Du meinst also, Plutarch habe sehr wohl Caesar benutzt und sei einfach zu blöd gewesen, um "Vercingetorix" zu lesen und vernünftig ins Griechische zu transkribieren (wie es andere griechischsprachige Autoren sehr wohl schafften), weshalb er "Vergentorix" daraus gemacht habe?
Ich meine überhaupt nichts. Ich weiß ja nicht, wie oft der Name Vergentorix vorkommt. Wenn der einmal vorkommt, dann kann man darauf keine Argumentation aufbauen, wenn der 20x vorkommt, dann schon. Und ich weiß auch nicht, wie viele Textzeugen von Plutarch überliefert sind, wie viele davon den entsprechenden Textteil beinhalten und ob es ein Stemma der Textzeugen gibt, also ob da Traditionslinien unterschieden werden, aus denen der Archetypus rekonstruiert werden kann, um möglichst nahe an das plutarch’sche Original zu kommen.
Aber selbst dann würde ich niemals jemanden für doof halten, weil er einen einmal falsch wahrgenommenen
fremden Namen kontinuierlich falsch wiedergibt. Das wäre im Ggt. sogar konsequent.
In der
Historia Roderici (HR) beispielsweise werden Namen von arabischen Personen in teils sehr variierenden Schreibweisen wiedergegeben. Da wird aus einem
المؤتمن (al-Muʾtaman) mal ein Almutamen, mal ein Almuctaman, mal auch auf -m (Schreibweisen müssen nicht zu 100 % stimmen, ich hab den Text auf einer alten Festplatte gespeichert). Das
ء (Hamza) über dem
و signalisiert den Glottisschlag, insofern ist das eingebaute [k] (Almuktaman/m) sogar einigermaßen nachvollziehbar. Deshalb hat der Verfasser der HR aber seine Infos nicht aus verschiedenen Quellen bezogen. Er hatte einfach das Problem, dass er eine im Arabischen normale, im Lateinischen aber nicht adäquat wiederzugebende Lautfolge nicht korrekt zu reproduzieren wusste.
Dasselbe passierte mit
المعتمد (al-Mu‘tamid), der mal als Almotamid, mal als Almoctamit mal als Almoatamid fixiert wird. Hier ist es das ‘ayn (ع), ein kehlig gequetschter Konsonant (ein stimmhaft-pharyngaler Reibelaut) der von uns Europäern oft als [a] gehört wird, auch der wird in der HR tw. als [k] wiedergegeben.
Ich halte den Verfasser der HR für einen ungeübten Schreiber, der sich wahrscheinlich beim Schreiben langsam vorsprach, denn er schreibt mehrfach
columpnas (
columnas). Wenn man
columnas in Schreibgeschwindigkeit vor sich hin flüstert, dann hört man tatsächlich beim Öffnen der Lippen vom [m] zum [n] einen angedeuteten bilabialen Plosiv [p], was die Schreibung
columpnas nur konsequent erscheinen lässt. Aber das ändert ja nichts daran, dass er denselben Namen in phonetisch ganz unterschiedlichen Weisen schreibt.