Brandbestattung der Römer

Ich kann mich dran erinnern, dass wir das Thema Bestattung in der 10 in Latein hatten... Mann is auch schon wieder 2 Jahre her :O
Zeit rennt...
*Buch rauskram und nachschlag*
Dank meiner Lateinlehrerin und der Regel, alle Sachtexte in ein eigenes Buch schreiben zu lassen, kann nun ich das verstaubte Etwas hervorholen :D

Also erstmal stimme ich dir auf jeden fall zu Quijote, was das gelesen werden von Grabmälern angeht. (Ich erinner mich noch gut daran, als wir einige davon übersetzen mussten - fürchterlich. Wir haben meist den falschen Sinn herausbekommen und unsere Lehrerin hat regelmäßig nen Anfall bekommen, aber das ist Ot.)

Die "normale" Erdbestattung:
Ich kann leider keine genauen Daten nennen, aber es war eine Zeitlang üblich, die Toten außerhalb der Stadt neben der Via Appia zu bestatten, d.h. arme Leute wurden in einer Holzkiste beigesetzt und die reicheren heuerten ein Bestattungsunternehmen (lat. libitinarius) an, die den Leichnam salbten und bis zu sieben Tage im Haus aufbewahrten. Dort wurden dem Verstorbenen dann Blumenkränze umgelegt und Fackeln im Raum aufgestellt und Totenwache gehalten. (Die sieben Tage)
Nach griechischer Sitte wurden oftmals Münzen auf Augen und unter die Zunge gelegt. (--> Bezahlung für den Fährmann)
In den oberen Schichten war es üblich, dass der Leichenzug (lat. pompa funebris) von einem Herold angekündigt wurde.
Er bestand aus Musikern, Klageweibern (lat. praeficae), die Loblieder auf den Toten sangen, [ab und zu gab es gemietete Trauernde, die nur so taten als ob], Tänzer und Schauspieler ahmten den Toten nach um ihn in Erinnerung zu rufen [...]
Es folgen etliche Zwischenwagen wie Wachsfiguren der Ahnen des Verstorbenen und weiteren Standartenträger, die Schilder seines Namens und Loblieder auf ihn trugen, ehe der eigentliche Leichenwagen folgte.
Er bestand aus einer prachtvoll geschmückten Bahre, die von Familienmitgliedern getragen wurde und hinter der die engste Familie in Trauerkleidung. Die Frau und Tochter trugen das Haar offen, dieTrauergäste liefen hinter ihnen.
Der Leichenzug an sich führte zum Forum, wo (von einem engen Verwandetn) eine Trauerrede (lat. laudatio funebris) gehalten wurde.
Nach der Rede führte der Leichenzug außerhalb der Stadt zu dem Bestattungsort, wo der Tote beigesetzt wurde.

Die Familien, die es sich leisten konnten, haben für ihre Verstorbenen Familienmitgileder Grabmäler errichten lassen oder einfach Inschriften in einen Stein meißeln lassen, in denen meist darum gebeten wurde, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und dem Toten zu Gedenken.
Damit auch viele dieser Bitte nachkommen konnten, standen die Steine/ Grabmäler am Straßenrand. Sie waren dementsprechend begehrt.
(Ich weiß nicht ob der Körper direkt unter den Grabmälern lag oder an einer anderen Stelle.)

Es ist unstreitig, dass die Römer in der frühen Kaiserzeit vorwiegend Brandbestattungen durchführten. Mich interessiert, wieso. Waren das rituelle Gründe oder eher pragmatisch-hygienische Gründe? Weiß man da genaueres? Gibt es Quellen, die das eine oder das andere berichten?

Eigentlich ist es ganz simpel. Seit dem zweiten Jahrhundert nach Christus nahm die Zahl der Bestattungen zu. (--> zeigt sich deutllich an der Massenproduktion von Relief-Sarkophagen)
Wobei mich persönlich mal interessiert ob die Sterberate plötzlich hochgeschossen ist oder ob es seitdem einfach nur mehr Kriege, ergo mehr Tote gegeben hat.

Die "normale" Bestattung wurde dann durch die Scheiterhaufen ersetzt.
(wahrscheinlich Kostengünstiger und vor allem Platzsparender. Denn wohin mit tausenden von Körpern? )
[ICh könnt hier das Prozedere der Brandbestattung zum besten geben, aber ich denke nicht, dass es unbedingt notwendig ist, oder? Wenn es bedarf gibt, meldet euch (Okay erwischt, keine Lust mehr zu tippen ich gebs ja zu :winke:)]

Quelle: leider unbekannt. Arbeitsblätter meiner Lateinlehrerin. Ich frag sie nochmal wo sie die her hat ;)

Ich hoffe ich konnte deine Frage annähernd beantworten, Quijote?

Narhara
 
Eigentlich ist es ganz simpel. Seit dem zweiten Jahrhundert nach Christus nahm die Zahl der Bestattungen zu. (--> zeigt sich deutllich an der Massenproduktion von Relief-Sarkophagen)
Wobei mich persönlich mal interessiert ob die Sterberate plötzlich hochgeschossen ist oder ob es seitdem einfach nur mehr Kriege, ergo mehr Tote gegeben hat.

Die "normale" Bestattung wurde dann durch die Scheiterhaufen ersetzt.
(wahrscheinlich Kostengünstiger und vor allem Platzsparender. Denn wohin mit tausenden von Körpern? )

Umgekehrt wird ein Schuh draus und so erklärt sich, warum die Produktion von Sarkophagen ansteigt:
Die normale Bestattung war zunächst die Brandbestattung, die Mode der Körperbestattung mit Sarkophag anstelle der Urne kommt mit der allmählichen Christianisierung auf (Auferstehung des Leibes). Was natürlich nicht heißt, dass damit alle Körperbestattungen auch einen christlichen Hintergund hätten.
 
Huh?
Aber vor der Brandbestattung war es üblich den Körper aus der Stadt an die Via Appia zu bringen und dort zu beerdigen. Oder ich hab was falsches im Ohr... (oder hab ich was verpasst oO?)
Ich glaub ich muss mal in unserem Lehrbuch nachschlagen, was sie dazu sagen... :S
 
Kann es sein, dass dich die Größe einiger Grabmale bei dem Umstand, dass die ollen Römer zunächst Brandbestattung betrieben, irritiert? Die Größe des Grabmals - Prestige!!! - hat wenig mit dem Volumen der sterblichen Überreste des Bestatteten zu tun.
 
Kann sein...
Aber die Grabmäler (nicht Monumente) die ich meine sowas zum Beispiel sind nicht so erschlagend sondern nicht viel größer als Lebensgroß.
Auf welche Grabmäler wolltest du hinaus?
Sowas wie das Augustus-Mausoleum meinte ich nicht...


Ich hab mal in meinem alten und verstaubten Lateinbuch nachgeschlagen, und dort habe ich folgendes gefunden:
Über die Männer der reicheren Schichten
[...] Mitglieder der Familie hielten Totenwache. Zum Schluss wurde der Tote nach einem Feierlichen Leichenzug außerhalb bestattet.
Bei den ärmeren Bürern sah das ganze allerdins anders aus:
[...] Um nicht in einem Massengrab bestattet zu werden, entstanden zahlreiche Begräbnisvereine: Die Mitglieder zahlten monatlich einen festen Betrag ein; dafür wurden ihnen eine angemessene Feier und ein Einzelplatz in einem Gemeinschaftsgrab zugesichert.
Quelle:
ARCUS I; Jürgen Brandes, Dieter Gaul, Jürgen Steinhilber; ISBN 3-425-06865-2; Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main;
Kapitel IX, Seite 43

Das Massengrab ist, wenn ich mich recht erinnere, eine Gube gewesen, in der die Leichnahme "entsorgt" wurden und nur eine dünne Erdschicht auf die Körper gegeben wurde. Dementsprechend penetrant roch es dort wohl auch, was erklärt warum es weiter von der Stadt entfernt lag als die "normalen" Gräber.
 
Kann sein...
Aber die Grabmäler (nicht Monumente) die ich meine sowas zum Beispiel sind nicht so erschlagend sondern nicht viel größer als Lebensgroß.
Auf welche Grabmäler wolltest du hinaus?
Sowas wie das Augustus-Mausoleum meinte ich nicht...

Siehe hier: http://www.geschichtsforum.de/368689-post11.html
Es muss nicht gleich ein Augustus- oder Hadriansmausoleum sein. Aber wer es sich leisten konnte, der sorgte dafür, dass sein Name in Erinnerung blieb und baute eine Igeler Säule, eine Cestiuspyramide oder anderes. Selbst Handwerker ließen sich - wenn sie über das notwendige Kleingeld verfügten - große gestaltete Grabmale bauen. Diese bilden für uns heute z.T. eine wichtige Quelle für das römische Alltagsleben.
 
Ah, okay, das wusste ich noch nicht.
Kann natürlich sein, dass sich da was falsch in meinem Kopf festgesetzt hat, da es ja schon recht lange her war, dass wir das Thema bearbeitet haben...
Mit den wichtigen Quellen weiß ich ja, das hat uns damals auch einiges an Wissen gebracht, dass wir Grabinschriften übersetzen mussten.

Aber was anderes:
Wurden in den Katakomben zu Rom ganze Körper oder nur die Asche der Verstorbenen bestattet? Ich hab da mal was zu gelesen oder gehört, aber ich weiß nicht mehr genau was...
Aber sicher weiß ich das sich zu Anfang des Christentums die Christen dort getroffen haben und Gott gehuldigt haben...
 
Die Katakomben sind Körpergräber. Aber hier fällt eben auch ein wichtiger Aspekt der römischen Bestattungssitten weg: zwar haben die Katakomben z.T. den Aufbau unterirdischer Städte, aber hier wird der Verstorbene aus er Öffentlichkeit herausgeholt. Bei der römischen Sitte war es ja so, dass das Leben des Verstorbenen möglichst offen gemacht wurde (natürlich im Sinne des Verstorbenen), um an ihn zu erinnern. Tot war man eigentlich erst, wenn sich niemand mehr an einen erinnern konnte. Dem sollte mit aufwändigen und an prominenter Stelle sich befindenden Grabmalen abgeholfen werden. Mit dem christlichen Wiederauferstehungsglauben war diese Sitte obsolet geworden.
Aber wir sollten uns wieder dem Thema Brandbestattung zuwenden. Hatte sie mehr als nur pragmatische oder auch streng und unverzichtbar rituelle Gründe? Wenn ich Cicero richtig übersetzt habe, dann nicht.
 
Danke für die Information ;)

Mit dem was ich so gelesen/ gehört und selber recherchiert habe, denke ich eher nicht, dass es rituelle Gründe hatte. Der Glaube der Römer wurde ja von vielen anderen Völkerglauben beeinflusst. Wurde ein Land der Nordstämme im Norden erobert, kannte man in Rom plötzlich etliche neue Götter. (wie wir alle wissen)

Rituelle Gründe wären demzufolge darauf zurückzuführen, dass es nur einzelne Menschen mit einem speziellen Glauben an eine bestimmte Gottheit oder Göttergruppe von dieser Art der Bestattung Gebrauch gemacht hätten.
Haben sie aber anscheinend nicht.
Da die Brandbestattung quer durch alle Volksschichten und Häuser vollzogen ist, ist sie nicht Götterspezifisch bzw. an einen bestimmten Glauben angelehnt.

Daraus folgt meines Erachtens ein klares nein.
(kann durchaus sein, dass ich "rituell" falsch interpretiere, aber ich lasse mich gerne Belehren)
 
Bei der römischen Sitte war es ja so, dass das Leben des Verstorbenen möglichst offen gemacht wurde (natürlich im Sinne des Verstorbenen), um an ihn zu erinnern. Tot war man eigentlich erst, wenn sich niemand mehr an einen erinnern konnte.

Ist das der Grund warum der Senat bei einigen Kaisern, die verstorben waren, die Namen aus den Listen und Denkmälern tilgen lies, um ihn wirklich dem vergessen ausliefert? Ein interessanter Gedanke.

Apvar
 
Ist das der Grund warum der Senat bei einigen Kaisern, die verstorben waren, die Namen aus den Listen und Denkmälern tilgen lies, um ihn wirklich dem vergessen ausliefert? Ein interessanter Gedanke.

Dieses Phänomen hat einen Namen: Damnatio Memoriae, 'Verdammung des Andenkens'.
 
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