um gezielte Stücke von großem kunsthistorischen Wert handelte. Zum Zeitpunkt des Raubüberfalls befanden sich keine menschlichen Wachen im Gebäude. Das Gebäude wurde ausschließlich elektronisch gesichert.​
 
Zitat aus dem Telegraaf-Artikel (mit Google-Translate):

Quellen aus dem Umfeld der Ermittlungen und Kunstexperten gehen davon aus, dass es die Diebe gezielt auf die Meisterwerke abgesehen hatten und äußerst gut vorbereitet waren. „Das war ein gezielter Raubüberfall“, heißt es. „Sie waren in drei Minuten rein und raus.“ Experten gehen davon aus, dass die Stücke nicht wegen der Kilos Gold gestohlen wurden – allein der Helm wiegt fast ein Kilo –, sondern dass es sich um gezielte Stücke von großem kunsthistorischen Wert handelte. Zum Zeitpunkt des Raubüberfalls befanden sich keine menschlichen Wachen im Gebäude. Das Gebäude wurde ausschließlich elektronisch gesichert.​
Das hatte ja auch Ravenik schon vermutet und diese Vermutung ist natürlich nicht völlig von der Hand zu weisen. Es gibt Kunstsammler, die kriminell genug sind, Diebesbanden zu beauftragen, bestimmte Kunstwerke für sie zu stehlen, um sie dann exklusiv für sich im stillen Kämmerlein aufzubewahren.

Ich befürchte aber, dass hier die Hoffnung, dass dem so ist und das Kunstwerk so mittelfristig wiederbeschafft werden kann, bei den Expertenvermutungen eine große Rolle spielt. Hoffnung ist hier einfach ausschlaggebender als Expertise. Kunstexperten sind nun mal keine Kriminalisten (ja, bestimmt gibt es Überschneidungen wie bei Isabel Lahiri - aber die ist fiktiv).
 
Man muss sich natürlich allmählich fragen, was bei den Museen falsch läuft. Es hat doch nun schon mehrere - teilweise regelrecht peinliche - Fälle von Museumsberaubungen gegeben.

Der Prozeß um den Diebstahl der keltischen Goldmünzen in Manching im November 2022 findet derzeit statt. Laut Presseberichten wurde es den Tätern einfach gemacht:

Vor dem nächtlichen Einbruch war die Videoüberwachungsanlage des Hauses laut Zeugen monatelang außer Betrieb. Die damalige stellvertretende Museumsleiterin sagte vor dem Landgericht Ingolstadt, dass es etwa ein halbes Jahr lang Probleme mit der Videotechnik gegeben habe.​
Zudem hatte das Museum keine direkte Alarmleitung zur Polizei mehr. Die Alarmschaltung zur Polizei sei früher einmal vorhanden gewesen, dann aber aus Kostengründen abgeschaltet worden, meinte der Museumschef. Als Ersatz sei die Leitung zu einem Sicherheitsunternehmen umgeleitet worden.​
Die Täter hatten bei dem Einbruch die Alarmierung dadurch verhindert, indem sie Kabel in der Telefonzentrale der Gemeinde zerstört haben. Laut Esch war die Alarmanlage allerdings so ausgelegt, dass sie in einem solchen Fall auch über Mobilfunk das Sicherheitsunternehmen informieren kann. Die Einbrecher hatten jedoch das Mobilfunknetz in Manching ebenfalls sabotiert.​
Diese doppelte Absicherung war aber anscheinend ohnehin nicht korrekt geschaltet, wie eine Notiz aus den Ermittlungsakten nahelegt. Moderne Alarmanlagen senden an den Sicherheitsdienst zudem Störungssignale, wenn sie ausfallen, damit vor Ort kontrolliert werden kann. Warum das im Fall des Museumseinbruchs nicht funktioniert hat, ist bislang unklar. In der Tatnacht hatte die Polizei nur bei Banken in der Umgebung kontrolliert, deren Alarmsysteme ebenfalls durch die Zerstörung der Telefonnetze Fehler anzeigten.​
Bei dem Museum hatte der Sicherheitsdienst, soweit bislang bekannt ist, in der Nacht des Einbruchs nicht entsprechend reagiert. Entdeckt hatte den Diebstahl der Goldmünzen erst ein Museumsmitarbeiter, der etwa acht Stunden nach der Tat die Ausstellungsräume für die Besucher aufsperren sollte.​
aus: Prozess offenbart massive Sicherheitsmängel in Museum

Ebenso: Goldschatz aus Museum in Manching geklaut: Alarmanlagen waren veraltet
und Prozess offenbart massive Sicherheitsmängel in Museum
 
Aufgrund der Art und Weise, wie das Ganze von Statten ging - Carolus hat diesen Verdacht ja auch schon geäußert - erinnert das Vorgehen sehr stark an die Bankautomatensprengungen. In den Niederlanden hat man ja schon länger etwas dagegen getan, eben, dass das Geld bei Automatensprengungen unbrauchbar gemacht wurde. Die deutschen Banken haben sich damit lange schwer getan, dies genauso wie die Niederländer zu machen ("zu teuer"), aber mittlerweile hat man hierzulande offensichtlich ebenfalls begriffen, dass das eine dumme Ausrede ist, bzw. vergleichsweise geringe Investitionen vor viel Ärger und Verlusten schützen. Problem ist: Rüsten die Sicherheitssysteme auf, rüsten die Verbrecher auf. Bei den Automatensprengungen eben mit immer heftigeren Sprengladungen, dann auch ohne Rücksicht auf Hausbewohner (also nicht nur deren Schlaf, sondern auch deren Unversehrtheit/Leben). Vielleicht ist das Museum also auch deswegen in den Fokus geraten, weil es immer schwieriger wird, auch in Dtld., Banken zu finden, wo die Automaten das Geld noch nicht unbrauchbar machen, wenn es zu Sprengungen kommt.
 
Als die DDR der BRD beitrat war ja auch das Problem mit den Raub in den verschiedesten Museen.
Die DDR Museen sind/waren ja ein begehrtes Objekt, weil damals die Einbruchsicherungen in keinster Weise
westlicher Länder incl. BRD entsprachen.
Ein beredetes Beispiel dafür ist der Raub von Museumswerten in Werte von 114 Milionen Euro am 25.11.1919 im
"Grünen Gewölbe" in Dresden. Die Beute ist zwischzeitlich größtenteils zurück, doch drei wertvolle Stücke bleiben
bislang verschwunden.
 
Zu dem Museumsraub in Assen vom Wochenende gibt es hier Informationen der niederländischen Polizei:


Da wurde auch ein Bild eines Verdächtigen veröffentlicht, die vor dem Raub in einem Baumarkt in Assen aufgenommen wurden. Wieso man gerade ihn verdächtigt, steht allerdings nicht dabei.

Mittlerweile sind drei Verdächtige festgenommen worden, die aber bisher noch keine Aussage gemacht haben. Nach dem Verdächtigen aus dem Baumarkt wird noch gesucht. Die Beute wurde nicht gefunden.

Update 29. Januar 2025 18:00 Uhr​

Drei Personen wurden am 29. Januar in Heerhugowaard wegen ihrer Beteiligung an dem Einbruch und Diebstahl im Drents Museum am vergangenen Samstag, dem 25. Januar, festgenommen . Die rumänischen archäologischen Goldmeisterwerke aus dem Drents Museum wurden noch nicht gefunden. Die Verdächtigen befinden sich in völliger Zurückhaltung und werden zu ihrer Rolle bei dem Diebstahl befragt. Mehrfachverhaftungen können nicht ausgeschlossen werden. Wir suchen immer noch nach dem Verdächtigen, der im Baumarkt in Assen gesehen wurde.​

aus dem obigen Link der niederländischen Polizei (Google Translate)
 
Danke + es war 25.11.2019.

Da lag die deutsche Wiedervereinigung aber schon knapp 30 Jahre zurück:

Als die DDR der BRD beitrat war ja auch das Problem mit den Raub in den verschiedesten Museen.
Die DDR Museen sind/waren ja ein begehrtes Objekt, weil damals die Einbruchsicherungen in keinster Weise
westlicher Länder incl. BRD entsprachen.

Das mag zu Wendezeiten oder in den frühen 90er Jahren ein Problem gewesen sein. Aber die Technik sowohl bei der Einbruchssicherung als auch auf Täterseite schreitet voraus. Was um 1990 im Westen bei der Sicherungstechnik modern war, ist 30 Jahre später selber ein Fall fürs Museum.

Abgesehen davon müssen auch entsprechende Sicherungssysteme installiert sein und unterhalten müssen. Das ist auch ein Kostenfaktor. Wie das in dem Museum in Assen oder in Dresden war, weiß ich nicht. Ob modernste Sicherungseinrichtungen auch gegen den Einsatz von Sprengmitteln etwas gebracht hätten, ist auch eine andere Frage. Aber zumindest in Manching, wo das Keltengold gestohlen, gab es laut den Pressemitteilungen von der Gerichtsverhandlung einiges an Defiziten bei der Sicherungstechnik.
 
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