Alte Inschrift gefunden

Oldi

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
wir haben an unserem Haus eine latienische Inschrift, die ich trotz großem Latinum und viel googeln nicht entziffern kann.
Müsste evtl. mittelalterliches Latein (Kirchenlatein sein). Nun habe ich dieses Forum entdeckt und erhoffe mir Hilfe.
Der Spruch lautet: ANNO DOMINI 1613 WOI COIIVO IRVWI.
Bin sehr gespannt, ob es hier einen Experten gibt der das übersetzen kann.:)
Schonmal vielen Dank im voraus
Oldi
 
Bist du dir mit der Lesung des Teils nach der Jahreszahl ganz sicher? Mit den Buchstaben im Einzelnen, aber auch mit der Worttrennung? Könntest du vielleicht ein Foto der Inschrift hier einstellen?
 
Normalerweise würde man im Lateinischen kein "W" finden.

Sofern es sich nicht um einen Fehler handelt und da tatsächlich zwei mal "W" drinn steht, wird das in irgendeiner Form auf eine latinisierte Eigenbezeichung aus den deutschen Dialekten hinauslaufen.
Wenn das der Fall ist, dürfte es schwierig sein da was heraus zu bekommen, ohne weitere Informationen.
 
Das sehe ich auch so. Wegen der Bibelsprüche, ich kann mich dunkel erinnern, ähnliches in meiner Jugendzeit bei uns gesehen zu haben.
Allerdings ist auf dem Querbalken normalerweise der Bibelspruch in Gänze oder Teilen und dahinter kommt dann die Kapitelabkürzung der Bibelstelle.
 
Aber so ganz passt das nicht, unter umständen wurden die Buchstaben falsch ausgelegt, bei uns am Haus mußte vor langer Zeit am Buchstaben ausgebessert werden.
 
Liebe Kommunity,
ich bin über die Beteiligung begeistert. Hier nun das Foto.
Grüße
Oldi
 

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Wenn ganz am Ende nicht dieses V+Doppel-V/V+W wäre, würde ich das nicht als W, sondern als VV-Ligatur lesen. So aber nehme ich mal an, das soll wirklich W sein, und in dem Fall muss ich @Shinigami zustimmen. Dann wäre es eine latinisierte Eigenbezeichnung o.ä. und ohne weiteren Kontext kaum herauszufinden.

[Spaßeshalber habe ich mal in den gängigen Abkürzungslexika lateinischer Inschriften geblättert. Mir kam kurz der Gedanke "Was wäre, wenn das keine Wörter sind, sondern nur Anfangsbuchstaben?" Immerhin war der Abkürzungswahn bei Inschriften kein rein antikes Phänomen, sondern ist bis in die Neuzeit zu sehen.
Den Gedanken habe ich aber schon wieder verworfen. Das erhöht den Sinngehalt oder das Verständnis auch nicht. Außerdem wäre es seltsam, wenn ausgerechnet Anno Domini ausgeschrieben wird und man danach aber Abkürzungen verwendet.
(Der Vollständigkeit halber: VV (Doppeltes V, nicht W) ist gar nicht so selten, für viri, vivunt oder auch viventes. COIIVO ließe sich sogar irgendwie erklären, COI steht in Inschriften für coniugi, "dem Gatten", coniugi IV mit -o als Dativendung könnte ich mir in einer laienhaft latinisierten Variante sogar vorstellen, "dem vierten Gatten".)
Aber wie gesagt, macht wenig Sinn. Daher sei dieser Absatz nur Dokumentation einer Gedankenspielerei ;)]
 
Es gibt leider viele schlechte Restaurierungen, z.B. in der Altstadt von Lemgo, und manchmal sind "Veredelungen" und Ausbesserungen ohne gute Kenntnus des Befundes erfolgt.
Ich bin mir nicht sicher ob hier alle Buchstaben deckungsgleich mit der originalen Zimmermannsarbeit sind.

Das Haus ist sicherlich denkmalgeschützt, und so wird sich die Inschrift auch in einem Inventar der denkmalgeschützten Häuser und in einem Verzeichnis der Bau- und Hausinschriften finden. Ältere Fotos dürften auch im Stadtarchiv vorhanden sein.
 
(Der Vollständigkeit halber: VV (Doppeltes V, nicht W) ist gar nicht so selten, für viri, vivunt oder auch viventes. COIIVO ließe sich sogar irgendwie erklären, COI steht in Inschriften für coniugi, "dem Gatten", coniugi IV mit -o als Dativendung könnte ich mir in einer laienhaft latinisierten Variante sogar vorstellen, "dem vierten Gatten".)
Aber wie gesagt, macht wenig Sinn. Daher sei dieser Absatz nur Dokumentation einer Gedankenspielerei ;)]
So doof ist das gar nicht. In solchen Inschriften finden sich neben frommen Inschriften oft die Namen der den Bau errichtenden Eheleute. Wobei du natürlich Recht hast, dass überraschend wäre, dass das gängige Anno Domini ausgeschrieben und ein weniger gängiges - du darfst hier ja nicht aus der Sicht des Klassischen Archäologen urteilen - COnIugi abgekürzt wäre.

Der geäußerten Restaurierungsidee kann ich mich nicht anschließen, da es sich ja offensichtlich um einen Balken und nicht mehrere zusammengesetzte Versatzstücke handelt. Bis auf die weiße Farbe in den Buchstaben dürfte das also alles original sein. Einen Reim darauf machen kann ich mir aber nicht.
Ich würde mich an Freilichtmuseen mit der entsprechenden Zeitstellung (etwa Hagen) wenden, um dort mal nachzufragen. Wenn irgendwo Experten sitzen, dann dort (Hagen ist jetzt nur ein Bsp. das gilt dür alle größeren Freilichtmuseen mit der entsprechenden Fokussierung).

Die Unterscheidung VV oder W würde ich nicht machen, das W heißt ja nicht umsonst Double-U (meine osteuropäischen Sprachschüler sagen oft "Duppel-Ve").
Ich kann weder an die Abkürzungsthese so ganz glauben, noch - was sich daraus konsequenterweise ergeben würde - an eine sinnfreie Aneinanderreihung von Zeichen.

Es ist auffällig, dass bis auf O und R alles Zahlzeichen sind:
WOI COIIVO IRVWI.
Aber - ich übersetze O mal in 0 - 5501 100-01150 1R5551 - ergibt auch keinen Sinn.

Man hat ja manchmal Kryptogramme, in denen die Jahreszahl verborgen ist, wobei die Zahlzeichen meistens (aber nicht immer) gehighlightet werden: IgLesIaM MarIae VIrgInIs ConstrVCta per obIspVM AdaLbertVM > MMMMCCLLVVVVIIIIIII > 4327 (in meiner in sicherlich total fehlerhaften Latein verfassten Bauinschrift wäre die genannte Kirche der Jungfrau Maria durch den fiktiven Bischof Adalbert also im Jahr 4327 nach Christus errichtet worden). Aber auch das lässt sich hier nicht sinnvoll vertreten.
 
Ich halte es für eine liturgische Formel, abgekürzt.
IIV wäre für mich "In Iesu Votum"

Es fehlt aber ein A, E (Eterna, Edificium, Ecclesia), F (Filius, Fides, Fidem), N (Nostrum, Nox), P (Pater), D (Dominus, Deus), S (Semper, Spes, Sanctus, Saeculum), T (Tenebris, Timor).
Und ein Vaterunser passt dann damit auch nicht:
"Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum quotidianum da nobis hodie. sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem: sed libera nos a malo. Quia tuum est regnum et potestas et Gloria in saecule. Amen."
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin mir nicht sicher ob hier alle Buchstaben deckungsgleich mit der originalen Zimmermannsarbeit sind.
Bis auf die weiße Farbe in den Buchstaben dürfte das also alles original sein. Einen Reim darauf machen kann ich mir aber nicht.
Bin eher der Meinung von Pardela–cenicienta. Die Zeichen sind m.M.n. zu modern, um auf ein Nachziehen/Ausmalen bei einer Restaurierung zu schließen. (Außerdem würde man bei kaum noch leserlichen, bzw. teilw. unleserlichen Texten auf Holz den Bereich eher unangetastet lassen, erst recht mit Jahreszahl, die das Alter dokumentiert.)
 
Ich würde nicht fix davon ausgehen, dass das überhaupt Latein sein soll. Eindeutig lateinisch ist schließlich nur das „ANNO DOMINI“, aber das wurde als feste Wendung auch im Deutschen gebraucht. Die darauffolgende Jahreszahl wurde nicht in lateinischen, sondern in arabischen Ziffern geschrieben. Die beiden W passen ohnehin nicht so recht zu Latein.
 
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