Adel aus reichen Warlords?

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Möglicherweise ist es hilfreicher sich bei diesem Thema etwas vom Rhein wegzubewegen und nach Schweden, England und Island zu blicken. Dort hat sich diese egalitärere Gesellschaft länger halten können.

BTW: Diese germanische Warlords können auch römische Söldner gewesen sein und erst Zuhause sich als solche aufgeführt haben. (mit Unterstützung)
 
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Du erwähnst England: waren die frühen angelsächsischen Warlords zu Hengists und Horsas Zeiten in römischen Diensten?...
 
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Möglicherweise ist es hilfreicher sich bei diesem Thema etwas vom Rhein wegzubewegen und nach Schweden, England und Island zu blicken. Dort hat sich diese egalitärere Gesellschaft länger halten können.

In Island hat sich keine egalitäre Gesellschaft aus der Zeit vor der Völkerwanderung "halten können".
Diese Gesellschaft entstand erst viel später.
 
Diese (Gegen-)Theorie krankt stattdessen an einem (vermutlich?) zu sehr der marxistischen Geschichtsbetrachtung verhafteten Schubladendenken!
Der Begriff "Schubladendenken" passt in dem Zusammenhang gar nicht. Tatsächlich war es der theoretische (NICHT der dogmatische!) Ansatz der marxistisch geprägten Gesellschaftstheorie, der den fast nur auf geschichtliche Ereignisse fixierten Historischen Materialismu um neue Aspekte bereichert hat: Dies gab den Impuls dafür, dass die modernen Sozial- und Geschichtswissenschaften bei der Betrachtung menschlicher Gesellschaften nun auch ökonomische und soziale Aspekte einbeziehen - ohne dass die Betrachter Marxisten sein müssen. Etwas Lesestoff zu diesem Thema: http://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2012/10/01_iggers.pdf

- Eliten müssen nicht befehlen können, um Meinungen und Entscheidungen maßgeblich, zumindest lenken zu können! Das ist noch in unserer heutigen Demokratie mit in jeder Hinsicht gleichem Stimmrecht nicht anders.
Das ist ein schlechter Vergleich. Unsere heutige Gesellschaft hat sich nämlich schon über die Phase hinausentwickelt, da Individuen Befehle mit Anspruch auf Gehorsam geben konnten. Es wäre aber ein Irrtum, anzunehmen, dass heute keine solchen Befehle mehr erteilt würden. Auch der demokratische Staat übt Herrschaft aus und verschafft ihr notfalls sogar mit Gewalt Nachdruck. Stichwort: Gewaltmonopol. Oder ein weniger drastisches Beispiel: Zahlt Ihr freiwillig Eure Steuern, weil Ihr tiefe Einsicht in die demokratische Notwendigkeit der Besteuerung von Bürgern habt? Ich vermute eher, dass die Mehrheit der Menschen in erster Linie deshalb Steuern bezahlen, weil das Finanzamt das Recht und die Macht hat, diese Steuern einzutreiben.

- Adel hat auch m.E. die Grundprämisse, Macht innerhalb der Familie weiterzugeben. Aber Adel muss nicht zwingend, - entsprechend dem feudalistischen Modell – auf Grundherrschaft basieren. Allgemein für Eliten gilt dies noch weniger. Ohne diesen gedanklichen Anreiz kommen wir niemals aus dieser Sackgasse von festen Denkschablonen heraus!
Dass Eliten zwingend auf Grundbesitz beruhen, hat niemand behauptet. Und was den Adel angeht, ist im Grunde nur gesagt worden, dass er zumeist mit Grundbesitz verbunden war und demnach Grundbesitz eine große Rolle spielte. Worauf könnte Adel denn noch basieren? Kennt jemand Beispiele?

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sich vielleicht 50-100 „Habenichtse“ weder hätten ausreichend Ausrüsten (beachte den Gegensatz zu gut!) können, noch eine „Anschubfinanzierung/versorgung" zu leisten imstande gewesen sein dürften. Ganz davon abgesehen, überhaupt lohnende Ziele finden oder zu erkennen! Dieses „Räuberpack“ hätte doch nicht über den Tellerrand blicken können ...
Schon bei der ersten Erwähnung der "Germanen" durch Caesar waren diese "Habenichtse" gut genug ausgerüstet, um einen Teil Galliens zu besetzen und den großen Caesar herauszufordern, Plünderungszüge über den Rhein hinweg zu unternehmen oder auch Söldnerdienste bei den Legionen zu leisten. Gerade diese Söldnertätigkeit in römischen Diensten dürfte ein hervorragendes Mittel gewesen sein, um Ausrüstungsdefizite zu beseitigen.

MfG
 
atsächlich war es der theoretische (NICHT der dogmatische!) Ansatz der marxistisch geprägten Gesellschaftstheorie, der den fast nur auf geschichtliche Ereignisse fixierten Historischen Materialismu um neue Aspekte bereichert hat: Dies gab den Impuls dafür, dass die modernen Sozial- und Geschichtswissenschaften bei der Betrachtung menschlicher Gesellschaften nun auch ökonomische und soziale Aspekte einbeziehen - ohne dass die Betrachter Marxisten sein müssen. Etwas Lesestoff zu diesem Thema: http://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2012/10/01_iggers.pdf

"Impuls" ist ein weiter Begriff, kommt darauf an, was man darunter versteht.
Die Leibniz-Sozietät ist jedenfalls eindeutig ideologisch positioniert, als Nachfolgerin (inkl. Mitgliederbestand) der Akademie der Wissenschaften der DDR. Das sollte hier nicht untergehen, zwischen den Zeilen stehen, sondern offengelegt werden.**

Den Kontext sollte beachten, wenn "Impulse" als Kausalketten für den Forschungsstand der Ökonomie und Soziologie verstanden werden sollten. Weltanschauliche Positionen zu solchen Fragen haben allerdings nichts mit methodischen oder empirischen Forschungen beider Gebiete zu tun, und sollten im Geschichtsforum nur unter dem historischen Aspekt angefasst werden.

In dem Sinne der historischen Betrachtung einige Hinweise:

- der oben auf Metallbestände angewendete Kapitalbegriff hat nichts mit denen im Marxschen Sinn zu tun.*

- die oben verwendete "ursprüngliche Akkumulation" des Kapitals bezog Marx auf den Übergang von Feudalgesellschaft auf Kapitalismus (Das Kapital I/24). Man sollte das nicht gegen den Strich gebürstet auf frühere Übergänge in marxistischer Betrachtungsweise beziehen. *

Selbstverständlich kann man weltanschaulich gegenteilige Positionen vertreten. Für Diskussionen über solche weltanschaulichen Ansätze ist aber das (ein) Geschichtsforum wenig geeignet, sondern dazu sollte man eine Politikplattform nutzen.

* beides hier ohnehin OT
** der zitierte link ist jedenfalls eine ideologische Positionierung.
 
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Der Unterschied zwischen dem allgemeineren Begriff Elite und dem Adel, ist die persönliche Zuordnung von Besitz und die direkte Vererbung an die biologischen Nachkommen. .

Es ist überhaupt die Frage, ab wann wir die Existenz einer germanischen Adelsschicht als herausgehobene Gruppe mit vererbbarem Besitz postulieren wollen. Im übrigen gibt es durchaus unterschiedliche Kriterien, wer nun zum Adel zählt oder nicht.

Das beginnt bereits damit, was man unter "Besitz" verstehen will. Ich sagte oben schon: "Grundbesitz" heißt, dass ein Germane Äcker bearbeiten ließ, die er ergo als ihm zugehörig betrachtete. Er "besaß" sie also, auch wenn sie nicht sein "Eigentum" waren." - Wenn wir einen großen Sprung ins hohe Mittelalter machen, so waren Ministeriale Dienstmannen, die später in den niederen Adel aufstiegen, obwohl sie vielfach nur "geliehene" bzw. verlehnte Güter besaßen, die kein Eigentum oder "Allod" waren. Das stand ihrer adligen Qualität nicht im Wege.

Betrachtet man das chronologisch, so gab es bei germanischen Stämmen des frühen Mittelalters unzweifelhaft eine aristokratische Schicht, die vererbbaren Grund und Boden zu eigen besaß. Gilt das so auch für die Zeit um Christi Geburt, also zur Zeitenwende? Tacitus sagt in Germ. 7:

"Könige wählen sie nach dem Adel der Abkunft, Heerführer nach der Tüchtigkeit. Doch haben die Könige keine unbegrenzte oder freie Gewalt, und die Führer stehen an der Spitze mehr durch Musterhaftigkeit als durch Machtvollkommenheit, bewundert, wenn sie kampfgewandt, wenn sie hervorleuchtend sind, wenn sie vor der Schlachtlinie walten."

Das scheint mir doch ziemlich eindeutig zu sein; besonders auch im Zusammenhang mit einer Grabkultur, deren isolierte Grabplätze durch aufwändige Grabkammern, Erdhügel und eine reiche Ausstattung auf eine Adelsschicht hinweisen, die ihre Toten über Generationen an derselben Stelle bestattete. Auf die Prunkgräber von Lübsow ? Wikipedia hatte ich bereits hingewiesen und es scheint mir müßig zu sein, nun differenzieren zu wollen, ob es sich "nur" um eine Elite oder eine Adelsschicht handelte.

Der quellenmäßige belegbare Beginn der sozialen und ökonomischen Differenzierung der germanischen Bevölkerung begann bereits in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende. Seit dieser Zeit sind namentlich Personen bekannt, die als Adlige das politische Leben der Stämme lenkten und mit fortschreitender Entwicklung zunehmend bestimmten. Ihre Existenz ist auch über archäologische Sachquellen nachweisbar. Die Vererbbarkeit von Führungspositionen muss bereits zu Beginn der Zeitenwende üblich gewesen sein, weil sonst nicht erklärbar ist, wie z.B. verschiedene Angehörige der Familie des Cheruskers Arminius in den gleichen sozialen Stand gekommen sind. Es ist damit zu rechnen, dass die führenden Stammesvertreter auch die wirtschaftlich stärkeren waren, die - wie Tacitus beschreibt - nicht nur größere Ländereien zur Nutzung erhielten, sondern auf diesen auch Gefangene und Abhängige für sich arbeiten ließen.

Somit kann man annehmen, dass sich in der Eisenzeit innerhalb der germanischen Stämme eine Elite entwickelte, aus der seit der römischen Kaiserzeit eine Adelsschicht mit reichem Besitz an Grund und Boden hervorging, die die Geschicke der Stämme bestimmte. Ob der Besitz theoretisch vererbbar war oder nicht: De Facto herrschten die herausgehobenen Familien über ihren Besitz und es gab keinen, der ihn ihnen streitig machte. Diese Familien und ihre Angehörigen haben die Qualität eines germanischen Adels.
 
Wenn wir einen großen Sprung ins hohe Mittelalter machen, so waren Ministeriale Dienstmannen, die später in den niederen Adel aufstiegen, obwohl sie vielfach nur "geliehene" bzw. verlehnte Güter besaßen, die kein Eigentum oder "Allod" waren. Das stand ihrer adligen Qualität nicht im Wege.

Vor allem waren die Ministerialen zunächst einmal Unfreie. Unfreie, die aus der großen Verantwortung heraus, die man ihnen Übertrug, aus der sie Recihctum schöpfen konnten bei gleichzeitigem sozialen Abstieg der Freien aufsteigen konnten und so über die Generationen hin adelig wurden.


Tacitus sagt in Germ. 7:

"Könige wählen sie nach dem Adel der Abkunft, Heerführer nach der Tüchtigkeit. Doch haben die Könige keine unbegrenzte oder freie Gewalt, und die Führer stehen an der Spitze mehr durch Musterhaftigkeit als durch Machtvollkommenheit, bewundert, wenn sie kampfgewandt, wenn sie hervorleuchtend sind, wenn sie vor der Schlachtlinie walten."
Allerdings ist Tacitus' Germania auch kein auf elaboriert-methodischer Basis ethnologischer Beobachtungen geschriebenes Buch. Hier wechseln sich Beobachtungen mit Phantasie, Erklärungsversuchen von Fremden, Lob des Primitivismus, Verallgemeinerungen, der interpretatio romana und Seitenhieben auf die römische Gesellschaft ab.

Was die Thematik des Erbes angeht, so denke ich, dass wir hier nicht erst in eisenzeitlichen Kontexten danach suchen müssen (wenn wir hier auch die frühesten historischen Belege dafür haben). Meine Position ist zwar diesbezüglich positivistisch und es mangelt ihr naturgemäß mangels Quellen an Nachweisen, aber ich denke wir dürfen davon ausgehen, dass sich seit dem Neolithikum, spätestens aber seit dem keramischen Neolithikum Machtstrukturen herausgebildet haben, die vererbbar waren. Mag zunächst Führerschaft aufgrund von persönlicher Qualifikation begründet gewesen sein, werden spätestens mit Beginn der Vorratshaltung und des Krieges (und die frühesten Zeugnisse kriegerischer Auseinandersetzungen sind neolithisch) Führungsposition schnell vererbbar geworden sein, einfach weil der Vater seine Kinder gegenüber denen anderer bevorzugte. Und solange der Sohn dieselben Qualitäten wie der Vater hatte, dürfte das dann ja auch funktioniert haben. Allmählich dürfte sich das dann in Gesellschaftsstrukturen fossilisiert haben, so dass dann irgendwann wirklich soziale Schichten bestanden, in denen nicht mehr die persönliche Qualifikation sondern die Herkunft ausschlaggebend waren.
 
Vor allem waren die Ministerialen zunächst einmal Unfreie. Unfreie, die aus der großen Verantwortung heraus, die man ihnen Übertrug, aus der sie Recihctum schöpfen konnten bei gleichzeitigem sozialen Abstieg der Freien aufsteigen konnten und so über die Generationen hin adelig wurden. .

Das habe ich in meinem Beitrag # 30 bereits ausführlich beschrieben und mochte es nicht nochmals wiederholen:

Dieter schrieb:
Dazwischen gibt es allerdings noch eine ganz wichtige Gruppe, die zeigt, wie man in den Adel aufsteigen konnte.

Es handelt sich um die Ministerialen, also die unfreien Verwalter königlicher Güter, die durchaus aus dem Bauernstand kommen und Hörige gewesen sein konnten. Sie stiegen im Hochmittelalter aufgrund kaiserlicher Förderung zu wichtigen Beamten auf, die auch schwierige und anspruchsvolle Verwaltungsaufgaben lösten und schließlich dem Stand des niederen Adels zugerechnet wurden. Einige wie die Herren von Bolanden (Grafschaft Falkenstein) stiegen zu mächtigen Dynastenfamilien auf.

Die Reichsministerialen zeigen, dass "Adel" keine geschlossene Veranstaltung war, und es bei günstigen Umständen zu einem Zuwachs aus unteren Bevölkerungsschichten kommen konnte.


Allerdings ist Tacitus' Germania auch kein auf elaboriert-methodischer Basis ethnologischer Beobachtungen geschriebenes Buch. Hier wechseln sich Beobachtungen mit Phantasie, Erklärungsversuchen von Fremden, Lob des Primitivismus, Verallgemeinerungen, der interpretatio romana und Seitenhieben auf die römische Gesellschaft ab.

Wie dem auch sein - es ist eine zentrale Quelle und man kann nicht nach Gusto das eine für glaubhaft und das andere für fabelhaft erklären. Die Aussagen über die Wahl von Stammesführern und über ökonomisch-soziale Bedingungen erscheinen im wesentlichen glaubhaft.

Was die Thematik des Erbes angeht, so denke ich, dass wir hier nicht erst in eisenzeitlichen Kontexten danach suchen müssen

Natürlich nicht. Eine feudale Kriegeraristokratie lässt sich bereits für die Bronzezeit postulieren, jedoch vermutlich nicht für das europäische Neolithikum.
 
Somit kann man annehmen, dass sich in der Eisenzeit innerhalb der germanischen Stämme eine Elite entwickelte, aus der seit der römischen Kaiserzeit eine Adelsschicht mit reichem Besitz an Grund und Boden hervorging, die die Geschicke der Stämme bestimmte. Ob der Besitz theoretisch vererbbar war oder nicht: De Facto herrschten die herausgehobenen Familien über ihren Besitz und es gab keinen, der ihn ihnen streitig machte. Diese Familien und ihre Angehörigen haben die Qualität eines germanischen Adels.

Diese Beschreibung ist m.E. neutral und faßt die zentralen Punkte, die im Zuge des Untergangs des weströmischen Reichs und der Völkerwanderungen die Entwicklung von germanischen staatlichen Gebilden begünstigten. Der zentrale Zeitraum, in dem sich dieser Übergang von den traditionellen Stammesstrukturen zu den differenzierten Strukturen embryonaler Staatsstrukturen langsam vollzog, dürfte zwischen 300 und 500 liegen.

Ergänzt m.E. durch die Rolle der katholischen Kirche und der damit zusammenhängenden administrativen Kompetenz.

In diesem Sinne können die Merowinger als die erfolgreichste und früheste germanische Staatsgründung im frühen Mittelalter (um 500) betrachtet werden und man erkennt bei ihnen bereits die zunehmende Ausdifferenzierung der sozialen Hierarchien. Auch unter dem Einfluß der administrativen Stukturen des römischen Reichs.

Aber auch in deutlicher Abgrenzung zu der gleichzeitigen Entwicklung in England, in der diese römischen Strukturen viel stärker verschwinden, wie Wickham es beschreibt.

Merowinger ? Wikipedia

Auch sehr schnell bei Hartmann zu lesen.

Die Merowinger - Martina Hartmann - Google Books

Die entscheidende Quelle sind dabei die wichtigen Aufzeichnungen des Gregor von Tours, dem eine zentrale Rolle bei der Beschreibung der Entwicklung der staatlichen Strukturen der merowinger Reiches zukommt, angesichts einer ansonsten sehr schmalen Quellenlage.

Gregor von Tours ? Wikipedia
 
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In diesem Sinne können die Merowinger als die erfolgreichste und früheste germanische Staatsgründung im frühen Mittelalter (um 500) betrachtet werden und man erkennt bei ihnen bereits die zunehmende Ausdifferenzierung der sozialen Hierarchien. Auch unter dem Einfluß der administrativen Stukturen des römischen Reichs.

Die beschriebene adlige Qualität gilt nicht nur für den fränkischen Staat der Merowinger, sondern auch für die Großstämme der Sachsen, Alemannen oder Baiern. Ferner auch für die germanischen Reiche der Völkerwanderung.

Sie reicht sicher noch weiter in die Vergangenheit, wobei man diskutieren kann, wie weit man in die vorchristliche Zeitebene zurückgehen kann, um noch Charakteristika bzw. Adelsmerkmale anzutreffen.
 
Die Leibniz-Sozietät ist jedenfalls eindeutig ideologisch positioniert, als Nachfolgerin (inkl. Mitgliederbestand) der Akademie der Wissenschaften der DDR. Das sollte hier nicht untergehen, zwischen den Zeilen stehen, sondern offengelegt werden.
Das entwertet natürlich nachhaltig meine Behauptung, dass man kein Marxist sein muss, um den Einfluss marxistischer Gesellschaftstheorie auf die Sozial- und Geschichtswissenschaften zu behaupten. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Vielleicht findest Du den folgenden Link angemessener - oder steht der auch im Verdacht, linksextreme Weltanschauungen verbreiten zu wollen?

http://www.uni-regensburg.de/philos...schichte/medien/geschichte_der_geschichte.pdf


Den Kontext sollte beachten, wenn "Impulse" als Kausalketten für den Forschungsstand der Ökonomie und Soziologie verstanden werden sollten. Weltanschauliche Positionen zu solchen Fragen haben allerdings nichts mit methodischen oder empirischen Forschungen beider Gebiete zu tun, und sollten im Geschichtsforum nur unter dem historischen Aspekt angefasst werden.
Und an der Stelle fängt die Debatte an, lächerlich zu werden. Ich habe klar unterschieden zwischen den theoretischen und den dogmatischen Ansätzen marxistischer Gesellschaftstheorie. Deinen Versuch, mir weltanschauliche Motive für diese Unterscheidung zu unterstellen, betrachte ich als persönliche Beleidigung - bis Du nachweist, dass die marxistische Gesellschaftstheorie den modernen Sozial- und Geschichtswissenschaften KEINEN bedeutsamen "Impuls" gegeben hat (Übrigens: Meintest Du den Impulserhaltungssatz, der aus dem zweiten und dritten Newton´schen Axiom abzuleiten ist?). Bis ich den gewünschten Nachweis habe, bin ich verärgert und denke, dass die Unterscheidung zwischen Ideologie und Wissenschaft Dir persönliche Probleme bereitet. Zur Lösung dieses Problems kann ich Dir die folgende kleine Hilfestellung von einer Organisation anbieten, die bisher nicht unter Marxismusverdacht stand: Der Marxismus zwischen Ideologie und Wissenschaft | bpb

Selbstverständlich kann man weltanschaulich gegenteilige Positionen vertreten. Für Diskussionen über solche weltanschaulichen Ansätze ist aber das (ein) Geschichtsforum wenig geeignet, sondern dazu sollte man eine Politikplattform nutzen.
Danke für die Belehrung. Ich gelobe, dass ich Dich und Euch nicht mehr mit der Behauptung belästigen werde, dass Gesellschaftsentwicklung was mit ökonomischen oder sozialen Faktoren zu tun haben könnte. Am Ende gelte ich hier noch als Linksextremer! Um Geschichte zu verstehen, reicht es ja schließlich auch völlig aus, solche Kenntnisse wie "333 - bei Issos Keilerei" zu haben.

MfG

P.S.: Dass mit "ursprünglicher Akkumulation" frühestens das Mittelalter gemeint sein kann, weil diese "ursprüngliche Akkumulation" mangels fehlender belastbarer früherer Quellen erst ab dem Mittelalter untersucht wurde, ist ein sehr "überzeugendes" Argument dafür, dass es "ursprüngliche Akkumulation" vor dem Mittelalter nicht gegeben haben kann. Vorher hatten die Menschen ja schließlich den Status von Amöben im Urschlamm.

Jetzt wüsste ich nur gern, warum die Amöben hätten niederknien und irgendeinem "Amöben-Adel" huldigen sollen...
 
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Langsam bin ich geneigt, das Thema aufzugeben, weil es hier um alles mögliche geht aber nicht um die Eingangsfrage.
Die berechtigte Kritik an den schwammigen Definitionen wurde von mir nachgereicht.
Hier lese ich wieder allgemein von Eliten.
Was es brauchte waren Leute mit Einblick, Wissen, Organisationstalent/mittel, am besten auch mit Einfluss/Kontakten etc. – Eliten eben! Wobei, gewisse, "Völkerrechtliche Unterschiede" vorausgesetzt, zwischen Raub und kriegsbedingtem Plündergut doch nur ein gradueller Unterschied ist...
Mein Ansatz bezog sich aber nicht auf Eliten insgesamt, die wird es in diversen, umständebedingten Ausprägungen schon bei den Cro Magnons gegeben haben. Es geht um Warlords und Adel.
Der zitierte Satz von Tejason bezog sich auf die Merowinger, hatten wir nicht bereits festgestellt, dass für diese, die Bezeichnung Warlords ganz gut paßt oder nicht?
Eine Warlordtruppe ist keine einfache Räuberbande, das sollte doch unstrittig sein.
In diesem Sinne können die Merowinger als die erfolgreichste und früheste germanische Staatsgründung im frühen Mittelalter (um 500) betrachtet werden und man erkennt bei ihnen bereits die zunehmende Ausdifferenzierung der sozialen Hierarchien. Auch unter dem Einfluß der administrativen Stukturen des römischen Reichs.
Würde ich auch so sehen, nur ist der Erfolg für mich kein Argument gegen den Warlordentstehungskontext.


Mir ging es um die Umstände, die Warlords / die Entstehung von Adelssystemen begünstigten und vor allem um die Frage, ob es sich dabei um eine typische Entwicklung handelt. Die Suchansätze dazu wären: 1.Reichtums- und Kulturgefälle und 2.militärische Übermacht

Kann man die Auswirkung dieser beiden Punkte nicht mal abseits von den Germanen und theoretischen, soziologischen Modellen untersuchen.
Tejason hatte Japan genannt, die Ashanti wurden von mir verlinkt. Meinetwegen können wir auch die Hethiter betrachten, wenn wir damit endlich wegkommen von den Germanen.:grübel:
 
... persönliche Beleidigung ...
Vorab wäre es zweckdienlich, auf solche persönlichen Entrüstungen und Animositäten als Reaktion auf Aussagen in der Sache zu verzichten.

Im Einzelnen:
Das entwertet natürlich nachhaltig meine Behauptung, dass man kein Marxist sein muss, um den Einfluss marxistischer Gesellschaftstheorie auf die Sozial- und Geschichtswissenschaften zu behaupten.
Den Einfluss hat niemand bestritten. Die Kritik richtete sich auf die ideologisch aufgeladenen Standpunkte der Leibniz-Gesellschaft, nicht einmal gegen den link, der viel besser als ein schnell gegoogeltes Propädeutikum zusammenfasst:
"Wichtig ist aber, daß diese Geschichtsschreibung zwar von Marx ausging,
aber dann über ihn hinausging."
Gleiches gilt, aber da ist Iggers bekanntlich nicht mit Expertise versehen, für die Ökonomie. Genau das ist mit den völlig sachlichen Hinweisen gemeint:
1. "Impuls" ist ein weiter Begriff, kommt darauf an, was man darunter versteht.
2. ... wenn "Impulse" als Kausalketten für den Forschungsstand der Ökonomie und Soziologie verstanden werden sollten.

Ich habe klar unterschieden zwischen den theoretischen und den dogmatischen Ansätzen marxistischer Gesellschaftstheorie.
Und ich habe mich bzgl. der zwei Kritikpunkte oben auf die tatsächlich eingeschobenen dogmatischen Standpunkte zur "Ursprünglichen Akkumulation" (im Marxschen Sinne - und völlig unabhängig davon würde die Kritik gleichfalls auch für das empirisch nicht unterlegte Dogma von Smith der "previous accumulation" gelten, die Kritik ist also nicht Marx-spezifisch) bezogen.

Deinen Versuch, mir weltanschauliche Motive für diese Unterscheidung zu unterstellen,
Ich habe das nicht unterstellt, und insbesondere nicht über weltanschauliche Motive von Diskutanten spekuliert.

Der Hinweis oben bezog sich auf die Feststellung in der Sache (Akkumulationsdogma, dogmatische Beschreibung des "Kapitals", ergänzend könnte man allerdings noch die dogmatische Positionierung zur "destruction" anführen).

- bis Du nachweist, dass die marxistische Gesellschaftstheorie den modernen Sozial- und Geschichtswissenschaften KEINEN bedeutsamen "Impuls" gegeben hat
Über die Dehnbarkeit des Begriffes "Impuls" habe ich oben ausgeführt. Es ist am Einfachsten, wenn Du dich an Iggers hältst:
Wichtig ist aber, daß diese Geschichtsschreibung zwar von Marx ausging, aber dann über ihn hinausging.
oder an Dein zitierstes Propädeutikum:
Das marxsche Geschichtsmodell beansprucht für sich allein strengste Wissenschaftlichkeit, d. h. es schließt alternative Erklärungsansätze kategorisch aus und gibt vor, präzise Prognosen für die Zukunft liefern zu können. Spätestes hier zeigt sich die Problematik dieser Theorie.

(Übrigens: Meintest Du den Impulserhaltungssatz, der aus dem zweiten und dritten Newton´schen Axiom abzuleiten ist?).
Was soll der smalltalk an dieser Stelle?

Bis ich den gewünschten Nachweis habe, bin ich verärgert und denke, dass die Unterscheidung zwischen Ideologie und Wissenschaft Dir persönliche Probleme bereitet.
Nochmal die Bitte, persönliche Angriffe zu unterlassen, wenn einem Standpunkte nicht passen.
Was mir Probleme bereitet, darüber sind Spekulationen überflüssig, weil ich oben die Problematik marxistischer Dogmen klar benannt habe: Ursprüngliche Akkumulation* und Kapitalbegriff.

*Um reflexartige Vorwürfe wie antimarxistisch gleich auszuschließen: das gilt auch für das Smith-Dogma von der previous accumulation.

Zur Lösung dieses Problems kann ich Dir die folgende kleine Hilfestellung von einer Organisation anbieten, die bisher nicht unter Marxismusverdacht stand: ... bpb ...
Danke sehr. Ich halte mich an Fachliteratur, zB
Hunt/Lautzenheiser: History of Economical Thought - A Critical Perspective


Ich gelobe, dass ich Dich und Euch nicht mehr mit der Behauptung belästigen werde, dass Gesellschaftsentwicklung was mit ökonomischen oder sozialen Faktoren zu tun haben könnte. Am Ende gelte ich hier noch als Linksextremer!
Da wären wir dann zwei (wenn Du einige wirtschaftshistorische Beiträge von mir hier im Forum durchsiehst), und es kämen noch einige mehr hier im Forum dazu.

Einfach nachvollziehbarer Kritik in der Sache sollte ebenfalls in der Sache beantwortet werden. An Ablenkungen wie Streitereien über Dogma/Theorie Ideologie/Wissenschaft habe ich kein Interesse.

Um Geschichte zu verstehen, reicht es ja schließlich auch völlig aus, solche Kenntnisse wie "333 - bei Issos Keilerei" zu haben.
Hat das jemand behauptet?
Um Marxsche Theorien (und Dogmen) zu übertragen, sollte man Marx'sche Schriften kennen. Das war der Hintergrund für die Kritik der Ursprünglichen Akkumulation und des Kapitalbegriffs.

Dass mit "ursprünglicher Akkumulation" frühestens das Mittelalter gemeint sein kann, weil diese "ursprüngliche Akkumulation" mangels fehlender belastbarer früherer Quellen erst ab dem Mittelalter untersucht wurde, ist ein sehr "überzeugendes" Argument dafür, dass es "ursprüngliche Akkumulation" vor dem Mittelalter nicht gegeben haben kann. Vorher hatten die Menschen ja schließlich den Status von Amöben im Urschlamm.
Das ist Unsinn. Vielleicht solltest Du Dir 1/24. wirklich mal durchlesen.

"Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsel dieser Knechtung, in der Verwandlung der feudalen in kapitalistische Exploitation. Um ihren Gang zu verstehn, brauchen wir gar nicht so weit zurückzugreifen. Obgleich die ersten Anfänge kapitalistischer Produktion uns schon im 14. und 15. Jahrhundert in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datiert die kapitalistische Ära erst vom 16. Jahrhundert. Dort, wo sie auftritt, ist die Aufhebung der Leibeigenschaft längst vollbracht ...
Historisch epochemachend in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation sind alle Umwälzungen, die der sich bildenden Kapitalistenklasse als Hebel dienen; vor allem aber die Momente, worin große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Subsistenzmitteln losgerissen und als vogelfreie Proletarier auf den Arbeitsmarkt geschleudert werden. Die Expropriation des ländlichen Produzenten, des Bauern, von Grund und Boden bildet die Grundlage des ganzen Prozesses. Ihre Geschichte nimmt in verschiedenen Ländern verschiedene Färbung an und durchläuft die verschiedenen Phasen in verschiedener Reihenfolge und in verschiedenen Geschichtsepochen. Nur in England, das wir daher als Beispiel nehmen, ..."


Marx datiert sein Dogma** damit im 16. Jahrhundert, und bezieht sich auf die Entstehung des Kapitalismus (genau dafür ist dieses Erklärungsmodell gedacht, nämlich als Ausgangspunkt kapitalisitscher Akkumulation!).

**Statt der Urschlamm-Ammöben erwähnt Marx den "theologischen Sündenfall".

Genau auf diesen Umstand habe ich hingewiesen, und marxromantische Übertragungen auf vorkapitalistische Vorgänge (bzw. seines Schnittpunktes mit dem Feudalismus nach Marxschen Dogmen) abgelehnt.
 
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damit hier der Themenkern nicht verwischt wird.
es soll um die Frage gehen, ob sich Adel aus reichen Warlords entwickelt hat. Das scheint für die germanischen Warlords der Völkerwanderungszeit wie auch schon teilweise davor (römische Kaiserzeit) wahrscheinlich zu sein, immerhin verwenden einige der seriösen Historiker, die sich mit diesen Zeiten und Gesellschaften befassen, den Begriff Warlord (z.B. Pohl, Geary, Wolfram)

freilich sind die germanischen Gesellschaften/Kulturen erst fassbar, sowie sie im römischen Dunstkreis auftauchten; schriftliche Quellen bzgl. der Zeit vor diesem Kontakt scheint es nicht zu geben.

stellt sich die Frage, ob und wie man so einen "Warlord-Adel" in anderen Kulturen (keltische, frühslawische, Steppenvölker etc.) fassbar machen kann.
 
Also wenn ich mal die wiki-Definition nehme, dann ist ein warlord/Kriegsherr, jemand, der nach dem Zerfall des staatlichen Gewaltmonopols dieses Gewaltmonopol usurpiert. Dies mag uU zutreffend sein, wenn wir zB spätantike warlords auf dem Boden des Römischen Reiches bzw. des ehem. Römischen reiches nehmen. Es stimmt so aber nicht, wenn wir frühes römisches Patriziat oder germanischen Adel betrachten. Sie usurpieren kein staatliches Gewaltmonopol,denn dieses bestand gar nicht. Die Fabier zB unternahmen noch selbständige militärissche unternehmungen in der römischen Frühzeit. Vielmehr versuchen die entstehenden Gemeinwesen/Staaten, ein staatliches gewaltmonopol zu etablieren und es den Gentilverbänden etc. zu entreißen.
 
Das ist ja ein Problem der gesamten Diskussion. Es gibt eigentlich keinen Adel aus "Warlordship".

Im Prinzip ist der "Warlord" eine Art militärischer Führer und somit die Bezeichnung für seine Art der politisch-militärischen Tätigkeit. Und es wird der herausragende Führer eines Stammes etc. als "Warlord" von den Historikern bezeichnet. Wie beispielsweise von Wickham "Riothamus" in der entsprechenden Epoche als Warlord bezeichnet wird.

Riothamus ? Wikipedia

The Inheritance of Rome: A History of Europe from 400 to 1000 - Chris Wickham - Google Books

Aus diesen "Warlords" wird kein allgemeiner höherer oder niederer Adel erzeugt, sondern im Zweifel erwächst aus den Warlords im frühen Mittelalter (450 bis 550 AD) die Königswürde.

Und wenn man sich diese Periode von 450 AD bis 700 ansieht, dann agierten nahezu alle Könige, die germanischen Stämmen zugerechnet werden können, eher in der Rolle von "Warlords", da die territorialen Ansprüche über Heirat oder über Krieg gelöst wurden.
 
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