Alteuropäische Kultur

Versuch es doch mal mit der Aunjetitzer Kultur, die reichen Hügelgräber sind schon ein Anzeichen von gehobener Position.

Mir ist schon klar das du auf die Gräber von Leubingen und Helmsdorf hinaus willst, m.M.n. muss man diese außerordentlichen Bestattungen nicht gleich mit einem möglichen Adel verbunden sein.

Eine andere Deutung wäre z.B. diese Personen mit dem Wissen und der Kenntnis der Metallurgie zu verbinden, dann wäre eine Deutung m.M.n. eher im sakralen Bereich zu sehen.
Einige Funde aus dem Grabhügel von Leubingen deuten auf diese Funktion hin, u.A.
und Werkzeugen (zwei Knickwandmeißeln, zwei Randleistenmeißeln, ein Schuhleistenkeil aus Serpentin, ein Wetzstein),
Wiki.

Die Annahme das es sich dabei um Fürsten handelt, wird ja zumeist aus dem Vergleich mit den Mittelmeerkulturen (Mykene z.B.) gewonnen.
Ob sich das ganze so einfach vergleichen lässt, darf doch hinterfragt werden.

Außer den zwei "fürstlichen" Bestattungen sind in dem ganzen Verbreitungsgebiet und dem betrachtetem Zeitraum keine weiteren bekannt, merkwürdig wenn es sich um eine geschichtete Gesellschaft gehandelt haben könnte, würde ich doch über den Zeitraum einige weitere "fürstlichen" Bestattungen erwarten.
 
Die ältesten bekannten schriftlichen Zeugnisse stammen tatsächlich aus Europa, nämlich aus der Zeit der Donau-Zivilisation und werden auf das Jahr 5300 v. Chr. datiert. Ob die Schrift der Donauzivilisation die Schriftentwicklung in Mesopotamien beeinflusste, entzieht sich aber meiner Kenntnis.

So lange niemand den Nachweis erbringt, dass es sich hier tatsächlich um eine Schrift handelt, sind die Darstellungen auf der neolithischen Keramik als dekorativer Schmuck zu interpretieren. Die Behauptung, es handele sich um eine Schrift, ist jedenfalls überaus umstritten und wird von der Forschung ganz überwiegend abgelehnt,

Die Hypothese von einer Schrift, die die jungsteinzeitlichen europäischen Kulturen verwendet haben sollen, stammt ursprünglich von der litauisch-amerikanischen Archäologin Marija Gimbutas. Sie erwähnt das erstmals 1991 in ihrer Publikation "The Civilization of the Goddess" (deutsche Ausgabe 1996 unter dem Titel "Die Zivilisation der Göttin"). Es bleibt allerdings bei der Behauptung, denn ein wissenschaftlicher Nachweis, geschweige denn eine Entzifferung der angeblichen "Schrift", ist bis heute nicht gelungen. Und wer sich die Symbole anschaut, wird in der Tat ernsthafte Zweifel an der Schrift-Hypothese haben.
 
Habe einen Verwandten der im serbischen Kultusministerium arbeitet und der auch für Vinca zuständig ist.

Er hat mir gesagt, dass er noch immer nicht glauben kann wie Vinca von allen möglichen wörtlich "Spinnern" benutzt wird um irgendwelche Theorien zu verbreiten.

Er selbst hält die Zeichen für keine Schrift.
 
So lange niemand den Nachweis erbringt, dass es sich hier tatsächlich um eine Schrift handelt, sind die Darstellungen auf der neolithischen Keramik als dekorativer Schmuck zu interpretieren. Die Behauptung, es handele sich um eine Schrift, ist jedenfalls überaus umstritten und wird von der Forschung ganz überwiegend abgelehnt,

Die Hypothese von einer Schrift, die die jungsteinzeitlichen europäischen Kulturen verwendet haben sollen, stammt ursprünglich von der litauisch-amerikanischen Archäologin Marija Gimbutas. Sie erwähnt das erstmals 1991 in ihrer Publikation "The Civilization of the Goddess" (deutsche Ausgabe 1996 unter dem Titel "Die Zivilisation der Göttin"). Es bleibt allerdings bei der Behauptung, denn ein wissenschaftlicher Nachweis, geschweige denn eine Entzifferung der angeblichen "Schrift", ist bis heute nicht gelungen. Und wer sich die Symbole anschaut, wird in der Tat ernsthafte Zweifel an der Schrift-Hypothese haben.

Harald Haarmann, der ja nicht irgendwer ist, bezeichnet diese Schrift aber ausdrücklich als solche:

»Zeiträume der Vorgeschichte Europas, die mittels der C14-Mehode auf wenige Jahrhunderte zusammengedrängt erschienen, erweitern sich auf mehrere Jahrtausende. Aufgrund der neuen Datierung werden auch die archäologischen Funde in eine neue Kulturchronologie gestellt, darunter alte Schriftzeugnisse der Donauzivilisation, deren Datierung bis vor kurzem verzerrt war. Die ältesten Schriftdokumente stammen aus der Zeit um 5300 v. Chr., sind also wesentlich älter als die ältesten Funde Mesopotamiens. « (Haarmann, Harald: Geschichte der Schrift, 2009, S. 8f.)


Wieso tut er das, wenn angeblich unbewiesen ist, ob es sich der alteuropäischen Schrift überhaupt um ein Schriftsystem handelt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Harald Haarmann, der ja nicht irgendwer ist, bezeichnet diese Schrift aber ausdrücklich als solche:

»Zeiträume der Vorgeschichte Europas, die mittels der C14-Mehode auf wenige Jahrhunderte zusammengedrängt erschienen, erweitern sich auf mehrere Jahrtausende. Aufgrund der neuen Datierung werden auch die archäologischen Funde in eine neue Kulturchronologie gestellt, darunter alte Schriftzeugnisse der Donauzivilisation, deren Datierung bis vor kurzem verzerrt war. Die ältesten Schriftdokumente stammen aus der Zeit um 5300 v. Chr., sind also wesentlich älter als die ältesten Funde Mesopotamiens. « (Haarmann, Harald: Geschichte der Schrift, 2009, S. 8f.)


Wieso tut er das, wenn angeblich unbewiesen ist, ob es sich der alteuropäischen Schrift überhaupt um ein Schriftsystem handelt?
Gute Frage, aber wenn die C14 Methode 1000 vor Christus ergibt, kanns zwar 500 oder 1500 aber nie 5300 sein!!!
 
So lange niemand den Nachweis erbringt, dass es sich hier tatsächlich um eine Schrift handelt, sind die Darstellungen auf der neolithischen Keramik als dekorativer Schmuck zu interpretieren. Die Behauptung, es handele sich um eine Schrift, ist jedenfalls überaus umstritten und wird von der Forschung ganz überwiegend abgelehnt,

Die Hypothese von einer Schrift, die die jungsteinzeitlichen europäischen Kulturen verwendet haben sollen, stammt ursprünglich von der litauisch-amerikanischen Archäologin Marija Gimbutas. Sie erwähnt das erstmals 1991 in ihrer Publikation "The Civilization of the Goddess" (deutsche Ausgabe 1996 unter dem Titel "Die Zivilisation der Göttin"). Es bleibt allerdings bei der Behauptung, denn ein wissenschaftlicher Nachweis, geschweige denn eine Entzifferung der angeblichen "Schrift", ist bis heute nicht gelungen. Und wer sich die Symbole anschaut, wird in der Tat ernsthafte Zweifel an der Schrift-Hypothese haben.

Lieber Dieter, mir ist das zu kategorisch ausgedrückt!

Haarmann argumentiert vor allem aufgrund der Übernahme bestimmter Symbole in spätere Schriftsysteme.

Mich würde denn schon einmal interessieren, ob du auch die Linear-A-Schrift so kategorisch als Nicht-Schrift bezeichnen würdest, weil sie ja noch nicht entziffert ist?

Da war doch noch etwas: Du sagst, daß die Schrifthypothese in Fachkreisen auf überwiegende Ablehnung gestoßen sei. Hast du das in bezug auf die angebliche Thesenvariate von Gimbutas erfahren oder kennst du zufällig auch einschlägige Kritik an Haarmann?
 
Zuletzt bearbeitet:
Harald Haarmann, der ja nicht irgendwer ist, bezeichnet diese Schrift aber ausdrücklich als solche:

»Zeiträume der Vorgeschichte Europas, die mittels der C14-Mehode auf wenige Jahrhunderte zusammengedrängt erschienen, erweitern sich auf mehrere Jahrtausende. Aufgrund der neuen Datierung werden auch die archäologischen Funde in eine neue Kulturchronologie gestellt, darunter alte Schriftzeugnisse der Donauzivilisation, deren Datierung bis vor kurzem verzerrt war. Die ältesten Schriftdokumente stammen aus der Zeit um 5300 v. Chr., sind also wesentlich älter als die ältesten Funde Mesopotamiens. « (Haarmann, Harald: Geschichte der Schrift, 2009, S. 8f.)


Wieso tut er das, wenn angeblich unbewiesen ist, ob es sich der alteuropäischen Schrift überhaupt um ein Schriftsystem handelt?

Ich muß zugeben, ich fand das Lesen von Haarmanns Büchern sehr spannend und lehrreich; in Gegensatz zu Dieter denke ich denn auch, daß er durchaus argumentatives Material vorlegt für seine Hypothese, wobei mich stutzig macht, daß er bezüglich der Schrifthypothese gerade nicht auf Gimbutas verweist, so daß ich beim Lesen annahm, daß sie sie originär auch von ihm stammt.
Und warum er das behauptet? Ich denke, weil er die verschiedenen Symbole einzeln klassifiziert hat oder klassifizieren hat lassen und eben mit der Linear-A verglichen hat; ich würde also sagen: nur unter der Vorraussetzung, daß es sich beim "Vergleichsobjekt" um ein Schriftsystem handelt, liegt dann der Verdacht nahe, daß es sich bei den donauländischen Symbole auch um ein Schriftsystem handelt.
 
Schriften bilden wiederkehrende Muster, egal, ob ein Graphem ein Phonem, ein Morphem, eine Silbe oder ein ganzes Wort abbildet. Wenn ich recht informiert bin, fehlen diese wiederkehrenden Muster, weshalb die Vinča-Zeichen eben offensichtlich keine Schrift sind, vielleicht handelt es sich um (sinnfreie) Verzierungen, vielleicht um Herstellermarken.
 
Haarmann argumentiert vor allem aufgrund der Übernahme bestimmter Symbole in spätere Schriftsysteme.

Ich habe Haarmanns Publikationen hier stehen und kenne seine Schrifthypothese hinsichtlich von Vinca. Das ändert nichts daran, dass es sich um eine bloße Spekulation handelt, die von der Forschung mehrheitlich abgelehnt wird. Warum das so ist, hat El Quijote oben erläutert.

Mich würde denn schon einmal interessieren, ob du auch die Linear-A-Schrift so kategorisch als Nicht-Schrift bezeichnen würdest, weil sie ja noch nicht entziffert ist?

Die Forschung ist sich völlig einig darin, dass es sich bei der minoischen Linear A selbstverständlich um eine Schrift handelt:

Bekannt sind etwa 70 Silbenzeichen, 100 Zeichen mit Wortbedeutung, die teilweise mit Silbenzeichen kombiniert und dadurch näher bestimmt wurden, sowie diverse Zahlzeichen.
Obwohl die der Schrift zugrundeliegende Minoische Sprache unbekannt ist und bisher keiner bekannten Sprachfamilie zugeordnet werden konnte, lässt sich der Lautwert vieler Silbenzeichen durch Vergleiche mit der Linearschrift B mehr oder weniger erschließen.
Die große Zahl von logographischen Zeichen ermöglicht die inhaltliche Erschließung aufgefundener Texte. Es wird angenommen, dass die auf Tontäfelchen eingeritzten Notizen häufig der Verwaltung dienten, so dass ihre Entzifferung vor allem Rückschlüsse auf wirtschaftliche Verhältnisse der Epoche ermöglichen würde. Die meisten Texte sind offenbar Listen, bei einzelnen, die die sog. Libationsformel enthalten, handelt es sich vermutlich um Dedikationsinschriften; längere Texte fehlen ganz.

Problematisch ist wie bei der Entzifferung des Etruskischen, dass es sich fast ausschließlich um kurze Texte mit immer wiederkehrenden starren Formulierungen handelt, wie das - im Falle der Linear A - bei einer Tempelbuchhaltung z.B. im Palast von Knossos üblich war.
 
»Zeiträume der Vorgeschichte Europas, die mittels der C14-Mehode auf wenige Jahrhunderte zusammengedrängt erschienen, erweitern sich auf mehrere Jahrtausende. Aufgrund der neuen Datierung werden auch die archäologischen Funde in eine neue Kulturchronologie gestellt, darunter alte Schriftzeugnisse der Donauzivilisation, deren Datierung bis vor kurzem verzerrt war. Die ältesten Schriftdokumente stammen aus der Zeit um 5300 v. Chr., sind also wesentlich älter als die ältesten Funde Mesopotamiens. « (Haarmann, Harald: Geschichte der Schrift, 2009, S. 8f.)

Welche neue Datierungsmethode wurde den angewendet?
 
Aus welchem Hut zauberst du nur diese Zahlen (1000, 5000, 1500)?
Kein Hut sondern Beispiel. Wenn bisher 1600 vor Chr datiert wurde mit der C14 Methode und das hoffentlich mehrfach, dann ist 5300 a.Chr. wenig glaubhaft. +/-500 Jahre lasse ich als Fehler gelten. Mehrfach + 4000 zeigt, das die neue Methode doch bitte überprüft wird.
Denn die alte Radiocarbonmethode hat über die Jahre mehrfach einem Abgleich mit der Dendrochronologie und Messungen an Gletschern standgehalten.
 
Ich glaube, da hat Haarmann missverständlich geschrieben oder ist missverständlich zitiert worden. Der bezog sich nämlich weniger auf die C14-Datierung etwa der Vinča-Kultur, sondern vielmehr darauf, dass man die Geschichte der Schrift statt mit den Sumerern um 3000 mit der Vinča-Kultur um 5300 beginnen lassen müsse. Haarmann erweitert also nicht die Vinča-Kultur "um mehrere Jahrtausende" sondern die Geschichte der Schrift um etwa anderthalb Jahrtausende. Was ich davon halte, habe ich ja schon gesagt: Solange sich keine wiederkehrenden Muster finden, solange kann man auch nicht davon ausgehen, dass hier eine grammatische Struktur (Sätze) abgebildet wird und solange kann man eben auch nicht von Schrift sprechen.
 
Hier geht Harald Haarmann noch genauer auf die alteuropäische Schrift ein:


»Die traditionsreiche Lehrmeinung, wonach die Schrift um 3200 v. Chr. von den Sumerern erfunden worden sei, hält sich hartnäckig bis heute, obwohl in Ägypten inzwischen Schriftfunde gemacht worden sind, die noch älter sind. […] Aber auch diese Lehrmeinung trifft nicht mehr zu, seit die alten Kulturschichten Südosteuropas mit Hilfe der Dendrochronogie neu datiert worden sind. Zeiträume, die nach einfachen Radiokarbonmessungen (C 14-Datierung) nur wenige Jahrhunderte umfassten, weiten sich jetzt auf Jahrtausende aus. Der Zeitrahmen der neuen Kulturchronologie bietet so manche Überraschung, wozu auch eine der großen Sensationen der Schriftgeschichte gehört. Die ältesten Schriftfunde der Welt stammen aus dem Gebiet der Donauzivilisation (Abb. 9). Angesichts der erstaunlichen Kulturleistungen der Donauzivilisation und ihres Reichtums an visuellen Motiven kann es nicht verwundern, dass dort auch schon früh Schrift in Gebrauch war, also jene Technologie, durch die sich jede Hochkultur auszeichnet. Unter den zahlreichen Fundstücken sind solche, die eine eigene Gruppe bilden. Diese Gegenstände fallen dadurch auf, dass sich auf ihnen Sequenzen eingeritzter Zeichen befinden. Die Art und Weise, wie Beschriftungen auf den Statuetten platziert sind, unterscheidet sich deutlich von der Anordnung der Ornamente oder dekorativen Motive. Der ornamentale Dekor der Statuetten wird von einer rigiden Symmetrie dominiert, wohingegen die Platzierung von Schriftzeichen zum Ausdruck von Wortketten keinem symmetrischen Prinzip unterliegt. Die Zeichenfolge ist am Inhalt der Mitteilung orientiert, nicht an den Normen einer ästhetischen Symmetrie von Motiven im Schmuckdekor. […] Schrift war vor den Klimaschwankungen des 7. und 6. Jahrtausends v. Chr. nicht gebräuchlich. Allerdings sind die mit Ritzzeichen versehenen Objekte der Donauzivilisation nach der neuen Kulturchronologie viel älter als bisher angenommen. Die ältesten Objekte stammen aus der Periode zwischen 5500 und 5000 v. Chr., aus einer Zeit also, als es die sumerische Zivilisation noch gar nicht gab. […] Forscher, die sich intensiv mit den Fundstücken befasst haben, sind sich einig, dass es sich bei den Zeichen weder um dekorative Motive noch um magische Symbole handelt. In ihrer Vielfalt weichen diese außerdem von den religiösen Grundsymbolen Alteuropas ab, so dass als Identifizierung dieser Zeichengruppen nur eine alternative Deutung bleibt: es handelt sich um Schrift. Dies bedeutet, dass die Anfänge der Schriftgeschichte weit zurückverlegt werden müssen. Die alteuropäische Schrift ist rund zweitausend Jahre älter als die sumerische. […] Die Existenz von Schrift in Alteuropa wird heute nicht mehr prinzipiell in Frage gestellt. Bis in die 1980er Jahren jedoch kamen gewisse Berührungsängste darin zum Ausdruck, dass die Skeptiker in der Schriftforschung, also antieuropäische 'Schrift' im Deutschen Balkan 'scriptt' im Englischen und 'écriture' néolithique im Französischen. Inzwischen nimmt die Zahl der Befürworter beständig zu, und eine Schreibung ohne Anführungszeichen setzt sich immer mehr durch. […] Was die Forscher beeindruckt, aber zu falschen Schlussfolgerungen verleitet hat, sind auffällige Parallelen zum Zeichensatz der altsumerischen Piktographie, also desjenigen Schriftsystems, dass bei den Sumerern vor der Entwicklung der Keilschrift im Gebraucht war. […] Es sind inzwischen mehr als 230 Einzelzeichen als Inventar der antieuropäischen Schrift identifiziert worden.« (Haarmann, Harald: Geschichte der Sintflut. Auf den Spuren der frühen Zivilisation, 2005, S. 95ff.)


Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es sich bei der antieuropäischen Schrift wirklich um ein Schriftsystem handelt. Nur die Entzifferung ist bisher nicht gelungen.
 
Hier geht Harald Haarmann noch genauer auf die alteuropäische Schrift ein:


»Die traditionsreiche Lehrmeinung, wonach die Schrift um 3200 v. Chr. von den Sumerern erfunden worden sei, hält sich hartnäckig bis heute, obwohl in Ägypten inzwischen Schriftfunde gemacht worden sind, die noch älter sind. […] Aber auch diese Lehrmeinung trifft nicht mehr zu, seit die alten Kulturschichten Südosteuropas mit Hilfe der Dendrochronogie neu datiert worden sind. Zeiträume, die nach einfachen Radiokarbonmessungen (C 14-Datierung) nur wenige Jahrhunderte umfassten, weiten sich jetzt auf Jahrtausende aus. Der Zeitrahmen der neuen Kulturchronologie bietet so manche Überraschung, wozu auch eine der großen Sensationen der Schriftgeschichte gehört. Die ältesten Schriftfunde der Welt stammen aus dem Gebiet der Donauzivilisation (Abb. 9). Angesichts der erstaunlichen Kulturleistungen der Donauzivilisation und ihres Reichtums an visuellen Motiven kann es nicht verwundern, dass dort auch schon früh Schrift in Gebrauch war, also jene Technologie, durch die sich jede Hochkultur auszeichnet. Unter den zahlreichen Fundstücken sind solche, die eine eigene Gruppe bilden. Diese Gegenstände fallen dadurch auf, dass sich auf ihnen Sequenzen eingeritzter Zeichen befinden. Die Art und Weise, wie Beschriftungen auf den Statuetten platziert sind, unterscheidet sich deutlich von der Anordnung der Ornamente oder dekorativen Motive. Der ornamentale Dekor der Statuetten wird von einer rigiden Symmetrie dominiert, wohingegen die Platzierung von Schriftzeichen zum Ausdruck von Wortketten keinem symmetrischen Prinzip unterliegt. Die Zeichenfolge ist am Inhalt der Mitteilung orientiert, nicht an den Normen einer ästhetischen Symmetrie von Motiven im Schmuckdekor. […] Schrift war vor den Klimaschwankungen des 7. und 6. Jahrtausends v. Chr. nicht gebräuchlich. Allerdings sind die mit Ritzzeichen versehenen Objekte der Donauzivilisation nach der neuen Kulturchronologie viel älter als bisher angenommen. Die ältesten Objekte stammen aus der Periode zwischen 5500 und 5000 v. Chr., aus einer Zeit also, als es die sumerische Zivilisation noch gar nicht gab. […] Forscher, die sich intensiv mit den Fundstücken befasst haben, sind sich einig, dass es sich bei den Zeichen weder um dekorative Motive noch um magische Symbole handelt. In ihrer Vielfalt weichen diese außerdem von den religiösen Grundsymbolen Alteuropas ab, so dass als Identifizierung dieser Zeichengruppen nur eine alternative Deutung bleibt: es handelt sich um Schrift. Dies bedeutet, dass die Anfänge der Schriftgeschichte weit zurückverlegt werden müssen. Die alteuropäische Schrift ist rund zweitausend Jahre älter als die sumerische. […] Die Existenz von Schrift in Alteuropa wird heute nicht mehr prinzipiell in Frage gestellt. Bis in die 1980er Jahren jedoch kamen gewisse Berührungsängste darin zum Ausdruck, dass die Skeptiker in der Schriftforschung, also antieuropäische 'Schrift' im Deutschen Balkan 'scriptt' im Englischen und 'écriture' néolithique im Französischen. Inzwischen nimmt die Zahl der Befürworter beständig zu, und eine Schreibung ohne Anführungszeichen setzt sich immer mehr durch. […] Was die Forscher beeindruckt, aber zu falschen Schlussfolgerungen verleitet hat, sind auffällige Parallelen zum Zeichensatz der altsumerischen Piktographie, also desjenigen Schriftsystems, dass bei den Sumerern vor der Entwicklung der Keilschrift im Gebraucht war. […] Es sind inzwischen mehr als 230 Einzelzeichen als Inventar der antieuropäischen Schrift identifiziert worden.« (Haarmann, Harald: Geschichte der Sintflut. Auf den Spuren der frühen Zivilisation, 2005, S. 95ff.)


Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es sich bei der antieuropäischen Schrift wirklich um ein Schriftsystem handelt. Nur die Entzifferung ist bisher nicht gelungen.

Ich bleibe skeptisch. Gerade der Umstand, dass Haarmann von 230 Einzelzeichen berichtet, aber nichts von grammatischen Strukturen - denn Schrift bildet Sprache ab und Sprache ist nun einmal grammatisch - lässt mich an der Richtigkeit seiner Worte zweifeln. Und wer genau sind die "Forscher, die sich intensiv mit den Fundstücken befasst haben"?
 
Hier geht Harald Haarmann noch genauer auf die alteuropäische Schrift ein:

Abgesehen von Herrn Haarmann und Marija Gimbutas glaubt das niemand. Das äüßerste ist diese Hypothese:

Es ist daher eher anzunehmen, dass die Vinča-Zeichen eine Art Vorläufer-Schrift darstellt, d. h. dass sie eine Botschaft enthielten, aber noch keine Sprache beschrieben oder abbildeten.

Vin?a-Zeichen ? Wikipedia

Ich halte auch das für unwahrscheinlich und glaube höchstens an Symbolzeichen, nicht aber an eine Schrift.
 
Abgesehen von Herrn Haarmann und Marija Gimbutas glaubt das niemand. Das äüßerste ist diese Hypothese:



Vin?a-Zeichen ? Wikipedia

Ich halte auch das für unwahrscheinlich und glaube höchstens an Symbolzeichen, nicht aber an eine Schrift.


Kennst du denn einen vergleichbaren Autor, der anderer Ansicht ist? Harald Haarmann hat immerhin ein Standardwerk zur Schriftgeschichte geschrieben. Mit Wikipedia kann man nicht Harald Haarmann widerlegen.
 
Ich kenne von Haarmann jetzt nur die hier angeführten Zitate und möchte mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber was mir bei Haarmanns Darstellungen fehlt, das sind die stichhaltigen Argumente pro Schrift. Bisher lese ich nur Behauptungen. Es verlangt ja auch niemand, dass Haarmann das Rad neu erfindet, also einen schon geführten Beweis neu führt, aber er könnte immerhin darauf hinwiesen, welcher Forscher den Beweis geführt haben soll.
 
Zurück
Oben