Sepiola
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"Helmut Stahleder sah die Feldkirchen-Ortsnamen vor allem im Kontext von jüngeren, d. h. im wesentlichen erst hochmittelalterlichen Ausdifferenzierungen von Großgemarkungen und bezweifelte damit vor allem ein höheres Alter dieses schematischen Namentyps, da die Kirchen in früherer Zeit einfach den Namen der Großgemarkung getragen hätten."
Hierzu noch etwas O-Ton Helmuth Stahleder, Bischöfliche und adelige Eigenkirchen des Bistums Freising im frühen Mittelalter und die Kirchenorganisation im Jahre 1315, in: Oberbayerisches Archiv 104 (1979) und 105 (1980):
"Bei den schematischen -kirchen Ortsnamen, bei denen die Orte offenbar ihre Entstehung in den meisten Fällen erst dieser Kirche verdanken, gibt es zwei Arten: Die patronymischen -kirchen Orte wie Schweitenkirchen (Suuidmoto-kirchen), das seine Gründung wahrscheinlich einer Dame namens Suuidmot verdankt, oder Preisenkirchen (= Preisenberg), die Kirche eines Priso. Hierbei dürfte es sich um ehemalige adelige Eigenkirchen handeln. Eine andere Gruppe sind die schematischen -kirchen Orte, deren Name mit einem Landschaftsteil etwa Berg-, Thal-, Fichte- (Vier-), Stein-, Thann-, Baum- und Feld- und dem Suffix -kirchen zusammengesetzt sind oder Ortsnamen, die die Lage auf einer Höhe bezeichnen wie Höhen- oder Aufkirchen. Gerade an letzteren wurde nach Puchner häufig Fiskalgut festgestellt. In diese Gruppe dürften auch die mit -kirchen und dem Namen des Kirchenheiligen zusammengesetzten Ortsnamen zu rechnen sein, wie Johanneskirchen.
Von ihnen könnte manche noch für eine ehemalige auf Fiskalgut stehende ecclesia parochialis des 8. Jhs. in Frage kommen.
Doch sollte im übrigen auch das Kriterium des Fiskalgutes nicht überbewertet werden. An so vielen Orten wurde in letzter Zeit Fiskalgut nachgewiesen, daß sich schon die Frage erhebt: Wo hat es eigentlich keines gegeben? Und dann wird ein solches Kriterium als Unterscheidungsmerkmal unbrauchbar."
"Vorsicht ist allerdings auch mit den Ortsnamen geboten, denn: Den Ortsnamen Feldkirchen bei Rott am Inn dürfte es frühestens seit dem 9. Jh. geben; vorher nämlich hieß die Gemarkung, auf der die Marienkirche des späteren Ortes Feldkirchen steht, nur Rott. Gleiches gilt für Feldkirchen bei Wolfratshausen, dessen Kirche noch nach 800 auf der Ortsflur von Moosham steht und deshalb auch den Namen Moosham trägt und noch nicht einen mit dem Suffix -kirchen zusammengesetzten schematischen Ortsnamen. Vielleicht kommen hier auch noch ein paar andere Feldkirchen-Orte hinzu wie das bei Moosburg und das bei Geisenhausen an der Vils."
"Auch hier muß der methodische Fehler vermieden werden, diese -kirchen Ortsnamen alle für ursprünglich zu halten und sie schon ins 8. Jh. oder noch weiter zurückzudatieren."
Von ihnen könnte manche noch für eine ehemalige auf Fiskalgut stehende ecclesia parochialis des 8. Jhs. in Frage kommen.
Doch sollte im übrigen auch das Kriterium des Fiskalgutes nicht überbewertet werden. An so vielen Orten wurde in letzter Zeit Fiskalgut nachgewiesen, daß sich schon die Frage erhebt: Wo hat es eigentlich keines gegeben? Und dann wird ein solches Kriterium als Unterscheidungsmerkmal unbrauchbar."
"Vorsicht ist allerdings auch mit den Ortsnamen geboten, denn: Den Ortsnamen Feldkirchen bei Rott am Inn dürfte es frühestens seit dem 9. Jh. geben; vorher nämlich hieß die Gemarkung, auf der die Marienkirche des späteren Ortes Feldkirchen steht, nur Rott. Gleiches gilt für Feldkirchen bei Wolfratshausen, dessen Kirche noch nach 800 auf der Ortsflur von Moosham steht und deshalb auch den Namen Moosham trägt und noch nicht einen mit dem Suffix -kirchen zusammengesetzten schematischen Ortsnamen. Vielleicht kommen hier auch noch ein paar andere Feldkirchen-Orte hinzu wie das bei Moosburg und das bei Geisenhausen an der Vils."
"Auch hier muß der methodische Fehler vermieden werden, diese -kirchen Ortsnamen alle für ursprünglich zu halten und sie schon ins 8. Jh. oder noch weiter zurückzudatieren."
Nebenbei habe ich seine Tabelle früher Kirchen (8. bis frühes 9. Jahrhundert) durchgesehen, wo es je eine Spalte "Patrozinium bei Erstnennung" und "Patrozinium im 19. Jhd." gibt. Demnach hat in ca. 45% das Patrozinium im Lauf der Zeit gewechselt. Wenn Patrozinien als Indiz genannt werden, ist also auch eine gewisse Vorsicht geboten.