Bismarcks "Lückentheorie" im Verfassungskonflikt

Die Liberalen hatten mit den nicht unerheblichen Kosten und der dreijährigen Dienstzeit ihre Probleme. Die Liberalen verfügten auch nicht über die Informationen, über die die Regierung durch ihren diplomatischen Vertreter in Europa verfügte, um die Lage korrekt einschätzen zu können. Im September 1866 stimmten der Preußische Landtag dem Indemnitätsgesetz zu.
Wobei dreijährige Dienstzeit ohne Senkung der Rekrutenzahlen natürlich gleichzeitig Vergrößerung des stehenden Friedensheeres bedeutete.

Der preußsiche Landtag stimmte dem Indemnitätsgesetz zu, als der Deutsche Bund durch den Preußisch-Österreichischen Krieg Geschichte war und es keine andere Wahl mehr gab, als auf die preußische Armee zu sezten, weil es ein Bundesheer unter Einbeziehung Österreichs zur Landesverteidigung jetzt nicht mehr geben würde.

Das war in diesem Sinne durchas keine Anerkennung der Bismarck'schen Politik als richtig, sondern die war durch die Veränderungen, die der Krieg gebracht hatte einfach alternativlos geworden.
 
Also ganz so war es nun nicht. Das habe ich oben geschrieben. Österreich wurde zwar massiv provoziert, aber es hatte den Krieg begonnen; von einer Verteidigung konnte also keine Rede sein. Und mitten in den Verhandlungen mit Preußen wurde der Waffenstillstand von Villafranca abgeschlossen.
Preußen hatte Österreich so lange es sich das leisten konnte, ohne die Nationalbwegung zu provozieren und so lange keine eigenen Vorteile dafür heraussprangen hübsch vor die Wand laufen lassen, mit seinem Krieg.

Die Folge war natürlich Verstimmung in Wien darüber aus Preußen keine effektive militärische Hilfe bekommen zu haben, außerdem waren Österreichs Heer und seine Staatsfinanzen danach angeschlagen und man musste sich danach mit dem neuen italienischen Staat irgendwie arrangieren.

Wien hätte also im Fall einer Agression Frankreichs ein Motiv gehabt die Preußen erstmal bluten zu lassen und wegen der Reorganisation des Heeres und der finannziellen probleme nach dem Sardinien-Krieg auch einen Vorwand gehabt sich heraus zu halten, nach dem Motto "Wir würden ja gerne............. aber zur Zeit leider technisch unmöglich).
Bismarck spielte da noch überhaupt gar keine entscheidende Rolle, denn er war zu dieser Zeit Gesandter in Petersburg.
Da hast du natürlich recht, da war ich gerade kurz im Wald.

Ändert aber nichts daran, dass Preußen seinen Neutralitätskurs nur bis zu dem Punkt fortsetzen konnte, an dem Deutsches Bundesgebiet involviert worden wäre, wenn man es sich mit der Nationalbewegung nicht völlig verderben und weiter über die Möglichkeit verfügen wollte, sich als Schutzmacht der Kleinstaaten zu gerieren.

Und der Punkt war mehr oder weniger erreicht. Die Franzosen standen nach Solferino 1-2 Tagesmärsche von der Grenze zu Südtirol enternt.
Das hätte, wenn es fortgesetzt worden wäre nicht ignoriert werden können und diese Stimmung registrierte man von frazösischer Seite her durchaus, denn sonst hätte man nicht den Krieg abgebrochen und eilig Frieden gemacht.
Militärisch lief es für die Franzosen ja gut und ohne die Gefahr der Intervention eines Bundesheeres, wäre auch die Eroberung Veneziens wahrscheinlich durchaus machbar gewesen.
 
Daran habe ich Zweifel, denn allein die Bereitstellung der Besatzungen der Bundesfestungen (in Folge des Festungsbauprogramms, beginnend mit Koblenz (ich zähle jetzt nicht alle Bundesfestungen auf: es waren viele und sie wurden riesig)) geht in Richtung Massenheere. Zur Info: das Festungsbauprogramm setzte in der ersten Hälfte des 19.Jhs. ein.
Eben kurz hinsichtlich der Entwicklung der aktiven Truppen, bzw. deren Anzahl

:Preußische Armee – Wikipedia

Wirf mal einen Blick auf den Unterpunkt "Im Kaiserreich", da findest du eine Faustellung über die Entwicklung der nummerischen Stärke der Kurbrandenburgischen und später Preußischen Armee bis 1888.

Die 150.000 Mann, die die preußische Armee vor der Heeresreformm von 1862 hatte, die hatte sie auch 1756 schonmal erreicht.

Das war vor der Zugewinnung von Westpreußen und Posen und den Zugewinnen in Rheinpreußen und vor dem Einsetzen der Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum.
Beim Tod Friedrich II. hatte man diese Kopfzahl deutlich überschritten und schon fast die Truppenstärke des stehennden Heeres nach der Heeresreform von 1862 erreicht und der Aufwuchs während der Napoléonischen Kriege auf bis zu 358.000 Mann nahm auch vorweg, welches Potential im Ernstfall aktiviert wrden konnte.

Die Entwicklung, dass nach 1815 in Europa erstmal massiv abgerüstet wurde, um die überall entstandenen Staatsdefizite wieder in Ordnung zu bringen, wirst du auch in den anderen Landern (außer vielleicht Russland) für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts finden, was die Friedensstärke der Truppen angeht.



Bei den Bundesfestungen darfst du nicht übersehen, dass das ja Strukturen waren, die die Mitgliedsstaaten des Bundes zusammen betrieben.

Nimm die 300.000 Mann der Österreicher, dazu die 150.000 Mann der Preußen (Reguläre) und dazu vielleicht nochmal 50.00 - 100.000 Landwehr als Verstärkung und noch mal ein ähnlich starkes Kontingent, dass die Mittelstaaten an Regulären Truppen zu stellen gehab hätten, dann ist klar, dass es Deutsches Bundesheer damals im Bündnisfall problemlos auf eine Gesamtstärke von 500.000-600.000 Mann zu bringen gewesen wäre (vor der weiteren Aufrüstung).
Das wäre natürlich ein Massenheer gewesen und durchaus in der Lage für Frankreich oder Russland eine echte Herausforderung zu sein, auch ohne dass die Tendenz in den Einzelstaaten zu massiver Aufrüstung ging.


Die Frage war mehr, wollte man sich darauf verlassen?
Denn das setzte natürlich vorraus, dass der Deutsche Bund zusammenhielt und nicht im Machtgerangen Preußens gegen Österreich aufgerieben wurde.

Preußen brauchte das größere Heer nicht für seine Verteidigung, es brauchte das größere Heer um sich von Österreich lossagen und auf eigene Rechnung Machtpolitik betreiben zu können.
Die Frage ist, musste es das unbedingt? Und da konnta man geilter Meinung sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Preußen hatte Österreich so lange es sich das leisten konnte, ohne die Nationalbwegung zu provozieren und so lange keine eigenen Vorteile dafür heraussprangen hübsch vor die Wand laufen lassen, mit seinem Krieg.

Preußen hatte Österreich nicht "hübsch vor die Wand laufen lassen", sondern seine Interessen vertreten. Es gab keine Verpflichtung Preußens, Österreich militärisch zu unterstützen.
Welchen Grund gab es für Preußen dies zu tun?

Der Krieg wurde durch ein österreichisches Ultimatum, "wegen antiösterreichischer Umtriebe" an Turin ausgelöst. Österreich hatte damit die Rolle des Aggressor, wie von Sardinien und Frankreich gewünscht, übernommen.
Für den Deutschen Bund entsprach die Lage verfassungsrechtlich der Situation des Krimkrieges. Es handelte sich um ein Krieg, der die Verhältnisse des Bundes nicht berührte, da das Territorium des Bundes nicht bedroht wurde. Napoleon III. würde nicht so naiv sein, den Deutschen Bund anzugreifen; das könnte die deutsche Nationalbewegung auf den Plan rufen, ganz Deutschland gegen Frankreich einen; das war das Letzte, was er wollte.
Österreich bezog sich bei seiner Forderung nach Hilfe auf Artikel 47 der Bundesverfassung. Dort ist zu lesen, das die Bundespflicht zur Hilfestellung für einem in seinen außerhalb des Bundes liegenden Besitzungen angegriffenen Mitgliedesstaat könnte dann eintreten, wenn die Mehrheit des Bundes das Vorliegen von "Gefahr" für das Bundesgebiet feststellte.
Nur Österreich war nicht der Angegriffene, sondern der Angreifer. Es hätte gut daran getan, die Dinge sich entwickeln zu lassen und sich nicht Hals über Kopf in den Krieg zu stürzen.

Preußen verstand es so eine Beschlussfassung zu hintertreiben. Preußen wollte sich nicht durch den Bund verpflichten lassen, sondern Zugeständniss Österreichs; beispielsweise in der Verfassungsfrage. Die Österreicher wußten genau, das sich Berlin durch eine Erhöhung, eigentlich Parität, der Bundesstellung zur Hilfe zu bewegen war. Aber Franz-Joseph und sein Außenminister wollten dies nicht zugestehen.

Von einen"hübsch vor die Wand laufen lassen" kann also nicht die Rede sein, sondern eher von einer österreichischen Sturheit das österreichische Primat in Deutschland mit Preußen zu teilen; zumindest aber hier Entgegenkommen zu zeigen. Aber nein, lieber verzichtete man auf Territorium in Oberitalien.
 
Preußen hatte Österreich nicht "hübsch vor die Wand laufen lassen", sondern seine Interessen vertreten. Es gab keine Verpflichtung Preußens, Österreich militärisch zu unterstützen.
Welchen Grund gab es für Preußen dies zu tun?

Nun, den Grund, dass eine Schwächung Österreichs auch ein Schwächung des Bundesheeres bedeutete, im Besonderen wenn Österreich wegen der Kriegsfolgen de facto erstmal nicht mehr instande war größere militärische Unternehmungen zu bestreiten, weil es sich finanziell erst erholen und sein Heer reorganisieren musste.
Das machte natürlich auch Preußen anreifbar.

Der Krieg wurde durch ein österreichisches Ultimatum, "wegen antiösterreichischer Umtriebe" an Turin ausgelöst.
Ich weiß wie dieser Krieg angefangen hat.

Das ändert aber nichts daran, dass Preußen eine Politik betrieb die Österreich schadete.

Man hätte ja auch eine Haltung einnehmen können, die zum Beispiel eine eideutige Erklärung Frankreichs zum Status Quo ante und zur Verzicht auf jegliche Eroberungspläne hätte auffordern können, bei Konsequenz der Mobilisation des Bundesheeres, falls Frankreich dies unterlassen und sich nicht wieder komplett zurückziehen würde, für den Fall, dass Wien seine Forderungen an Sardinien-Piemont zurücknehmen und sich ebenfalls zum Statu Quo ante erklären würde.
Damit hätte man möglicherweise ohne Blutvergießen, einfach nur qua Drohung an Frankreich und vielleicht ein paar finanzieller Opfer Österreich die Lombardei und sich selbst den Schutz durch die Österreichischen Bundestruppen erhalten können.

Tat man aber nicht, man ließ den Krieg so lange laufen, bis sich Wien mit dem Verlust einer seiner reichsten Provinzen und mit dem Italienischen Nationalstaat abfinden musste, der gleich auf die Nächste schielte.


Das war natürlich folgerichtig, wenn man danach trachtete Österreich so zu schwächen, dass man es am Ende würde verdrängen oder unterbuttern können, die Frage ist nur, wäre das die einzig gangbare politische Marschroute gewesen.
Das kann man durchaus diskutieren, denn möglichrweise hätte man ja auch zu einem Modus vivendi dahingehend kommen können Preußen eine außschließliche Einflusszone im Norden zu sichern, wenn man Wien dafür Schutz auch für die italienischen Territorien geboten
hätte?

Von einen"hübsch vor die Wand laufen lassen" kann also nicht die Rede sein, sondern eher von einer österreichischen Sturheit das österreichische Primat in Deutschland mit Preußen zu teilen; zumindest aber hier Entgegenkommen zu zeigen. Aber nein, lieber verzichtete man auf Territorium in Oberitalien.
Natürlich kann es das.
Zumal es für Wien deutlich leichter gewesen wäre in Norddeutschland konzilianter zu sein, wenn es seine Interessen in Italien vollständig und auch für die Zukunft hätte waren können.
 
Nun, den Grund, dass eine Schwächung Österreichs auch ein Schwächung des Bundesheeres bedeutete, im Besonderen wenn Österreich wegen der Kriegsfolgen de facto erstmal nicht mehr instande war größere militärische Unternehmungen zu bestreiten, weil es sich finanziell erst erholen und sein Heer reorganisieren musste.
Das machte natürlich auch Preußen anreifbar.

Wer sollte denn Preußen angreifen?

Schwächung des Bundesheeres? Das ist doch kein Argument. Österreich würde schon aus wohlverstandenen Eigeninteresse zügig darangehen, die Armee wieder in Ordnung zu bringen.

Wenn du darüber im Bilde bist, frage ich mich, weshalb wir hier überhaupt diskutieren? Es bestand keine Verpflichtung. Preußen verfolgte seine Interessen und Österreich war nicht willens für die preußische Hilfe in Deutschland Zugeständnisse zu machen.
Zumal es für Wien deutlich leichter gewesen wäre in Norddeutschland konzilianter zu sein, wenn es seine Interessen in Italien vollständig und auch für die Zukunft hätte waren können.

Das glaubst du doch selber nicht. Wir haben doch gesehen, was bis 1866 geschehen ist. Österreich bestand auf seinen Primat in Deutschland.

Man hätte ja auch eine Haltung einnehmen können, die zum Beispiel eine eideutige Erklärung Frankreichs zum Status Quo ante und zur Verzicht auf jegliche Eroberungspläne hätte auffordern können, bei Konsequenz der Mobilisation des Bundesheeres, falls Frankreich dies unterlassen und sich nicht wieder komplett zurückziehen würde, für den Fall, dass Wien seine Forderungen an Sardinien-Piemont zurücknehmen und sich ebenfalls zum Statu Quo ante erklären würde.
Damit hätte man möglicherweise ohne Blutvergießen, einfach nur qua Drohung an Frankreich und vielleicht ein paar finanzieller Opfer Österreich die Lombardei und sich selbst den Schutz durch die Österreichischen Bundestruppen erhalten können.

Wien hatte sich unklugerweise von Cavour zum Krieg provozieren lassen, anstatt zu abzuwarten, und musste so das Odium des Aggressor tragen.
Der Deutsche Bund war aber kein Angriffsbündnis. Die Mitglieder versprachen sich gegenseitigen Schutz im Falle, das ein Mitglied angegriffen würde. Das war nicht gegeben. Der Deutsche Bund sicherte seinen Mitglieder die äußere Sicherheit zu.

Die Voraussetzungen für ein Eingreifen des Bundes waren nicht gegeben. Es wäre eine reine Gefälligkeit gewesen, für die Österreich nicht bereit war, etwas zu geben.
 
Wer sollte denn Preußen angreifen?
Warst du nicht derjenige, der oben angeführt hatte, Wilhelm I. hätte anno 1859 einen französischen Griff nach dem Rhein befürchtet, in #34?

Ja nun, wenn er den tatsächlich fürchtete, dann hatte er dass dadurch Österreich im vorangegangenen Krieg nicht unterstützt und Frankreich so die Möglichkeit gegebe zu haben Österreich einzeln zu schlagen, selbst mit herbeigeführt.

Schwächung des Bundesheeres? Das ist doch kein Argument. Österreich würde schon aus wohlverstandenen Eigeninteresse zügig darangehen, die Armee wieder in Ordnung zu bringen.
...... und dafür und für die Sanierung der Finanzen Jahre brauchen um wieder vollständig Kriegstauglich zu werden, was einen größeren Konflikt angeht. = Zeitfenster für andere Mächte sich in die Deutschen Angelegenheiten zu Mischen ohne damit rechnen zu müssen, mit der geballten Stärke des Bundesheeres konfrontiert zu sein.

Wenn du darüber im Bilde bist, frage ich mich, weshalb wir hier überhaupt diskutieren? Es bestand keine Verpflichtung. Preußen verfolgte seine Interessen und Österreich war nicht willens für die preußische Hilfe in Deutschland Zugeständnisse zu machen.
Nun ich würde sagen, wir diskutieren darüber, weil du ein relativ einseitiges Bild von den preußischen Interessen hast, weil du das Verhältnis zwischen Preußen und Österreich auf reine Konkurrenz reduziert.
Nur so einfach ist es nicht.
Beim Gerangel um die Macht in Deutschland war man Konkurrent, bei der Verteidigung des deutschsprachigen Raumes gegen auswärtige Einflüsse, war man nach wie vor Partner Österreichs.
Und was den Konkurrenten in den inneren Angelegenheiten des Bunde schwächte, schwächte auch das Bundesheer als Instrument der Verteidigung des Bundes gegen außen.

Insofern ist die Argumentation, dass sich Preußen ein größeres Heer zulegen musste um mit Frankreich und Russland mithalten zu können etwas wohlfeil.
Hätte es nicht gemusst, wenn es auf eine kooperativere Politik gegenüber Österreich gesetzt hätte, die es ermöglicht hätte sich in Sachen der Landesverteidigung weiterhin auf das Bundesheer und die südeutschen Bundesgenossen zu verlassen.

Die Notwendigkeit das Heer zu vergrößern um mit Frankreich und Russland mithalten zu können, Schuf die preußische politik selbt durch ihre Haltung gegenüber dem Bund und Österreich, sie war nicht à priori objektiv vorher gegeben.

Du betrachtest die Situation vom Ende her, wodurch du andere Handlungsoptionen ausblendest.


Das glaubst du doch selber nicht. Wir haben doch gesehen, was bis 1866 geschehen ist. Österreich bestand auf seinen Primat in Deutschland.
Das ist auch nicht verwunderlich, weil Preußen diesen Primat herausforderte, ohne selbst den Österreichern etwas anzubieten.

Warum genau hätte es für Wien denn so unannehmbar sein sollen Preußen wenigstens einen Sonderbund im Norden (sagen wir mal mit den beiden Mecklenburg, Holstein-Lauenburg, Hannover, Braunschweig, Oldenburg, den Hansestädten und vielleicht Luxemburg zu gestatten), wenn Preußen dafür etwa bereit gewesen wäre, auf Einfluss im Süden zu verzichten, vielleicht Siegmaringenn und Hechingenn zu verkaufen oder gegen adere Territorien zu tauschen und sich bereit erklärt hätte Österreich in den Zollverein rein zu lassen und Habsburgs italienische Provinzen in den Deutschen Bund mit aufzunehmen und Österreich Bundesschutz dafür zu garantieren?

Ein so weitreichendes Arrangement ist schlicht nie versucht worden, hätte aber für beide Seiten vorteilhaft sein können, zumal Österreich 1859 ja mächtig unter Druck stand.
Russland als Verbündeter war seit dem Krimkrieg weg, jetzt hatte man auch Frankreich zum Feind und war zunehmend isoliert.

Das hätte der Zeiptunkt für einen Kompromiss sein können.
Aber preußischer Seits war man ja an einem echten Kompromiss nicht interessiert, sondern mehr oder weniger daran, den Österreichischen Primat durch einen Preußischen zu ersetzen, den Wien so wenig wollen konnte, wie Berlin den Österreichischen.


Wien hatte sich unklugerweise von Cavour zum Krieg provozieren lassen, anstatt zu abzuwarten, und musste so das Odium des Aggressor tragen.
Der Deutsche Bund war aber kein Angriffsbündnis.
1864 hinderte der Umstand, dass der Deutsche Bund kein Angriffsbündnis war die beiden Vormächte nicht zusammen Dänemark anzugreifen.
Das ging durchaus, wenn man das wollte.

Mal davon abgesehen, dass die Möglichkeit, die ich angesprochen hatte ja gar nicht vorausgesetzt hätte das Preußen sich einem Angriffskrieg angeschlossen hätte.
Es hätte wie angesprochen versuchen können auf eine Mobilisierung des Bundesheeres hinzuarbeiten um Österreich und Frankreich zur Rückkehr zum Status Quo ante zu zwingen.
Das hätte Österreich möglicherweise die Lombardei gerettet und Anstoß für ein Arrangement sein können, Preußen in den Schutz österreichs italienischer Interessen einzubinden im Gegenzug für mehr preußische Macht im Norden.

Auch das hätte durchaus preußische Interessen bedienen können, aber ohne den Bund als Ganzes zu schwächen.
 
Insofern ist die Argumentation, dass sich Preußen ein größeres Heer zulegen musste um mit Frankreich und Russland mithalten zu können etwas wohlfeil.
Hätte es nicht gemusst, wenn es auf eine kooperativere Politik gegenüber Österreich gesetzt hätte, die es ermöglicht hätte sich in Sachen der Landesverteidigung weiterhin auf das Bundesheer und die südeutschen Bundesgenossen zu verlassen.
Preußen war vom militärischen Potential her der stärkste deutsche Teilstaat und konnte es sich wohl kaum erlauben, sich einfach auf die anderen Staaten zu verlassen und darüber das eigene Militär zu vernachlässigen.
1864 hinderte der Umstand, dass der Deutsche Bund kein Angriffsbündnis war die beiden Vormächte nicht zusammen Dänemark anzugreifen.
Das ist jetzt aber extrem verkürzt dargestellt. Erstens hatte Dänemark den Krieg mit dem Bruch des Londoner Protokolls von 1852 durch die Novemberverfassung 1863 selbst provoziert. Zweites erfolgte die Bundesexekution im Dezember desselben Jahres formal gegen Holstein und Lauenburg, also Mitgliedstaat im Deutschen Bund. Der eigentliche Krieg gegen Dänemark wurde dann ja nur von Preußen und Österreich, ohne einen Beschluss des Deutschen Bundes geführt.
Das hätte Österreich möglicherweise die Lombardei gerettet und Anstoß für ein Arrangement sein können, Preußen in den Schutz österreichs italienischer Interessen einzubinden im Gegenzug für mehr preußische Macht im Norden.
Ich glaube kaum, dass Preußen ein Interesse daran haben konnte, in die Verteidigung des Habsburger Reiches in Italien (oder auch auf dem Balkan, das wäre ja dann quasi der nächste logisch Schritt), also von Gebieten, die mit dem Deutschen Bund nichts zu tun hatten, involviert zu werden und umgekehrt konnte Österreich kein Interesse daran haben, dass Preußen seine Stellung in Norddeutschland ausbaute.
 
Preußen war vom militärischen Potential her der stärkste deutsche Teilstaat und konnte es sich wohl kaum erlauben, sich einfach auf die anderen Staaten zu verlassen und darüber das eigene Militär zu vernachlässigen.
Wer spricht davon das eigene Militär zu vernachlässigen?

Das ab und an etwas für die Reorganisation und Verbesserung des Militärs getan werden musste, ist völlig klar, dass stellte ja grundsätzlich niemand in Frage.
Noch unter Friedrich Wilhelm IV. waren von Preußen auch Initiativen zur Vergrößerung des Bundesheeres (also auch der preußischen Armee) und zur Verstärkung und besseren Armierung der Bundesfestungen ausgegangen.
Es ist aber in meinen Augen Humbug aus dem Umstand, dass es keinen größeren nummerischen Aufwuchs der regulären Armee mehr gab schließen zu wollen, dass keine Verbesserungen vorgenommen worden wären und man auf eine Vernachlässigung schließen könnte.

In Sachen Zündnadelgewehr und serienmäßiger Einführung von Hinterladern, damit verbunden wesentlich höhere Schussfrequenz, niedrigere Verlustraten, weil diese Waffen auch in Deckung nachgeladen werden konnten, und damit auch verbunden revolutionierun der militärischen Taktik, weg vom sperrigen unfelxiblen Formationsdenken, passierten ja durchaus Innovationen, die gutgeheißen wurden und zum Teil bereits vor dem Verfassungskonflikt angepackt waren.
In Sachen nummerischer Stärke weise ich noch einmal auf die Landwehr hin, die man nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen kann. Die war keine im Frieden präsente Truppe, konnte aber im Kriegsfall das reguläre Heer zügig aufwachsen lassen und das Rekrutierungspotential stieg natürlich mit der wachsenden Bevölkerung und dem pool aus dem aktiven Dienst ausgeschiedener aber militärisch ausgebildeter Kader weiter an.

Bis in die 1860er Jahre hinwein, war Preußen nicht der Teilstaat mit dem größten militärischen Potential, dass war grundsätzlich unangefochten Österreich, was den Rekrutierungspool betrifft.
Österreich geriet in den 1860er Jahren Waffentechnisch bei der Infanterie gegenüber Preußen in Rückstand (nicht aber bei der Artillerie, die durchaus der Preußischen in Teilen überlegen war).
Das Österreichische Problem in dieser Zeit war eher finanzieller Natur, weil die Industrialiserung erst später in Gang gekommen war, dementsprechend die Kassen durch den wirtschaftlichen Fortschritt weniger gut gefüllt, weil der Krieg mit Frankreich 1859/1860 weitere finanzielle Lücken gerissen hatte, verstärkt durch den Verlust einer tendenziell eher reichen Provinz, der ausgeglichen werden musste und weil Österreichs Regierung unklugerweise am Experiment des Neoabsolutismus festhielt, was nicht unbedingt dafür sorgte, dass sich kapitalstarke Interessensgruppen ohne entsprechenden Stand bei Hofe besonders für diese Politik begeisterten.

Der Umstand, dass man in Österreich auf die flächendeckende Einführung von Hinterladern verzichtete, was Preußen 1866/1867 einen wichtigen Vorteil verschaffte, war nicht zuletzt auch (neben dem Konservatismus der Militärs) dem Umstand geschuldet, dass man in Österreich eine Kostenexplosion, wegen des höheren Munitionsverbrauchs fürchtete.
Das aber war ein kurzfristiges fiskalisches Problem, kein Problem des grundsätzlichen militärischen Potentials und hätte eine oder anderthalb Dekaden weiter, wäre es 1866/1867 nicht zum Krieg gekommen, schon völlig anders aussehen können.

Die damalige Umstände öffneten in den 1860er Jahren ein Zeitfenster dass eine temporäre preußische Überlegenheit gegenüber Österreich ermöglichte.
Es war aber alles andere als ausgemacht, dass das von Dauer sein würde.


Und was das Verlassen angeht:

Das Verlassen darauf Gefahren nicht allein gegenübertreten zu müssen, war Geschaftsgrundlage des Deutschen Bundes.
Das bedeutete nicht, dass man das Ausbaden militärischer Probleme völlig anderen überlassen konnte, aber man muss nicht so tun, als wäre der Bund grundsätzlich eine völlig impotente quantité négligiable gewesen, von der keine Unterstützung zu erwarten gewesen wäre.
Preußen konnte sich nicht darauf verlassen, dass ein Bundesheer alle eine Probleme lösen würde, aber es konnte sich darauf verlassen, dass ihm im Falle eines Angriffs einer auswärtigen Macht eines zur Hilfe kommen würde (und zwar im Fall Österreichischer Mitwirkung ein durchaus nicht zu unterschätzedens) und dass man nicht allein gegen Frankreich oder Russland würde antreten müssen (jedenfalls nicht, wenn man keine agressiven Ziele verfolgte).
Auch Wien scheute sich nicht zu versuchen das Bundesheer zu aktivieren, wenn es ihm nützlich erschien (1859, 1866).


Das ist jetzt aber extrem verkürzt dargestellt. Erstens hatte Dänemark den Krieg mit dem Bruch des Londoner Protokolls von 1852 durch die Novemberverfassung 1863 selbst provoziert. Zweites erfolgte die Bundesexekution im Dezember desselben Jahres formal gegen Holstein und Lauenburg, also Mitgliedstaat im Deutschen Bund. Der eigentliche Krieg gegen Dänemark wurde dann ja nur von Preußen und Österreich, ohne einen Beschluss des Deutschen Bundes geführt.
Eben, der Krieg gegen Dänemark (und davon rede ich, nicht von der Bundesexekution) wurde von Preußen und Österreich zusammen betrieben, obwohl keine der beiden Parteien oder ein anderes Mitglied des Deutschen Bundes vom Königreich Dänemark militärisch angegriffen worden war oder sonst wie in seiner Souveränität beeinträchtigt war.

@Turgot hatte ein preußisches Eingreiffen zu Gunsten Österreichs für abwegig erklärt, weil Österreichs Krieg gegen Sardinien-Piemot nicht von der Bundesakte gedeckt war, da kein Verteidigungskrieg.
Mit anderen Worten, er erklärt ein Zusammengehen mit Österreich außerhalb bestehender Bündnisverpflichtungen für abwegig.

Aber 1864 griffen, was den Krieg gegen Dänemark und die Aneignung der Elbherzogtümer durch die beiden deutschen Vormächte angeht, die Bundesakte mit dem Verteidigungfall auch nicht, mit diesem Handeln ging man deutlich über die Bundesakte hinaus und weder Wien, noch Berlin schienen eine solche Kooperation irgendwie für absurd zu halten, denn sonst hätten sie sie ja nicht betrieben.

Conclusion: Nur weil Turgot ein solches kooperativs Handels auch bei aggressiven Zielen für abwegig erklärt, mussten das die Zeitgenossen noch lange nicht so sehen, jedenfalls nicht prinzipiell.

Ich glaube kaum, dass Preußen ein Interesse daran haben konnte, in die Verteidigung des Habsburger Reiches in Italien (oder auch auf dem Balkan, das wäre ja dann quasi der nächste logisch Schritt), also von Gebieten, die mit dem Deutschen Bund nichts zu tun hatten, involviert zu werden und umgekehrt konnte Österreich kein Interesse daran haben, dass Preußen seine Stellung in Norddeutschland ausbaute.
Vom Balkan redete ich nicht.
Das wäre in der Tat kaum angegangen, weil das Preußen in Gegensatz zu Russland hätte bringen können.

Es hatte aber in der Revolutionszeit von 1848-1851 einen Präzedenzdall für die Erweiterung des Bundesgebietes gegeben.
1848 hatte hatte die Frankfurter Bundesversammlung die Aufnahme der preußischen Ostprovinzen, Ost- und Westpreußen und auch des Löwenanteils der überwiegend polnischsprachigen Provinz Posen in den Deutschen Bund beschlossen.

Die Rückabwicklung und der erneute Ausschluss der Provinzen aus dem deutschen Bund, 1851 auf Betreiben Österreichs, dass Preußen im Bund nicht nicht gestärkt sehen wollte, waren eine Folge der "Olmützer Punktation", von 1850, in der auch die Erfurter Union rückabgewickelt und der alte Zustand des Bundes weitgehend (bis auf kleinere Veränderungen, wie der Anschluss von Sigmaringen und Hechingen an Preußen) wiederhergestellt wurde.

Die Konsequenz dieses Vorgangs ist aber, dass der deutsche Bund durchaus auf Beschluss eines Bundesorgans erweitert werden konnte, Berlin hatte das 1848 de facto anerkannt und Wien würde gegen Bundesschutz für Lombardo-Venezien kaum etwas einzuwenden gehabt haben.

Die Aufnahme der beiden italienischen Territorien in den Deutschen Bund und damit die Festlegung darauf an ihrer Verteidigung mitzuwirken, wäre von dem her etwas gewesen, dass Berlin im Sinne eines Handels durchaus hätte anbieten können, um sich im Gegenzug für eine Stärkung Österreichs im Süden eine eigene Stärkung im Norden zu erkaufen.

Aufnahme Lombardo-Veneziens in den Deutschen Bund und Abtretung der beiden Exklaven in Würtemberg, im Gegenzug für ein Wiener Placet für eine Neuauflage einer verkleinerten Erfurter Union unter preußischer Führug im Norden.
Warum wäre das so abwegig gewesen?


@Turgot, beklagt, dass Wien auf die preußischen vorschläge für eine Reform des Bundes nicht einging, aber diese Vorschläge liefen darauf hinaus Preußen Parität zuzugestehen und es damit in allen deutschen Fragen zur Veto-macht zu machen.
Das Wien das nicht wollte und da lieber die Lombardei abtrat, als in Deutschland preußische Dauerobstruktion zu ermöglichen und überhaupt nichts mehr durchsetzen zu können, ist schon verständlich.

Wenn man demgegenüber ein Angebot gemacht hätte, dass Preußens Interessensphäre eindeutig auf den Norden begrenzt hätte, bei dem Preußen sich aus Süddeutschland (Sigmaringen/Hechingen) zurückgezogen und Österreich in Italien unterstützt hätte, wäre demgegenüber für Wien möglicherweise azeptabel gewesen, weil es dann nicht nur auf Einfluss hätte verzichten müssen, sondern auch etwas dafür bekommen hätte.
Während die Akzeptanz der Parität mit Preußen ohne dauerhafte Sichherheiten für die italienischen Gebiete, darauf hinausgelaufenn wäre eine lediglich einmalige Hilfe mit einem dauerhaften Machtverlust in Deutschland zu erkaufen.

Ich denke es kommt schon nicht nur darauf an, dass Preußen sich darin einließ Dinge vorzuschlagen, sondern auch darauf, worin diese inhaltlich bestanden
 
Zuletzt bearbeitet:
Warst du nicht derjenige, der oben angeführt hatte, Wilhelm I. hätte anno 1859 einen französischen Griff nach dem Rhein befürchtet, in #34?

Wilhelm, ja? Im Zusammenhang mit der Heeresreform.

Tatsächlich bestand die Gefahr wohl eher nicht; mir sind zumindest diesbezügliche Belege nicht bekannt. Dir vielleicht?

und dafür und für die Sanierung der Finanzen Jahre brauchen um wieder vollständig Kriegstauglich zu werden, was einen größeren Konflikt angeht. = Zeitfenster für andere Mächte sich in die Deutschen Angelegenheiten zu Mischen ohne damit rechnen zu müssen, mit der geballten Stärke des Bundesheeres konfrontiert zu sein.

Unter diesem Gesichtspunkt hätte Österreich sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen, den Krieg zu beginnen.
Die anderen Mächte haben sich fortlaufend, gebeten und ungebeten, in die deutschen Angelegenheiten eingemischt. Deutschland hatte in Europa die Funktion eines Puffers.
Das ist auch nicht verwunderlich, weil Preußen diesen Primat herausforderte, ohne selbst den Österreichern etwas anzubieten.

Aha. Du möchtest den Spieß umdrehen. Preußen war rein wirtschaftlich betrachtet bereits an Österreich vorbeigezogen. Was sollte Preußen deiner Meinung für eine zeitgemäße Gleichberechtigung eigentlich bieten? Österreich wollte gern, das alles so bleibt wie es ist; will heißen, Österreich hat das Sagen in Deutschland. Diese fehlende Einsicht führte letzten Endes zum Krieg und den Rauswurf aus Deutschland. Ergebnis: Man hatte in Italien fast alles verloren und in Deutschland vor die Tür gesetzt worden. Das war keine sonderlich umsichtige Politik. Es fehlte die Einsicht, die Verhältnisse tatsächlich lagen.
Warum genau hätte es für Wien denn so unannehmbar sein sollen Preußen wenigstens einen Sonderbund im Norden (sagen wir mal mit den beiden Mecklenburg, Holstein-Lauenburg, Hannover, Braunschweig, Oldenburg, den Hansestädten und vielleicht Luxemburg zu gestatten), wenn Preußen dafür etwa bereit gewesen wäre, auf Einfluss im Süden zu verzichten, vielleicht Siegmaringenn und Hechingenn zu verkaufen oder gegen adere Territorien zu tauschen und sich bereit erklärt hätte Österreich in den Zollverein rein zu lassen und Habsburgs italienische Provinzen in den Deutschen Bund mit aufzunehmen und Österreich Bundesschutz dafür zu garantieren?

Berlin wäre für eine Teilung der Macht in Deutschland wohl zu haben gewesen. Sigmaringen ist speziell. Nur, Franz-Joseph wollte in Deutschland aus seine alleinige Vormachtstellung, es wäre angeblich der Anfang vom Ende der Macht der Habsburger, die Nationalitäten in Österreich hätten auf "dumme" Gedanken kommen können.

Ein so weitreichendes Arrangement ist schlicht nie versucht worden, hätte aber für beide Seiten vorteilhaft sein können, zumal Österreich 1859 ja mächtig unter Druck stand.
Deswegen ist das Verhalten Wiens umso weniger begreiflich.


1864 hinderte der Umstand, dass der Deutsche Bund kein Angriffsbündnis war die beiden Vormächte nicht zusammen Dänemark anzugreifen.
Das ging durchaus, wenn man das wollte.

Sowohl Wien und Berlin waren nicht nur Mitglieder des Deutschen Bundes, sondern auch und in erster Linie europäische Großmächte. Als solche waren sie, im Gegensatz zum Deutschen Bund, Signatarmächte der Londoner Protokolle. Beide setzten sich für die Beachtung des Völkerrechts, welches Kopenhagen durch seine neuer Verfassung gebrochen hatte, ein.

Es hätte wie angesprochen versuchen können auf eine Mobilisierung des Bundesheeres hinzuarbeiten um Österreich und Frankreich zur Rückkehr zum Status Quo ante zu zwingen.
Das hätte Österreich möglicherweise die Lombardei gerettet und Anstoß für ein Arrangement sein können, Preußen in den Schutz österreichs italienischer Interessen einzubinden im Gegenzug für mehr preußische Macht im Norden.

Auch das hätte durchaus preußische Interessen bedienen können, aber ohne den Bund als Ganzes zu schwächen.

Dann wäre es klug gewesen, wenn Österreich vor der der Kriegserklärung Berlin mit ins Boot geholt hätte. Natürlich hätte Wien ein entsprechend lukratives Angebot präsentierten müssen, das Preußen motiviert hätte, sich ggf. für österreichische Interessen in Oberitalien am Rhein zu schlagen.
 
@Turgot hatte ein preußisches Eingreiffen zu Gunsten Österreichs für abwegig erklärt, weil Österreichs Krieg gegen Sardinien-Piemot nicht von der Bundesakte gedeckt war, da kein Verteidigungskrieg.
Mit anderen Worten, er erklärt ein Zusammengehen mit Österreich außerhalb bestehender Bündnisverpflichtungen für abwegig.

Und darüber hinaus, das Preußen überhaupt gar kein Interesse für österreichische Besitzungen in Italien haben konnte. Warum auch?

Hier ein Zitat von mir:
Sowohl Wien und Berlin waren nicht nur Mitglieder des Deutschen Bundes, sondern auch und in erster Linie europäische Großmächte. Als solche waren sie, im Gegensatz zum Deutschen Bund, Signatarmächte der Londoner Protokolle. Beide setzten sich für die Beachtung des Völkerrechts, welches Kopenhagen durch seine neuer Verfassung gebrochen hatte, ein.

Österreich hätte sich erstens nicht provozieren lassen dürfen., Zweitens sich vor dem Krieg entsprechende Unterstützung, vor allem in Berlin, sichern müssen. Drittens einfach nur Hilfe verlangen ohne etwas zu geben, das ist reichlich naiv. So funktionierte das Konzert der Mächte nicht.

@Turgot beklagt, dass Wien auf die preußischen vorschläge für eine Reform des Bundes nicht einging, aber diese Vorschläge liefen darauf hinaus Preußen Parität zuzugestehen und es damit in allen deutschen Fragen zur Veto-macht zu machen.
Das Wien das nicht wollte und da lieber die Lombardei abtrat, als in Deutschland preußische Dauerobstruktion zu ermöglichen und überhaupt nichts mehr durchsetzen zu können, ist schon verständlich.

Nö, gar nicht. Österreich stand das Wasser bis zum Hals. Es hätte nahegelegen, die Macht in Deutschland zu teilen, um die wirtschaftlich interessante Provinz der Lombardei zu retten. Gerade Wien hatte es bei seinen chronisch knappen Finanzen dringend nötig.
Österreich hatte den Deutschen Bund schon die ganzen Jahre mit Hilfe der Mittelstaaten dominiert. Das ging lächerlicherweise so weit, das nur der österreichische Gesandte im Präsidium rauchen durfte. Durch solche Kinkerlitzchen wurde klar gemacht, wer "Chef" ist. Das fand ein Ende, als Bismarck preußischer Gesandter am Bundestage wurde.
 
Wie Franz-Joseph und sein Außenminister Rechberg tickten, zeigt diese Episode:

Unmittelbar nach Villafranca hat Franz Joseph einen Armeebefehl folgenden Inhalts unterzeichnet, in dem er erklärte, Österreich habe in seinem Kampf für die Heiligkeit der Verträge auf seine natürlichen Bundesgenossen gezählt und weiche den ungünstigen politischen Verhältnissen, da diese Bundesgenossen sich versagten.
Diese offene Anklage, es ist ja wohl klar wer gemeint war, wurde noch verstärkt durch as Larenburger Manifest, das am 15.Juli abermals die ältesten und natürlichsten Bundesgenossen mit der Schuld an den opferbereiten Kriegsabschluß belaste und die Überzeugung ausbrach, das durch direkte Verständigung mit dem Kaiser der Franzosen minder ungünstige Bedingungen erlangt werden konnten als durch die Vermittlungsvorschläge, die zwischen den drei neutralen Großmächten vereinbart worden waren.
Als der Prinzregent Wilhelm Fans Joseph auf das unglückliche Ultimatum , die preußische Mobilmachung und den Vormarsch in Richtung Rhein hinwiese, fiel Franz Joseph nichts besseres ein, als zu behaupten. Preußen habe das Recht im Stich gelassen und die Fundamente des deutschen Bundesverhältnisses in Frage gestellt.

Franz Joseph und Rechberg vertraten die Ansicht, das sie nicht für österreichische Territorien in de Krieg gezogen seien, sondern auch für das monarchische Prinzip und die Rechtsordnung Europas und das Österreichs Machtinteresse sich mit dem deutschen Volkswille decke.

Das war schon ziemlich happig, was Franz Joseph da vom Stapel gelassen hatte und zeugt von einer verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Der Prinzregent Wilhelm hatte von dem Krieg abgeraten. Außerdem hatte Wilhelm Österreich ja zumindest mittelbar geholfen, eben durch die Mobilmachung und die Bewegung der Truppen in Richtung Rhein. Wilhelm befürchtete das Österreich in Villafranca nur die "Perfidie" gegen Preußen im Auge gehabt habe, im nächsten Kriege dann gemeinsame Sache mit Napoleon III. gegen Preußen zu machen.

Das Motiv für die Heeresreform wird doch sehr deutlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben