Ich kann es durchaus verstehen, dass man kein großes Interesse an dem ärmeren Teil Deutschlands hatte. Man schaut nun einmal eher dorthin wo es genau so oder besser als zu hause ist.
Das lag weniger daran, daß es der "ärmere" Teil Deutschlands war. Das lag meiner Ansicht nach daran, daß die Grenze zur DDR nun mal einen ganz anderen Charakter hatte als die Grenze zu Niederlanden, Belgien, Frankreich, Dänemark, Österreich, Schweiz & Luxemburg. Die einzigen mir bekannten Westdeutschen, die in die DDR gefahren sind, haben dort Verwandtschaft besucht. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt die Möglichkeit gab, daß Westdeutsche z. B. an die Ostsee der DDR fahren konnten.
Weiß jemand, wie das von der offiziellen DDR-Seite gesehen wurde, wenn der "Klassenfeind" am Strand liegt? Oder wäre das nicht die Möglichkeit zur Bekehrung gewesen?
Vielleicht gab es da spezielle Angebote für die DKP (Deutsche Kommunistische Partei - den westdeutschen SED-Partner).
Aufgrund des West-Ost-Konflikts hatten auch viele Westdeutsche kein Interesse, in den Osten zu fahren. Das wäre mir wahrscheinlich auch seltsam vorgekommen, in ein Land zu fahren, das seine Bürger "einsperrt" und erschießt, wenn sie die Grenze zu überqueren. Vor dem Mauerfall war ich zweimal in "unserem" Berlin und habe beide Male auch den Ostteil mit einem Tagesvisum besucht. Es war irgendwie eine andere Welt. An eine besondere Ost-West-Begegnung erinnere ich mich: In Ost-Berlin liefen einige Punker in der typischen Aufmachung mit Lederkluft, Irokesenhaarschnitt, Stiefeln herum. Ich vermute stark, daß die aus West-Berlin stammten. Die Ost-Berliner waren irritiert und amüsiert und schauten sich nach den "seltsamen Gestalten" um. Das mußte wohl wie eine Abordnung vom Planeten Mars gewirkt haben.:rofl:
Ich hatte damals schon Interesse zu erfahren, was so das "andere" Deutschland macht. Im Westen wurden ja nicht nur die Schattenseiten der DDR gezeigt. Es ist ganz interessant, wenn man sich z. B. alte Ausgaben des Spiegels anschaut und dort nach deutschlandpolitischen Themen Ausschau hält.
Ich finde es nur schade, dass dieses Desinteresse noch immer in großen Teilen der Altbundesländer vorhanden ist und viele noch nie im Osten waren, obwohl es hier schon längst nicht mehr so grau und langweilig, wie in DDR-Zeiten zugeht.
Auch den Eindruck habe ich so nicht. Mecklenburg-Vorpommern macht ja viel Werbung und ich kenne einige, die schon dort ihren Urlaub verbracht haben. Auch Städte wie Dresden, Weimar ziehen viele Kulturtouristen an.
Und Chemnitz hat doch auch wohl auch, was zu bieten. Aber sicherlich haben einige Regionen im Osten noch so ein Negativimage. Aber das gibt es auch im Westen. Oder hast Du schon mal Deinen Urlaub in Dortmund, Gelsenkirchen oder Duisburg verbracht?:rofl:
Die Angst vieler Ostdeutscher vor der westdeutschen Mentalität ,in der Wendezeit lag zum großen Teil an den neunmalklugen und arroganten Exemplaren ,die sich in dieser Zeit bei uns tummelten. Das waren größtenteils Typen wie man sie noch heute als Verkäufer bei Werbefahrten erleben kann(habe ich mir sagen lassen, ich habe mir solche Veranstaltungen noch nie angetan). Mittlerweile hat man aber auch den normalen ,großen Teil der Westdeutschen kennengelernt. Ähnlich wird sich bei den Altbundesbürgern das Bild der dümmlich über Kiwifrüchte staunenden und nach dem Begreüßungsgeld hechelnden Ossis eingeprägt haben. Ich muß sagen, dass ich mich, bei meinem ersten Grenzübertritt , für das Benehmen, einiger meiner Landsleute geschämt habe.
Da wurde ja auch der Begriff des "Besser-Wessi" in Anspielung auf "Besserwisser" geprägt. Und der ein oder andere Wessi hat dann endlich mal Leute vor sich gehabt, vor denen er sich "wichtig" machen konnte.
Der DDR, die sich ja dann in die "neuen Bundesländer" gewandelt hat, wurde ja viel aus den "alten Bundesländern" übergestülpt. Vieles wurde von den Partner-Bundesländern im Bereich des Rechts und der Verwaltung mehr oder weniger kopiert. Die Ostdeutschen mußten nach 40 Jahren Sozialismus mehr oder weniger von "jetzt auf gleich" den Sprung in die Marktwirtschaft machen. Das ist nicht leicht.
Ich bin beruflich sehr häufig in den Altbundesländern tätig und muß sagen, so groß ist der Unterschied zwischen uns gar nicht. Wir kochen alle nur mit Wasser.
:friends
as Land der Dichter und Denker (& Wasserkocher!):yes: