Ich will nur mal als ein Beispiel folgende Tatsache geben, die Heydrich betreffen. Als der Krieg ausbrach hat Heydrich entgegen dem ausdrücklichen Wunsch von Himmler als Flieger aktiv an Kampfhandlungen teilgenommen und wurde abgeschossen, brachte eine Zeitlang hinter den feindlichen Linien, bis er gerettet werden konnte.
Es hat etwas gedauert, die Aussage nachzuprüfen.
Heydrich hatte tatsächlich eine Ausbildung auf der Bf 109 erhalten. Der Bezug ergibt sich aus dem Buch von Calic, Reinhard Heydrich, S. 359.
Am 5.5.1940 schreibt er Himmler folgenden Brief (FpNr. L 02265)
"Im Felde, 5.5.1940. Reichsführer! Darf ich meinen Dienstantritt bei meinem Fronttruppenteil melden. Natürlich brauche ich fliegerisch eine gewisse Einlaufzeit, doch hoffe ich, daß ich in 8 Tagen schon meinen Platz als Rottenknecht zur Zufriedenheit meiner Vorgesetzten ausfüllen werde. Das Leben in Norwegen .... Bitte glauben sie, daß Unkraut nicht so schnell vergeht. ... Mit gehorsamsten und herzlichen Grüßen bin ich mit ... Ihr getreuer und dankbarer Reinh. Heydrich".
Himmler verlangte am 15.5. tägliche Meldung bei ihm. Der Vorgang war von Himmler somit gebilligt.
Die Feldpostnummer weist auf die 6. Staffel, II./Jagdgeschwader 77 hin. Dazu ist im Prien, S. 223, Band 1 der Geschwaderhistorie, folgendes zu finden (Angaben von Berthold Jung und Frank-Werner Rott sowie Karl Holland):
"Mitte April 1940 kam ich zusammen mit R. Heydrich ... zur II./JG 77 nach Norwegen. Ich verdanke dies dem Umstand, dass ich bei der Jagdfliegerschule Werneuchen, zu der ich als Staffelkapitän gehörte, damit beauftragt worden war, Heydrich trotz seines nach Jagdfliegermaßstäben fortgeschrittenen Alters zum Jagdflieger auszubilden. Nun sollte ich ihn als "Aufpasser" in den Fronteinsatz begleiten. Er war ein sehr forscher Flieger, ob nun aus Unkenntnis der drohenden Gefahren, ich kann es nicht mehr sagen."
"Heydrich blieb ungefähr 4 Wochen bei uns und flog, wie jeder Flugzeugführer, sämtliche Einsätze (der 6. Staffel) mit."
"In Norwegen war Reinhard Heydrich ... etwa 4-6 Wochen, als Flugzeugführer bei uns in der II./JG 77. Man hatte ihm dafür den Dienstgrad eines Hauptmanns verliehen. Seine hervorstechenste Leistung bei uns bestand darin, dass er bei einem Start in Stavanger einen Überschlag machte und nachher mühsam unter den Trümmern seiner Maschine wieder hervorgezogen werden mußte. Ich war ... überrascht von ihm, als er das für seinen "Fronteinsatz" verliehene EK II ablehnte und dies damit begründete, dass man für die Zerlegung des eigenen Flugzeuges als einziger Leistung wohl kaum das Eiserne Kreuz bekommen dürfte.
Während seiner Zeit bei der II./JG 77 hatte Heydrich ständig Verbindung mit seiner SS-Dienststelle.
(Prien, JG 77 - I, S. 209, 223)
Verluste 13.5.1940
Hauptmann Reinhard Heydrich, Stab II./JG 77, Grund: beim Start ausgebrochen, Flugplatz Stavanger-Sola, Beschädigung 90%, Bf 109 E-1.
Von "Abschuss" und "hinter feindlichen Linien" keine Spur.
Das Verlangen Himmlers nach "täglicher Meldung" kann man wohl höchstwahrscheinlich mit dem Startunfall in Zusammenhang bringen.
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