Ist es korrekt, dass kaukasische/alarodische Sprachen tausende von Jahre vor Christus vorherrschend in Vorderasien waren?
Das ist quasi unbeweisbar, zumal die Existenz einer alarodischen Sprache an sich nichts weiter als eine Hypothese ist. Da man diese hypothetische Sprache nicht kennt - wenn sie denn je existiert hat - kann man auch kaum ihre Worte, die sich womöglich im Wortschatz oder der Toponymie als Substrat erhalten hätten, ergründen, geschweige denn, deren Bedeutung. Was man evtl. leisten kann, wäre wiederkehrende Silben finden, die sich nicht aus den regional gängigen Sprachen erklären lassen und die auf ein Substrat aus einer nicht identifizierbaren Sprache hinwiesen.
Das ist ungefähr wie Nostratisch: unbelegbar.
Habe einen interessanten Audiobeitrag auch über die Theorie von der Verwandtschaft des Baskischen (nichtindoeuropäischen) mit dem Tscheschenischen gefunden. Aber diese Theorie ist wohl seit 20 bis 30 Jahren schon wiederlegt.
Die Vorstellung klingt etwas verrückt, denn die Basken leben im Norden Spaniens, die Tschetschenen im Kaukasus – wie kann man darauf kommen, dass die Sprachen verwandt sind? Es gab aber tatsächlich mal diese Theorie. Sie ist vermutlich falsch, aber ganz unberechtigt war die Überlegung nicht. Von...
www.swr.de
Der Beitrag vom SWR bezieht sich auf Theo Vennemann, auch wenn der namentlich nicht erwähnt wird. Vennemann ist eigentlich Theoretischer Linguist, hat aber wohl am meisten Aufsehen mit historiolinguistischen Thesen erregt, nämlich der vaskonischen und der atlantidischen Hypothese; um es kurz zu skizzieren: Die vaskonische Hypothese geht davon aus, dass in Europa vor der Indoeuropäisierung vaskonische - also mit dem Baskischen verwandte Dialekte gesprochen worden seien. Die atlantidische Hypothese geht davon aus, dass ein semitisches Volk, ähnlich wie später die Phönizier, entlang der europäischen Atlantikküste Siedlungen gründete.
Beide Thesen werden sowohl von Indogermanisten, als auch Baskologen und Semitisten zurückgewiesen. Vennemann ist Germanist, natürlich mit einer fundamentalen linguistischen Ausbildung, keine Frage, und in seinem eigentlichen Gebiet ein unbestrittener Experte. In der Historiolinguistik werden ihm aber eklatante methodische Fehler vorgeworfen. Z.B. verwirft Vennemann den Ortsnamen Bischofsheim als deutsch und behauptet, der sei Baskisch, weil in diesem Ort nie ein Bischof gelebt habe. Er könne daher gar nichts mit Bischof zu tun haben. Dass der Ort aber vielleicht mal einem Bischof gehörte und die Bewohner Hörige des Bischofs waren, darauf kommt er nicht. Baskologen werfen ihm vor, dass er kein Baskisch kann, Semitisten, dass er für seine atlantidische These mal Akkadisch, mal Hebräisch heranzieht, Sprachstufen ignoriert etc.