3. Oktober: FJS stirbt 1988, Volkskammer erklärt Beitritt 1990

Hans forscht

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Ich habe da mal eine Frage zum 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit:

Es ist ja bekannt, daß damals Helmut Kohl der Volkskammer der DDR diesen Termin empfohlen hat, nachdem man sich in Bonn gegen den 9. November entschieden hatte (wieso und warum war im Forum 2006 schon mal diskutiert worden, siehe dort).

Der 3. Oktober war aber doch schon besetzt: zwei Jahre zuvor war Franz-Josef Strauß an diesem Datum gestorben (Daß er das nicht mehr miterleben durfte). Kohl sagt man wohl aber nach, daß er Strauß nicht unbedingt besonders gewogen war. Hatte sich das 2 Jahre später geändert, so daß FJS nun quasi posthum und stillschweigend durch diesen Feiertag geehrt wird? Oder war das Kohl einfach wumpe? Übersehen wird man dieses Datum doch wohl nicht haben.

(Evtl. mag in Moderator das in das richtige Verzeichnis verschieben und diese Anregung löschen. Ich hab da noch keine Schreibrechte).
 
Nach der Wende war ursprünglich der Tag des Mauerfalls von 1989, der 9. November als Nationalfeiertag vorgesehen. Wegen der Datumsgleichheit mit dem Hitler-Ludendoff- Putch von 1923 sowie der Novemberpogrome von 1938 galt dieses Datum als ungeeignet, so dass der 3. Oktober, der Tag an dem die deutsche Einheit vollzogen wurde, als Nationalfeiertag festgelegt wurde.
Habe ich bei Tante Wiki gelesen.

Ich glaube, an Franz- Josef hat damals keiner mehr gedacht.
Warum sollte man auch?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kohl sagt man wohl aber nach, daß er Strauß nicht unbedingt besonders gewogen war.

Das ist wohl wahr. Hier mal zwei Zitate von Strauß über Kohl, die verdeutlichen können, warum dem so war:

Kohl, den ich nur im Wissen. den ich trotz meines Wissens um seine Unzulänglichkeit um des Friedens willen als Kanzlerkandidaten unterstützt habe, wird nie Kanzler werden.Er ist total unfähig, ihm fehlen die charakterlichen, die geistigen und die politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles dafür.

Aus der "Wienerwald-Rede" "Kohl ist total unfähig zum Kanzler" - Artikel - SPIEGEL WISSEN - Lexikon, Wikipedia und SPIEGEL-Archiv

Es ist mir egal, wer unter mir Bundeskanzler wird.
DER SPIEGEL, 21. April 1975, nach: Franz-Josef Strauß ? Wikiquote
 
Ich glaube, an Franz- Josef hat damals keiner mehr gedacht.

Südlich der Donau bestimmt. Einen Zusammenhang sehe ich aber auch nicht. Zur Debatte standen nur 2 Daten und @flo hat schon dargelegt, warum der 9.11. mit Blick auf Israel und die übrige Welt nun wirklich nicht ging.
 
Ob sich irgend jemand der relevanten Personen bei der Festlegung des Feiertages an den Todestag von FJS erinnert hat, würde ich mal schwer bezweifeln. Man könnte ja auch noch andere Prominente in Betracht ziehen, welche an einem 3. Oktober gestorben sind. Erster Anwärter wäre hier Gustav Stresemann (Friedensnobelpreisträger), der am 03.10.1929 starb.
 
Nach der Wende war ursprünglich der Tag des Mauerfalls von 1989, der 9. November als Nationalfeiertag vorgesehen. Wegen der Datumsgleichheit mit dem Hitler-Ludendoff- Putch von 1923 sowie der Novemberpogrome von 1938 galt dieses Datum als ungeeignet, so dass der 3. Oktober, der Tag an dem die deutsche Einheit vollzogen wurde, als Nationalfeiertag festgelegt wurde.
Habe ich bei Tante Wiki gelesen.

Ich glaube, an Franz- Josef hat damals keiner mehr gedacht.
Warum sollte man auch?

Bei Tante Wiki steht auch noch dieses:
Grund für die Wahl des 3. Oktobers war, dass im Laufe der Ereignisse des Jahres 1990 seitens der DDR aus Furcht vor einem wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch ein früher Termin angestrebt wurde und Mittwoch, der 3. Oktober 1990 der frühestmögliche Termin war, der nach der KSZE-Außenministerkonferenz vom 2. Oktober lag, in der diese Außenminister über das Ergebnis der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen informiert werden sollten:
 
Ashiguru, das war für die Festlegung des Tages der Wiedervereinigung entscheidend. Aber niemand zwang ja die Bundesrepublik den Tag der Wiedervereinigung auch als Nationalfeiertag zu wählen. Leider habe ich jetzt im Netz nichts darüber gefunden, wer diesen Feiertag festgelegt hat. Ich vermute mal, dass dies der Bundestag festgelegt hat.

balticbirdy war schneller. Nunja, der hat ja auch Flügel.
;-D
 
Kohl hat es nicht mit Zahlen

Ich habe da mal eine Frage zum 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit:

Es ist ja bekannt, daß damals Helmut Kohl der Volkskammer der DDR diesen Termin empfohlen hat, nachdem man sich in Bonn gegen den 9. November entschieden hatte (wieso und warum war im Forum 2006 schon mal diskutiert worden, siehe dort).

Der 3. Oktober war aber doch schon besetzt: zwei Jahre zuvor war Franz-Josef Strauß an diesem Datum gestorben (Daß er das nicht mehr miterleben durfte). Kohl sagt man wohl aber nach, daß er Strauß nicht unbedingt besonders gewogen war. Hatte sich das 2 Jahre später geändert, so daß FJS nun quasi posthum und stillschweigend durch diesen Feiertag geehrt wird? Oder war das Kohl einfach wumpe? Übersehen wird man dieses Datum doch wohl nicht haben.

(Evtl. mag in Moderator das in das richtige Verzeichnis verschieben und diese Anregung löschen. Ich hab da noch keine Schreibrechte).

Kohl hat es nicht mit Zahlen: im Mathe-Abi hatte er eine 6.
 
Ashiguru, das war für die Festlegung des Tages der Wiedervereinigung entscheidend. Aber niemand zwang ja die Bundesrepublik den Tag der Wiedervereinigung auch als Nationalfeiertag zu wählen. Leider habe ich jetzt im Netz nichts darüber gefunden, wer diesen Feiertag festgelegt hat. Ich vermute mal, dass dies der Bundestag festgelegt hat.

balticbirdy war schneller. Nunja, der hat ja auch Flügel.
;-D

Schon, aber es lag ja auch nahe, den tatsächlichen Vereinigungsakt zu nehmen.
 
Das ist wie Kindermachen.
Ich weiss, wann mein Sohn geboren ist, aber nicht, wann ich ihn gezeugt habe

Lustiger Vergleich Flo. :D

Aber im Grundgesetz der Bundesrepublik steht die Deutsche Einheit ja seit 1949 quasi als Staatsziel drin.
Auszug aus der Präambel schrieb:
Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.
Quelle: documentArchiv.de - Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (23.05.1949)
Und die "Bürger der DDR" haben am 18. 3. 1990 eine Regierung gewählt, die eine baldige Einheit Deutschlands gewährleistete.
Bei einer anderen Regierung wäre die Einheit nicht so schnell oder evetuell
gar nicht gekommen.

Den tatsächlichen Tag der Einheit zu nehmen war aber schon logisch - welchen denn auch sonst?
Den 17. Juni lassen?
Übrigens: warum hat man diesen Tag eigentlich fallen gelassen? Der hätte doch zumindest als Gedenktag bleiben können?
:grübel:

Edit:
Oh! Hast du deinen Beitrag wieder rausgenommen, Flo?
 
Zuletzt bearbeitet:
Den 17. Juni lassen?
Übrigens: warum hat man diesen Tag eigentlich fallen gelassen? Der hätte doch zumindest als Gedenktag bleiben können?

Mit dem 17. Juni war das so eine Sache. In den Jahren direkt nach 1953 war das im Rahmen der damaligen Deutschlandpolitik ein in ganz Westdeutschland mit gewaltigen Aufmärschen begangener Gedenktag, sozusagen ein Großaktionstag bundesrepublikanischer Symbolpolitik.

Nur war der 17. Juni zu eng mit der Tagespolitik verknüpft. Bei der Bevölkerung wurde er unpopulär, weil den vielen kämpferischen Reden keine Taten folgten. Bei den Politikern gab es ab Mitte der 1960er Jahre ein Umdenken in der Deutschland-Politik, dass wiederum dazu führte, dass man den Aufstand von 1953 propagandistisch nicht mehr so herausstellen wollte.

Am Ende blieb nicht mehr viel davon übrig, außer dass es gesetzlicher Feiertag war. In der Schule hatten sie uns nie erzählt, warum man da eigentlich frei hatte - ich denke, dass ging anderen sicher ähnlich.
 
Mit dem 17. Juni war das so eine Sache. In den Jahren direkt nach 1953 war das im Rahmen der damaligen Deutschlandpolitik ein in ganz Westdeutschland mit gewaltigen Aufmärschen begangener Gedenktag, sozusagen ein Großaktionstag bundesrepublikanischer Symbolpolitik.

Nur war der 17. Juni zu eng mit der Tagespolitik verknüpft. Bei der Bevölkerung wurde er unpopulär, weil den vielen kämpferischen Reden keine Taten folgten. Bei den Politikern gab es ab Mitte der 1960er Jahre ein Umdenken in der Deutschland-Politik, dass wiederum dazu führte, dass man den Aufstand von 1953 propagandistisch nicht mehr so herausstellen wollte.

Am Ende blieb nicht mehr viel davon übrig, außer dass es gesetzlicher Feiertag war. In der Schule hatten sie uns nie erzählt, warum man da eigentlich frei hatte - ich denke, dass ging anderen sicher ähnlich.

Ach so war das. Bei uns blieb dieser Tag dagegen länger im kollektiven Gedächtnis. Meine Eltern hatten noch bis ´89 Angst vor den "Staatsorganen der DDR" (Meine Mutter übrigens sogar noch beim Putschversuch in der SU ´91). Der 17. Juni ´53 wurde übrigens auch bei uns in der Schule behandelt, allerdings anders als bei euch - klar.
 
Vielleicht sollte die DDR am 7. Oktober nicht auch noch 41 Jahre alt werden!
 
Daß Kohl nur 2 Jahre nach FJS' Tod diesen Tag nicht mehr auf dem Schirm gehabt haben sollte, würde voraussetzen, daß er mindestens so dämlich wäre, wie FJS es ihm in dem Zitat oben unterstellt hat. Nun ja. Nicht nur wurde er Bundeskanzler, er blieb es 16 Jahre lang und war offensichtlich alles andere als unfähig zu diesem Amt - völlig unabhängig davon ob mir oder irgendwem anders seine Politik gefiel oder nicht. Dazu würde ich postuliern wollen, daß fähig zu sein als Regierungschef heißt, durchzusetzen, was man durchsetzen will und, gleichsam wie beim Rodeo, möglichst lange im Sattel zu bleiben.

Ich erinnere mich an die Bestattung von FJS. Ich denke selbst das Adenauer-Begräbnis war nicht pompöser. Das wurde mit allem erdenklichen Pom zelebriert, Sarg auf Lafette, riesiger Aufmarsch an Ehrengarden. Ein Staatsbegräbnis der ganz großen Art. Dieses Begräbnis war zwei jahre später noch allgemein im Bewußtsein, ebenso die Persönlichkeit von FJS, der sehr polarisierend und stets sehr präsent war.

Deshalb kann ich nicht gelten lassen, daß Kohl daran nicht gedacht hätte, als er diesen Termin festgelegt hat. Die Frage kann deshalb doch nur sein, ob er es FÜR/WEGEN Jranz-Josef Strauß so gemacht hat oder TROTZ FJS. Man hätte ja auch locker den 4., 5. oder 6. nehmen können.

Zu der Bemerkung noch 1991 hätten Eltern Befürchtungen hinsichtlich der Russen gehabt: Zu Recht. Es war ein historischer Glücksfall, daß Gorbatschow zur Richtigen Zeit am Drücker war. Schon die Vorstellung, Jelzin könnte zu schnell aufsteigen, war damals eine Angstvision, von einem Herrn Putin war in der öffentlichen Debatte meines Wissens zu der Zeit noch nichts bekannt. Die Volkskammer konnte den Anschluß an die BRD nur beschließen, weil die Russen und die anderen drei Mächte sie ließen. Berlin stand noch unter Vier-Mächte-Statut, d.h. mit formaler Oberhoheit der Alliierten bis hin zu theoretischer Todesstrafe und der ebenfalls theoretischen Möglichkeit standrechtlicher Erschießungen. Die BRD war gar nicht voll souverän, sondern in letzter Konsequenz von der Gnade der Allierten abhängig. Deshalb ja die 4+2-Verhandlungen.
 
Niemand hat es damals so empfunden, als sei der Einheitstag wegen Straußens' Todestag festgelegt worden - versteif dich doch nicht so darauf. Was den Strauß-Mythos betrifft: in der Zeit um sein Begräbnis war das ganz extrem, nicht mal Willy Brandt wurde nach seinem Tod so vergöttert. Allerdings muss man sagen, dass daran doch relativ schnell der Zahn der Zeit nagte. Was sicher auch mit den Machenschaften seiner Kinder etc. zu tun hat.
 
...Zu der Bemerkung noch 1991 hätten Eltern Befürchtungen hinsichtlich der Russen gehabt: Zu Recht. Es war ein historischer Glücksfall, daß Gorbatschow zur Richtigen Zeit am Drücker war. Schon die Vorstellung, Jelzin könnte zu schnell aufsteigen, war damals eine Angstvision, von einem Herrn Putin war in der öffentlichen Debatte meines Wissens zu der Zeit noch nichts bekannt. Die Volkskammer konnte den Anschluß an die BRD nur beschließen, weil die Russen und die anderen drei Mächte sie ließen. Berlin stand noch unter Vier-Mächte-Statut, d.h. mit formaler Oberhoheit der Alliierten bis hin zu theoretischer Todesstrafe und der ebenfalls theoretischen Möglichkeit standrechtlicher Erschießungen. Die BRD war gar nicht voll souverän, sondern in letzter Konsequenz von der Gnade der Allierten abhängig. Deshalb ja die 4+2-Verhandlungen.
Vor allem bei Gorbatschow mußte Kohl offenbar seine Überzeugungskünste spielen lassen. Vor kurzem habe ich ein Interview mit Helmut Kohl gesehen, wo er erklärte, wie er Gorbatschow die Situation beschrieb.
Er meinte: Der Rhein fließt immer in die Nordsee. Man kann natürlich versuchen, einen Damm zu bauen um das Wasser aufzuhalten - dann wird das Wasser aber alles um den Damm herum zerstören, aber letztlich wird es dann trotzdem in die Nordsee fließen.
So sinngemäß - ein treffendes und anschauliches Beispiel finde ich.
 
Ashiguru, das war für die Festlegung des Tages der Wiedervereinigung entscheidend. Aber niemand zwang ja die Bundesrepublik den Tag der Wiedervereinigung auch als Nationalfeiertag zu wählen. Leider habe ich jetzt im Netz nichts darüber gefunden, wer diesen Feiertag festgelegt hat. Ich vermute mal, dass dies der Bundestag festgelegt hat.

Der Einigungsvertrag hat den 3. Oktober festgelegt. Also Volkskammer und Bundestag haben u.a. diesen Tag als Feiertag in beiden Parlamenten am 20. September 1990 durchgewunken.
1990 hatte die Bundesrepublik einen Feiertag mehr mit 17. Juni und 3. Oktober.

Übrigens das Einigungsdatum - welches in den Einigungsvertrag sollte - wurde nur in der Volkskammer debattiert und beschlossen - in der Nacht vom 22.8./23.8.1990.
 
Ich habe als Kind jedes Jahr etwas zum 17. Juni gehört. Allerdings ist meine Mutter aus Dresden geflohen und die Mehrheit der Leute bei uns im Dorf waren Vertriebene. Ob das Thema in der Schule angesprochen wurde, kann ich mich allerdings auch nicht erinnern.

Hier zum Belege für Strauß Bedeutung ein Video auf Youtube. Zu Beginn spricht er auf Englisch, danach ein Stück BR-Bericht zum Trauerzug: http://www.youtube.com/watch?v=0lxDdC1p1mg

Und am Rande, weils so schön ist, eins zur Moskau-Reise: http://www.youtube.com/watch?v=AQ7gaMWlHek
 
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