Bild der Bundesrepublik in der DDR

Carolus

Aktives Mitglied
Hallo,

mich würde als "Wessi" interessieren, welche Vorstellung die DDR-Bevölkerung von der Bundesrepublik so hatte. Zum einen gab es ja die Kontakte zur Westverwandschaft, dann konnte man m. W. in weiten Teilen der DDR (mit der berühmten Ausnahme Dresden) West-TV empfangen und schließlich gab es ja die staatlich gelenkte Information über Westdeutschland.

Wie hat sich denn so aus den verschiedenen Quellen das BRD-Bild beim Otto-Normalverbraucher (Ost) entwickelt? Was "wußte" man von den anderen Deutschen auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs?
 
Diese Frage kann man eigentlich gar nicht richtig beantworten, da das vorrausetzen würde, dass alle Ostdeutschen völlig gleich gewesen sind. Schlichte Gemüter vergötterten den Westen völlig unkritisch ,Regimetreue sahen in der Bundesrepublik das Reich des Bösen und andere, zu denen ich gehörte sahen vor allem die Rede-und Reisefreiheit im anderen Teil Deutschlands für beneidenswert. Natütlich war die große Auswahl an Konsumgütern, Autos Heimelektronik und Kleidung äußerst erstrebenswert wenn man unsere jämmerlich gefüllten Ladenregalbetrachtete. Westbesuch ging mir allerdings fürchterlich auf die Nerven. Die Prahlerei war manchmal unerträglich. Als Jugendliche orientierten wir uns musikalisch und modemäßig vollkommen am Westen. Die Ostrockmusik und die schlecht imitierten Jeans aus Ostproduktion wurden von uns nicht akzeptiert. Bei der Musik vielleicht manchmal zu unrecht.
Dass sich ein Großteil( natürlich nicht alle) der Westdeutschen gar nicht für uns interssierten, war uns damals nicht so bewusst wie heute. Denn daran hat sich nach 20 Jahren deutscher Einheit nicht viel geändert.
 
Wenn man sich mal die Spantaninterviews der Leute anschaut, die am 9.11.89 nach Westen strömen, dann hört man vielfach die Angst vor der Ellenbogenmentalität der Westdeutschen und, dass man im Westen sozial nicht so abgefedert sei. Ich weiß nicht, ob das der Ostpresse (Print und Bild/Ton) oder der Westpresse (nur Radio und Fernsehen) entnommen war.
 
Westbesuch ging mir allerdings fürchterlich auf die Nerven. Die Prahlerei war manchmal unerträglich.

Die Tendenz, sich gegenüber seinen Mitmenschen abgrenzen zu wollen, indem man ihnen einen niedrigeren "sozialen" Rang (nach welchen Kriterien auch immer) unterstellt, ist nicht nur eine reine Ost-West-Problematik. Da muß man sich nur das Verhalten von Fußballfans rivalisierender Vereine anschauen.

Deswegen verstehe ich schon, daß Du Dich von den Westbesuch genervt gefühlt hast.

Dass sich ein Großteil( natürlich nicht alle) der Westdeutschen gar nicht für uns interssierten, war uns damals nicht so bewusst wie heute. Denn daran hat sich nach 20 Jahren deutscher Einheit nicht viel geändert.

Dann ist doch mein Eingangsposting ein Schritt in die richtige Richtung, oder?:yes:

Zwar habe ich meine familiären Wurzeln in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und teilweise auch in der DDR, bin aber im Westen geboren & aufgewachsen. Und für mich hat sich das damals so dargestellt, daß alles, was hinter der Grenze war, so weit weg war wie Wladiwostok. Von "drüben" kam kaum einer auf unsere Seite (richtiger: durfte kommen). Was man über die DDR erfuhr, erfuhr man in den Nachrichten in den deutschlandpolitischen Beiträgen oder im SPIEGEL. Wir "hier" waren ja wesentlich stärker mit unseren westlichen Nachbarn innerhalb der EG (heute: Europäische Union) verbunden. Das war mein Eindruck in den 70er/ 80er Jahren in Westdeutschland. In Berlin (West) war das wahrscheinlich anders.



Wenn man sich mal die Spantaninterviews der Leute anschaut, die am 9.11.89 nach Westen strömen, dann hört man vielfach die Angst vor der Ellenbogenmentalität der Westdeutschen und, dass man im Westen sozial nicht so abgefedert sei. Ich weiß nicht, ob das der Ostpresse (Print und Bild/Ton) oder der Westpresse (nur Radio und Fernsehen) entnommen war.

leider nicht ganz zu Unrecht (imho):S
 
Zwar habe ich meine familiären Wurzeln in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und teilweise auch in der DDR, bin aber im Westen geboren & aufgewachsen. Und für mich hat sich das damals so dargestellt, daß alles, was hinter der Grenze war, so weit weg war wie Wladiwostok.
Ich kann es durchaus verstehen, dass man kein großes Interesse an dem ärmeren Teil Deutschlands hatte. Man schaut nun einmal eher dorthin wo es genau so oder besser als zu hause ist. Ich finde es nur schade, dass dieses Desinteresse noch immer in großen Teilen der Altbundesländer vorhanden ist und viele noch nie im Osten waren, obwohl es hier schon längst nicht mehr so grau und langweilig, wie in DDR-Zeiten zugeht.
Die Angst vieler Ostdeutscher vor der westdeutschen Mentalität ,in der Wendezeit lag zum großen Teil an den neunmalklugen und arroganten Exemplaren ,die sich in dieser Zeit bei uns tummelten. Das waren größtenteils Typen wie man sie noch heute als Verkäufer bei Werbefahrten erleben kann(habe ich mir sagen lassen, ich habe mir solche Veranstaltungen noch nie angetan). Mittlerweile hat man aber auch den normalen ,großen Teil der Westdeutschen kennengelernt. Ähnlich wird sich bei den Altbundesbürgern das Bild der dümmlich über Kiwifrüchte staunenden und nach dem Begreüßungsgeld hechelnden Ossis eingeprägt haben. Ich muß sagen, dass ich mich, bei meinem ersten Grenzübertritt , für das Benehmen, einiger meiner Landsleute geschämt habe.
Ich bin beruflich sehr häufig in den Altbundesländern tätig und muß sagen, so groß ist der Unterschied zwischen uns gar nicht. Wir kochen alle nur mit Wasser.
 
Ich kann es durchaus verstehen, dass man kein großes Interesse an dem ärmeren Teil Deutschlands hatte. Man schaut nun einmal eher dorthin wo es genau so oder besser als zu hause ist.

Das lag weniger daran, daß es der "ärmere" Teil Deutschlands war. Das lag meiner Ansicht nach daran, daß die Grenze zur DDR nun mal einen ganz anderen Charakter hatte als die Grenze zu Niederlanden, Belgien, Frankreich, Dänemark, Österreich, Schweiz & Luxemburg. Die einzigen mir bekannten Westdeutschen, die in die DDR gefahren sind, haben dort Verwandtschaft besucht. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt die Möglichkeit gab, daß Westdeutsche z. B. an die Ostsee der DDR fahren konnten.
Weiß jemand, wie das von der offiziellen DDR-Seite gesehen wurde, wenn der "Klassenfeind" am Strand liegt? Oder wäre das nicht die Möglichkeit zur Bekehrung gewesen?
Vielleicht gab es da spezielle Angebote für die DKP (Deutsche Kommunistische Partei - den westdeutschen SED-Partner).

Aufgrund des West-Ost-Konflikts hatten auch viele Westdeutsche kein Interesse, in den Osten zu fahren. Das wäre mir wahrscheinlich auch seltsam vorgekommen, in ein Land zu fahren, das seine Bürger "einsperrt" und erschießt, wenn sie die Grenze zu überqueren. Vor dem Mauerfall war ich zweimal in "unserem" Berlin und habe beide Male auch den Ostteil mit einem Tagesvisum besucht. Es war irgendwie eine andere Welt. An eine besondere Ost-West-Begegnung erinnere ich mich: In Ost-Berlin liefen einige Punker in der typischen Aufmachung mit Lederkluft, Irokesenhaarschnitt, Stiefeln herum. Ich vermute stark, daß die aus West-Berlin stammten. Die Ost-Berliner waren irritiert und amüsiert und schauten sich nach den "seltsamen Gestalten" um. Das mußte wohl wie eine Abordnung vom Planeten Mars gewirkt haben.:rofl:

Ich hatte damals schon Interesse zu erfahren, was so das "andere" Deutschland macht. Im Westen wurden ja nicht nur die Schattenseiten der DDR gezeigt. Es ist ganz interessant, wenn man sich z. B. alte Ausgaben des Spiegels anschaut und dort nach deutschlandpolitischen Themen Ausschau hält.


Ich finde es nur schade, dass dieses Desinteresse noch immer in großen Teilen der Altbundesländer vorhanden ist und viele noch nie im Osten waren, obwohl es hier schon längst nicht mehr so grau und langweilig, wie in DDR-Zeiten zugeht.

Auch den Eindruck habe ich so nicht. Mecklenburg-Vorpommern macht ja viel Werbung und ich kenne einige, die schon dort ihren Urlaub verbracht haben. Auch Städte wie Dresden, Weimar ziehen viele Kulturtouristen an.

Und Chemnitz hat doch auch wohl auch, was zu bieten. Aber sicherlich haben einige Regionen im Osten noch so ein Negativimage. Aber das gibt es auch im Westen. Oder hast Du schon mal Deinen Urlaub in Dortmund, Gelsenkirchen oder Duisburg verbracht?:rofl:


Die Angst vieler Ostdeutscher vor der westdeutschen Mentalität ,in der Wendezeit lag zum großen Teil an den neunmalklugen und arroganten Exemplaren ,die sich in dieser Zeit bei uns tummelten. Das waren größtenteils Typen wie man sie noch heute als Verkäufer bei Werbefahrten erleben kann(habe ich mir sagen lassen, ich habe mir solche Veranstaltungen noch nie angetan). Mittlerweile hat man aber auch den normalen ,großen Teil der Westdeutschen kennengelernt. Ähnlich wird sich bei den Altbundesbürgern das Bild der dümmlich über Kiwifrüchte staunenden und nach dem Begreüßungsgeld hechelnden Ossis eingeprägt haben. Ich muß sagen, dass ich mich, bei meinem ersten Grenzübertritt , für das Benehmen, einiger meiner Landsleute geschämt habe.

Da wurde ja auch der Begriff des "Besser-Wessi" in Anspielung auf "Besserwisser" geprägt. Und der ein oder andere Wessi hat dann endlich mal Leute vor sich gehabt, vor denen er sich "wichtig" machen konnte.

Der DDR, die sich ja dann in die "neuen Bundesländer" gewandelt hat, wurde ja viel aus den "alten Bundesländern" übergestülpt. Vieles wurde von den Partner-Bundesländern im Bereich des Rechts und der Verwaltung mehr oder weniger kopiert. Die Ostdeutschen mußten nach 40 Jahren Sozialismus mehr oder weniger von "jetzt auf gleich" den Sprung in die Marktwirtschaft machen. Das ist nicht leicht.

Ich bin beruflich sehr häufig in den Altbundesländern tätig und muß sagen, so groß ist der Unterschied zwischen uns gar nicht. Wir kochen alle nur mit Wasser.

:friends:Das Land der Dichter und Denker (& Wasserkocher!):yes:
 
...Die einzigen mir bekannten Westdeutschen, die in die DDR gefahren sind, haben dort Verwandtschaft besucht. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt die Möglichkeit gab, daß Westdeutsche z. B. an die Ostsee der DDR fahren konnten.
Weiß jemand, wie das von der offiziellen DDR-Seite gesehen wurde, wenn der "Klassenfeind" am Strand liegt? Oder wäre das nicht die Möglichkeit zur Bekehrung gewesen?
Westdeutsche u. a. aus dem NSW konnten (nach Bezahlung des Zwangsumtausches) normal in die DDR einreisen und Urlaub machen. Es gab auch spezielle Ladenketten - die sogenannten Intershops - in denen es für Devisen Westprodukte zu kaufen gab und es gab in der DDR die Interhotels und Intercampingplätze. Diese waren speziell für Touristen aus dem NSW gedacht und es war mit Devisen zu zahlen. Für Devisen haben sie ihre sprichwörtliche Großmutter verkauft.
Aber es gab sicher auch die Möglichkeit für Westler, in normalen Hotels unterzukommen.
Vielleicht gab es da spezielle Angebote für die DKP (Deutsche Kommunistische Partei - den westdeutschen SED-Partner).
Da mußte ich gerade schmunzeln. Sicher wird es Parteitreffen gegeben haben. Aber wie das so ablief, das weiß ich nicht.
Aufgrund des West-Ost-Konflikts hatten auch viele Westdeutsche kein Interesse, in den Osten zu fahren. Das wäre mir wahrscheinlich auch seltsam vorgekommen, in ein Land zu fahren, das seine Bürger "einsperrt" und erschießt, wenn sie die Grenze zu überqueren.
Nun, in der Hauptsache wurden natürlich die Verwandten in der DDR besucht und die freuten sich auf den Besuch und darüber, daß man das begehrte "Westgeld" geschenkt bekam. Dafür wurde der "Westbesuch" auch wahrhaft fürstlich verpflegt. Bei uns war das jedenfalls so.
;)

Westbesuch ging mir allerdings fürchterlich auf die Nerven. Die Prahlerei war manchmal unerträglich.
Das habe ich z. B. so nicht erlebt. Man sprach eigentlich normal miteinander und bei uns war das oft so, daß wir auf unseren Staat geschimpft haben und der Westbesuch auf ihren...
=)

An eine besondere Ost-West-Begegnung erinnere ich mich: In Ost-Berlin liefen einige Punker in der typischen Aufmachung mit Lederkluft, Irokesenhaarschnitt, Stiefeln herum. Ich vermute stark, daß die aus West-Berlin stammten. Die Ost-Berliner waren irritiert und amüsiert und schauten sich nach den "seltsamen Gestalten" um. Das mußte wohl wie eine Abordnung vom Planeten Mars gewirkt haben.:rofl:
Du, bei uns gab es auch Punker - ich habe auch damals selbst welche gesehen - und das mit dem Umdrehen und anstarren und vielleicht noch denken "Wie sehen die denn aus?" das war hüben wie drüben das gleiche.

Da wurde ja auch der Begriff des "Besser-Wessi" in Anspielung auf "Besserwisser" geprägt. Und der ein oder andere Wessi hat dann endlich mal Leute vor sich gehabt, vor denen er sich "wichtig" machen konnte.
Das wirklich üble daran war ja, daß gerade solche Großkotze rüber kamen, die Grundstücke/Häuser kaufen wollten. Da brach wohl bei einigen so eine Art Goldgräberstimmung aus und genau so traten sie dann auch im Osten auf. Ein weiteres sehr großes Problem waren die Grundstücke mit ungeklärten Eigentumsverhältnissen. Meist waren das Grundstücke, die enteignet worden sind - z. B. nach einer Flucht - und die dann von der Gemeinde weiter verpachtet worden sind. Um solche Grundstücke entbrannte in Ostdeutschland ein wahrer (Gerichts-)Krieg.
Die normalen Westbürger hatten kaum eine Veranlassung in den Osten zu fahren und so bekamen die Ostbürger fast nur diese überkandidelten Typen zu sehen, die hier das große Geld machen wollten. So kam es zu dem Begriff "Besserwessi" und zu diesen Ost-Westprobem.
:mad:

Der DDR, die sich ja dann in die "neuen Bundesländer" gewandelt hat, wurde ja viel aus den "alten Bundesländern" übergestülpt. Vieles wurde von den Partner-Bundesländern im Bereich des Rechts und der Verwaltung mehr oder weniger kopiert. Die Ostdeutschen mußten nach 40 Jahren Sozialismus mehr oder weniger von "jetzt auf gleich" den Sprung in die Marktwirtschaft machen. Das ist nicht leicht.
Aber wir haben die Veränderungen mehrheitlich gewollt, ja erkämpft und an das "Gute" gewöhnt man sich schnell. (D-Mark, Reisefreiheit, Meinungsfreiheit, Demokratie etc.)
Das weniger Gute stellte dann natürlich bei vielen Leuten der Verlust des Arbeitsplatzes dar und nicht selten mußte man sich beruflich umorientiern.
Auch nicht wenige bekamen gar kein Fuß mehr auf den Boden. Das war schlimm.
 
Als meine Mutter in der Volksschule war, hat ihre Lehrerin mit einer Freundin in der SBZ/DDR (ich weiß nicht genau, wann das war), ebenfalls Lehrerin eine Klassenbrieffreundschaft begonnen. Die Mädchen aus der DDR waren aber älter als die im Westen und so ging irgendwann die Brieffreundschaft der Frau in der DDR auf ihre Nichte über, die wiederum ein paar Jahre jünger als meine Mutter war. die Brieffreundschaft hielt als Paketfreundschaft bis 1990 und ist seitdem eine Telefon- und Treffenfreundschaft. Ganz passend war, dass die Nichte und spätere Paketfreundin meiner Mutter Kinder in dem Alter hatte, wie meine Mutter und so kamen wir in den Genuss von DDR-Produkten, während unsere Paketfreunde in den genuss von Westwaren kamen (nach der Wende erfuhren wir, dass eine Schwester der Erstbrieffreundin, die mit einem hohne Genossen verheiratet war, wegen uns den Kontakt mit ihrer Familie abbrach (abbbrechen musste?). Ihr Mann hätte sonst wegen dieser noch so indirekten Westkontakte als unzuverlässig gegolten). Wir haben heute noch viele dieser DDR-Literatur. Während meine Eltern noch heute einen ganzen Schrank voller Stadtführer aus der DDR besitzen, hatte ich meine Kinderbücher, am liebesten waren mir Der Stadthauptmann von Quedlinburg und Der Knappe des Königs. Aber man bekam eben auch Literatur, die im Westen nicht zu kaufen war, wie z.B. Klaus Manns Mephisto.
Besuche gehörten natürlich auch zu einer solchen Paketfreundschaft. Die wurden nach 1989 bedeutend einfacher. Als unsere Freunde um Weihnachten das erste Mal bei uns waren, brachten sie uns Kindern DDR-Geld mit, damit wir beim Gegenbesuch einige Monate später uns was leisten könnten. Ein kurzer Blick in die Wiki sagt mir, das die DDR-Mark noch bis Juni '90 Gültigkeit hatte, aber ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand sich im März '90 noch für Ostgeld interessiert hätte.
 
...Ein kurzer Blick in die Wiki sagt mir, das die DDR-Mark noch bis Juni '90 Gültigkeit hatte, aber ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand sich im März '90 noch für Ostgeld interessiert hätte.
Jeder DDRler hat bis zum 30. 6. 1990 seinen Lohn in Ost-Mark ausgezahlt bekommen und ging damit auch einkaufen. Die Umstellung in D-Mark erfolgte dann am 1. 7. 1990, die Kleinmünzen bis 0,50 M waren sogar noch länger gültig (Mangel an Prägekapazität).
Das "Westgeld" war natürlich seit seiner Existenz begehrter als das "Ostgeld", aber nicht jeder verfügte eben darüber und bis zur Währungsunion hatten etliche Leute eben nur die 100 DM "Begrüßungsgeld" (wenn man rüber fuhr) und mehr nicht.
Bis zum 1. 7. 1990 war das "Ostgeld" eben das Geld, von dem man hier lebte.
 
Wie wurde denn früher in den DDR-Schulen das Thema "Bundesrepublik" behandelt?
100-prozentig nur negativ. Die Bundesrepublik bestand ausschließlich aus Krise, Arbeitslosigkeit ,Revanchismus und sogar Faschismus. Das begann in den achziger Jahren sogar im Kindergarten. Meine Frau war damals Kinderärtnerin und zeigte mir die neuesten Anweisungen aus dem Bildungsministerium (Margot Honecker). Darin stand sinngemäß :" ... die Kinder sollen lernen, dass die Menschen in der DDR friedliebend und fleißig sind und nicht kriegstreiberisch und faschistisch, wie die Menschen in der BRD... Das haben die meisten Erzieherinnen natürlich nicht umgesetzt aber in Kindergärten, deren Leiterinnen nach höherem strebten durchaus. Ausgerechnet diese waren es aber auch, die nach der Wiedervereinigung in den Ämtern, Rathäusern und Betriebsräten zu finden waren- einfach widerlich.
Es ist mir auch völlig unverständlich, weshalb die Bildungsministerin Honecker nie wegen Volksverhetzung zur Rechenschaft gezogen wurde, sondern plötzlich nur noch die Ehefrau von Erich war.
 
Wie wurde denn früher in den DDR-Schulen das Thema "Bundesrepublik" behandelt?

100-prozentig nur negativ. Die Bundesrepublik bestand ausschließlich aus Krise, Arbeitslosigkeit ,Revanchismus und sogar Faschismus.

Gab es denn auch irgendetwas Positives aus offizieller DDR-Sicht an der "BRD"? Oder war das einzig Positive, daß die BRD der DDR als schlechtes Beispiel dienen konnte.
 
Gab es denn auch irgendetwas Positives aus offizieller DDR-Sicht an der "BRD"? Oder war das einzig Positive, daß die BRD der DDR als schlechtes Beispiel dienen konnte.

Nein, nichts positives. Die BRD war Klassenfeind nummer eins im Bild der DDR. Wie die BRD auch medial dargestellt wurde, ist mit der DDR-Propagandasendung "Der schwarze Kanal" zu sehen.
Der DDR Bevölkerung wurde die BRD als Klassenfeind in jeglicher Art schlecht dargestellt, während das SED-Regime sich an harter DM-Währung bereicherte, sowie am Konsum westdeutscher Artikel ihr Leben fein einrichtete.

Schon allein dies ist eine Farce von der DDR Regierung gegenüber ihrem eigenen Volk! Mich wunderte, daß die Bevölkerung nicht über diverse SED Führungsmitglieder hergefallen ist, als sie erfuhr, wie die Leute z.B. in Wandlitz lebten...
 
Aus eigenem erinnern, stimme ich meinen Mitdiskutanten mit DDR-Sozialisation zu.

Die BRD war Feind Nummer 1. In den Medien wurde die BRD als revanchistisch, bis in die 60'er faschistisch, getragen durch die tw. personelle Kontinuität (z.B. Globke) und imperialistisch dargestellt*. Was die Kunst anbetraf, so sie dem sozialistischen Realismus nicht vollständig zuwiderlief, als spätbürgerlich (z.B. in der klassische Musik), der Rest der Kunst war "dekadent", da "entartet" ja schon vergeben war.

Natürlich gab es auch Differenzierungen, insbesonder in den späten 70'er und 80'er Jahren, aber die waren von tagespolitischen Erwägungen der Partei- und Staatsführung getragen.

Differenzierungen gab es auch bei gezielter Propaganda. Selbstverständlich konnte einem Wirtschaftsgeschichtsstudenten nicht einfach gesagt werden, die Arbeiter in der BRD werden von dem Konzernen unterdrückt, da wurden dann schon Einkommensstatistiken herangezogen und marxistische Kategorien wie "relative und absolute Verelendung" bemüht.

M.


*Der marxistische Imperialismusbegriff differiert erheblich von dem in der heutigen Wissenschaft verwandten.
 
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