Sachsen-Anhalt - römische Lager, Funde, Interessantes

Habe mir die Situation nochmal angesehen. Die Entfernung zur Elbe, die dort im Mittelalter einen kleinen Sprung gemacht hat, wäre gerade noch akzeptabel. Dort haben wir ein Hochufer mit Hohlweg. Und den wichtigsten Elbübergang der gesamten Mittelelbe. Hier sollte schleunigst eine Messung ohne Grabung erfolgen. Römische Funde gibt es, außer ein paar offensichtlich getürkten, auf dem Hochufer oder im Fluss nicht. Dafür aber Briquetage, was für das Alter des Übergangs (Furt) spricht.
 
Es wurden einige auch lesenswerte Beiträge gelöscht, die sich auf einen - um es vorsichtig auszudrücken - irrealen und nebenbei zu Ordnungswidrigkeiten aufrufenden Beitrag bezogen.
 
Und den wichtigsten Elbübergang der gesamten Mittelelbe. Hier sollte schleunigst eine Messung ohne Grabung erfolgen. Römische Funde gibt es, außer ein paar offensichtlich getürkten, auf dem Hochufer oder im Fluss nicht. Dafür aber Briquetage, was für das Alter des Übergangs (Furt) spricht.
Ob das der wichtigste Übergang über die gesamte Mittelelbe war, dass sei dann mal dahingestellt, allerdings wird man dann konzedieren müssen, dass der Übergang dort auch in späteren Zeiten noch bedeutsam gewesen sein wird, was die Chance signifikant erhöht, dass vorhandene Strukturen in dem Gebiet auch aus späteren Epochen stammen und darauf ausgelegt gewesen sein könnten, den wichtigen Übergang zu sichern/Kontrollieren.

Um so mehr wäre es wahrscheinlich angezeigt, sich zunächst mal mit der Ortshistorie zu befassen und zu schauen, ob da aus späterer Zeit etwas überliefert ist, was man an dieser Stelle erwarten könnte, Feldlager aus dem 30-Jährigen Krieg, dem 7-Jährigen Krieg oder der Napoléonik zum Beispiel.

In der Zeit wird natürlich die strategische und kommerzielle Bedeutung anderer Elbübergänge und Brücken, bzw. Orte mit solchen, wie Magdeburg größer gewesen sein, als die Furt, allerdings, werden diese in der Regel auch besser gesichert gewesen sein, was es für eine Armee logisch hätte machen können auf die Furten, statt Brücken in befestigten Orten zu setzen um schnell den Fluss zu queren und sich eine langdauernde Belagerung zu ersparen, oder einer anderen Kriegspartei eine solche Querung abseits der strategischen Strongpoints zu verunmöglichen und den Fluss als nasse Barriere gegen eine, möglicherweise zahlenmäßig überlegene gegnerische Macht einzusetzen.
 
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Mehrere wichtige Handelsstraßen in Nord-Süd-Richtung querten die Elbe an dieser Stelle. Eine slawische Wasserburg wurde zur anhaltischen Burg ausgebaut. Wenn die Mauerwerksfunde am heutigen Südufer stimmen, könnte es sogar eine Brücke gegeben haben. Im Mittelalter war der Ort wichtiger, als das junge Zerbst. Erst ein großes Hochwasser brach die Elbe gradlinig durch und zerstörte die Anlage.
Es ergibt sich die Frage nach der Marschrichtung der Truppen.
- von Aken aus nordöstlich der Elbe in Richtung Fläming (wasserlos und trocken wie die Streusandbüchse)
- von Süden über die Elbe in nördlicher Richtung (Sigillata-Funde bei Deetz)
Die Suche geht weiter.
 
Lassen sich die Flußläufe und die Topographie zur römischen Zeit gut nachweisen?
Hast Du da eventuell entsprechendes Kartenmaterial?
 
Lassen sich die Flußläufe und die Topographie zur römischen Zeit gut nachweisen?
Hast Du da eventuell entsprechendes Kartenmaterial?
Die Elbe änderte ihren Verlauf nur innerhalb des ca. 15km breiten Urstromtals. Aus der Römerzeit gibt es kein Karten-Material. Erst die Laufänderungen im Mittelalter sind dokumentiert. Aber nicht ganz glaubhaft, denn die Burgen lagen schon vor dem angeblichen "großen Elbesprung" direkt mit wenigen Ausnahmen (Kühnau, Reina) am heutigen Verlauf. Am Neekenschen Werder prallte der Fluss einst gegen das Hochufer und floss dann nach Westen. Hier gibt es noch den Tot-Arm "Alte Elbe". Nach dem großen Hochwasser verlagerte sich das Rosslauer Hufeisen nach Osten und der Kühnauer See wurde nicht mehr durchflossen. Er wurde jetzt ausgebaggert und brachte Funde vom Neolithikum bis zur Neuzeit, aber keine römischen. Richtung Aken gibt es noch ein paar Alt-Arme (Ober- und Untersee), leider ohne datierbare Funde.
 
Mit dem Kartenmaterial hatte ich Topographische Karten (1:50.000) gemeint (zufern es neue überhaupt noch gibt), hier sieht man meistens ganz gut alte Flußläufe, verlandete Altarme und einiges mehr.
 
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Mit dem Kartenmaterial hatte ich Topographische Karten (1:50.000) gemeint (zufern es neue überhaupt noch gibt), hier sieht man meistens ganz gut alte Flußläufe, verlandete Altarme und einiges mehr.
Die Messtischblätter der preußischen Landaufnahme sind schon ein nettes Werkzeug, aber sie zeigen halt den Zustand und teilweise Namen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung an. Man erkennt Altarme, Seen, Bäche und sogar verlandete Flussschleifen, aber man sieht nicht ob es pleistozäne oder holozäne Verläufe sind!

Ein kurzer Blick auf Aken in GoogleEarth zeigt doch einige Hinweise auf Flussverlagerungen die durch Mäanderwanderung, Grinnenverlagerung, Flusslaufverlagerungen oder Altarmbildung entstanden sein könnten.

Also die Karten sind schon nützlich, aber man muss sie auch als „Geologe“ lesen können.
 
Die Messtischblätter der preußischen Landaufnahme sind schon ein nettes Werkzeug, aber sie zeigen halt den Zustand und teilweise Namen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung an. Man erkennt Altarme, Seen, Bäche und sogar verlandete Flussschleifen, aber man sieht nicht ob es pleistozäne oder holozäne Verläufe sind!

Ein kurzer Blick auf Aken in GoogleEarth zeigt doch einige Hinweise auf Flussverlagerungen die durch Mäanderwanderung, Grinnenverlagerung, Flusslaufverlagerungen oder Altarmbildung entstanden sein könnten.

Also die Karten sind schon nützlich, aber man muss sie auch als „Geologe“ lesen können.
Zwischen Aken und Dessau sind im Luftbild einige Schleifen sichtbar. Nicht sichtbar sind mittelalterliche Großwallanlagen (Thieleburg, Schadehalle), die zum Hochwasserschutz errrichtet wurden und in voller Größe im Gelände noch vorhanden sind. Aus der Thieleburg-Großwallanlage wurde schon mal ein Tiberiuslager gemacht. Wann die Elbe darum herum floss, ist nicht erkennbar.
 
Gerade in Überschwemmungsgebieten wie der Elbe sind Angaben zu Gunstlagen hilfreich, und erst recht Angaben zu Furten, Flußübergängen, und zu archäologischen Befunden die eine Siedlungskontinuität nahelegen.

In einem Punkt können wir uns aber klar sein: Es gibt dort keine römischen Lager, die eine Kontinuität zu vorbestehenden oder später entstandenen bzw. nachgewiesenen Ortschaften haben.
Römische Lager und slawische Siedlungen könnten gegensätzlicher nicht sein.
 
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Es gibt zumindest Merkwürdigkeiten. So die slawische Siedlung in offensichtlich römischem Marschlager in Pömmelte. Bei Brambach ist es wahrscheinlich umgekehrt. Es gab am neekenschen Werder slawische Spuren, in welchen ein gewaltiger Baukörper von 80x25 Metern , also nahezu römischem Rastermaß , steckt. Wohl mittelalterlich, aber wo gibt es noch eine Burg, Kirche oder beides von diesen Ausmaßen?
 
Das wäre ja ein Grund, das Gebiet als archäologisch relevant zu deklarieren und bei eingreifenden Massnahmen (z.B. Glasfaserverlegung) begleitend dokumentieren zu lassen.
 
Es gibt zumindest Merkwürdigkeiten. So die slawische Siedlung in offensichtlich römischem Marschlager in Pömmelte.
Das behaupten Hermundure und du in diesem Forum ja mindestens seit 2018, dass in Pömmelte römisches sei. Das angebliche Zangentor von Pömmelte ist aber für die Römer viel zu schmal (siehe auch Beiträge von @Sepiola diesbezgl.) und Meller/Zirn und Spatzier haben verschiedenes vorgelegt, da liest man was von Glockenbecherkultur und Aunjetitzer Kultur, sprich Spät- und Endneolithikum und Frühbronze. Es wird eine Siedlungskontinuität bis ins erste Jahrtausend vor Christus angenommen. Von einem römischen Pömmelte wissen weder Meller/Zirn noch Spatzier etwas. Zumindest in keiner der Publikationen, die das Deutsche Archäologische Institut über Pömmelte gesammelt hat. (Suche :: Zenon )
 
Dort finde ich nirgends eine Erklärung dafür, dass die Zangen zu eng für ein Römerlager sind, oder was das entkräften würde. Zudem - nach wie vor - keiner der vor Ort tätigen Archäologen erwähnt die Römer. Warum wird also weiterhin das Faktoid gestreut, es handele sich bei Pömmelte um ein Römerlager?
 
Dann erwarte ich zumindest alternative Vorschläge.
Im SpätMA versuchte man mittels mit Kräutern vollgestopfter Schnabelmasken die Pest von sich fern zu halten. Das Faktoid: Die Pest übertrüge sich über schlechte Luft. Tatsächlich überträgt sie sich über ein Bakterium, dass durch Flöhe von deren eigentlichen Wirtstier, der Ratte, mangels Wirtstier auf den Menschen übertragen wurde. Das war für mittelalterliche Menschen nicht feststellbar. Hätte nun ein mittelalterlicher Mensch gesehen, dass die Schnabelmasken mit Kräutern nicht wirkten, aber keine Erklärung dafür gehabt, was der tatschliche Übertragunsgweg für die Pest war, so hätte er trotzdem Recht mit seiner Kritik gehabt.

genauso ist es hier: die Feststellung, dass hier ein Faktoid vorliegt, dass Pömmelte ein Römerlager sei, verpflichtet nicht dazu, weitere Hypothesen in die Welt zu schmeißen, was es denn stattdessen war.
Aber ich habe durchaus einen Vorschlag (der natürlich anhand des Befundes zu überprüfen wäre(!)): Warum soll es sich nicht um die Umfriedung der spätneolithischen und/oder frühbronzeitlichen Siedlung handeln?
 
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