Stephan schrieb:
Kemet ist ein populärwissenschaftliches Magazin wessen Aussaben schwer nachprüfbar sind und an deren ältere Ausgaben man nicht mehr rankommt da sie nicht in Bibliotheken aufgehoben wird.
Kannst du mir evtl. ein paar Eckdaten nennen aus dem Artikel?z.B. Grabungsort u.s.w.
Handelt es sich dabei um Umm el-Qaab?
Die Nummer 2/00 dürfte noch lieferbar sein, desweiteren habe ich ja noch die Ursprungsquelle in SAK genannt. Ein Abstract davon steht sogar im Net
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2004/4399/pdf/SAK26.pdf
Es handelt sich dabei um Günther Dreyers Grabung im Königsgrab U-j auf dem Friedhof Umm el-Qaab in Abydos. Hier findet man ein Bild des Grabes
http://www.dainst.org/index_51_de.html
Desweiteren findet man in diesem Buch sicherlich weitere Informationen
http://www.benben.de/Dreyer1.html
Noch etwas interessantes zum Fernhandel der Ägypter aus dem Net:
http://www.kemet.de/Ausgaben/1-2000/Die%20Beziehungen%20Aegyptens%20zu%20Vorderasien.htm
Ägypten und Kanaan
Nachweisliche Fernhandelsbeziehungen bestanden zu dieser Zeit (besonders in der 2. Hälfte des 4.Jahrtausends) v.a. zum frühbronzezeitlichen Palästina. Die jüngsten Grabungen des DAI Kairo am Friedhof U in Abydos liefern in großem Umfang neues Informationsmaterial bezüglich der Entwicklung dieser Beziehungen. Besonders importierte Gefäße mit Inhaltsresten können für die Erstellung eines chronologisch und regional differenzierten Bildes herangezogen werden, zudem illustriert die Anzahl der Gefäße den Umfang des ägyptisch-palästinensischen Fernhandels in spätprädynastischer Zeit. Besondere Bedeutung erhält in diesem Zusammenhang das nunmehr bereits berühmte, 1988 entdeckte Grab U-j in Abydos aus der Naqadastufe IIIa-2. In zwei der insgesamt zwölf Kammern dieses Fürstengrabes fanden sich 200 kanaanäische Gefäße in situ, die aufgrund der vorhandenen Inhaltsreste als Weingefäße identifiziert werden konnten. Dieser Befund ist insofern bedeutend, als dass er den ersten Beleg für Weinimport nach Ägypten darstellt. Der Bearbeiter der Keramik von U-j, U. Hartung, berechnete die Gesamtanzahl der Gefäße mit 700 Stück, was eine Menge von 4500 Litern Wein als Grabausstattung ergibt und den Umfang des Weinhandels veranschaulicht.
Weitere entscheidende Hinweise für den Ablauf des Handels und die wirtschaftliche Administration im prädynastischen Ägypten geben ebenfalls im Friedhof U gefundene Anhängetäfelchen mit Schriftzeichen, Gefäßaufschriften und Siegel-abrollungen. Die früheste Beschriftung von Gefäßen findet sich in der Naqadastufe II-d, erste Steuervermerke datieren in die Zeit Naqada III-b. Diesen neuesten Erkenntnissen zufolge muss der Beginn der administrativen Organisation und Kontrolle in Ägypten somit in die Stufe Naqada II-d angesetzt werden, also mehr als 300 Jahre vor Beginn der 1. Dynastie.
U. Hartung erarbeitete für die spätprädynastischen ägyptischen Fernhandelsbeziehungen zu Palästina einen Ablauf in mehreren Phasen:
Die frühesten Importe in Form von Türkisperlen und Muscheln aus Gräbern der Badari-Kultur (4500-3900/3800v.Chr.) zeugen von einer Verbindung Mittelägyptens zum Roten Meer und dem Sinai sowie der chalkolithischen Teleilat Ghassul-Kultur Palästinas, wo als Beleg für einen tatsächlichen Austausch auch Nilmuscheln gefunden wurden. Die geringe Anzahl der Funde spricht für einen eher sporadischen Kontakt, wobei die Identität des Trägers des Austausches unklar bleibt.
Als nächste Phase sind enge Kontakte der Buto-Maadi-Kultur zu Südpalästina, zu der chalkolitischen Beersheba-Kultur fassbar. Der Begriff „Buto-Maadi-Kultur” ergab sich aus der Erkenntnis, dass die Schichten Buto I und II zu dem Kulturkreis der prähistorischen Deltakultur „Maadi-Kultur” gehören. Dabei stellt Maadi die frühe Phase und Buto die späte Phase dieser Kultur dar, weshalb der ältere Terminus entsprechend erweitert wurde. In Maadi sind Hinweise für ansässige Kanaanäer vorhanden, und umgekehrt in südpalästinensischen Siedlungen der Frühbronzezeit Ia vergleichbare für unterägyptische Bevölkerungselemente, die hier wohl Handelstätigkeiten nachgingen. Das Ende der Besiedlung von Maadi dürfte eine Aufgabe der entsprechenden Siedlungen in Südpalästina nach sich gezogen haben.
Die Importe in Gräbern der Naqada-Kultur in der Stufe IIb stammen interessanterweise nicht aus dem palästinensischen Raum, sondern sind Türkis- und Lapislazuliperlen sowie Rollsiegel mit einer Herkunft aus Mesopotamien und Elam.
In der Zeitspanne von Naqada IIc bis IIIa-2 ist keine ägyptische Siedlungstätigkeit in Südkanaan bekannt. Die Kontakte brechen allerdings nicht ab, wovon vereinzelte ägyptische Luxusgegenstände (Steingefäße, Schminkpaletten u.ä.), die in Kanaan gefunden wurden, zeugen. Außerdem stammt der Großteil der bisher bekannten importierten kanaanäischen Gefäße in Ägypten aus dieser Zeit, was wohl im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Naqada-Kultur nach Unterägypten zu sehen ist. Bedeutende Fundorte in Ägypten mit entsprechender Importware sind Abusir el Meleq, Gerzeh, Abydos (U-Friedhof), Amrah, Naqada, Hierakonpolis, Min-shat Abu Omar, Buto und Hierakonpolis.
In dieser letzten Phase der Kontakte, chronologisch mit der Frühbronzezeit Ib gleichzusetzen, entstehen in Südkanaan rein ägyptisch besiedelte (Grenz-)Stationen (z.B. En Besor). Zu Beginn der 1. Dynastie werden diese Siedlungen wieder aufgegeben. Brandl postuliert aufgrund von lokal hergestellter ägyptischer Keramik (z.B. in Tel Erani) für den gesamten Zeitraum der Fühbronzezeit I eine ägyptische „Kolonie“ in Kanaan im Küstenbereich, von Rafiah im Süden bis zum Yarkon-Fluß. Er sieht die Aufgabe dieser Siedlungen in Zusammenhang mit der Schiffbarkeit der Seeroute nach Byblos, da nun Südpalästina seine Funktion als Zwischenlandeplatz für die Ägypter verlor.
Diese unterschiedlichen Phasen der frühzeitlichen ägyptisch-palästinensischen Beziehungen sind wohl durch verschiedene und abwechselnde Gruppen als Träger des Austausches und verschiedene Handelsrouten zu erklären. Die jeweiligen Kontakte zwischen Ägypten und Kanaan entwickelten sich somit nicht kontinuierlich und stellen nach Hartung vermutlich auch keine sich ausbreitende Kolonisationsbewegung dar, sondern spiegeln die „Staatswerdung” Ägyptens wider. Es handelt sich um gegenseitige Beziehungen, die ihren Ursprung wohl in chalkolitischer Zeit haben und primär vom Handel getragen wurden.
Abb.5: Karte von Ägypten und Vorderasien zur Zeit von Naqada III mit möglichen Handels-verbindungen.
Aus: D.B. Redford, Egypt, Canaan and Israel in Ancient Times. Princeton 1992