Nachdem die Aktivität der Marineleitung korrekt in den Zusammenbruch des Kaiserreichs eingeordnet ist, noch der Verweis auf den vorletzten und den letzten Akt auf die Planungen zu einer finalen "Ausfahrt".
Der Widerstand der Matrosen gegen die selbstmörderischen Pläne der SKL führte zur Absage des O-Plans. Um eine Schadensbegrenzung vorzunehmen und lästigen Nachfragen zuvorzukommen, verfaßte Hipper noch am 30. Oktober 1918 einen Aufruf an die Besatzungen, in: "...dem jede Angriffsabsicht geleugnet und die Pflicht zur Verteidigung der bedrohten Seegrenzen in den Vordergund gestellt wurde. Die Offiziere suchten demnach nicht den Kampf gegen die feindliche Übermacht, sie ersehnten vielmehr den Frieden ebenso wie die Mannschaften." (Deist, S. 208)
Und in der Folge wurde diese leicht zynische Formulierung noch getoppt, indem man nach dem Scheitern der Planungen, sich der Rückendeckung durch Kaiser und Regierung für die "Verteidigung der bedrohten Seegrenzen versicherte. Und." Die Regierung, der man bisher mit Mißtrauen, ja Verachtung begegenet war, deren Repräsentanten, den Vizekanzler v. Payer, Levetzow [ein zentraler Protagonist der Marineplanungen] noch vor wenigen Tagen als einen "kleinen jämmerlichen Parteigänger ohne Sinn und Verstand für nationale Würde und Ehre" bezeichnet hatte, sollten nun gezwungen werden, die Konsequenzen einer ihr verheimlichten, verfehlten und gescheiterten Aktion zu tragen." (Deist, S. 209)
Ein Vorgehen, das im Stil an das von Ludendorff und Hindenburg erinnert.
In den ersten Jahren nach dem Krieg konnte die Marine verhindern, dass die Planungen bekannt wurden und den Neuaufbau der Marine empfindlich gestört hätten.
Das volle Ausmaß der Planungen wurde den Politikern erst bewußt, nachdem Dittmann - im Auftrag des Reichstags, im Rahmen der parlamentarischen Aufarbeitung des WW1, die entsprechenden Planungen als Bericht dem Reichstag vorlegte.
Aus der heutigen Sicht ist es erstaunlich, dass das Verhalten der SKL zu keinerlei nachträglichen Konsequenzen für die Protagonisten geführt hat.
Und es ist auffallend, dass der Narrativ lange Zeit das regierungskonforme Verhalten der Matrosen stärker stigmatisiert hatte, als Novemberverbrecher oder als Meuterer etc., wie die Admiralsrevolte gegen die Regierung im Fokus der Wahrnehmung stand.
Deist, Wilhelm (2009): Militär, Staat und Gesellschaft. Studien zur preußisch-deutschen Militärgeschichte. München: Oldenbourg
Dittmann, Wilhelm (1926): Die Marine-Justizmorde von 1917 und die Admirals-Rebellion von 1918: J.H.W. Dietz Nachf. Online verfügbar unter
Die Marine-Justizmorde von 1917 .