Nonsense als Hauptmotiv im historischen Film

Brissotin

Aktives Mitglied
Mir fallen sowohl in alten Historienschinken (Beispiele kommen noch) wie auch in modernen Produktionen vollkommen irre Motive auf, welche ein historisches Ereignis zu erklären versuchen, aber in sich vollkommen unsinnig sind. Vielleicht meint man, dass ein großes Ereignis als Hintergrund (wie Nelsons Sieg bei Trafalgar) irgendwie mehr Publikum ins Kino zieht - eine Erwartungshaltung und Spannung generiert. Hier mal ein paar Beispiele.

"Rani - Herrscherin der Herzen" (F, 2011)

Die Hauptfigur wird angeklagt an die Briten den Aufmarschplan der Franzosen für die Schlacht bei Dettingen ausspioniert zu haben.

Es ergibt natürlich null Sinn, weil Rani diesen Plan in einem Schloss in Frankreich (!) erfahren haben soll. Natürlich hat Noailles, der Oberkommandeur der Franzosen 1743 diesen Plan erst entwickelt als George II bzw. Stair seine Armee überhaupt in eine Lage brachte, dass eine Umzingelung der Armee möglich war und diese Entschlüsse wurden KURZ VOR der Schlacht gefällt und waren sicher nicht Wochen oder Monate im vorraus bekannt.
Wenn Spionage hätte Sinn ergeben sollen, dann unmittelbar vor der Schlacht, ein oder zwei Tage zuvor im Feldlager des Maréchal de Noailles...

Auch vor etwa 90 Jahren konnte man offenbar davon ausgehen, dass sich Zuschauer nicht über ähnlichen Unfug empörten. So zu sehen in diesem Blockbuster:
"Lloyd's of London" (USA, 1936)

Der Höhepunkt des Films spielt 1805. Angeblich will kein Handelsmann mehr Schiffe segeln lassen, weil die französischen Korsaren alle Schiffe kapern und keine Versicherung einstehen will. Daher beschließt der König und die Regierung Nelsons gesamte Flotte zur Jagd auf die Piraten einzusetzen. Nun aber tritt die Hauptfigur Jonathan Blake ein, der die Handelsschiffe trotz der Gefahren versichern will. Dadurch darf Nelson weiterhin die Flotte zusammenhalten und dankt kurz vor seinem Tod seinem alten Freund Blake für sein Handel, da dieses angeblich zum Sieg bei Trafalgar geführt habe.

Das ist offensichtlich vollkommener Quatsch. Wenn die französischen Korsaren so schrecklich waren, was hat sich daran 1805 geändert? Frankreich setzte auch in den 1790ern zahlreiche Korsaren ein. Wir denken da an Surcouf. Sämtliche zeitgenössische Autoren wie auch modernere wie Forester haben betont, dass die großen Schiffe wie die Linienschiffe zur Jagd nach Korsaren vollkommen ungeeignet sind. Dafür verwendete man Korvetten (auf einer solchen lässt der Zeitgenosse Marryat z.B. seinen Peter Simpel gegen Korsaren kämpfen) und Fregatten. Es bestand also garkeine Notwendigkeit und die Blockade der französischen Häfen durch die britische Flotte hatte ja auch viele Jahre einfach gut funktioniert, dass größere Flottenverbände oft garnicht unbemerkt hinausschlüpfen konnten. Man kämpfte also mit kleineren Schiffen gegen die Korsaren UND konnte mit den großen Linienschiffen den Franzosen zusetzen.

Fast dasselbe Thema wurde mit einer Naivität wie wir sie noch bei "Rani ..." erleben schon in den 1950ern bemüht.
"Sea Devils" (USA, 1953)

Die britische Spionage inhaftiert eine eigene Agentin im Tower, da sie sich als französische Spionin 1800 (sic.!) herausgestellt hat. Statt der französischen Agentin wird eine eigene Spionin unter ihrem Namen nach Frankreich eingeschleust. Die bescheuerte französische Geheimpolizei rund um Fouché (sic.!) erkennt nichtmal, dass es eine andere Person ist als die, die sie selber nach England geschickt haben!
Die Dummheit der französischen Spionage wird aber noch durch die englische übertroffen. Der ganze Sinn des Einschleusens ist, dass die englische Spionin in "ihrem" Schloss Napoleon und seinen Stab beherbergt (why?). Dort erfährt sie vom Lager von Boulogne und dass Villeneuve zum Kommandeur der französischen Flotte bestimmt worden ist [was freilich nicht auf 1800 sondern 1804/05 hindeutet].

Es ist wohl nicht zu glauben, dass die Briten eine Agentin auf gefährliche Mission nach Frankreich schicken, die keine Ahnung über die familiären Hintergründe ihres Nachbars hat und auch sonst fast nichts weiß und das alles mit einem enormen Aufwand, um genau das zu erfahren, das man in Frankreich oder Deutschland in einer TAGESZEITUNG!!! lesen könnte. :D Ich habe genug Zeitungen aus der Zeit gelesen, wo natürlich vom Lager in Boulogne die Rede ist und auch die Größe des französischen Heeres ist dort zu finden.

Kennt ihr ähnliche Motive in denen mit einem solchen Vehikel ein historisches Ereignis (bei mir sogar zweimal der britische Sieg bei Trafalgar) erklärt werden soll?
 
Klar gibts die heilige Handgranate, ist doch unlängst wieder hervorgeholt worden. Der König von England bedroht damit schon wieder die Weltöffentlichkeit.

1000023168.jpg
 
Ehrlich gesagt finde ich die allermeisten Historienfilme schlecht. Amadeus ist so ein Beispiel, wird als herrausragender Filmklassiker gehandelt, für mich ist es eine grottenschlechte Karikatur.
Ein Bühnenstück versucht nicht zu verstecken, dass es ein Schauspiel ist, Shakespeares Titus Andronicus bricht die (schlecht) simulierte Historizität direkt auf indem er antike mit zeitgenössischen Elementen vermischt, entsprechend ist auch die Filmumsetzung des Broadwaystücks einer der Filme die mir besser gefallen haben: die Gladiatoren fahren mit den Motorrädern im Kollosseum.
Die Realverfilmungen erzeugen die Illusion man sei ein unsichtbarer Beobachter in einer echten Begebenheit die gerade im Moment stattfindet, dann sprechen aber in Wirklichkeit epilierte und geliftete Modelle in Kostümen Englisch mit womöglich deutscher Synchronisation drüber, das ganze wird zur schlechten Karikatur. Mit dem Anspruch vollkommener Historizität kann jedes Stück nur verfehlen, darum sollte mans auch gar nicht versuchen vorzutäuschen.
Am allerschlimmsten wirds wenns um Kampf und "Männlichkeit" geht.
 
Ehrlich gesagt finde ich die allermeisten Historienfilme schlecht.
Aber hier geht es doch nicht um das Genre Historienfilm insgesamt, sondern um Einzelexemplare, die sich wie in #1 beschrieben aufführen (wobei ich bzgl Historienfilm allgemein überwiegend zustimme; am ehesten findet man bei verfilmten Biografien gelungenes (Heine, Schubert, Gaugin) und manchmal bei verfilmten historischen Romanen (der Winter der ein Sommer war)

Falls ich mich richtig erinnere, triefen die Historienschinken Kampf um Rom und der Cid vor Unsinn.
 
Andersherum gefragt: welche wirklich guten, sorgfältig recherchierten und inszenierten Historienfilme mit glaubwürdiger Handlung gibt es denn? Ich sehe durchaus ein Problem in schlecht gemachten Historienfilmen, denn sie werden in der Regel von einem größeren Publikum gesehen als seriöse Dokumentationen, und können das Bild einer ganzen Epoche prägen. Ein Beispiel wäre die Darstellung von Kleopatra VII, die unweigerlich in pseudo-altägyptischer Tracht und Gesichtsbemalung gezeigt wird, auch in Dokumentationen, die sich seriös geben. Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, daß Kleopatra VII. die letzte Herrscherin Ägyptens aus dem Geschlecht der Ptolemäer war, und makedonisch-griechische Wurzeln hatte. Es gibt Darstellungen ptolemäischer Herrscher und Herrscherinnen, und diese trugen zeitgenössische hellenistische Tracht.
 
Andersherum gefragt: welche wirklich guten, sorgfältig recherchierten und inszenierten Historienfilme mit glaubwürdiger Handlung gibt es denn? Ich sehe durchaus ein Problem in schlecht gemachten Historienfilmen, denn sie werden in der Regel von einem größeren Publikum gesehen als seriöse Dokumentationen, und können das Bild einer ganzen Epoche prägen. Ein Beispiel wäre die Darstellung von Kleopatra VII, die unweigerlich in pseudo-altägyptischer Tracht und Gesichtsbemalung gezeigt wird, auch in Dokumentationen, die sich seriös geben. Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, daß Kleopatra VII. die letzte Herrscherin Ägyptens aus dem Geschlecht der Ptolemäer war, und makedonisch-griechische Wurzeln hatte. Es gibt Darstellungen ptolemäischer Herrscher und Herrscherinnen, und diese trugen zeitgenössische hellenistische Tracht.
Und doch werden auch die Ptolemaier - auch Kleopatra - auch ägyptisch dargestellt. (Sorry für das dreimalige auch.)
 
Ja, in offiziellen Darstellungen. Dort, z.B. auf der Repräsentation und Propaganda dienenden Reliefs auf den Bauwerken des Landes, wurden sie meist ganz wie seit Jahrtausenden die Pharaonen (und ihre Königinnen) dargestellt. Stefan_Schaaf scheint aber gemeint zu haben, wie sie sich wirklich kleideten.
 
Ich fand, dass die ganzen Sexszenen im Napoleon-Film mit Joaquin Phönix Nonsens, zudem eher lächerlich. Vielleicht hätten sie weniger peinlich gewirkt, wenn sie zwischen einem jungen Napoleon und einer älteren Josephine stattgefunden hätten. (Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, Joaquin Phönix nur den älteren Napoleon spielen zu lassen und den jungen Napoleon mit einem jüngeren Schauspieler zu besetzen. Vielleicht war die Idee dahinter, Napoleon zu einer Witzfigur zu machen, aber für die Handlung selbst hatten sie keinen wirklichen Mehrwert. Die Zeit hätten das Produktionsteam bzw. der Regisseur besser genutzt, um den ganzen historischen Figuren, die da auftreten, etwas Profil zu geben, sodass sie auch ohne Namensangabe beim Erstauftritt zu unterscheiden gewesen wären.
 
Auf die Spitze getrieben:
"The King's Man" (UK, 2021)

Eine Verschwörergruppe, "The Flock", bestehend unter anderem aus Rasputin, Erik Jan Hanussen, Gavrilo Princip, Mata Hari und später auch Lenin unter der Leitung eines schottischen Nationalisten, sind nicht nur für den 1. Weltkrieg verantwortlich, sondern versuchen auch mittels Zimmermann Telegramm und Erpressung Wilsons (wegen einer Affäre mit Mata Hari) dessen Verlauf zu steuern.
 
Trafalgar scheint im Kino - vielleicht bedingt durch "That Hamilton Woman" (1941) - in der Epoche des Kinos ein großes Thema gewesen zu sein, so dass auch dieser Low Budgetfilm zustande kam.

"Tyrant of the sea" (USA, 1950)

Da die britische Flotte durch den dämlichen Nelson vollständig ins Mittelmeer verlegt worden ist, muss nun der eben erst suspendierte Captain Blake (sic.!) den Tag retten. Mit einem einzigen kleinen Schiff, der "HMS Warrior", soll er mit seinem Berater Lieutenant (-Captain) Hawkins in die Scheldemündung eindringen und die dort vor Anker liegenden Transportschiffe Napoleons im Oktober 1803 vernichten. Doch der Plan erweist sich als schwierig, da schon nach 1-2 Wochen der Proviant auf dem Schiff ausgeht (sic.!) und ein Verräter an Bord des mit tyrannischer Hand geführten Schiffes sich befindet, so dass die Franzosen Blake auf die Schliche kommen. Während dem Ausbruch einer Meuterei auf der Warrior sichtet man 2 Linienschiffe und den Beginn der französischen Invasion. Hawkins gelingt es eines der Schiffe zu kapern. Die Invasion wird verhindert, aber neben anderen auch Hawkins wird am Ende vor Gericht gestellt.

Der Film beginnt mit einer faustdicken Lüge. Es wird behauptet die Royal Navy hätte schlecht ausgebildete Mannschaften und schlecht ausgestattete wenige Schiffe. Das Gegenteil ist natürlich der Fall.
Dann entwickelt Admiral Nelson zusammen mit Lieutenant Hawkins (dessen eine Epaulette und der Hut eines Cpt. ihn mindestens als Capt.-Lieut. ausweist) einen vollkommen bescheuerten Plan. Ein offenbar winziges Schiff, wenn man in den 100 % auf der Bühne gedrehten Szenen glaubt, mit vielleicht 20 Mann Besatzung und Null Seesoldaten (!) soll mit winzigen Kanönchen (sind das 2-Pfünder? :D ) eine Landungsflotte zerstören, wo doch so manches Handelsschiff stärker bewaffnet wäre als dieser Äppelkahn. Die Sloop (die in der Totalen, welche einfach aus einem anderen Schwarz-Weiß-Film stammt, der im 17. Jh. scheinbar spielt, im Gefecht einfach genauso groß aussieht wie ein Linienschiff (sic.!)) kapert ein Linienschiff! Wie man mit der winzigen Besatzung eine solche Prise kontrollieren soll, erfährt man natürlich nicht.
Aber auch ansonsten ist der Film in sich unlogisch. Da wird dem Captain Blake besonders viel Klasse unterstellt, obwohl er so idiotisch ist nichtmal für ein paar Wochen genug Proviant mitzunehmen. Man muss nur einmal auf die Karte schauen. In wenigen Tagen wäre er ja an der englischen Küste und wieder versorgt und zurück. In der angeblich unbefahrbaren Scheldemündung wimmelt es dann auch plötzlich von großen Schiffen. Wofür hat man dann ein ganz kleines gebraucht?
Schon im Mai 1803 hat England bereits wieder Frankreich den Krieg erklärt und daher kann die Feindseligkeit im Oktober garkeine Überraschung sein.
Am Anfang des Films wird zudem behauptet die Admiralität hätte grausam die Matrosen traktiert obwohl im Film selbst JEDER außer Blake Prügelstrafe oder ähnliches verurteilt.

Man muss hier anführen, dass die Figur des bis zur Karikatur dummen Blake von der Darstellung des Cpt. Bligh in "Meuterei auf der Bounty" durch Charles Laughton (1935) beeinflusst ist, dem Blake auch äußerlich ähneln sollte.
 
Ja, in offiziellen Darstellungen. Dort, z.B. auf der Repräsentation und Propaganda dienenden Reliefs auf den Bauwerken des Landes, wurden sie meist ganz wie seit Jahrtausenden die Pharaonen (und ihre Königinnen) dargestellt. Stefan_Schaaf scheint aber gemeint zu haben, wie sie sich wirklich kleideten.
Das war mein Hintergedanke. In Alexandria und "privat" wird sich Kleopatra griechisch gekleidet haben. Aber irgendwo entlang des Nils kann ich mir durchaus vorstellen, dass sie sich im Auftreten (und somit eben auch in der Kleidung) "ägyptisch" gab.

die ganzen Sexszene.... für die Handlung selbst hatten sie keinen wirklichen Mehrwert.
Das ist oft so. Manchmal frage ich mich "warum haben die jetzt diese Szene gezeigt, sie hat mit dem roten Faden der Geschichte nichts zu tun". Manchmal hat man das Gefühl, dass in Filmen Fäden fallen gelassen und nicht wieder aufgegriffen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann gut sein. Schließlich werden gerade bei größeren Produktionen Drehbücher immer wieder umgeschrieben und überarbeitet (meist von anderen Autoren), zum Teil noch während der Dreharbeiten.
Dazu kommt noch, dass mitunter ganze Szenen mehrfach abweichend gedreht werden, einmal für eine für das Kino angestrebte Ab-13-Freigabe und ein weiteres Mal, um für den Heimkinomarkt eine zusätzliche Fassung mit Ab-18-Freigabe vermarkten zu können.
 
Um einen wirklich wertvollen Historienfilm zu drehen müsste schon einiges erfüllt sein, denke ich. Zuerst natürlich die Wahl des Stoffes, der Epoche und der Protagonisten. Dann jede Menge Recherche, über jeden Aspekt, bis in kleinste Detail. Natürlich größte Sorgfalt, was die Lebensumwelt der handelnden Personen betrifft. Wie sahen Kleidung, Häuser, Möbel etc. in der damaligen Zeit aus? Dies sind Aspekte, die man mit genügend Sorgfalt, Zeit und Aufwand gut realisieren kann, zumindest dann, wenn für die jeweilige Epoche genügend Informationen zur Verfügung stehen.

Schwieriger wird es, wenn es um die Interaktionen zwischen den handelnden Personen geht. Welche Sprachen wurden gesprochen, welche Dialekte? Wie haben sich Menschen damals wirklich ausgedrückt? Wie sahen Interaktionen wirklich aus? Welche Gesten, welche Mimik wurde gebraucht? Welche Arten von Interaktion waren statthaft, welche nicht, welche gesellschaftlichen Tabus gab es? Das sind Dinge, die man recherchieren und verinnerlichen müsste, bevor es zur eigentlichen Handlung, den Protagonisten und den Themen des Filmes kommt. Man müsste also eine innere mentale Landkarte, ein Psychogramm der Menschen der darzustellenden Epoche erstellen, verbunden mit einem Soziogramm der damaligen Gesellschaft. Für manche Epochen kann man dies noch recht gut geleistet werden, wenn man sich lange und intensiv damit beschäftigt, und alle verfügbaren Quellen nutzt. Aber manches wird sich einfach nicht mehr rekonstruieren lassen, weil es schlicht die Quellen nicht (mehr) gibt.

Nehmen wir etwa das antike Ägypten, zur Zeit Ramses II. Wie haben Menschen sich damals ausgedrückt? Welchen Sprachschatz hatten sie, was waren typische Redewendungen? Wie hätten sich Menschen damals tatsächlich verhalten und ausgedrückt? Wie haben sie sich bei Interaktionen verhalten, wie sahen Mimik und Gestik aus? Welche Interaktionen waren überhaupt möglich? Wie sah die Vorstellungswelt der Menschen aus, was waren ihre Motive? Welche Vorstellungen waren ihnen damals überhaupt möglich, was lag außerhalb ihrer Vorstellungswelt? Es reicht einfach nicht, nur die äußeren Aspekte einer Kultur und Epoche detailgenau darzustellen. Viel wichtiger sind, denke ich, die oben genannten Dinge. All diese Fragen (und viele weitere) müssen gestellt und geklärt werden, um eine Epoche wirklich darstellen zu können, und in vielen Fällen wird dies einfach nicht (mehr) möglich sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
"The lady and the bandit" (USA 1951)

Dass Dick Turpin hier in dem Film keinesfalls ein Mörder ist, sondern nur die Reichen bestiehlt um sich an einem Schurken zu rächen - geschenkt. Aber hier soll er sogar England kurz vor seinem Tod vor einer österreichischen Intrige retten! Er nimmt einem Lord Willoughby (sic.!) einen geheimen Brief ab, der in wenigen Zeilen dessen Machenschaften mit den bösen (!) Österreichern beweisen soll, der doofe Lord aber nichtmal in seiner Kutsche versteckt, sondern dem heldenhaften Straßenräuber sogleich bereitwillig aushändigt. Dann gibt es in dem Film einen (fiktiven) Sturz des Ministeriums Walpole und Turpin rettet den Premier indem er ihm den Brief des Lords überbringt, der zur Verhaftung von Lord Willoughby und dem Ende der "war party" (angeblich) führt.
Walpole will sogar, dass der König wegen dessen "Verdienst" begnadigt. Doch der fiese Lord Willoughby hat es so eingerichtet, dass Turpin zu weit entfernt hingerichtet werden soll, so dass die Begnadigung zu spät eintrifft.

Das ist natürlich alles grober Unfug. Wo soll denn ausgerechnet Österreich einen britischen Premier stürzen? Außerdem brach ja der Krieg bspw. mit Spanien in Folge der Unbotmäßigkeiten der spanischen Kolonialverwaltung gegen britische Kaufleute (war of Jenkins' ear) aus und Österreich wurde ja von Preußen bzw./und Frankreichs Verbündeten Bayern überfallen. Überhaupt ist es einigermaßen amüsant hier Walpole als einen netten Onkel darzustellen, auch wenn seine Friedens- und Allianzpolitik sicherlich zum Aufschwung in England beitrug.
 
Zurück
Oben