Eigentlich OT, aber ein Kampagnenaspekt rund um das Thema Festung.
Nein, mein Einwand - und auch das Zitat - bezog sich auf den Fakt, dass ein solch großer Truppenkörper mit den Mitteln der Zeit nicht zu versorgen war.
Das ist logistisch vermutlich eine Frage von Ort und Zeit, Vorbereitungen und "Festen Plätzen" - weshalb ich die Unversorgbarkeit der großen Massierung unter dem Aspekt der Festungsdiskussion einmal etwas anders betrachten möchte.
Bei dem kalkulierten 60-Tage-Feldzug benötigte Napoleon rund 18.000 Tonnen, theoretisch beim Erreichen von Moskau weitere 200-300 Tonnen am Tag. Problematisch war hier das "Überspringen" der wirtschaftlich schwachen, bevölkerungsarmen Regionen in Litauen und Weißrussland. VanCrefeld (ähnlich Bennett, The Grand Failure - How Logistics of Supply defeated Napoleon in 1812) spekuliert, dass es gerade Teil des Vabanque-Spieles war, die stärkere Region um Moskau mit einem Vielfachen an Bevölkerung zu erreichen und somit den "Sprung" zu wagen.
Dabei fehlten die abgesicherten "Festen Plätze"/Festungen der Versorgungskette hinter dem Sprungbrett Danzig, Glogau, Küstrin, Stettin und Magdeburg. Schon ab hier waren Transportketten zB nach Ostpreußen, und durch Polen notwendig, die rd. 18000 to. Ladevolumen aufweisen mussten.
Logischerweise waren Wilna/Grodno Vormarschziele, weil hier Durchgangspunkte/Feste Plätze für die Versorgungskette aufgebaut werden mussten. Insoweit reichte auch die mitgeführte Versorgung, sie reichte sogar bis Witebsk in der Düna/Dnjepr-Landbrücke auf dem Weg nach Moskau, quasi hinter dem "Ödland".
Das dürfte (rein) logistisch der Entscheidungspunkt des Feldzuges gewesen sein. Theoretisch - alle anderen, internationalen Faktoren außer Acht gelassen - hätte sich Napoleon mit 200.000 Mann auf eine "Festung Witebsk" (evt. kombiniert mit Orsha oder gar Smolensk) stützen können, wenn diese ausreichend Versorgungszufluss gehabt hätte (was wohl logistisch machbar war, hunderte Kilometer vor die ursprünglich versorgenden Festungen vorgeschoben, mit den Zwischengliedern Wilna/Grodno). Der Feldzug wäre dann zwingend aus logistischen Gründen "zweizügig" bzw. zweijährig ausgefallen, wogegen natürlich wieder andere, nichtlogistische Gründe sprechen.
Stattdessen, und
ohne abstützende, versorgende, aufgefüllte, nachgeführte Festungskette, und daher mit überdehnten Versorgungslinien, wagte Napoleon nach Durchquerung des "logistischen Ödlands" und vermutlich auf die besseren Versorgungsmöglichkeiten um Moskau spekulierend, den Sprung.
Sorry für das OT, erschien mir nur ein interessanter Randaspekt zur Logistik zu sein, um die Versorgungs- und Abstützungswirkung von Festungen für Kampagnen zu plakatieren.:winke: