De servo arbitrio ist eine Streitschrift Luthers als Antwort auf Erasmus' De libero arbitrio. Das heißt es wird polemisiert und verallgemeinert um den "Gegner" zu widerlegen und zu "besiegen". Streitschriften muss man also gesondert betrachten als wissenschaftliche Abhandlungen, da liegt der erste Fehler den du machst. Der zweite Fehler ist du vereinfachst die Aussage so weit, dass sie schon fast widersprüchlich sind!
Der erste wichtige Punkt ist: Luther erklärt innere (subjektive) und äußere (objektive) Klarheit. Die äußere Klarheit ist wichtig, denn wer nur innere Klarheit hat, versteht nicht ein Deut der christlichen Wahrheit, nämlich das Jesus, also auch in gewisser Weise Gott, Mensch geworden ist. In diesem ersten Teil geht Luther vorallem darauf ein, dass das Quark ist, dass die Papst und seine Bischofgefolgschaft die Schrift erst auslegen müssen.
Daneben erklärt Luther in De servo arbitrio auch den Unterschied des Deus absconditus und des Deus revelatus. Er bringt ein Beispiel, dass der gerechte Gott Tod und Sünde nicht beklagt, die er selber wirkt, sondern den Tod und die Sünde die er, durch Mensch geschaffen, vorfinde. Einerseits verhindert der allmächtige, in seiner Majestätigkeit verborgene Gott dies auch nicht. Diese Aussagen sind weiter mit Vorsicht zu genießen, da sie unter Einfluss von Erasmus von Rotterdams Streitschrift entstanden sind und Luther hier äußerst deutliche und übertriebene Aussagen macht um seinen Standpunkt gegenüber Erasmus zu verdeutlichen und zu festigen.
Zur Freiheit des Menschen kommend sagt Luther, dass Menschen frei sind in allen Dingen die unter ihm stehen, aber nicht über die Dinge die über ihm sind, also der gerechte Gott. Luther weicht von Augustinus Aussage, mit der er ansonsten ziemlich übereinstimmend gearbeitet hatte, und erklärt, der Mensch ist nicht durch den Sündenfall unfrei über über-ihm-stehende-Dinge, sondern, dass es die Geschöpflichkeit des Menschen ist, dass er in gewissen Dingen unfrei ist. Zum Falle des Verrates Judas, sagt er auch, dass Judas' Tat zwar notwendig war, aber trotzdem Judas' freier Wille war. Zusammenfassend, sagt er, seien wir frei in der uns gegebenen Herrschaft über alle Dinge unter uns, aber unfrei Gott gegenüber, den durch den freien Willen, seien wir imstande von Gott gottlos zu werden, aber ein gerechter und liebender Gott würde gottlos werden wenn er Gottlose verdammt, wo er doch jene Geschöpfe sein eigen Ebenbild seien, so sind wir befreit durch unsere Unfreiheit, wissend, dass wir über alles frei sind, ausser über unsere Freiheit, die uns soweit gegeben ist, dass wir als Mensch frei sein können, aber unfrei als Kind Gottes um am Ende aller Tage, nach unserm Tod, nicht unfrei, sondern in Gott befreit zu sein.
Jetzt siehst du welchen Fehler du machst alles zu vereinfachen. Luthers Schriften sind gut konstruierte Diskussionen und niemals in schwarz und weiß darzustellen, denn wie er erklärt gibt es keine einfache Klarheit sondern nur eine doppelte und sich über diese doppelte Klarheit klarzuwerden ist die Aufgabe jedes Christenmenschen. Denn wenn Klarheit herrscht, können verbindliche Aussagen getroffen werden an denen ein Christ, nach Luther, Freude haben soll.
quod ergo demonstrandum
Ich hoffe jetzt erkennst du den Fehler in der Vereinfachung und führst dir De servo arbitrio zu Gemüte. Denn es ist eigentlich ein ganz interessanter Text.