Gehört schon mehr in die Neuzeit. Aber der Glaube an die verschiedenen Äthertheorien, die als Folge des angenommenen "horror vacui" die Luft für Materie mit mechanischen Eigenschaften hielten, haben auf absurden Umwegen viel Positives bewirkt. Der Äthergläubige stellte sich ja faktisch eine unsichtbare, mechanische Auffüllung eines Dammes zum Pestbefallenen vor und versuchte darum, sein Vakuum lieber woanders hin, bspw zum nächsten Nußbaum zu füllen. Was richtiges Verhalten beförderte. Ebenso absurd hilfreich waren die späteren Miasmentheorien, Krankheiten würden durch schlechte Gerüche verbreitet werden. Das sorgte auch für den nötigen Abstand zu einer Person mit duftig platzenden Bubonen. Also das hatte schon was, die Tröpfcheninfektion betreffend aber es schloss halt noch keine infektiösen Türschnallen mit ein und vor allem war es auf die Bildungsschicht beschränkt. An allgemeine Maßnahmen war ja schon durch das Chaos des Analphabetismus nicht zu denken. Wer nicht lesen kann tut sich auch mit Warnplakaten denkbar schwer. Und es gibt bis heute eine Gemeinsamkeit: nämlich die Opposition der Wirtschaft. Durch die Nähe zu Venedig hatte Wien von ihnen gelernt und 1679 den besten Sanitätsplan der Welt in der Schublade. Dort blieb er allerdings auch, dafür sorgte die Wiener Kaufmannschaft. Und heute wieder.
Der geschichtliche Verlauf hat eine unglaubliche Tragik, weil all das Richtige so nahe lag. Chlor war noch unbekannt, aber die desinfizierende Wirkung von gebranntem oder noch besser ungebranntem Kalk war im Mittelalter längst bekannt. Eben darum hat man die Ställe damit verputzt. Eben darum hat man die Massengräber damit bestreut. Es fehlte nur der Schritt, auch seine Hände in kalkhaltiges Wasser zu tauchen. Bin zwar kein Arzt und man kann es gewiss nicht mit Chlor vergleichen, hätte aber schon eine Wirkung gehabt. Seifen sind ja auch seit dem Altertum bekannt.
Beschränken wir uns aufs Mittelalter.....jede Kräutervettel kannte Pilze mit antibiotischer Wirkung.
Aber bis Ignaz Semmelweis entstand keine zusammenhängende Wahrnehmung. Der selber Mitte des 19. Jhdts noch von den Wiener Ärzten ausgelacht wurde für seine Forderung, sie sollten ihre Hände in Wasserbecken mit gelöstem Chlorkalk tauchen....."Ha! Ein Ungar will uns solches vorschreiben. Ha!"
Btw haben wir jetzt in der Pandemie einen Superspreader entdeckt, der damals schon seine Wirkung gehabt haben dürfte. Nämlich die Kirchen. Die Verteilung der Kommunion. Die damals direkt auf die Zunge erfolgte. Wie ich das selbst noch als Ministrant mitbekam. Ich musste das Tablettchen halten für die älteren Leute, die auf klassische Zungengabe bestanden. Und mehr brauchts ja nicht.