Begriff Angel-Sachsen

Um zwischendurch mal wieder auf die Angeln zu kommen:

Daraus resultiere ich, dass im Bewusstsein des Schreibers des Widsith das Volk der Angeln an der Eider gesiedelt hat.
Nein, der Schreiber kannte offensichtlich die Eider nicht. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, dass das ein Flussname ist. Er schreibt ja "Fifeldor" - so hat die Eider nie geheißen.
 
Sicheren Nachweis für "Sueben" haben wir also ausschließlich aus Schleswig-Holstein, unweit von einer Gegend, die heute noch den Namen der Angeln trägt.

Gleich darunter fügst du an:
Bei dieser Gelegenheit fällt mir der Widsith ein, da wird eine Grenze zwischen Angeln und Sueben festgelegt:
Mir sieht es danach aus, als ob Du mir zeigen wolltest, dass Sueben in S-Holstein erwähnt werden und sie auch dort hätten siedeln können. Ob Eider hin oder her.
Nein, der Schreiber kannte offensichtlich die Eider nicht. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, dass das ein Flussname ist.
Woher weißt du das denn?
 
Wiki zitiert Cassius Dio damit, dass auch " „viele andere Anspruch auf die Bezeichnung ‚Sueben' erheben“. Es scheint sich also um eine prestigeträchtige Bezeichnung zu handeln, mit der Krieger gerne Bedacht werden wollten. Die griechisch/römischen Autoren konnten mit dem Konzept offenbar wenig anfangen und definieren ihn willkürlich als Oberbegriff für andere Gruppierungen, allerdings sind sie sich uneins für welche. Klassisches Kästchendenken.
Ich habe dem nie widersprochen. Ich äußere Vermutungen, die nicht ich in die Welt gesetzt habe, sondern von Menschen erarbeitet wurden, die vielen Historiker und Archäologen, die sehr viel geleistet haben und auch belegen können. Denen gegenüber ist ja auch meine eher unbeholfene und laienhafte Erklärung dieser Theorien keine Hilfe. Ich halte es für plausibel und andere Erklärungen für diese Funde, die nun einmal gemacht worden sind haben nicht annähernd so viel Hand und Fuß, wie die Elbgermanen-Sueben-These. Dabei kann ich das dann auch belassen, ich habe meine Standpunkte ja klar gemacht.
 
Ich habe dem nie widersprochen. Ich äußere Vermutungen, die nicht ich in die Welt gesetzt habe, sondern von Menschen erarbeitet wurden, die vielen Historiker und Archäologen.
Dann mal Butter bei die Fische:
Welche Historiker und Archäologen plädieren für eine Gleichsetzung von Sueben und Elbgermanen?
 
Dass sich solche Sagen und Legenden wie Widsith ...
Der Widsith ist keine Sage, sondern ein Gedicht. Der Verfasser gehört zum Kreis der professionellen höfischen Dichter/Sänger, wie auch der Verfasser des Deor:

Das kann ich über mich selbst sagen,
daß ich einstmals der Sänger der Heodeninge war,
dem Herrn teuer; Deor (=lieb, teuer) war mein Name.
Ich besaß viele Winter eine gute Stellung,
einen holden Herrn, bis jetzt Heorrenda,
ein liedkundiger Mann, das Landrecht empfing...
http://wwwalt.phil-fak.uni-duesseldorf.de/anglist1/VL06_Deor.pdf

Natürlich hatten diese Leute den ganzen Stoff drauf, nicht nur die Heldenfiguren aus Dänemark und Skandinavien, sondern auch die Gotenkönige Ermanarich (Eormanric im Deor und Widsith) und Theoderich, außerdem Gunther von Burgund, Walther von Aquitanien, Attila den Hunnenkönig, Wieland den Schmied usw.

Deor:

We geascodan Eormanrices
wylfenne geþoht; ahte wide folc
Gotena rices; þæt wæs grim cyning.

Wir hörten von Eormanrics wölfischen Gedanken;
er besaß (= beherrschte) viel Kriegsvolk
im Reich der Goten; das war ein grimmer König.

Und der Widsith startet gleich mit einem Besuch des Dichters am Hof des Gotenkönigs Ermanarich:

... He mid Ealhhilde,
fælre freoþuwebban, forman siþe
Hreðcyninges ham gesohte
eastan of Ongle, Eormanrices,
wraþes wærlogan. Ongon þa worn sprecan...

... Und mit Ealhhild,
der schönen Friedensweberin, hat er zum ersten Male
des Gotenkönigs Heim besucht
von Osten, von Angeln her, Ermenrichs nämlich
des treulosen Wüterichs. Viel begann er da zu erzählen.

(Übersetzung: Der gereiste Mann : Naumann, Hans, 1886-1951 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive )
 
Hier scheint die Übersetzung etwas daneben zu liegen, schließlich lag Ermanarichs Reich tatsächlich östlich von Angeln ("eastan of Ongle").

Sicher kein simpler Übersetzungsfehler, auch ausgewiesene Experten plädierten für diese Lesart:

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Widsith
 
Der Widsith ist keine Sage, sondern ein Gedicht.
im Gedicht Widsith werden zweimal "wicinga / wicingum" erwähnt:
Vers 47 siþþan hy forwræcon wicinga cynn
Vers 59 Mid Wenlum ic wæs ond mid Wærnum ond mid wicingum

Widsith ist im Exeter Book - Codex Exoniensis - enthalten, als Datierung des Codex wird die 2.Hälfte 10.Jh. angenommen, die enthaltenen poetischen Werke (Deor, Widsith u.a.) sollen aber älter sein: bzgl Widsith heißt es in Tante Wiki:
Die Datierung der Dichtung selbst ist Gegenstand der Diskussion und variiert je nach Standpunkt zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert.[1]
Widsith – Wikipedia

6.-9. Jh. ist keine kleine Zeitspanne... wenn der Text älter als 793 (Überfall auf Lindisfarne) sein sollte, dann macht das den enthaltenen Begriff wicingum interessant (es würde bedeuten, dass in der altenglischen Sprache die Wikinger schon im 8., im 7. oder gar 5. Jh. mit eigenem Namen bekannt waren) - oder spricht dieser zweimal erwähnte Name eher für eine Datierung ins 9.-10. Jh.? - oder ist womöglich die Übersetzung wicingum = Wikinger falsch und der Name meint etwas anderes?
 
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