Halten wir also fest: Unlust und Desinteresse.
Für mich, wäre ich Regisseur, wäre das aber doch weniger ein Grund einen schlechten, langweiligen oder laienhaft wirkenden Film zu machen, sondern ich würde darum eher garkeinen machen.:grübel:
Wie sieht das Ausland den deutschen Historienfilm oder belächelt man den nur oder nimmt man ihn nicht wahr?
Ich bin hier noch über keinen deutschen Historienfilm gestolpert, abgesehen von "Der Untergang", "Das Boot" und "Das Parfüm". Das deutsche Gegenwartskino kriegt man hin und wieder mal mit, aber ansonsten nichts, also herrscht auch keine mir bekannte Meinung über den deutschen historischen Film vor.
Aber ich habe mich mal ein bisschen über historische Filme kundig gemacht und bin dabei zu "The Historical Film: History and Memory in Media" (2001) gekommen. Da schreibt Maria Wyke, an Eric Hobsbawm angelehnt über historische Filme, daß sie einen Fortbestand/Stetigkeit einer geeigneten Vergangenheit mit der Gegenwart darstellen (2001:125). Dafür ist der Film "Der Patriot" ja ein schönes Beispiel, wo dann die Vergangenheit abgeändert wird und auch frei mit ihr umgegangen wird um eine Vergangenheit zu schaffen, die in die Gegenwart hineinpasst und zu der man sich bekennen kann.
Wyke zitiert Kracauer, der Filme als Coproduktion von Machern und Publikum betrachtet, da sich jeder Film an ein bestimmtes Publikum wendet dessen Erwartungen und Vorstellungen erfüllt werden müssen. Daraus entsteht für die Filmemacher der Anspruch den Werten und Idealen des Publikums entsprechen zu müssen, so das Filme zum Spiegelbild der nationalen Mentalität werden (2001:132). Damit würde dann ein Film wie der schauderliche "Trenck" mehr über das deutsche Publikum in der Gegenwart aussagen, als über die tatsächliche Vergangenheit, und wäre demzufolge fast als der unbeholfene und verfilmte Versuch eine passende deutsche Geschichte für die Gegengwart zu finden zu betrachten. :grübel:
Kaes (2001:174) beschreibt die deutsche Vergangenheit als "ein unerwünschtes Erbe". Er befasst sich in erster Linie mit den Filmen Fassbinders, vor allem mit der "Ehe der Maria Braun", als Kritik am Staat und dem Versuch die Kontinuität der Geschichte darzustellen (2001:178). In diesem Falle eine unangenehme Kontinuität, die aber sehr wohl zur deutschen Vergangenheitsbewältigung passt. Die Vergangenheit wird hier zur Bürde, die jedoch wieder in das Schema der nationalen Mentalität passt, welche in Fassbinders Gegenwart bei "deutscher Vergangenheit" in erster Linie an das dritte Reich denkt und die kollektive Schuld, die es noch zu bewältigen gilt.
Vielleicht also könnte man beim momentanen deutschen Historienfilm mutmaßen, daß Macher und Publikum auf der Suche nach einer geeigneten Vergangenheit sind, nachdem "die" Vergangenheit bewältigt zu sein scheint, und sich diese Suche recht zaghaft bewegt und unbeholfen vorangeht. In Amerika und in GB ist das ja weniger ein Problem, da die jeweiligen nationalen Vergangenheiten nicht im gleichen Maße belastet sind. Also vielleicht ist der fürchterliche "Trenck" der Spiegel der deutschen Mentalität im Bezug auf die Geschichte.
Oder vielleicht ist er einfach nur grottenschlecht, total überanalysiert und die deutsche historische Filmindustrie sollte in Nachhilfe gehen. :S
Quelle: M. Landy (2001) The Historical Film: History and Memory in Media, The Athlone Press: London